Spex

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  • #2776487  | PERMALINK

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    Joshua TreeBei deiner Tanke gibt es eine Tonne für durchgelesene Zeitschriften?

    ich habe wohl seit über zwei Jahren den RS noch nicht mal mehr in die Hand genommen. Bei mir konkurriert der RS an der Tanke mit anderen Wegwerfzeitungen, letztere gewinnen immer.
    Die Spex ist eine Herausforderung, auf die ich mich bewusst einlassen muss – passiert auch nicht immer. Es ist aber grundsätzlich gut, dass es die Herausforderung gibt, Allerweltsmagazine haben wir schon Hunderte…

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    #2776489  | PERMALINK

    werner
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    Joshua TreeBei deiner Tanke gibt es eine Tonne für durchgelesene Zeitschriften?
    Ansonsten volle Zustimmung, inhaltlich wird man beim RS nie besonders gefordert, wohingegen die SPEX auch einmal unerwartete Anstöße gab.

    Noch mal: Wer fordert ein, vom RS „gefordert“ zu werden. Ich will ja von großartigen Filmen oder Büchern auch nicht „gefordert“ werden (von anderen dann vielleicht doch). Es handelt sich um eine MUSIKZEITSCHRIFT – immer noch. Ich verstehe nicht so recht, was ihr für Erwartungen habt. Ich verlange Infos, Analysen, Neuvorstellungen, Nachbetrachtungen, auch mal Kontext-Herstellung. Nicht jedoch die intellektuelle Herausforderung, die ich an andere Publikationen mit entsprechendem Anspruch stelle. Nehmen wir nur mal die Zeitschrft „Literaturen“, unverdächtig intellektueller Niveaulosigkeit. Ich fühle mich da keineswegs „herausgefordert“, aber bestens informiert und unterhalten. Auch angeregt. Aber ein Artikel (wie schon mal im RS) über Kindersoldaten regt mich durchaus an, mich damit zu beschäftigen – übe die Lektüre hinaus.
    Nicht vergessen – wir reden auch bei der SPEX nicht von einem Kunstwerk mit dem Attribut von Adornos „Rätselcharakter“, sondern von einem ambitionierten Musikprojekt mit popkulturellem Einschlag. Ich sehe die wirklich wichtigen Dinge dort nicht verhandelt, vor allem nicht in einer Weise, die mich für sonderlich anregend zum weiterverfolgen wäre – dazu klingt mir das „ambitioniert“ zu sehr durch jede Zeile. Will ich anregende, motivierende, nachdenkenswerte, auch vielleicht in Handlung umsetzbare Ideen, dann lese ich Bücher oder die eine oder andere Fachzeitschrift.
    Die SPEX zum Vergnügen zu lesen ist mir zu anstrengend und diffus, um sie als Anregung für Weitergehendes zu goutieren ist sie mir zu hohl.
    Meine Meinung, andere dürfen das natürlich gerne anders beurteilen.

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    #2776491  | PERMALINK

    Anonym
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    Witek Dlugoszbullschuetz, hast du schon mal darüber nachgedacht, wie schwer es ist, einen komplizierten Sachverhalt in kurzen verständlichen Sätzen darzulegen? Dann ist dir vielleicht auch der Gedanke gekommen, dass das herausfordernder und ambitionierter sein kann als sich in endlosen Schachtelsätzen auszulassen.

    Lange Sätze, kurze Sätze … ja, Witek, Du hast Recht: Komplexes stilistisch dicht, schlackenlos und verständlich auszudrücken, ist eine Kunst und auch aus meiner Sicht durchaus ein Stilideal (bloß eben nicht das einzig denkbare). Ich mag auch die angelsächsische Historikerschule, deren Autoren immer verständlich bleiben und erzählen können – was ja in Deutschland phasenweise regelrecht verpönt war als „populärwissenschaftlich“.

    Woran ich mich aber störe, ist zweierlei:

    Zum einen hat Hofacker die These vertreten, wenn der Leser einen Satz zweimal lesen müsse, habe der Autor was falsch gemacht. Dieses Der-Leser-ist-Kunde-und-der-Kunde-ist-König-Zugänglichkeitsdogma ist aus meiner Sicht, ums in Hofackers Worten auszudrücken, „haarsträubender Unsinn“.

