Thelonious Monk

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  • #5198579  | PERMALINK

    friedrich

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    gypsy tail windStimmt, da gibt’s Liner Notes (ich hab das Lockjaw-Set aus der Reihe, ordentliche Auswahl und Notes). Ansonsten würd ich eher gleich zur italienische Box mit den kompletten Riverside Alben raten, kostet auch nicht viel mehr – enthält aber gar keine Notes, soweit ich weiss.

    Kommentar zum Track hab ich ja abgegeben, oder nicht? Hattest Du nochmal nachgehakt?

    Habe ich vielleicht überlesen, Deinen Kommentar. Ich schaue noch mal nach.

    Ich habe früher sehr viel Monk gehört und kenne und habe daher einiges von ihm. Ein kleines Problem bei seinem Werk ist meines Erachtens, dass es im Laufe der Jahre eine gewisse Redundanz aufzuweisen begann. Er hat ja nur gut 70 Stücke geschrieben, die er immer-und-immer-wieder aufgenommen hat. Die sind fast alle höchst originell, ja einzigartig, genau wie sein Stil am Klavier. Bloß: Es ist irgendwann einfach nichts anderes oder neues mehr dazugekommen. Der Mann drehte sich um sich selbst. Gerade das macht ja auch einen Teil des Reizes seiner Musik aus. Ich persönlich kann daher aber bei Monk auf diese „Complete“-Boxen verzichten. Bestimmt tolle Musik, aber bei der x-ten Aufnahme von – meinetwegen – Epistrophy setzt bei mir ein gewisses Sättigungsgefühl ein.

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    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
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    #5198581  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Darum schrieb ich ja den kleinen Kommentar zu den Blue Note-Aufnahmen.
    Für mich sind Blue Note, Prestige, Riverside (mit einigen Ausnahmen: Ellington, The Unique, San Francisco/Blackhawk, Italy/France, wobei die alle auch gut bis sehr gut sind), die eine Vogue-Scheibe, die Carnegie Hall mit Coltrane sowie die ersten beiden Columbias (Monk’s Dream und Criss Cross) der „essentielle“ Monk. Wenn ich aber etwas daraus wählen müsste wären’s klar die Blue Note-Aufnahmen.

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #152: Enja Records 1971-1973 – 14.05., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #5198583  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Hab gestern die ersten beiden Stunden der Monk-Nacht gehört… René Urtreger kam zu Wort (und hat glaub ich auch gespielt? ging mir zu schnell und ich war zu müde). Muss das ganze in Ruhe nachhören – bei Interesse PN:-)

    Der Interviewpartner der Sendung ist Yves Buin, der eine Monk-Biographie verfasst hat (kenne ich nicht, hab auch jene von Kelley erst auszugsweise gelesen und ich glaub bis auf weiteres ist die als das Standardwerk zu Monk zu betrachten).
    Neben Urtreger kommen anscheinend später in der Sendung auch noch Franck Amsallem, Laurent Coq, Alain Jean-Marie, Stephan Oliva, François Tusques und Bojan Zulfikarpasic zu Wort. Die erten beiden kenn ich kaum, was die anderen (besonders Jean-Marie, Oliva un Tusques) zu sagen haben, nimmt mich wunder… ich weiss jedenfalls, was ich heute hören werde!

    Monk-Song des Tages: „Smoke Gets in Your Eyes“ (Solo, Paris 1954 – von hier)

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #152: Enja Records 1971-1973 – 14.05., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #5198585  | PERMALINK

    friedrich

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    gypsy tail windAnsonsten, Monk-Einstieg… vielleicht Solo? Mit dem San Francisco-Album?
    Oder im Quartett mit Coltrane (Carnegie Hall) oder Griffin (Misterioso/In Action). Oder im Trio (Ellington/Unique). Oder durchaus auch mit einem der späteren Alben (Criss Cross/Monk’s Dream/Straight No Chaser). Oder mit den grossartigen Blue Note-Aufnahmen, mit denen ja eigentlich schon fast alles gesagt ist.

    Schwer zu sagen, hängt wohl sehr davon ab, woher man kommt.

    Ein kleines Gedankenspiel:

    Viele Wege führen zu Thelonious Monk. Würde man mich auffordern einem Neuling einen einfachen Weg zu Monks Musik zu weisen, bei dem der Fahrpreis auf dem digitalen Flohmarkt nicht mehr als € 25 beträgt, böte ich folgende 3 Möglichkeiten an:

    MÖGLICHKEIT NR. 1

    Höre dir diese 3 Kompilationen an.

    THE BEST OF THE BLUE NOTE YEARS

    http://www.allmusic.com/album/the-best-of-the-blue-note-years-r144139

    16 Aufnahmen aus den Jahren 1947-48 und 51-52 für Blue Note, seine ersten als Leader überhaupt. Musikalisch wohl das prägnanteste, gleichzeitig auch sperrigste was er gemacht hat. Nicht unbedingt leicht zugänglich – wozu auch der gewöhnungsbedürftige Schelllacksound beiträgt – aber unverzichtbar. Es wurde hier ja schon gesagt: Mit diesen Aufnahmen hat Monk eigentlich schon alles gesagt. Nicht nur sein Stil ist schon voll ausgeprägt, auch hat er einen großen Teil seiner Kompositionen bereits geschrieben, darunter die Klassiker ROUND MIDNIGHT, MISTERIOSO, WELL, YOU NEEDN’T und STRAIGHT NO CHASER. Was er von da an tut, ist Variation und Ausschmückung. Essentielle Musik des 20. Jahrhunderts.

    THELONIOUS MONK 85th BIRTHDAY CELEBRATION

    http://www.amazon.de/Birthday-Celebration-85th-Thelonious-Monk/dp/B00006JYD0

    Eine scheinbar „billige“, aber tatsächlich sehr gut gemachte und sehr umfangreiche Zusammenstellung mit 36 Stücken aus Monks fruchtbarster Periode von Anfang der 50er bis Anfang der 60er (plus zwei obskure Aufnahmen als Sideman von 1941 bzw. 44), in der er vor allem für Prestige und Riverside aufnahm. Thelonious Monk in voller Blüte in verschiedenen Settings von Solo-Piano bis Tentett mir verschiedenen Sidemen von Sonny Rollins über John Coltrane und Coleman Hawkins bis zu seinem langjährigen Partner Charlie Rouse.

    THE ESSENTIAL THELONIOUS MONK

    http://www.allmusic.com/album/the-essential-thelonious-monk-2003-r635326/review

    11 Aufnahmen von 1962 – 1968 aus Monks Zeit bei Columbia. Wohl typisch für diese Periode: enthält kein einziges Stück, das er nicht schon vorher für andere Labels aufgenommen hat, aber in der Regel in gut gereiften Versionen auf höchstem Niveau.

    MÖGLICHKEIT NR. 2: Höre dir diese 3 Alben aus verschieden Phasen an.

