SXTN

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  • #10088949  | PERMALINK

    irrlicht
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    harry-rag Ich bin immer aufs „Fronten“ aus, wenn Pop-Gestalten sich Rap-Dinge aneignen, um sie an die Ahnungslosen der Mehrheitsgesellschaft zu verkaufen. Tendenziell noch ekliger ist das, wenn es jemand wie Prinz Pi macht, aber bei SXTN kommt diese Feuilletonbegeisterung hinzu, die nicht erkennt, dass SXTN nur ein müder Abklatsch des Berliner Raps sind, den sie vor 15 Jahren noch als „Hauptschulmusik“ abgeschrieben hätten. Das ist genauso witzig, wie all die Redakteure, die sich nun mit der Antilopen Gang beschäftigen (müssen). Die haben keinen Plan, woher diese Musik kommt und was sie ausmacht und halten sich schließlich an politischen Parolen fest, die sie zu verstehen glauben. […]Ich bewege mich seit Jahrzehnten, „innerhalb der Szene“, der Großteil meiner Freunde und Bekannten befindet sich dort. Noch dazu kenne ich die Meinung aus den gängigen Internetportalen. Auch wenn sich die Modekiddiejunks und Popper mittlerweile reinkaufen können, gibt es immer noch eine Parallelgesellschaft.

    Pop und HipHop lässt sich für mich, heute vor allem, nur noch bedingt trennen. Davon ab, dass die Gang mindestens genauso viel Pop Anteil in sich trägt, auch wenn Du das vermutlich einfach nicht wahrhaben willst. Man kann nun sagen, dass die ironische Brechung und der clevere Einsetzung von gepitchten Stimmen, einen anderen Zweck erfüllen, ebenso wie große Hooks – es bedient sich aber den gleichen Mitteln. Mein Problem ist grundsätzlich, wenn man Dinge so lange zurechtbiegt, bis sie das eigene Hören und Empfinden legitimieren (in der Hinsicht lese ich keinen Unterschied zwischen besagten Jazz-Elementen und der hier des Öfteren dargestellten Erklärung). Das ist ja eine generelle Feuilletonisten Falle: HipHop ist eigentlich langweilig und primitiv und wenn es mir dann doch gefällt, na dann müssen da wohl ein intellektueller Überbau oder musikalische Querverweise außerhalb des Genres drinstecken, sonst ginge das ja nicht. Schmutz.

    Ich bin kein Freund von „fake it till you make it“ und habe auch mehr Respekt vor Rap-Veteranen und Characters mit Haltung, aber  letztlich hat im Mittelpunkt nunmal das Ergebnis zu stehen: Die Tracks, die Raps, die Beats. Wenn mich irgendeinAkademikertyp mit seinem Wortwitz packt, gebe ich ihm den Vorzug gegenüber der achtundvierzigsten Haftbefehl Kopie, die wieder im Video gegen die Kamera boxt.

    Ansonsten würde mich manchmal interessieren, welcher Jahrgang du bist.

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    #10088985  | PERMALINK

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    SXTN! Neukölln rulez! :D

    Also wenn das nicht, dann weiß ich auch nicht.

     

     

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    #10089017  | PERMALINK

    Anonym
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    irrlichtPop und HipHop lässt sich für mich, heute vor allem, nur noch bedingt trennen. Davon ab, dass die Gang mindestens genauso viel Pop Anteil in sich trägt, auch wenn Du das vermutlich einfach nicht wahrhaben willst. Man kann nun sagen, dass die ironische Brechung und der clevere Einsetzung von gepitchten Stimmen, einen anderen Zweck erfüllen, ebenso wie große Hooks – es bedient sich aber den gleichen Mitteln. Mein Problem ist grundsätzlich, wenn man Dinge so lange zurechtbiegt, bis sie das eigene Hören und Empfinden legitimieren (in der Hinsicht lese ich keinen Unterschied zwischen besagten Jazz-Elementen und der hier des Öfteren dargestellten Erklärung). Das ist ja eine generelle Feuilletonisten Falle: HipHop ist eigentlich langweilig und primitiv und wenn es mir dann doch gefällt, na dann müssen da wohl ein intellektueller Überbau oder musikalische Querverweise außerhalb des Genres drinstecken, sonst ginge das ja nicht. Schmutz. Ich bin kein Freund von „fake it till you make it“ und habe auch mehr Respekt vor Rap-Veteranen und Characters mit Haltung, aber letztlich hat im Mittelpunkt nunmal das Ergebnis zu stehen: Die Tracks, die Raps, die Beats. Wenn mich irgendeinAkademikertyp mit seinem Wortwitz packt, gebe ich ihm den Vorzug gegenüber der achtundvierzigsten Haftbefehl Kopie, die wieder im Video gegen die Kamera boxt. Ansonsten würde mich manchmal interessieren, welcher Jahrgang du bist.