    Zum anderen ärgert mich die Verallgemeinerung: Nur das Kurze, Klare, auf Anhieb Verständliche sei das Gute , Richtige, Wahre. Nein, ist es nicht!

    Dass das Ideal der konzentrierten Schlichtheit in der Welt der Literatur nicht unbedingt zu gelten hat, brauche ich ja wohl kaum zu begründen (so ziemlich jeder erster Satz einer Kleist-Novelle ließe sich natürlich ordentlich in kurze, auf Anhieb verständliche, ein zweites Lesen weder fordende noch dazu anregende Hauptsätze zerlegen – aber das wäre echt beschissen; von Thomas Mann, Thomas Bernhard, Peter Weiss mal ganz zu schweigen). Aber auch im Journalismus, überhaupt in jeder Form des kommunikativen Austausches in den Medien halte ich das Einfachheitsprinzip nicht für alleinseligmachend. Beispiel „Philosophisches Quartett“: Die Sendung war oft schachtelsatzgesättigt, kompliziert und nicht immer leicht verständlich – und gerade deshalb eine Wohltat gegenüber diesen Jauch-Illner-Lanz-Runden mit ihren berechenbaren Empörungsritualen, verteilten Keifrollen und unter den Gesichtern stichwortartig eingeblendeten Kernthesen (XY findet die Energiewende zu teuer, YZ hat seit Fukushima umgedacht, ABC glaubt nicht an den Klimawandel).

    Manchmal tut es gut, wenn jemand die mediale Diskurs-Norm, die herrschende Ausdrucksidee der Zeit (sei kurz und verständlich und diene dem Leser) souverän ignoriert oder gar bewusst unterläuft. Manchmal tut sogar forcierte Verkomplizierungslust gut – als Gegengift in Zeiten des allgegenwärtigen Vereinfachungswahns.

    Und genau dafür steht für mich Spex: eine Zeitschrift, die sich Sperrigkeit, Schrägdenkerei, intellektuellen Größenwahn, gedankliche Verstiegenheit, kühne Kurzschlüsse, ambitioniertes Ringen um poptheoretische Deutungshoheit erlaubt und weder vor Schachtelsätzen noch vor Fremdworten noch vor Seminarjargon zurückscheut. Ich empfinde sowas als erhaltenswerte Alternative.

    Das heißt nicht, dass ich was gegen kurze Sätze und verständliches Deutsch habe.

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    #2776493  | PERMALINK

    werner
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    bullschuetz Lange Sätze, kurze Sätze … ja, Witek, Du hast Recht: Komplexes stilistisch dicht, schlackenlos und verständlich auszudrücken, ist eine Kunst und auch aus meiner Sicht durchaus ein Stilideal (bloß eben nicht das einzig denkbare). Ich mag auch die angelsächsische Historikerschule, deren Autoren immer verständlich bleiben und erzählen können – was ja in Deutschland phasenweise regelrecht verpönt war als „populärwissenschaftlich“.

    Woran ich mich aber störe, ist zweierlei:

    Zum einen hat Hofacker die These vertreten, wenn der Leser einen Satz zweimal lesen müsse, habe der Autor was falsch gemacht. Dieses Der-Leser-ist-Kunde-und-der-Kunde-ist-König-Zugänglichkeitsdogma ist aus meiner Sicht, ums in Hofackers Worten auszudrücken, „haarsträubender Unsinn“.

    Zum anderen ärgert mich die Verallgemeinerung: Nur das Kurze, Klare, auf Anhieb Verständliche sei das Gute , Richtige, Wahre. Nein, ist es nicht!