    GENIUS OF MODERN MUSIC, VOL. 1

    http://www.allmusic.com/album/genius-of-modern-music-vol-1-2001-bonus-tracks-r144149

    Es gibt von der Zeitschrift WIRE eine Liste mit „100 Records That Set The World On Fire (while no one was listening)“, die stilübergreifend Platten aufzählt, die zumindest zum Zeitpunkt ihrer Aufnahme oder Veröffentlichung als Obskuritäten galten und dadurch keiner größeren Öffentlichkeit bekannt wurden, aber künstlerisch bahnbrechend oder zumindest herausragend waren. GENIUS OF MODERN MUSIC, VOL. 1 wird darin nicht erwähnt, sollte es aber. Dies sind die allerersten Aufnahmen, die Thelonious Monk 1947 als Leader gemacht hat, absolut originell, unverdünnt und kompromisslos – und zum Veröffentlichungszeitpunkt leider so gut wie unverkäuflich. Heute gelten sie als der Heilige Gral von Thelonious Monks Musik. Streng genommen ist dies eine Kompilation, denn 1947 gab es noch keine LPs, aber da alle Aufnahmen von nur 2 Sessions Ende 1947 stammen, kann man hier auch mal Fünfe gerade sein lassen.

    BRILLANT CORNERS

    http://www.allmusic.com/album/brilliant-corners-r144141

    Weder Blue Note noch Prestige war es gelungen Monk am Markt zu platzieren. Erst Thelonious Monks drittes Album für Riverside von 1957 – also 10 Jahre nach seinem Debut als Leader und im Alter von schon 40 Jahren! – brachte den Durchbruch bei Kritik und Publikum. Drei neue Kompositionen, ein bewährter Monk Klassiker und ein Standard als Piano-Solo, hier endlich mal sorgfältig produziert, was bei seinen Aufnahmen für Prestige leider nicht immer der Fall war. BRILLANT CORNERS ist eine Quintett-Aufnahme mit u.a. Sonny Rollins und Max Roach, die damals schon alte Weggefährten von Monk waren.

    CRISS-CROSS

    http://www.allmusic.com/album/criss-cross-r144147

    Thelonious Monks zweites Album für Columbia von 1963, die das ernteten, was Blue Note, Prestige und Riverside gesät und jahrelang gepäppelt hatten. Aber so ist das business wohl. Thelonious Monk, absolut souverän, mit seinem perfekt eingespielten Quartett, sauber produziert von Teo Macero. Sein erstes Album für Columbia, MONK’S DREAM, das in der gleichen Besetzung und teilweise während der gleichen Sessions aufgenommen wurde, ist praktisch gleichwertig. Ich bevorzuge CRISS CROSS wegen des zupackenden Titelstücks und dem anrührenden CREPUSCULE WTH NELLIE. Der größte Vorteil dieser beiden Alben, deren gereifte Perfektion, wird im weiteren Verlauf von Monks Zusammenarbeit mit Columbia aber auch gleichzeitig zum Nachteil: Eigentlich hört man hier nichts mehr, was man nicht schon von den Blue Note, Prestige und Riverside-Aufnahmen kennt. Thelonious Monk führt sein Können hier zwar auf höchstem Niveau vor und das ist daher absolut hörenswert. Von da an begann er sich aber mehr und mehr zu wiederholen.

    MÖGLICHKEIT NR. 3: Höre dir Thelonious Monk in diesen drei Besetzungen an.

    ALONE IN SAN FRANCISCO

    http://www.allmusic.com/album/thelonious-alone-in-san-francisco-r144132

    Es gibt nur eine handvoll Solo-Aufnahmen von Monk. Diese von 1959 ist die dritte nach einer etwas obskuren französischen Aufnahme von 54 (die ich zugegeben nicht kenne) und einer Platte von 1957, auf der er aber ausschließlich Standards spielt. Auf SAN FRANCISCO arbeitet Monk sich ganz alleine ebenso konzentriert wie gelassen durch 6 Originale und 4 Standards, verzögert oder beschleunigt Tempi nach Belieben, baut hier und da Kunstpausen ein, lässt auch mal paar Töne runterpurzeln, die er später wieder aufhebt schnell nachholt und hört sich so an als spiele er nur für sich selbst.

    BRILLANT CORNERS

    http://www.allmusic.com/album/brilliant-corners-r144141

    Eine Quintett-Aufnahme, die ich oben bereits beschrieben habe.

    THE THELONIOUS MONK ORCHESTRA AT TOWN HALL

    http://www.allmusic.com/album/the-thelonious-monk-orchestra-at-town-hall-r144173

    Wenn es nur ein paar handvoll Solo-Aufnahmen von Monk gibt, so sind Aufnahmen mit größeren Besetzungen noch dünner gesät. Meines Wissens gibt es nur diese Tentett-Aufnahme von 1959 auf Riverside und zwei auf Columbia, eine gute wenn auch etwas routiniert geratene von 1963 und eine weitere mit großem Orchester und Streichern von 1968, die aber jeder wahre Monk-Freund aufgrund ihrer zuckrigen Arrangements von Oliver Nelson naserümpfend links liegen lässt. Die Live-Aufnahme TOWN HALL ist die beste, weil knackigste. Der Arrangeur Hall Overton hat das Monk Quartet geschickt um 6 weitere Bläser verstärkt, die Monk Musik etwas – äh … – aufblasen. Das ist auf MONK’S MOOD sehr stimmungsvoll, auf LITTLE ROOTIE TOOTIE hingegen turbulent. Sollte man gehört haben.

    Wenn das Budget an Zeit und Geld aber sehr beschränkt ist, nur eine gute Stunde und weniger als € 10 zu Verfügung stehen, dann greif doch einfach zu dieser Platte:

    KEN BURNS JAZZ: THELONIOUS MONK

    http://www.allmusic.com/album/ken-burns-jazz-r506132

    Ich kenne die Platte offen gesagt nicht. Scheint aber ein guter Querschnitt durch alle Phasen von Monks Karriere zu sein, mit Solo-Aufnahmen, Combo und mindestens einer Einspielung mit Orchester. Kann man wohl nichts mit falsch machen.

    Und da das Auge bekanntlich mithört, empfehle ich noch die Dokumentation STRAIGHT, NO CHASER von Charlotte Zwerin:

    http://www.youtube.com/watch?v=OyfEddS41nM

    Man kann bei diesen Vorschlägen einzelne Alben durch andere ersetzen, die eine Solo-Platte durch eine andere, BRILLANT CORNERS durch die CARNEGIE HALL Platte mit Coltrane usw. usf., aber das sind Feinheiten, über die sich sicher trefflich diskutieren lässt. Ich glaube, hiemit ist man fürs Erste aber eigentlich ganz gut versorgt.

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    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #5198587  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Die „obskure“ französische Solo-Aufnahme ist seine schönste Solo-Aufnahme und kam im CD-Zeitalter eigentlich ziemlich gut an:

    Lohnt sich unbedingt (und ich glaub ich würd sie auch dem geneigten Einsteiger noch vor „Monk in San Francisco“ vorschlagen).