    So einfach lässt sich das nicht definieren, da es von Pop mehrere Definitionen gibt. Das hatten wir auch schon mal. Wenn wir von der minderwertigen Tanzmusik, vom Schlager für die Großraumdisco sprechen, der industriell hergestellt wird, um Geld zu verdienen, dann hat er im Rap nichts verloren. Und da ziehe ich vermeintliche szene-interne „Größen“ wie Kollegah gerne mit ein.
    Diese Art von Musik steht für jeden offen, der genug Geld hat, um Tonträger und Merchandise zu kaufen und an den Konzerten teilzunehmen. Eine Allerweltsveranstaltung für Allerweltsgestalten. In die HipHop-Szene kommst du aber nur durch eine interne Einladung bzw. jemanden, der dich einführt. Sonst bleibst du eben ein Konsument, ein Toy. (Und SXTN waren auf keinem Radar bis da plötzlich Plattenfirmenkohle da war, um Tonträger zu vermarkten. ) Klingt bisschen nach True Metal, wa? Ist auch bisschen so. :D
    Wie man am Beispiel der Antilopen Gang sieht, willst du aber auf die Verwendung von eingängigen Melodien, Hooks und der großen Geste hinaus. Das wurde alles für die Dorfdisco aufbereitet, ist aber nur ein dreister Klau. Funktioniert halt am Besten bei den gewöhnlichen Menschen, die ihr Geld ausgeben sollen. (Was ja noch dazu kommt: HipHopper sind Aktive bzw. Aktivisten. Jeder, der innerhalb der Szene agiert, ist auch jemand, der etwas auf die Beine stellt. Ob er nun rappt, sprüht, tanzt oder ein Label führt bzw. ein Magazin gründet. Das ist eben auch ein nicht zu vernachlässigender Unterschied zum Pop.)
    Und gerade die Antilopen sind durch und durch eine Rap-Crew, die ohne Kenntnisse der Codes und der Geschichte gar nicht verstanden werden kann. Deshalb bemühen sich die Musikredakteure des Mainstreams ja auch so sehr um ein Punk-Etikett: Das ist etwas, was sie meinen verstanden zu haben. Das kann man nachlesen. Dafür muss man nur ein Konsument sein.
    SXTN stinkt halt nach Plastik, gerade die Beats. Der Unterschied zu Tic Tac Toe besteht nur durch die Rap-Skills und der Weigerung sich als Tic Tac Toe vermarkten zu lassen.

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    #10089031  | PERMALINK

    irrlicht
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    harry-rag So einfach lässt sich das nicht definieren, da es von Pop mehrere Definitionen gibt. Das hatten wir auch schon mal. Wenn wir von der minderwertigen Tanzmusik, vom Schlager für die Großraumdisco sprechen, der industriell hergestellt wird, um Geld zu verdienen, dann hat er im Rap nichts verloren. Und da ziehe ich vermeintliche szene-interne „Größen“ wie Kollegah gerne mit ein. Diese Art von Musik steht für jeden offen, der genug Geld hat, um Tonträger und Merchandise zu kaufen und an den Konzerten teilzunehmen. Eine Allerweltsveranstaltung für Allerweltsgestalten. In die HipHop-Szene kommst du aber nur durch eine interne Einladung bzw. jemanden, der dich einführt. Sonst bleibst du eben ein Konsument, ein Toy. (Und SXTN waren auf keinem Radar bis da plötzlich Plattenfirmenkohle da war, um Tonträger zu vermarkten. ) Klingt bisschen nach True Metal, wa? Ist auch bisschen so. Wie man am Beispiel der Antilopen Gang sieht, willst du aber auf die Verwendung von eingängigen Melodien, Hooks und der großen Geste hinaus. Das wurde alles für die Dorfdisco aufbereitet, ist aber nur ein dreister Klau. Funktioniert halt am Besten bei den gewöhnlichen Menschen, die ihr Geld ausgeben sollen. (Was ja noch dazu kommt: HipHopper sind Aktive bzw. Aktivisten. Jeder, der innerhalb der Szene agiert, ist auch jemand, der etwas auf die Beine stellt. Ob er nun rappt, sprüht, tanzt oder ein Label führt bzw. ein Magazin gründet. Das ist eben auch ein nicht zu vernachlässigender Unterschied zum Pop.) Und gerade die Antilopen sind durch und durch eine Rap-Crew, die ohne Kenntnisse der Codes und der Geschichte gar nicht verstanden werden kann. Deshalb bemühen sich die Musikredakteure des Mainstreams ja auch so sehr um ein Punk-Etikett: Das ist etwas, was sie meinen verstanden zu haben. Das kann man nachlesen. Dafür muss man nur ein Konsument sein. SXTN stinkt halt nach Plastik, gerade die Beats. Der Unterschied zu Tic Tac Toe besteht nur durch die Rap-Skills und der Weigerung sich als Tic Tac Toe vermarkten zu lassen.

