Antwort auf: SXTN

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irrlicht
Nihil

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harry-rag So einfach lässt sich das nicht definieren, da es von Pop mehrere Definitionen gibt. Das hatten wir auch schon mal. Wenn wir von der minderwertigen Tanzmusik, vom Schlager für die Großraumdisco sprechen, der industriell hergestellt wird, um Geld zu verdienen, dann hat er im Rap nichts verloren. Und da ziehe ich vermeintliche szene-interne „Größen“ wie Kollegah gerne mit ein. Diese Art von Musik steht für jeden offen, der genug Geld hat, um Tonträger und Merchandise zu kaufen und an den Konzerten teilzunehmen. Eine Allerweltsveranstaltung für Allerweltsgestalten. In die HipHop-Szene kommst du aber nur durch eine interne Einladung bzw. jemanden, der dich einführt. Sonst bleibst du eben ein Konsument, ein Toy. (Und SXTN waren auf keinem Radar bis da plötzlich Plattenfirmenkohle da war, um Tonträger zu vermarkten. ) Klingt bisschen nach True Metal, wa? Ist auch bisschen so. Wie man am Beispiel der Antilopen Gang sieht, willst du aber auf die Verwendung von eingängigen Melodien, Hooks und der großen Geste hinaus. Das wurde alles für die Dorfdisco aufbereitet, ist aber nur ein dreister Klau. Funktioniert halt am Besten bei den gewöhnlichen Menschen, die ihr Geld ausgeben sollen. (Was ja noch dazu kommt: HipHopper sind Aktive bzw. Aktivisten. Jeder, der innerhalb der Szene agiert, ist auch jemand, der etwas auf die Beine stellt. Ob er nun rappt, sprüht, tanzt oder ein Label führt bzw. ein Magazin gründet. Das ist eben auch ein nicht zu vernachlässigender Unterschied zum Pop.) Und gerade die Antilopen sind durch und durch eine Rap-Crew, die ohne Kenntnisse der Codes und der Geschichte gar nicht verstanden werden kann. Deshalb bemühen sich die Musikredakteure des Mainstreams ja auch so sehr um ein Punk-Etikett: Das ist etwas, was sie meinen verstanden zu haben. Das kann man nachlesen. Dafür muss man nur ein Konsument sein. SXTN stinkt halt nach Plastik, gerade die Beats. Der Unterschied zu Tic Tac Toe besteht nur durch die Rap-Skills und der Weigerung sich als Tic Tac Toe vermarkten zu lassen.

Hat Dir Torch die Zeilen geschrieben?

Nach der Definition reihe ich mich gerne bei den Toys ein – ich habe keine VIP Karte bekommen, besprühe keine Züge, habe nie gebreakt und halte viele Ansätze dieses Rufs nach Realgekeepe für rückständig und selbstreferentiell. Für mich hat das in einer progressiven Szene wie HipHop wenig zu suchen – und ja, für mich bleiben große Teile des Chimperator Rudels dennoch Ghee aus der Ekelvorratspackung, aber aus anderen Gründen. Weil es leerer, toter Müll ist. Klar: Don’t let the label you. Mich irritiert diese Abgrenzungsmentalität dennoch – als hätte Verständnis für Kunst etwas damit zu tun, wie viel Geld man dafür ausgiebt und ob man in Konzerte reinkommt. Ich bete gleich dreimal gen Heidelberg und zolle der Oldschool respect.

Davon ab würde mich mal interessieren, wer eigentlich dieses in- bzw. außerhalb der Szene Gebiet absteckt. Und ab wann ein Künstler zum Produkt wird.

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Hold on Magnolia to that great highway moon