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Anonym
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irrlichtPop und HipHop lässt sich für mich, heute vor allem, nur noch bedingt trennen. Davon ab, dass die Gang mindestens genauso viel Pop Anteil in sich trägt, auch wenn Du das vermutlich einfach nicht wahrhaben willst. Man kann nun sagen, dass die ironische Brechung und der clevere Einsetzung von gepitchten Stimmen, einen anderen Zweck erfüllen, ebenso wie große Hooks – es bedient sich aber den gleichen Mitteln. Mein Problem ist grundsätzlich, wenn man Dinge so lange zurechtbiegt, bis sie das eigene Hören und Empfinden legitimieren (in der Hinsicht lese ich keinen Unterschied zwischen besagten Jazz-Elementen und der hier des Öfteren dargestellten Erklärung). Das ist ja eine generelle Feuilletonisten Falle: HipHop ist eigentlich langweilig und primitiv und wenn es mir dann doch gefällt, na dann müssen da wohl ein intellektueller Überbau oder musikalische Querverweise außerhalb des Genres drinstecken, sonst ginge das ja nicht. Schmutz. Ich bin kein Freund von „fake it till you make it“ und habe auch mehr Respekt vor Rap-Veteranen und Characters mit Haltung, aber letztlich hat im Mittelpunkt nunmal das Ergebnis zu stehen: Die Tracks, die Raps, die Beats. Wenn mich irgendeinAkademikertyp mit seinem Wortwitz packt, gebe ich ihm den Vorzug gegenüber der achtundvierzigsten Haftbefehl Kopie, die wieder im Video gegen die Kamera boxt. Ansonsten würde mich manchmal interessieren, welcher Jahrgang du bist.
So einfach lässt sich das nicht definieren, da es von Pop mehrere Definitionen gibt. Das hatten wir auch schon mal. Wenn wir von der minderwertigen Tanzmusik, vom Schlager für die Großraumdisco sprechen, der industriell hergestellt wird, um Geld zu verdienen, dann hat er im Rap nichts verloren. Und da ziehe ich vermeintliche szene-interne „Größen“ wie Kollegah gerne mit ein.
Diese Art von Musik steht für jeden offen, der genug Geld hat, um Tonträger und Merchandise zu kaufen und an den Konzerten teilzunehmen. Eine Allerweltsveranstaltung für Allerweltsgestalten. In die HipHop-Szene kommst du aber nur durch eine interne Einladung bzw. jemanden, der dich einführt. Sonst bleibst du eben ein Konsument, ein Toy. (Und SXTN waren auf keinem Radar bis da plötzlich Plattenfirmenkohle da war, um Tonträger zu vermarkten. ) Klingt bisschen nach True Metal, wa? Ist auch bisschen so. :D
Wie man am Beispiel der Antilopen Gang sieht, willst du aber auf die Verwendung von eingängigen Melodien, Hooks und der großen Geste hinaus. Das wurde alles für die Dorfdisco aufbereitet, ist aber nur ein dreister Klau. Funktioniert halt am Besten bei den gewöhnlichen Menschen, die ihr Geld ausgeben sollen. (Was ja noch dazu kommt: HipHopper sind Aktive bzw. Aktivisten. Jeder, der innerhalb der Szene agiert, ist auch jemand, der etwas auf die Beine stellt. Ob er nun rappt, sprüht, tanzt oder ein Label führt bzw. ein Magazin gründet. Das ist eben auch ein nicht zu vernachlässigender Unterschied zum Pop.)
Und gerade die Antilopen sind durch und durch eine Rap-Crew, die ohne Kenntnisse der Codes und der Geschichte gar nicht verstanden werden kann. Deshalb bemühen sich die Musikredakteure des Mainstreams ja auch so sehr um ein Punk-Etikett: Das ist etwas, was sie meinen verstanden zu haben. Das kann man nachlesen. Dafür muss man nur ein Konsument sein.
SXTN stinkt halt nach Plastik, gerade die Beats. Der Unterschied zu Tic Tac Toe besteht nur durch die Rap-Skills und der Weigerung sich als Tic Tac Toe vermarkten zu lassen.
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