    Hat Dir Torch die Zeilen geschrieben?

    Nach der Definition reihe ich mich gerne bei den Toys ein – ich habe keine VIP Karte bekommen, besprühe keine Züge, habe nie gebreakt und halte viele Ansätze dieses Rufs nach Realgekeepe für rückständig und selbstreferentiell. Für mich hat das in einer progressiven Szene wie HipHop wenig zu suchen – und ja, für mich bleiben große Teile des Chimperator Rudels dennoch Ghee aus der Ekelvorratspackung, aber aus anderen Gründen. Weil es leerer, toter Müll ist. Klar: Don’t let the label you. Mich irritiert diese Abgrenzungsmentalität dennoch – als hätte Verständnis für Kunst etwas damit zu tun, wie viel Geld man dafür ausgiebt und ob man in Konzerte reinkommt. Ich bete gleich dreimal gen Heidelberg und zolle der Oldschool respect.

    Davon ab würde mich mal interessieren, wer eigentlich dieses in- bzw. außerhalb der Szene Gebiet absteckt. Und ab wann ein Künstler zum Produkt wird.

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    #10089055  | PERMALINK

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    irrlichtHat Dir Torch die Zeilen geschrieben? Nach der Definition reihe ich mich gerne bei den Toys ein – ich habe keine VIP Karte bekommen, besprühe keine Züge, habe nie gebreakt und halte viele Ansätze dieses Rufs nach Realgekeepe für rückständig und selbstreferentiell. Für mich hat das in einer progressiven Szene wie HipHop wenig zu suchen – und ja, für mich bleiben große Teile des Chimperator Rudels dennoch Ghee aus der Ekelvorratspackung, aber aus anderen Gründen. Weil es leerer, toter Müll ist. Klar: Don’t let the label you. Mich irritiert diese Abgrenzungsmentalität dennoch – als hätte Verständnis für Kunst etwas damit zu tun, wie viel Geld man dafür ausgiebt und ob man in Konzerte reinkommt. Ich bete gleich dreimal gen Heidelberg und zolle der Oldschool respect. Davon ab würde mich mal interessieren, wer eigentlich dieses in- bzw. außerhalb der Szene Gebiet absteckt. Und ab wann ein Künstler zum Produkt wird.

    Ich hatte vergessen, die Frage nach meinem Alter zu beantworten: Ich werde dieses Jahr 34 Jahre alt. (Ich fühle mich wie Torch. Aber wenn der Prophet nicht zum Heidelberg kommt, muss der Heidelberg eben…usw.usf.)
    Man sollte unter Pop-Musik eben populäre Musik verstehen: Was in den Radios läuft, im TV genutzt wird, aus Autos dröhnt und sich gut verkauft. Dann fallen solche Spiegelfechtereien weg. Für die schlimmen Unfälle ließe sich ja eine Kategorie Schlager/Schmutz einführen. („Wir machen jetzt seit zehn Jahren Schmutzcore. Aber wir sind erwachsen geworden und haben neue Elemente in unsere Musik einfließen lassen. Manche würden das Schlager nennen…“)
    Die „progressive“ HipHop-Szene? Wo hast du denn von der gelesen?
    Und da liegt auch das Missverständnis: HipHop (Reden wir jetzt von der gesamten Kultur oder von Rap?) ist eben nicht einfach nur eine zu konsumierende Musikrichtung. War es auch noch nie. Pay ya dues. ;)
    T-Shirts tragen und Konzerte besuchen ist eben Konsumieren, nicht Kunst. Wir sind doch einer Meinung.
    Du findest es halt nur schlimm, weil du fürchtest, du könntest nicht dazugehören. Aber dein Verständnis für Rap ist das eines Insiders.