    Dass das Ideal der konzentrierten Schlichtheit in der Welt der Literatur nicht unbedingt zu gelten hat, brauche ich ja wohl kaum zu begründen (so ziemlich jeder erster Satz einer Kleist-Novelle ließe sich natürlich ordentlich in kurze, auf Anhieb verständliche, ein zweites Lesen weder fordende noch dazu anregende Hauptsätze zerlegen – aber das wäre echt beschissen; von Thomas Mann, Thomas Bernhard, Peter Weiss mal ganz zu schweigen). Aber auch im Journalismus, überhaupt in jeder Form des kommunikativen Austausches in den Medien halte ich das Einfachheitsprinzip nicht für alleinseligmachend. Beispiel „Philosophisches Quartett“: Die Sendung war oft schachtelsatzgesättigt, kompliziert und nicht immer leicht verständlich – und gerade deshalb eine Wohltat gegenüber diesen Jauch-Illner-Lanz-Runden mit ihren berechenbaren Empörungsritualen, verteilten Keifrollen und unter den Gesichtern stichwortartig eingeblendeten Kernthesen (XY findet die Energiewende zu teuer, YZ hat seit Fukushima umgedacht, ABC glaubt nicht Und genau dafür steht für mich Spex: eine Zeitschrift, die sich Sperrigkeit, Schrägdenkerei, intellektuellen Größenwahn, gedankliche Verstiegenheit, kühne Kurzschlüsse, ambitioniertes Ringen um poptheoretische Deutungshoheit erlaubt und weder vor Schachtelsätzen noch vor Fremdworten noch vor Seminarjargon zurückscheut. Ich empfinde sowas als erhaltenswerte Alternative.
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    Ein Vergleich Jauch und Philosophisches Quartett verbietet sioch vollkommen weil nicht möglich. Das eine hat weder vom Anspruch, noch von der Form, noch vom Duktus und schon gar nicht inhaltlich etwas miteinander zu schaffen.
    Also ist auch keines von beiden höherwertig.
    Spewx war in keiner Ausprägung schrägdenkend oder gar gedanklich verstiegen. Auch von popttheoretischer Deutungshoheit habe ich jemals etwas bemerkt. Von Seminarjargon schon und von Fremdworten ebenfalls. Wenn ich mich irren sollte: Zeig mir ein Beispiel, in der die Poptheorie Spex gefolgt und die zeitschrift damit eine komplett neue, qualitative Richtung initiiert hätte.

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    #2776495  | PERMALINK

    Anonym
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    Ein Beispiel, wo Spex aus meiner Sicht ziemlich nahe dran war an der Deutungshoheit eines popkulturellen Phänomens, ist …

    Nein, falsch ausgedrückt, Deutungshoheit klingt zu hierarchisch. Also anders: Ein Beispiel, wo Spex die Debatte über ein popkulturelles Phänomen dermaßen intensiv bereichert hat, dass mir danach viele andere Texte zum Thema echt überflüssig vorkamen, ist: die Lady-Gaga-Ausgabe.

    Allein schon die Idee, eine Queertheoretikerin, einen Filmwissenschaftler, einen Kultursoziologen und zwei ambitionierte Fan-Bloggerinnen an einen Tisch zu setzen und die Gaga zum Thema eines philosophischen Quintetts zu machen, ist im besten Sinne spexlike und, soweit ich das sehe, in kaum einer anderen Zeitschrift so vorstellbar. Das dann noch mit einem Text zu garnieren, der Bret Easton Ellis‘ Post-Empire-Kategorie auf „Born this way“ anwendet, ist aufs Schönste und Anregendste „gedanklich verstiegen“, um mich mal selber zu zitieren. Schließlich gesellte sich dazu noch eine Gaga-Fotostrecke der anderen Art nebst minutiöser Deutung der Bildanmutung und ihrer Implikationen … wow.

    Für sowas liebe ich Spex.

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    #2776497  | PERMALINK

    der-hofacker

    Registriert seit: 07.04.2005

    Beiträge: 1,588

    bullschuetz
    Woran ich mich aber störe, ist zweierlei:

    Zum einen hat Hofacker die These vertreten, wenn der Leser einen Satz zweimal lesen müsse, habe der Autor was falsch gemacht. Dieses Der-Leser-ist-Kunde-und-der-Kunde-ist-König-Zugänglichkeitsdogma ist aus meiner Sicht, ums in Hofackers Worten auszudrücken, „haarsträubender Unsinn“.