    Deine verschiedenen Szenarien finde ich interessant, aber ich halte dagegen auch noch die Option hier:
    http://www.amazon.it/All-Monk-Riverside-Albums-Thelonious/dp/B003V1ARGC
    Mag den Einsteiger zwar eher erschlagen, aber in Kombination mit den beiden Blue Notes und „Criss Cross“ (oder „Monk’s Dream“) wäre das auch eine Option (bei der man den Vorteil hat, dass sich keine später überflüssigen Compilations ansammeln).

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    friedrich

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    gypsy tail windDie „obskure“ französische Solo-Aufnahme ist seine schönste Solo-Aufnahme und kam im CD-Zeitalter eigentlich ziemlich gut an. … Lohnt sich unbedingt (und ich glaub ich würd sie auch dem geneigten Einsteiger noch vor „Monk in San Francisco“ vorschlagen)..

    Glaube ich Dir ja sofort. Bloß ist diese Aufnahme immerhin so obskur, dass es mir nicht gelingt, sie als CD im Web zu einem günstigen Preis zu finden. Eigentlich kann ich sie überhaupt nicht finden, außer als Vinyl. Da nützt die wohlmeinendste Empfehlung nichts.

    gypsy tail windDeine verschiedenen Szenarien finde ich interessant, aber ich halte dagegen auch noch die Option hier:
    http://www.amazon.it/All-Monk-Riverside-Albums-Thelonious/dp/B003V1ARGC
    Mag den Einsteiger zwar eher erschlagen, aber in Kombination mit den beiden Blue Notes und „Criss Cross“ (oder „Monk’s Dream“) wäre das auch eine Option (bei der man den Vorteil hat, dass sich keine später überflüssigen Compilations ansammeln).

    Ja, bestimmt tolle Musik. Aber Du sagst es ja selbst, davon wird man erschlagen, gerade als Einsteiger. Ich war mal eine großer Monk-Fan und mag ihn immer noch sehr gerne. Ich hatte auch mal jede Menge Alben von Monk, von denen ich dann aber einige aussortiert und verramscht habe, denn er wiederholt sich sich ja immer-und-immer-wieder und es gibt massenhaft, ja gar nicht mal schlechtes, aber völlig redundantes Zeug von ihm, das man irgendwann wirklich nicht mehr hören kann. Mit ging es jedenfalls so. Heute stehen insgesamt 10 CDs (diese Box enthält 16!) mit seiner Beteiligung (und eine handvoll LPs) bei mir im Regal. Habe ich das Gefühl damit irgendwas wirklich bedeutendes zu verpassen? Eigentlich nicht.

    Aber das hört jeder anders und wer die entsprechende Sammelleidenschaft hat, der kommt an so einer Box natürlich nur schwer vorbei – wobei der Kaufpreis dieser Box mein selbst gesetztes Limit von € 25 für das gesamte Einsteigerpaket schon alleine sprengt.

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    gypsy-tail-wind
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    FriedrichGlaube ich Dir ja sofort. Bloß ist diese Aufnahme immerhin so obskur, dass es mir nicht gelingt, sie als CD im Web zu einem günstigen Preis zu finden. Eigentlich kann ich sie überhaupt nicht finden, außer als Vinyl. Da nützt die wohlmeinendste Empfehlung nichts.

    Schau mal bei der Amazon-Seite des westlichen Nachbarn, da ist sie seit Erscheinen in den 90ern auf CD zu haben!
    Eigentlich eigenartig, dass diese Vogue-CDs in Deutschland nicht weiter verbreitet sind/waren, sie kommen ja immerhin von BMG, als diese noch nicht zu einem der Mega-Konglomerate gehörte.

    FriedrichJa, bestimmt tolle Musik. Aber Du sagst es ja selbst, davon wird man erschlagen, gerade als Einsteiger. Ich war mal eine großer Monk-Fan und mag ihn immer noch sehr gerne. Ich hatte auch mal jede Menge Alben von Monk, von denen ich dann aber einige aussortiert und verramscht habe, denn er wiederholt sich sich ja immer-und-immer-wieder und es gibt massenhaft, ja gar nicht mal schlechtes, aber völlig redundantes Zeug von ihm, das man irgendwann wirklich nicht mehr hören kann. Mit ging es jedenfalls so. Heute stehen insgesamt 10 CDs (diese Box enthält 16!) mit seiner Beteiligung (und eine handvoll LPs) bei mir im Regal. Habe ich das Gefühl damit irgendwas wirklich bedeutendes zu verpassen? Eigentlich nicht.

    Aber das hört jeder anders und wer die entsprechende Sammelleidenschaft hat, der kommt an so einer Box natürlich nur schwer vorbei – wobei der Kaufpreis dieser Box mein selbst gesetztes Limit von € 25 für das gesamte Einsteigerpaket schon alleine sprengt.

    Klar hört das jeder anders und in dem Sinne kann ich es zwar akzeptieren, wenn andere gewisse Sachen redundant finden (es überrascht mich nicht einmal), aber teilen kann ich die Ansicht und nicht und möchte eigentlich fast keins von Monks Alben missen (was Live-Mitschnitte betrifft, so habe ich noch längst nicht alle).

    Was die Redundanz betrifft, ein paar Ausführungen (im nächsten Post, wird lange…)

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    gypsy-tail-wind
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    …ein Abriss von Monk in Kürze:

    Blue Note – In den späten 40ern und frühen 50ern legt Monk mit einigen Sessions den Grundstock seiner ganzen Karriere – alles ist schon da: sein eigenwilliges Piano-Spiel, seine Kompositionen mit ihren besonderen Melodien, die Rhythmik, die in ihnen steckt, die Harmonik und alle drei – Melodie, Rhythmus und Harmonik – prägen die Arbeit der Solisten (ausser jenen, die gänzlich unempfänglich dafür sind, aber von Monk trotzdem mal kurz toleriert wurden… und hier liegt auch die Krux des „covern“ von Monk: es geht eigentlich nicht, Monk ohne Monk zu spielen. Natürlich kann man Balladen oder Blues-Nummern spielen als seien es x-beliebige Standards oder Wegwerf-Blues, aber das hat dann wiederum mit Monk nicht mehr viel zu tun… das fängt ja eigentlich schon mit Miles und „‚Round Midnight“ an!)
    Jedenfalls sind die Blue Note-Aufnahmen klanglich noch nicht immer optimal und die Sidemen teils zumal auf den drei Sessions von 1947 wenig bekannt (es spielt allerdings der frühe und vergessene Bebop-Trompeter Idrees Sulieman auf der ersten Session während Gene Ramey und Art Blakey mit Monk die Rhythmusgruppe bilden, auch auf der zweiten, im Trio entstandenen Session, auf der dritten Session ist neben Blakey der einzig bekannte Mann ein gewisser Edmund Gregory, der später seinen Namen in Sahib Shihab ändern und – zeitweise mit Idrees Sulieman übrigens – lange Zeit in der Big Band von Kenny Clarke & Francy Boland spielen sollte).
    1948 folgen die Aufnahmen mit Milt Jackson (sowie John Simmons und Shadow Wilson). Hier entwickeln beide – Monk & Bags – eine unglaubliche Meisterschaft, Musik, die so nahe an Perfektion herankommt wie nur möglich. Hinter dem Sänger Kenny „Pancho“ Hagood lassen sie ironische musikalische Kommentare hin- und herfliegen… ein echter Ohrenschmaus!
    Blakey, Shihab und Jackson sowie Bassist Al MciKbbon spielen auf der nächsten BN-Session von 1951, auf der u.a. die Original-Version von „Criss Cross“ eingespielt wird (aber Kompositionen zu nenne hat gar keinen Sinn, denn auf den BN-Sessions folgt ein Monk-Klassiker dem anderen).
    Die letzte BN-Session entsteht 1952 im Sextett mit Kenny Dorham, Lou Donaldson, Lucky Thompson, Max Roach sowie Nelson Boyd am Bass. Mit „Carolina Moon“ spielt Monk ein frühes Beispiel modernen Jazz‘ im 3/4 (bzw. 6/8) Takt ein. (Oder ist das ein anderes Stück? Ich bringe die immer durcheinander bei Monk!)
    Editionen auf CD: es gibt eine älte 4CD-Box mit Monks gesammelten BN-Aufnahmen, dabei sind neben den grad erwähnten Sessions auch die beiden Stücke von „Sonny Rollins Vol. 2“ (vom April 1957, Horace Silver spielt auf dem Rest und auf dem einen Stück sind beide zu hören – man denkt bei Silver nicht sofort an Monk, aber wenn man sich das mal vergegenwärtigt, ist doch ein deutlicher Monk-Einfluss zu hören und wie hier Schüler und Meister zusammenspielen ist schön zu hören), sowie auf der vierten CD die einzige taugliche Ausgabe des Tapes, das Naima Coltrane (Tranes erste Frau) gemacht (oder besessen) hat. Coltrane sprang für Johnny Griffin ein, als die Rhythmusgruppe aus Ahmad Abdul-Malik und Roy Haynes bestand und die Band (wie schon im Vorjahr mit Coltrane) ein langes Engagement im New Yorker Five Spot spielte. Die erste CD-Ausgabe, „Thelonious Monk Quartet Live At The Five Spot Discovery!“ lief in einer falschen Geschwindigkeit und gab 1957 sowie Wilbur Ware und Shadow Wilson als Band an – jene Gruppe, die 1957 mit Coltrane bestand und von der inzwischen – auch auf Blue Note – ein unglaubliches Konzert aus der Carnegie Hall erschienen ist: „Thelonious Monk Quartet with John Coltrane at Carneige Hall“.
    Das Dilemma hier ist: die RVG-CDs („Genius of Modern Music Vols 1 & 2“ sowie unter Milt Jacksons Namen „Wizard of the Vibes“, auf der die zweite Hälfte vom angehenden MJQ mit Lou Donaldson – und ohne Monk – stammt) klingen enorm viel besser, aber den Coltrane-Mitschnitt von 1958 gibt’s (zumal offiziell) nur in der 4CD-Box in einer akzeptablen Ausgabe (es gibt dort auch ein gutes Booklet… aber man braucht die RVGs eben trotzdem).

    Prestige – 1952 wechselte Monk zu Prestige. Es entstanden im Herbst Trio-Sessions mit Gary Mapp (b) sowie Art Blakey bzw. Max Roach. Monk spielt auf einem grausam verspielten Klavier (auf dem das c“ nicht mehr funktionierte, weil Sadik Hakim einen Milchshake reinschüttete – wobei diese Story jetzt grad erst erfunden wurde).
    1953 entstand eine einzige Session, und das ausgerechnet an einem Freitag dem 13. – das Datum gab dem einzigen gelungenen Stück den Namen – ich habe im Sonny Rollins-Thread länger über die Session geschrieben (Quintett mit Rollins und Julius Watkins sowie Percy Heath und Willie Jones).
    1954 folgten vier weitere Prestige-Sessions, dazwischen ein Ausflug nach Paris (wo die Solo-Scheibe für Vogue entsteht, live im Konzert in der Salle Pleyel). Für Prestige steht zuerst ein tolles Quintett mit Ray Copeland (dem idealen Monk-Trompeter!), Frank Foster, Curly Russell und Blakey im Studio, dann im Herbst nach der Rückkehr in die USA ein letzes Trio (mit Blakey und Heath, der in „Blue Monk“ ein Solo spielt, das einen Takt zu lang ist am Ende), ein grossartiges Quartett mit Rollins (Tommy Potter und Blakey), sowie zum Abschluss die grandiose Session am Heiligabend 1954: Miles Davis, Monk und Milt Jackson treffen aufeinander, dazu Percy Heath und Kenny Clarke. Es kommt natürlich zu diversen clashes of ego, besonders zwischen Miles und Monk, aber die Musik ist mit allen Fehlern und Spannungen grandios.
    Zu kaufen gibt’s das alles (sowie eine Coleman Hawkins-Session aus den 40ern) in einem tollen 3CD-Set, oder alternativ auf den Alben „Thelonious Monk Trio“, „Monk“, „Thelonious Monk & Sonny Rollins“ sowie „Miles Davis & The Modern Jazz Giants“ und Miles‘ „Bags‘ Groove“ (die zweite Hälfte davon besteht aus einer ebenso grandiosen Miles-Session mit Rollins).

    Bis hierhin sind keine Redundanzen festzustellen, aber mit der Watkins/Rollins-Sessions eine erste mittelprächtig gelungene (könnte man auch für die Trio-Sessions mit dem unbekannten Gary Mapp sagen, tu ich aber nicht).