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    #10089103  | PERMALINK

    irrlicht
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    harry-rag Man sollte unter Pop-Musik eben populäre Musik verstehen: Was in den Radios läuft, im TV genutzt wird, aus Autos dröhnt und sich gut verkauft. Dann fallen solche Spiegelfechtereien weg. Für die schlimmen Unfälle ließe sich ja eine Kategorie Schlager/Schmutz einführen. („Wir machen jetzt seit zehn Jahren Schmutzcore. Aber wir sind erwachsen geworden und haben neue Elemente in unsere Musik einfließen lassen. Manche würden das Schlager nennen…“) Die „progressive“ HipHop-Szene? Wo hast du denn von der gelesen? Und da liegt auch das Missverständnis: HipHop (Reden wir jetzt von der gesamten Kultur oder von Rap?) ist eben nicht einfach nur eine zu konsumierende Musikrichtung. War es auch noch nie. Pay ya dues. T-Shirts tragen und Konzerte besuchen ist eben Konsumieren, nicht Kunst. Wir sind doch einer Meinung. Du findest es halt nur schlimm, weil du fürchtest, du könntest nicht dazugehören. Aber dein Verständnis für Rap ist das eines Insiders.

    Die Frage kam bei mir nur auf, weil Du am Anfang von „Jahrzehnten“ in der Szene gesprochen hast. Das las‘ sich fast wie dr.musics schon 67 Jahre Rock’n’Roll.

    Aber zum Eigentlichen: Für mich gibt es auch zwei Formen – Pop als Stil und Pop im Sinne populärer, massentauglicher Musik. Wobei man sagen muss, dass all das erstmal wenig heißt. Eingängigkeit macht Tracks nicht prinzipiell billig und nur weil ein Track die Massen anspricht, ist er noch nicht schlecht. Ich habe kein Problem damit, dass K.I.Z. Stadien füllen – vermutlich wäre das nicht so, wenn dort nur die Leute Tickets kaufen würden, deren Hirnkapazität für mehr reicht, als nur das Logo zu begreifen.

    Dieses „Entwachsen“ aus dem HipHop ist sicher ein Thema – es passt zum trendigen Zeitgeist, letztlich wäge ich da aber ab. Bei Pi fand ich den Move glaubhaft – er hat sich ein neues Pseudonym erstellt, in dem er privatere, eingängigere Wege geht. Das Porno Ensemble gibt es aber immernoch, dazu finden sich etwa auf dem letzten Album einige Features mit alles andere als bekannten Acts (kein Adel Tawil, kein Xavier Naidoo). Und der Track mit Kolle ist wirklich erstaunlich packend.

    „Progressiv“, ja. Für mich ist HipHop eine der Szenen, die einen großen Spagat wagt. Einerseits muss man die Traditionen kennen, die Codes, die sprachlichen Mittel und Querverweise, andererseits erfreut es mich, dass die heutige Herangehensweise nicht mehr lediglich auf Stieber Twins und ATCQ basiert – ich mag es, wenn herausragende Rapper sich andere Stile einverleiben (etwa Aesop Rock) und das ist letztlich doch der Inbegriff von sich einer entwickelnden Kultur (also Progression). Das hat mit Zeitgeistanbiederung erstmal nichts zu tun, sondern mit Offenheit, Bezug zur Gegenwart.

    Kennst Du eigentlich das neue Interview in der JUICE mit der Gang? Da geht es etwa um Reimschemata, Szenengefühl und Konsumententum.

