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#8 ist eigentlich auch schon klar. ;)
Hier jetzt der zweite Teil meiner Eindrücke. Bis Freitag bin ich leider so beschäftigt, dass ich sie schon heute poste.
Track 09
Hier weiß mich insbesondere die Rhythmusgruppe zu begeistern, auch wenn der Saxophonist einen wirklich tollen Ton hat und der Pianist (der auch gleichzeitig der Leader ist?) so eine schwebende Spannung aufrecht hält. Mich erinnert das etwas an die Aufnahmen, die ich von Andrew Hill kenne, auch dieses seltsam hüpfende Thema. Ganz großartig, welche Ruhe und Selbstsicherheit dieser stoisch stolpernde Bass ausstrahlt. Je öfter ich das Stück höre, umso besser gefällt es mir. Toller Track!
Track 10
Ah, und das hier lässt mich gleich vor Freude aufspringen, ohne dass ich es kennen würde. Der verzögernde Bass, das so dringlich repetitive Saxophon und die seltsam rollenden Drums; klasse!
Bass und Schlagzeuger scheinen sich gut zu kennen. Und so energisch, wie hier die Becken bearbeitet werden, könnten das eventuell Noble und Edwards sein? Der Saxophonist kommt mir auch so wahnsinnig bekannt vor. Eventuell Joe McPhee? Die Spontaneität, das Festbeißen an bestimmten Motiven und die nur sukzessive Weiterentwicklung, das gefällt mir unglaublich gut. Wie ein Gemälde, in das man sich vertiefen kann und in dem man erst nach und nach die wunderbaren Details entdeckt. Großes Highlight.
Beim dritten Hören würde ich dann doch nochmal den Namen The Thing in den Raum werfen wollen, insbesondere das Schlagzeug ist vielleicht doch nicht Noble (dafür fehlen diese teils irrwitzigen permissiven Einwürfe) sondern eher Pal Nilsson-Love. (Und dann wäre das Mats Gustafsson am Saxophon, ist ja auch so ein Beißer).
Ich bin jedenfalls sehr gespannt auf die Auflösung.
Track 11
Nach dem wilden Ritt wird es jetzt aber gefühlig. Da muss ich mich erstmal wieder hinsetzen. ;)
Hier gefallen mir die Simplizität und die Wiederholungen jedenfalls weniger gut.
Der Pianist evoziert hier so verträumte Stimmungen mit viel Raumklang, das ist nicht so meins.
Track 12
Das Stück besticht für mich durch seine luftige Grundhaltung, dieses leicht verwitterte in Stimme und Ton, die Souveränität und den Spaß. Entwickelt auch ohne Drummer einen tollen Groove.
Track 13
Schon wieder so ein Wahnsinnstrack. Ich kann am Anfang immer nur ganz ungläubig auf die Gitarre hören. Was für ein geiler Klang, sehr rudimentär und ungeschminkt. Mit Jazzgitarre kenne ich mich gar nicht aus, daher erinnert mich das eher an afrikanische Gitarristen aus den Rockcombos der späten 60er und frühen 70er Jahre, wie ich sie von diversen Analog Africa Veröffentlichungen kenne. Auch das Solo scheint ja eher aus so einer Rockecke zu kommen. Der Saxophonist klingt souverän, die Orgel gefällt mir auch sehr, obwohl das Solo nicht so wahnsinnig inspiriert ist.
Track 14
Hier dagegen ist das Orgelsolo definitiv der Höhepunkt des Tracks und eine schöne Überraschung. Die Streicher hätte es für mich nicht gebraucht, Bass und Schlagzeug geben dem hübschen Stück noch einen etwas ungewöhnlichen groovy Spin.
Track 15
Da hat jemand aber viel Syl Johnson gehört. ;)
Allerdings mit eher britisch-psychedelischen Melodie Einsprengseln.
Track 16
Und fast am Ende wartest Du dann nochmal mit so einem Hammerstück auf. Das musste ich jetzt erstmal dreimal am Stück hören. Wahnsinn wie die drei hier aus dem freien Spiel in bekannte (?) Poptunes (??) hinein und wieder hinaus gleiten. Wer macht denn sowas?
Spontan musste ich an Ken Vandermark denken (Wanderpark schlägt Autokorrektur mir gerade vor; auch schön), der da ja keine Berührungsängste hat, eventuell das DKV Trio, aber der Ton passt nicht wirklich. Irgendwie klingt das für mich eher europäisch, vielleicht britisch oder skandinavisch? Der Drummer/Percussionist spielt sehr dienlich und leicht, auch der Saxophonist hat einen festen, aber schlanken Ton. Das ist sehr unprätentiös und mit viel Freude dargebracht.
Track 17
Schöner Ausklang mit einer dieser Stimmen, die bei mir immer einen Kloß im Hals verursachen.
Vielen lieben Dank für diesen Blindfoldtest, vorgarten! Eine sehr spannende Mischung mit vielen großartigen Stücken.
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so little is fun