    Zum anderen ärgert mich die Verallgemeinerung: Nur das Kurze, Klare, auf Anhieb Verständliche sei das Gute , Richtige, Wahre. Nein, ist es nicht!

    Mein lieber Freund, da hast Du mich gründlichst missverstanden (vielleicht ist es ja mit meiner Kunst, komplizierte Sachverhalte einfach auszudrücken, nicht so weit her, wie ich dachte…)!

    Fakt ist: Ich habe keine These vertreten, sondern meiner persönlichen Überzeugung Ausdruck verliehen. Und die hat sich in sehr vielen Jahren beruflicher Praxis im unterhaltenden und informierenden Journalismus gebildet. Sie sagt ganz einfach: Man sollte dem Leser das Leben nicht unnötigerweise schwerer als nötig machen, wenn man ihm etwas erzählen möchte. Daran versuche ich mich zu halten. Und ich denke, das tun sehr viele in diesem Geschäft aus gutem Grund und mit guten Resultaten. Wer daraus ein böses „Nur ja nicht den Kunden mehr fordern als nötig“-Dogma ableitet, das womöglich die Absicht verfolgt, den Kunden dumm zu halten und ihm das Geld aus der Tasche zu ziehen, zimmert in meinen Augen a.) eine bösartige und typisch deutsche Verschwörungstheorie und diskreditiert b.) ungerechtfertigterweise Tausende von guten Journalisten.

    Und dass nur das Kurze das Gute und Richtige sei, hat niemand ernsthaft behauptet.

    Letztlich sollten es die vermittelten Gedanken sein, die den Leser zum Nachdenken bringen, nicht ihre sprachliche Verpackung. Siehe Tucholski und Kästner, beide Meister der entschlackten und schlagkräftigen Schreibe!

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    #2776499  | PERMALINK

    Anonym
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    Der HofackerMein lieber Freund, da hast Du mich gründlichst missverstanden (vielleicht ist es ja mit meiner Kunst, komplizierte Sachverhalte einfach auszudrücken, nicht so weit her, wie ich dachte…)!

    Wer daraus ein böses „Nur ja nicht den Kunden mehr fordern als nötig“-Dogma ableitet, das womöglich die Absicht verfolgt, den Kunden dumm zu halten und ihm das Geld aus der Tasche zu ziehen, zimmert in meinen Augen a.) eine bösartige und typisch deutsche Verschwörungstheorie und diskreditiert b.) ungerechtfertigterweise Tausende von guten Journalisten.

    Du findest, ich hätte Dich missverstanden, ich finde, Du hast mit dem zweiten hier zitierten Absatz meine These aufs Bizarrste verballhornt, verzerrt und verunstaltet – vielleicht sollten wir es dabei bewenden lassen. Vorschlag zur Güte: Finden wir uns doch einfach gegenseitig bescheuert.

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    #2776501  | PERMALINK

    Anonym
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    Was aber Spex betrifft, spricht mir dieses Zitat aus dem Herzen:

    Monroe StahrDie Spex ist eine Herausforderung, auf die ich mich bewusst einlassen muss – passiert auch nicht immer. Es ist aber grundsätzlich gut, dass es die Herausforderung gibt, Allerweltsmagazine haben wir schon Hunderte…

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    #2776503  | PERMALINK

    der-hofacker

    Registriert seit: 07.04.2005

    Beiträge: 1,588

    bullschuetzDu findest, ich hätte Dich missverstanden, ich finde, Du hast mit dem zweiten hier zitierten Absatz meine These aufs Bizarrste verballhornt, verzerrt und verunstaltet – vielleicht sollten wir es dabei bewenden lassen. Vorschlag zur Güte: Finden wir uns doch einfach gegenseitig bescheuert.

    Ich finde Leute, die ich nicht kenne, grundsätzlich nicht bescheuert, bin es aber gewöhnt, dass mich Leute bescheuert finden, die nichts von mir wissen und mir noch nie begegnet sind.
    It takes all kinds to make a world… sigh.