     

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    #10089113  | PERMALINK

    irrlicht
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    Achja, gibts auch online:

    Generell habt ihr ja auch einen Hang dazu, Reime freier zu interpretieren.
    Panik Panzer: Wir benutzen alle relativ routiniert unreine Reime. Da geht es mehr darum, dass sich die Betonung reimt. Penible Silbenzählreime werden schnell öde und bieder. Ich bin immer amüsiert, wenn Leute behaupten, das reime sich ja gar nicht.
    Koljah: Das sind Leute, die keinen Plan vom Reimen haben. Auf Twitter hat sich letztens jemand beschwert, dass ich rappe: »Ich kau ein Kaugummi/Bis es flüssig wird und ich es ausspucke.« Das sind Otto-Normal-Hörer mit Reimsozialisation im Deutschunterricht. Die vertragen nur reine Nominalreime. Für die reimt sich »Kaugummi« nicht auf »ausspucke«. In Zeiten von irgendwelchen Kollegahs sind saubere mehrsilbige Reime nichts Besonderes mehr. Bei Haftbefehl sind die Reime ja auch sehr unrein, aber trotzdem reimt sich alles und funktioniert.
    Danger Dan: Es kotzt mich an, wenn jemand tipptopp auf HipHop reimt. Aber wenn jemand HipHop auf Schnittlauch reimt, finde ich das geil. Wenn ich Reime hören will, kann ich mir auch ein Reimlexikon vorlesen. Leute, die poppigen Quatsch hören, verstehen das nicht. Das ist wie bei Jazzkonsumenten, die das nicht als dissonant wahrnehmen, wenn da eine Zwölf oder eine Sieben im Akkord ist, sondern das geil finden. Und Schlager-Dudes denken: »Das ist doch total schief!«

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    #10089127  | PERMALINK

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    irrlichtDie Frage kam bei mir nur auf, weil Du am Anfang von „Jahrzehnten“ in der Szene gesprochen hast. Das las‘ sich fast wie dr.musics schon 67 Jahre Rock’n’Roll. Aber zum Eigentlichen: Für mich gibt es auch zwei Formen – Pop als Stil und Pop im Sinne populärer, massentauglicher Musik. Wobei man sagen muss, dass all das erstmal wenig heißt. Eingängigkeit macht Tracks nicht prinzipiell billig und nur weil ein Track die Massen anspricht, ist er noch nicht schlecht. Ich habe kein Problem damit, dass K.I.Z. Stadien füllen – vermutlich wäre das nicht so, wenn dort nur die Leute Tickets kaufen würden, deren Hirnkapazität für mehr reicht, als nur das Logo zu begreifen. Dieses „Entwachsen“ aus dem HipHop ist sicher ein Thema – es passt zum trendigen Zeitgeist, letztlich wäge ich da aber ab. Bei Pi fand ich den Move glaubhaft – er hat sich ein neues Pseudonym erstellt, in dem er privatere, eingängigere Wege geht. Das Porno Ensemble gibt es aber immernoch, dazu finden sich etwa auf dem letzten Album einige Features mit alles andere als bekannten Acts (kein Adel Tawil, kein Xavier Naidoo). Und der Track mit Kolle ist wirklich erstaunlich packend. „Progressiv“, ja. Für mich ist HipHop eine der Szenen, die einen großen Spagat wagt. Einerseits muss man die Traditionen kennen, die Codes, die sprachlichen Mittel und Querverweise, andererseits erfreut es mich, dass die heutige Herangehensweise nicht mehr lediglich auf Stieber Twins und ATCQ basiert – ich mag es, wenn herausragende Rapper sich andere Stile einverleiben (etwa Aesop Rock) und das ist letztlich doch der Inbegriff von sich einer entwickelnden Kultur (also Progression). Das hat mit Zeitgeistanbiederung erstmal nichts zu tun, sondern mit Offenheit, Bezug zur Gegenwart. Kennst Du eigentlich das neue Interview in der JUICE mit der Gang? Da geht es etwa um Reimschemata, Szenengefühl und Konsumententum.