    Riverside – Für ein Butterbrot übernahm Orrin Keepnews den bei Prestige glücklosen Monk (der zudem ohne cabaret card in NYC keine Auftrittsmöglichkeiten hatte, bzw. nur an Orten ohne Alkoholausschank auftreten durfte oder so). Los ging’s mit zwei Trio-Alben, auf dem ersten spielt Monk Stücke von Ellington (mit Oscar Pettiford und Kenny Clarke – die beiden eignen sich erstaunlicherweise deutlich weniger gut als Heath/Blakey, die zupackender zur Sache gehen), auf dem zweiten spielt Monk (wieder mal mit Heath/Blakey) Standards. Keepnews‘ Idee, um den Eremiten etwas konsensfähiger zu gestalten wohl… dennoch: keine schlechten Alben (aber von mir aus welche zum weglassen, wenn’s denn sein muss, das zweite heisst übrigens „The Unique Thelonious Monk“, das erste schlicht „Thelonious Monk Plays Duke Ellington“).
    1956 folgt mit „Brilliant Corners“ eine Art Konsens-Klassiker – und das Album ist auch fantastisch und gehört zu Monks besten. Ernie Henry ist darauf zu hören, neben Sonny Rollins, Oscar Pettiford und Max Roach. Weil Henry und Pettiford die Band Monks mitten während der Sessions verliessen wurden sie auf einem Stück von Clark Terry und Paul Chambers abgelöst.
    1957 folgt dann das erste US-Solo-Album („Thelonious Himself“), das später von „Thelonious Alone in San Francisco“ übetroffen wurde. Es folgt das Atlantic-Album mit Art Blakey, auch dazu habe ich schon geschrieben. Dann die Sessions für „Monk’s Music“: die Band mit Coltrane und Ware, aber mit Blakey am Schlagzeug, dazu Copeland, Gigi Gryce (mit dem Monk als Sideman auch noch eine Quartett-Session eingespielt hatte) und Coleman Hawkins. Eine grosse Band, grosse Musik, die aber nicht ohne Fehler ist. Die ganze Packung von Monk & Coltrane für Riverside/Jazzland gibt’s in einem schönen 2CD-Set (auf dem Coltrane allerdings am Altsax abgebildet ist, das er nur 1958 auf einer Gene Ammons Session spielte).
    Im Juli ist das Quartett mit Coltrane das einzige Mal im Studio, die Hälfte von „Thelonious Monk with John Coltrane“ (Jazzland) entsteht (die andere Hälfte setzt sich aus Outtakes von „Himself“ und „Monk’s Music“ zusammen). Dann folgt ein Album mit Gerry Mulligan an Coltranes Platz (also immer noch mit Wilbur Ware/Shadow Wilson), das auch eher schwächer ist aber doch hörenswert.
    1958 kommt Johnny Griffin in die Band, Ahmad Abdul-Malik und Roy Haynes bilden die Rhythmusgruppe, im Five Spot entstehen fantastische Live-Aufnahmen („Thelonious in Action“ und „Misterioso“). Im Herbst übernimmt Charlie Rouse den Tenor-Platz (er bleibt ein Jahrzehnt), Sam Jones und Art Taylor bilden die Rhythmusgruppe.
    Im Frühling 1959 ensteht die erste Aufnahme mit etwas grösserer Besetzung: „The Thelonious Monk Orchestra at Town Hall“ – auch das trotz einiger Mängel und abgesehen vom grandiosen „Little Rootie Tootie“ eher uninteressanten Arrrangements eine tolle Scheibe (mit Donald Byrd, Phil Woods, Rouse, Pepper Adams u.a.). Im Juni stösst für das Quintett-Album „5 by Monk by 5“ Thad Jones am Kornett zur Band – ein weiteres schönes Album. Im Herbst folgt dann das grandiose „Thelonious Alone in San Francisco“, und danach beginnt wohl die Redundanz… ;-)
    Fast, denn im Frühling 1960 wird Monk im Blackhawk live mitgeschnitten und zum Quartett (John Ore ist mittlerweile am Bass, Shelly Manne und Billy Higgins spielen Drums) stossen Joe Gordon und Harold Land. Auch das keine wirklich hervorragenden aber doch hörenswerten Aufnahmen.
    Und das war’s dann auch schon fast mit Riverside. Um den Vertrag zu erfüllen, werden noch zwei Konzerte von 1961 mitgeschnitten („Monk in France“ und „Monk in Italy“).

    Columbia – Hier trifft dann wohl der Vorwurf der Redundanz zu. Monk spielt kaum noch neues Material, die Band besteht immer aus ihm und Rouse sowie Statisten an Bass und Drums… aber ist das die ganze Wahrheit?
    Nein, denn Monks Musik konnte sich hier erstmals setzen, Monk spielt entspannt und zumindest zu Beginn mit einem Ideenreichtum, der den Vergleich mit den vorangegangenen Aufnahmen nicht zu scheuen braucht. Die Alben „Monk’s Dream“ und „Criss Cross“ profitieren zudem enorm vom Schiessbudengetrommel Frankie Dunlops und gehören in jede Monk-Sammlung.
    Monk tourt fortan durch die Welt und es entstehen viele Live-Mitschnitte, die teils offiziell, teils inoffiziell veröffentlicht werden. Mit dem neuen Bassisten Butch Warren ensteht 1963 in Tokyo ein Doppel-Album, in Newport gesellt sich ungebeten Pee Wee Russell, der Dixieland-Klarinettist, zur Gruppe (das Konzert erschien zuerst teilweise auf einer LP mit einem Miles Davis-Mitschnitt aus Newport aus den 50ern, vor ein paar Jahren erschien dann eine tolle Doppel-CD, auf der erstmals auch Monks Newport-Set von 1965 zu finden war). Im Dezember tritt Monk dann Solo, im Quartett und mit grosser Band in der Philhamonic Hall auf – mit dabei u.a. Steve Lacy und Thad Jones. Columbia macht daraus ein Album, das zwar im CD-Zeitalter angekommen ist (auch erweitert), aber nicht in einer wirklich guten Ausgabe vorliegt.
    1964 folgt erst Ben Riley auf Dunlop („It’s Monk Time“) und dann Larry Gales auf Warren („Monk.“). Die Musik hat jetzt ihre endgültige und immergleiche Form gefunden. Live läuft fast jedes Stück nach demselben Schema ab: Thema – Tenor – Piano – Walking-Bass – Drums – Thema. Das ermüdet in der Tat, und für Bass-Solo-Hasser ist das keine Musik, die sie hören mögen. Auch für Leute, die Bass-Soli mögen (mich etwa) ist das anstrengend, da Monks Bassisten wirklich keine Solisten waren. 1964 entsteht auch noch eine Solo-Scheibe, „Solo Monk“, die klar die uninspirierteste von allen ist. Im Herbst wird das Quartett über vier Abende erst im It Club in Los Angeles („Live at the It Club“) und dann im Jazz Workshop in San Francisco („Live at the Jazz Workshop“) mitgeschnitten – hier ist die Routine im Ablauf der Stücke zu hören, aber auch tolle musikalische Momente zuhauf. Auch das Konzert am Monterey Jazz Festival liegt offiziell vor. Und Monk war mit einem fantastischen Nonett/Tentett unterwegs (mit Copeland, Clark Terry, Griffin, Rouse u.a.), von dem allerdings – ein riesiges Versäumnis von Seiten Columbias – keine offiziellen Aufnahmen vorliegen.
    1966 beginnt dann quasi die letzte gross angerichtete Runde… immer noch bilden Larry Gales und Ben Riley die Rhythmusgruppe. Monk unternimmt erneut eine lange Tour, tritt nochmal in Newport auf (s.o.), mit „Straight No Chaser“ erscheint ein weiteres schönes Columbia-Album (die erweiterte CD-Ausgabe – ich finde sie toll – ergänzt v.a. weggekürzte Bass-Soli… oder so ähnlich, man sei gewarnt), das 1966/67 eingespielt wurde. Auch 1967 ist Monk noch sehr aktiv, im Herbst folgt die zweite (darn Columbia!!!) Tour mit einem Oktett/Nonett. Ende 1967 und Anfang 1968 entstehen dann die Aufnahmen für Monks letztes Columbia-Album im Quartett, „Underground“ – auch das sehr schön.
    Dann folgt die Coda… im November 1968 ein missglückter Versuch, doch noch ein Big Band-Album zu produzieren – mit Oliver Nelson wurde ein absoluter Fehlgriff gemacht. Dann Ende 1969 ist Monk in Europa, tritt u.a. in Berlin an einem Abend auf, der „Piano for Duke“ überschrieben ist (Joe Turner, Steve Kuhn, Joachim Kühn und Monk sind die vier Pianisten, Turner und Monk spielen gemeinsam zum Ausklang einen „Blues for Duke“). Mit zwei unbekannten Rhythmikern (Bassist Nate „Lloyd“ Hygelynd und Drummer Austin „Paris“ Wright) gibt Monk ein paar Konzerte (Köln und Rom werden vom WDR bzw. der RAI mitgeschnitten, in Paris stösst Philly Joe Jones rasch hinzu).

