Antwort auf: SXTN

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irrlicht
Nihil

Registriert seit: 08.07.2007

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harry-rag Ich bin immer aufs „Fronten“ aus, wenn Pop-Gestalten sich Rap-Dinge aneignen, um sie an die Ahnungslosen der Mehrheitsgesellschaft zu verkaufen. Tendenziell noch ekliger ist das, wenn es jemand wie Prinz Pi macht, aber bei SXTN kommt diese Feuilletonbegeisterung hinzu, die nicht erkennt, dass SXTN nur ein müder Abklatsch des Berliner Raps sind, den sie vor 15 Jahren noch als „Hauptschulmusik“ abgeschrieben hätten. Das ist genauso witzig, wie all die Redakteure, die sich nun mit der Antilopen Gang beschäftigen (müssen). Die haben keinen Plan, woher diese Musik kommt und was sie ausmacht und halten sich schließlich an politischen Parolen fest, die sie zu verstehen glauben. […]Ich bewege mich seit Jahrzehnten, „innerhalb der Szene“, der Großteil meiner Freunde und Bekannten befindet sich dort. Noch dazu kenne ich die Meinung aus den gängigen Internetportalen. Auch wenn sich die Modekiddiejunks und Popper mittlerweile reinkaufen können, gibt es immer noch eine Parallelgesellschaft.

Pop und HipHop lässt sich für mich, heute vor allem, nur noch bedingt trennen. Davon ab, dass die Gang mindestens genauso viel Pop Anteil in sich trägt, auch wenn Du das vermutlich einfach nicht wahrhaben willst. Man kann nun sagen, dass die ironische Brechung und der clevere Einsetzung von gepitchten Stimmen, einen anderen Zweck erfüllen, ebenso wie große Hooks – es bedient sich aber den gleichen Mitteln. Mein Problem ist grundsätzlich, wenn man Dinge so lange zurechtbiegt, bis sie das eigene Hören und Empfinden legitimieren (in der Hinsicht lese ich keinen Unterschied zwischen besagten Jazz-Elementen und der hier des Öfteren dargestellten Erklärung). Das ist ja eine generelle Feuilletonisten Falle: HipHop ist eigentlich langweilig und primitiv und wenn es mir dann doch gefällt, na dann müssen da wohl ein intellektueller Überbau oder musikalische Querverweise außerhalb des Genres drinstecken, sonst ginge das ja nicht. Schmutz.

Ich bin kein Freund von „fake it till you make it“ und habe auch mehr Respekt vor Rap-Veteranen und Characters mit Haltung, aber  letztlich hat im Mittelpunkt nunmal das Ergebnis zu stehen: Die Tracks, die Raps, die Beats. Wenn mich irgendeinAkademikertyp mit seinem Wortwitz packt, gebe ich ihm den Vorzug gegenüber der achtundvierzigsten Haftbefehl Kopie, die wieder im Video gegen die Kamera boxt.

Ansonsten würde mich manchmal interessieren, welcher Jahrgang du bist.

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Hold on Magnolia to that great highway moon