    Mein weitaus älterer Cousin hat angefangen mich mitzuschleppen, als ich 10 oder 11 war. Natürlich nicht besonders cool, so ein halbgares Lustprodukt am Bein zu haben, aber dadurch haben wir noch heute eine tiefergehende Bindung, obwohl unsere Lebenswege und -ideale sonst ziemlich unterschiedlich sind. Daher würde ich auch nicht von einer „progressiven“ HipHop-Szene sprechen wollen: Es gibt sicher progressive Aktivisten, wie es überhaupt extrem unterschiedliche Vorlieben und Ansichten innerhalb der Szene gibt, diese werden durch die HipHop-Klammer zusammengehalten. Den Außenstehenden fehlt dieser Halt, sie fallen ins Kröpfchen.
    K.I.Z. sind ja auch so eine Band, die durch und durch HipHop sind. Vielleicht funktioniert das ein bisschen wie bei den Simpsons: Man kann die Serie auch gut finden, wenn man nicht alle Gags versteht (und sich auch gar nicht die Mühe macht zu verstehen).
    Den Bezug zur Gegenwart finde ich immer ein bisschen witzig, weil der nicht wirklich ausschlaggebend ist, es sei denn, man ist ein Hipster und muss hinter den neusten Trends herhecheln. Deswegen sind Platten, die 30 Jahre oder mehr auf dem Buckel haben, immer noch zugänglich: So viel hat sich in der Welt der Menschen nicht geändert. Auch wenn diese das gerne anders sehen wollen.

    Ist das gesamte Interview online? Dann lese ich das jetzt mal. :)

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    #10089133  | PERMALINK

    irrlicht
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    Jep, ist es, guck mal auf der Homepage der JUICE. Zum Rest demnächst.

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    #10089157  | PERMALINK

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    Koljah: Wir werden von den Medien gerne als »Gegenentwurf« angeführt. Dadurch vergessen viele, dass wir Jahre durch den Rap-Untergrund getingelt sind. Wir sind gute Rapper, wir haben gute Beats und es nervt einfach, wenn Leute das nicht anerkennen und gleichzeitig irgendwelche talentlosen Volldeppen mehr Aufmerksamkeit bekommen.

    Beim Taggen gebustet, NMZS hat früher in der Icklack gefreestylet…mehr HipHop geht ja gar nicht mehr. :D Wahrscheinlich kommt dieser Vorwurf aber auch eher von der Pop-Fraktion, die Inhalte und Beats der Antilopen nicht mit ihrem Standardrap zusammenbringen kann.
    Ich finde es übrigens gut, wie wir hier den Bogen von SXTN zu Antilopen geschlagen haben. Progressiv! ;)

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    #10089401  | PERMALINK

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    Ah, die gute alte Authentizitätsdiskussion und Kunst vs Kommerz Diskussion. Da muss jede Generation durch. 8-)

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    #10089413  | PERMALINK

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    harry-rag Mein weitaus älterer Cousin hat angefangen mich mitzuschleppen, als ich 10 oder 11 war. Natürlich nicht besonders cool, so ein halbgares Lustprodukt am Bein zu haben, aber dadurch haben wir noch heute eine tiefergehende Bindung, obwohl unsere Lebenswege und -ideale sonst ziemlich unterschiedlich sind. Daher würde ich auch nicht von einer „progressiven“ HipHop-Szene sprechen wollen: Es gibt sicher progressive Aktivisten, wie es überhaupt extrem unterschiedliche Vorlieben und Ansichten innerhalb der Szene gibt, diese werden durch die HipHop-Klammer zusammengehalten. Den Außenstehenden fehlt dieser Halt, sie fallen ins Kröpfchen. K.I.Z. sind ja auch so eine Band, die durch und durch HipHop sind. Vielleicht funktioniert das ein bisschen wie bei den Simpsons: Man kann die Serie auch gut finden, wenn man nicht alle Gags versteht (und sich auch gar nicht die Mühe macht zu verstehen). Den Bezug zur Gegenwart finde ich immer ein bisschen witzig, weil der nicht wirklich ausschlaggebend ist, es sei denn, man ist ein Hipster und muss hinter den neusten Trends herhecheln. Deswegen sind Platten, die 30 Jahre oder mehr auf dem Buckel haben, immer noch zugänglich: So viel hat sich in der Welt der Menschen nicht geändert. Auch wenn diese das gerne anders sehen wollen.

    Ich kam tatsächlich erst sehr spät zum HipHop. Als Teenager hat mich das völlig abgeschreckt, was aber vermutlich auch an der Fanszene an der Schule lag. Meine ersten Gehversuche waren dann tatsächlich sogar Fanta4, Fettes Brot und ganz klassisch: Eminem. Mehr Klischee ging nicht.