    A Long Goodbye – Monks Band war auseinandergefallen (nur Rouse hielt weiterhin zu ihm), der Columbia-Vertrag ausgelaufen… was folgt ist manchmal quälender Abschied, ein Rückzug auf Raten.
    Pat Patrick spielte kurz mit Monk (zwei Stücke, die er aufgenommen hatte, wurden anscheinend mal von Phil Schaap auf WKCR gespielt), dann folgte Paul Jeffrey. Wilbur Ware, Larry Ridley, Lenny McBrowne, Leroy Williams und Sohn T.S. Monk sind auf den wenigen bekannten Aufnahmen der Zeit zu hören.
    Im Herbst 1971 fand die erste Tour der „Giants of Jazz“ statt. Monk spielte zwar mit, war sich aber bereits abhanden gekommen. Der Pianist, den wir hören, hat mit Monk kaum noch was zu tun. Die Band bestand aus ein paar alten Bebop-Veteranen: Dizzy Gillespie, Kai Winding, Sonny Stitt, Monk, Al McKibbon und Art Blakey. Diverse Radio-Mitschnitte und eine offizielle Veröffentlichung des Konzerts aus Berlin dokumentieren die Tour.
    In London fand zudem die Musik Monks ihren eigentlichen Abschluss: in einer langen Session nahm Monk ein letztes Mal Solo und im Trio (mit McKibbon und Blakey) auf, drei Alben erschienen auf Black Lion.
    1972 folgten wieder gelegentliche Auftritte mit Jeffrey und T.S. sowie Dave Holland oder Ron McClure am Bass, dann die zweite Giants-Tournee (in Wien spielen Clark Terry und Cat Anderson für den abwesenden Dizzy), wieder viele Radio- und Amateur-Aufnahmen, dazu eine Studio-Session aus Bern (veröffentlicht auf Concord). Dann einen lange Pause, bis am 3. Juli 1975 in der Philharmonic Hall in New York der allerletzte Auftritt stattfindet (mit Jeffrey, Ridley und T.S.).

    Monks Ende ist traurig, aber irgendwie scheint es auch unvermeidlich gewesen zu sein. Er war als Person unflexibel, kaum bereit, auf irgendwas zu reagieren, ging seinen eigenen Weg. Und der bestand eben darin, seine Musik so zu spielen, wie er es für richtig hielt. Kompromisse gab’s – abgesehen vom Album mit Nelson und den Giants of Jazz – zumindest auf musikalischer Ebene keine. Und irgendwann war endgültig alles gesagt, waren die Jahre des Geniessens bei Columbia vorüber, vom Cover des Time Magazine ging es ins Cathouse von Pannonica de Koenigswarter, wo er seine letzten Jahre verbrachte, getrennt von seiner Frau Nellie, die ihm zuvor eine treue Begleiterin war, sein Funktionieren als Musiker wohl überhaupt ermöglicht hat (es heisst, auf Tourneen sei er eigentlich nur im Bett gelegen, ausser während der Konzerte… er war überhaupt ein fabuloser Schläfer, egal wann und wo, wenn er einen Platz fand, an dem er sich hinlegen konnte, ging er dieser Passion immer und überall nach).
    Musikalisch gesehen – ganz jenseits von der menschlichen Tragödie – war das Ende Monks aber auch folgerichtig, sein Rückzug ergab sich daraus, dass längst alles gesagt war, die musikalische Tragik liegt höchstens darin, dass er sich nicht schon 1968 zurückgezogen hat (dann wären uns allerdings die doch ganz schönen Black Lion-Aufnahmen entgangen). Aber wer sind wir, um ihn zu hinterfragen?

    Um nochmal auf die Redundanz zu kommen: bis ca. 1961/62 höre ich wirklich nichts. Wie schon gesagt, man kann die letzten beiden Riverside-Scheiben weglassen, könnte auch allenfalls auf die eine oder andere Prestige-Session verzichten (aber auf keins der Prestige-Alben!), ebenfalls auf die ersten beiden Trio-Alben für Riverside und auf die San Francisco-Aufnahmen mit Gordon und Land… aber nein – ich will diese Musik nicht missen!
    Und auch die späteren Columbia-Aben – „It’s Monk Time“, „Monk.“, „Straight No Chaser“, „Underground“, die komplette Doppel-CD mit den Columbia-Solos, die beiden Live 2CD-Sets aus Kalifornien, das eine aus Tokyo, jenes aus Newport – da ist überall viel schöne Musik zu hören. Natürlich kann hier eine Auswahl getroffen werden („Underground“ und „It Club“ etwa, oder auch das hübsch gemachte und recht gut programmierte 3CD-Set „The Columbia Years / ’62-’68“ das 2001 erschienen ist und ein paar Lücken schliesst, und wie erwähnt „Monk Alone – The Complete Columbia Solo Studio Recordings of Thelonious Monk: 1962-1968″… im Kontext dort wirkt auch „Solo Monk“ viel toller), aber dem Monk-Fan (Du sagst ja, Friedrich, dass Du das nicht mehr in früherem Ausmass bist) sind diese Alben und Live-Dokumente doch alle zu wichtig, um sie missen zu wollen. Monk fand in dieser Zeit zu einer gewissen Ruhe, die sich sehr positiv auf die Musik niederschlägt, es wirkt als hätte er Raum gehabt, Platz, und auch Zeit. Die Arbeitsweise war eine andere, er spielte einfach mal ein paar Stücke ein, immer wieder auch ein Solo oder einen Trio-Titel, grub alte Standards und Pop-Songs aus (wie liebe ich es, wenn Monk „Lulu’s Back in Town“ spielt!), und Teo Macero (who else!?) setzte aus dem Material dann Alben zusammen.

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    gypsy-tail-wind
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    Übrigens scheint wie gesagt das Buch von Robin D.G. Kelley derzeit das Standardwerk zu Monk zu sein. Für diejenigen, die lieber kürzere Texte zu verschiedenen Aspekten haben, eignet sich auch das „Du“-Heft vom März 1994: „Misterioso. Jazzlegende Thelonious Monk“ (zu finden bei ZVAB für ca. 10 €, das Heft hat damals 16 DM gekostet).

    Das Heft enthält Texte von Amiri Baraka, Jon Hendricks, Helga Leiprecht, Michael Naura, Peter Rüedi, Brian Priestley, Hans-Jürgen Schaal, Abdullah Ibrahim (in englisch) und anderen, ein Interview, das François Postif mit Monk geführt hat… es geht um Monks Aufnahmen, seine Kompositionsweise, seine Familie, um seine Einordnung in die Avantgarde, ein Portrait Geri Allens findet sich ebenso wie ein kleiner Bericht über Mosaic Records (immerhin dank Monk gegründet), Helga Leiprecht hat einen gute Lebensabriss zusammengestellt, Steve Lacy äussert sich zu Stichworten Monk betreffend, zudem finden sich viele Fotos im Heft, teils in Farbe… eine sehr lohnenswerte Sache!

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    gypsy-tail-wind
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    Edit: in Sachen Columbia: „Live at the Jazz Workshop“ (nicht „Live at the It Club“) wäre hier die Empfehlung!

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    gypsy-tail-wind
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    Die Monk-Nacht von Franck Médioni kann auf der Website von France Musique nachgehört werden:
    http://sites.radiofrance.fr/francemusique/ev/fiche.php?eve_id=285000151
    (Vermutlich eine Woche lang / EDIT: ich glaub sogar einen ganzen Monat!)

    Die Reihenfolge der Gäste ist:
    – René Urtreger (beginnt im 2. Teil)
    – Alain Jean-Marie
    – Franck Amsallen
    – François Tusques
    – Stephan Oliva
    – Laurent Coq (2 Teile, dazwischen ein Stück von Monk)
    – Bojan Zulfikarpasic

    Sie alle eröffnen jeweils mit einer Monk-Komposition, die sie wohl live im Studio gespielt haben (einmal mischt sich ein vorangegangener Gast kurz in die Diskussion mit einem andern ein).
    Franck Médioni kündet die Stücke dann jeweils am Ende an und unterhält sich mit den Musikern darüber, was Monk für sie bedeutet (oder wie ihre Begegnungen mit ihm verlaufen sind). Die Segmente enden jeweils damit, dass Yves Buin wieder befragt (oder Musik von Monk abgespielt) wird.

    Die nicht-veröffentlichten Teile sollten auch auf Dime zu finden sein in der näheren Zukunft (nicht von mir, weiss daher nicht, wie lange es dauern wird).

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    #5198601  | PERMALINK

    alexischicke

    Registriert seit: 09.06.2010

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    Erstmals vielen Dank Gypsy du hast dich wohl jahrelang mit der Musik und der Persönlichkeit von Monk intensiv beschäftigt.Dieses grosse Buch über Monk will ich auch haben.

    Wozu andere ein Buch brauchen hast du auf einer Seite auf den Punkt gebracht.

    ich kann mich wenig über seine Musik äußern, außer der Riverside Box den Coltrane Aufnahmen habe ich wenig von ihm.Die Jazz Icons DVD von 69 ist zu empfehlen, man fühlt mit jeder Sekunde mit Monk.Er sprüht vor Ideen und führt den Zuhörer in die Irre, war sicherlich eine wahnsinnige Kraftanstrengung.

    Die Riverside enthält viele tolle Platten vorallem seine Soloprojekte, allerdings wieder ist die Box eher schlampig und hastig zusammengeworfen. Das Booklet ist sehr sparsam und das Remastering hat auch nicht extra neu gemacht. Die Rollins Box war okay, aber bitte Concord nicht nochmal einer dieser Boxen von dieser Machart.

    --

    #5198603  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 67,236

    Natürlich hab ich nicht alles gesagt, was man in einem Buch zu Monk sagen kann… die Kapitel, die ich bei Kelley bisher gelesen habe, gehen so tief wie kaum eine Musiker-Biographie (ich lese deren allerdings auch nicht viele).

    Was die italienischen Universal-Boxen (Concord kann da wohl nichts dafür) betrifft: die sind in der Tat recht sparsam dokumentiert. So viel besser waren die alten deutschen Lizenz-Ausgaben (aus dem Hause ZYX) allerdings auch nicht und das Format war ähnlich kleinlich – die Rollins-Box (deren Booklet ich nach Jahren wiederkriegte, als im mittlerweile abgerissenen Haus meiner Eltern das letzte Regal meines alten Zimmers ausgeräumt… dahinter lag’s am Boden) enthielt im Booklet zwar einen Text aber keine Auflistungen der Musiker, keine eigentliche Diskographie… aber die kostete mich damals ca. 120€ oder noch mehr!

    Egal… ich hab die letzten beiden Tage viel Monk aus den ersten Columbia-Jahren gehört: „Monk’s Dream“, „Criss Cross“, „Monk in Tokyo“, Newport 1963, „Big Band & Quartet in Concert“… die Gruppe mit Frankie Dunlop an den Drums gefällt mir enorm, die Band ist so eingespielt wie selten, klingt locker und entspannt, und Charlie Rouse blüht immer mal wieder richtig auf, besonders im Konzert, das als „Big Band & Quartet in Concert“ erschienen ist (die Doppel-CD ist wesentlich erweitert, eine schöne Legacy-Ausgabe war der Welt allerdings leider nicht vergönnt). Die Big Band-Stücke – wobei Big Band für zwei Trompeten, eine Posaune, vier Saxophone und drei Rhythmus etwas übertrieben ist – sind zudem die schönsten, die Monk in diesem Format eingespielt hat (zumindest was die offiziellen Aufnahmen betrifft, die anderen muss ich mir mal in Ruhe vornehmen).

    (Die Piano-Gäste der Monk-Sendung von France Musique gibt’s inzwischen wie schon versprochen hier.)

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    #5198605  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,895

    gypsy tail wind…ein Abriss von Monk in Kürze.

    Sehr schön!

    Ich habe mal vor einiger Zeit eine Monk-Monographie von Thomas Fitterling gelesen. Damals das einzige, was in deutscher Sprache erhältlich war. Ganz passabel, aber aus heutiger Sicht wohl überholt. Das DU-Heft kenne ich auch. Es ist bemerkenswert wie sich die Sicht auf die Persönlichkeit Thelonious Monks nach seinem Tod und in den letzten Jahrzehnten offenbar mehr und mehr gewandelt hat. Bei Fitterling und auch bei DU ist er noch ein etwas eigenwilliger aber eigentlich sympathischer Kauz. Wenn man heute aber mal etwas recherchiert – und eigentlich ist das auch schon in der Film-Doku Straight, No Chaser zu sehen – kann man sich nicht des Eindruckes erwehren, dass Monk eine Persönlichkeit war, die – sagen wir’s mal so: psychisch etwas auffällig war. Extrem introvertiert, kaum fähig mit seiner Umgebung zu kommunizieren, mal extrem lethargisch, mal extrem aufgedreht, und außerhalb seiner Musik oft geradezu hilflos. Als Künstler hatte er einen gewissen Freiraum, in dem er auf diese Weise existieren konnte. Dieser Freiraum wurde aber auch sein Leben lang von einer Reihe Frauen in seiner unmittelbaren Umgebung garantiert: Erst seine Mutter (die ihn offenbar auch als 30-jährigen noch durchfütterte), dann seine Frau Nellie (ohne die er sich nicht aus New York heraus getraut hat) und schließlich Pannonica von Koenigswarter (die ihm im Alter Asyl gewährte). Meines Wissens sind auch ein paar Klinikaufenthalte belegt, als seine Familie mit ihm nicht mehr weiter wusste.