    Über Jahre hinweg konnte ich damit weiterhin nichts anfangen, mit achtzehn, neunzehn hats dann irgendwann geschnackelt. Und dann gabs kein Halten mehr – dutzende Alben gekauft, hunderte Tapes gehört, RaM und DLTLLY abonniert (vermutlich kenne ich von letzterem fast jeden Upload), Acts bei FB abonniert, Konzerte besucht, ansonsten: Gelesen, gelesen, gelesen. Interviews, Blogs, Künstlerseiten, Mags. So kam über die letzten speziell fünf Jahre doch eine Menge zusammen, auch wenn es immernoch zahlreiche Lücken gibt.

    Trends interessieren mich ansonsten nur bedingt, sonst würde ich ja Trap übelst abfeiert ;-)

     

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    #10089457  | PERMALINK

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    irrlichtIch kam tatsächlich erst sehr spät zum HipHop. Als Teenager hat mich das völlig abgeschreckt, was aber vermutlich auch an der Fanszene an der Schule lag. Meine ersten Gehversuche waren dann tatsächlich sogar Fanta4, Fettes Brot und ganz klassisch: Eminem. Mehr Klischee ging nicht. Über Jahre hinweg konnte ich damit weiterhin nichts anfangen, mit achtzehn, neunzehn hats dann irgendwann geschnackelt. Und dann gabs kein Halten mehr – dutzende Alben gekauft, hunderte Tapes gehört, RaM und DLTLLY abonniert (vermutlich kenne ich von letzterem fast jeden Upload), Acts bei FB abonniert, Konzerte besucht, ansonsten: Gelesen, gelesen, gelesen. Interviews, Blogs, Künstlerseiten, Mags. So kam über die letzten speziell fünf Jahre doch eine Menge zusammen, auch wenn es immernoch zahlreiche Lücken gibt. Trends interessieren mich ansonsten nur bedingt, sonst würde ich ja Trap übelst abfeiert

    Über Eminem wurde am Anfang die Nase gerümpft. Ein weißer Rapper unter der Fuchtel von Dr. Dre, der sofort weltweiten Erfolg hat? :D Hat sich aber blitzschnell gelegt, weil Eminem durch seine Skills und die Musik zu überzeugen wusste. Auch wenn ein paar hängengebliebene Boom-Bap-Stalinisten heute immer noch behaupten, sein eigentliches Debüt „Infinite“ sei die beste Platte.
    Leider kam da ja in den letzten Jahren nicht mehr viel. Alles nur noch Standardware und Zweckreimmassaker. Bis zu „The Eminem Show“ oder sogar „Encore“ würde ich ihn aber nicht missen wollen.
    Trap ist als Soundnuance interessant, raptechnisch aber meist eine ziemliche Katastrophe. Was bei Eminem in den letzten Jahren zuviel war, ist dort zuwenig. ;)

    @zappadong: „Authenz“ (die von Marcus Staiger popularisierte Kurzform :D ) muss schon sein. Aber nicht mit den Mitteln der Inquisition, die den Lebenslauf auf alle Plausibilitäten abklopft, um nachher zu brüllen: „Du bist nicht real!“
    Mir ist es egal, ob Ice Cube ein Gangbanger war oder doch zur Uni ging. Seine Raps müssen nur „on wax“ funktionieren. Das tun sie bei ihm – bei SXTN tun sie es (für mich) nicht.

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    #10089469  | PERMALINK

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    harry-rag @zappadong: „Authenz“ (die von Marcus Staiger popularisierte Kurzform ) muss schon sein. Aber nicht mit den Mitteln der Inquisition, die den Lebenslauf auf alle Plausibilitäten abklopft, um nachher zu brüllen: „Du bist nicht real!“ Mir ist es egal, ob Ice Cube ein Gangbanger war oder doch zur Uni ging. Seine Raps müssen nur „on wax“ funktionieren. Das tun sie bei ihm – bei SXTN tun sie es (für mich) nicht.

    Gibt es da irgendwelche Bewertungskriterien, wann die Raps funktionieren und wann nicht, oder ist das rein subjektiv?

     

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    #10089495  | PERMALINK

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    Muss doch subjektiv sein, sonst würde man jedem Menschen die gleiche Authenz zugestehen, oder?

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