    Ich stehe hier vor dem Dilemma, einerseits Monk-Fan zu sein, andererseits aber auch zu wissen, dass seine Musik die eines Mannes ist, der definitv einen an der Waffel hatte und dass er zwar viel Geniales geschaffen hat, aber eben auch noch mehr Überflüssiges. Nicht was sein kompositorisches Werk betrifft – das ist ja mit gerade mal 70 Kompositionen sehr klar umrissen – sondern was das Auswalzen desselben auf unzähligen Aufnahmen betrifft

    gypsy tail windPrestige … Monk spielt auf einem grausam verspielten Klavier… und das ausgerechnet an einem Freitag dem 13. – das Datum gab dem einzigen gelungenen Stück den Namen – …

    … aber mit der Watkins/Rollins-Sessions eine erste mittelprächtig gelungene …

    Riverside – keine schlechten Alben (aber von mir aus welche zum weglassen, wenn’s denn sein muss, das zweite heisst übrigens „The Unique Thelonious Monk“, das erste schlicht „Thelonious Monk Plays Duke Ellington“) …

    … Dann die Sessions für „Monk’s Music“: die Band mit Coltrane und Ware, aber mit Blakey am Schlagzeug, dazu Copeland, Gigi Gryce und Coleman Hawkins. Eine grosse Band, grosse Musik, die aber nicht ohne Fehler ist.

    … Dann folgt ein Album mit Gerry Mulligan an Coltranes Platz … das auch eher schwächer ist aber doch hörenswert.

    … Im Herbst folgt dann das grandiose „Thelonious Alone in San Francisco“, und danach beginnt wohl die Redundanz… ;-)

    … im Frühling 1960 wird Monk im Blackhawk live mitgeschnitten … Auch das keine wirklich hervorragenden aber doch hörenswerten Aufnahmen… Um den Vertrag zu erfüllen, werden noch zwei Konzerte von 1961 mitgeschnitten („Monk in France“ und „Monk in Italy“)…

    Das höre ich genau so! Du hattest es ja schon erwähnt: Mit den Blue Note Aufnahmen war eigentlich schon alles gesagt. Auch danach hat Monk noch vieles sehr gutes und zwingendes gemacht, das ich auf keinen Fall missen möchte. Aber es gibt leider auch eine ganze Menge Aufnahmen, die zwar nicht übel sind, die die Suppe aber eher verdünnen, als dass sie dem Bild etwas Wesentliches hinzufügen. Manchmal fehlt zwar bloß das entscheidende bisschen Brillanz, aber genau das macht den Unterschied aus. Gerade im Fall der Platte mit Mulligan finde ich das schade, denn Monk und Mulligan sind eigentlich eine interessante Paarung. Wenn man aber ein paar der anderen teils brillanten Mulligan Meets …-Aufnahmen kennt (mit Johnny Hodges, mit Ben Webster, mit …), bleibt nach Mulligan Meets Monk ein leicht fader Nachgeschmack hängen, da man das Gefühl bekommt, der entscheidende Funke wollte bei dieser Begegnung nicht so recht überspringen. Und außerdem klingt die Aufnahme so, als ob Bass und Drums im Nebenzimmer gestanden haben. Knapp daneben ist leider auch vorbei.

    Und wer braucht die x-te Aufnahme von Straight, No Chaser oder Well, You Needn’t, ob nun live in Italien, Frankreich oder sonst wo, live oder im Studio, wenn es schon reichlich andere gibt, die sich nicht großartig voneinander unterscheiden?

    Für meinen Geschmack tut man sich als Hörer und eigentlich auch dem Werk von Thelonious Monk keinen Gefallen, wenn man es so breit wie möglich auswalzt. Er hatte halt ein grandioses aber sehr begrenztes Repertoire und mit seinen Stilmitteln sieht es nicht anders aus. Er hat eigentlich immer das gleiche gemacht. Es unterscheidet sich nur voneinander durch seine jeweilige Tagesform, seine Begleiter und die Umgebung in der er aufnahm und –trat. Mal hatte das einen eher günstigen Einfluss, mal aber auch eher nicht. Auch zweitklassige Aufnahmen von Monk sind immer noch gut. Nur: Es gibt davon sehr viele, und sie unterscheiden sich qualitativ oft nicht bedeutend voneinander. Wie oft hat er Straight, No Chaser oder Well, You Needn’t denn aufgenommen? Muss man das alles gehört haben? Da schöpfe ich doch lieber die Sahne ab, als mich durch den Wust von Material zweiter Wahl zu wühlen.

    Die wirklich grandiosen Aufnahmen hast Du ja erwähnt: Die Blue Notes, das meiste mit Sonny Rollins, die Session mit Miles, die Sachen mit Coleman Hawkins und Coltrane, der Big Band-Date, die eine oder andere Soloplatte, ein paar Platten aus den Columbia Jahren und vielleicht auch noch danach. Das ist für mich der Kern seines Werkes, straight, no chaser, also pur und unverdünnt. Die sollte man sich anhören! Mehr Wasser zur Suppe zu gießen verbessert den Geschmack auch nicht. So höre ich das. Andere hören das vielleicht anders. Ist aber auch okay so.

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
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    tejazz

    Registriert seit: 25.08.2010

    Beiträge: 1,100

    Wieso ist es ein Dilemma, Musik eines Mannes zu hören, der sehr wahrscheinlich einige psychische Probleme hatte?

    Zumal viele Künstler, nicht nur Musiker, zumindest etwas exaltiert waren bzw. sind. Ich denke, es ist keine Grundvoraussetzung, aber scheinbar auch nicht hinderlich. Und Kunst ist dann vielleicht ihre verständlichere Äußerung …

    Auch das mit „braucht“ sehe ich etwas anders. Man braucht so vieles nicht.
    Wie weit man sich mit Konzertaufnahmen usw. eindeckt, ist letztlich jedem seine eigene Sache. Man muß es ja nicht kaufen bzw. hören!
    Somit kann sich jeder herauspicken, was er mag. Die Suppe muß man ja nicht verwässern, wenn man die Hand mit der Kanne nicht zum Topf führt.

    Da ich Musik zum reinen Genuß höre und mich nicht wirklich darum schere, was wichtig oder unwichtig ist (auch wenn ich mitunter anmerke, ob es das wahrscheinlich ist oder nicht), kann ich mich auch an der fünften Liveaufnahme von ‚Round midnight erfreuen.

    Letztlich hats Du sicher recht, daß es viel von ihm gibt, er recht wenig in der späteren Zeit hinzuzufügen hatte usw. – aber mir geht es mir sowieso nicht darum.
    Es muß nicht, wie gern beschworen, immer nach vorn, schneller, weiter & höher gehen.

    --

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