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    #2776505  | PERMALINK

    Anonym
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    Mein Zorn gründete sich nicht auf das, was ich NICHT von Dir weiß, sondern auf das, was Du geschrieben hast. Aber sei’s drum. Das „bescheuert“ nehme ich zurück.

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    #2776507  | PERMALINK

    daniel_belsazar

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    Der HofackerLetztlich sollten es die vermittelten Gedanken sein, die den Leser zum Nachdenken bringen, nicht ihre sprachliche Verpackung.

    Ohne jetzt in die Debatte wirklich eingreifen zu wollen:

    Es gibt keinen „vermittelbaren Gedanken“, der außerhalb von Sprache existieren würde. Entweder ist der Gedanke sprachlich oder er ist keiner, sondern allenfalls so etwas wie Empfindung, Gefühl, Eingebung. Positiv ausgedrückt: Gedanken sind immer schon sprachlich.

    Eine Folge daraus ist unter anderem, dass unklare Formulierungen nicht unklare Gedanken „ausdrücken“, sondern schlicht unklare Gedanken sind. Was nicht notwendigerweise heißt, dass sie falsch sein müssen, aber eben unklar. Umgekehrt: Einfache Sätze sind einfache Gedanken, die dann meist klar und verständlich sind – aber nicht aufgrund ihrer Einfachheit wahr oder falsch. Die Bildzeitungskommentare sind – wohlverstanden – in vorbildlich einfacher Sprach- und damit Gedankenführung geschrieben, aber dennoch überwiegend Dreck. Es kommt zumindest auch darauf an, was jemand sagt, nicht nur wie er es tut – wiewohl es da natürlich Zusammenhänge geben kann, die oft berechtigte Verdachte hervorrufen.

    --

    The only truth is music.
    #2776509  | PERMALINK

    werner
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    Daniel_BelsazarEs gibt keinen „vermittelbaren Gedanken“, der außerhalb von Sprache existieren würde.
    .

    Damit liegst du nach neuesten neurolinguistischen Untersuchunghen leider falsch.:

    M. Müller, AG Experimentelle Neurolinguistik, CITEC, Universität Bielefeld: Gedanken haben durchaus eine eigene „Sprache“. Allerdings darf man unter dieser Gedankensprache keine Lautsprache verstehen, sondern Sprache in einem weiteren Sinn.

    Und dein schneller Schluss von Kurzsatz und Bildzeitung ist unstatthaft, das war ganz sicher nicht das Thema. Eher, dass tiefe Gedanken in ihrer Vermittlung nicht von der Länge oder Verschachtelung oder der Fremdworthäufigkeit, usw. abhängt.
    Ich persönlich (um auf deinen zitierten Satz eines anderen Foris einzugehen) empfinde und empfand die SPEX nie als Herausforderung. Warum sollte ich? Wirklich neue Gedanken und Theorien wurden nicht entwickelt (falls ich mich irre – nenn mir eine/n), die Inhalte wurden teilweise neu zusammengestellt (was ja an sich schon eine Leistung ist), und mit den Begrifflichkeiten hatte ich kein problem. Ich bin bei der SPEX auf „sporadisch lesen“ umgestiegen, weil ich irgendwann das (durchaus subjektive) Gefühl hatte, dass der Inhalt vollständig hinter Schreiberlingen zurückstand, die eine Plattform gefunden hatte, um ihre Spiele zu spielen. Daserinnerte mich – mancher kann sich vielleicht noch erinnern – an das „Sounds“ der Endphase.

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    #2776511  | PERMALINK

    daniel_belsazar

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    Beiträge: 1,253

    wernerDamit liegst du nach neuesten neurolinguistischen Untersuchungen leider falsch.

    Hier mal das ganze Zitat von dasgehirn.info:
    Horst M. Müller, AG Experimentelle Neurolinguistik, CITEC, Universität Bielefeld: Gedanken haben durchaus eine eigene „Sprache“. Allerdings darf man unter dieser Gedankensprache keine Lautsprache verstehen, sondern Sprache in einem weiteren Sinn. Denn auch Tiere, die ein Selbstbewusstsein haben, wie beispielsweise Menschenaffen, sind zu ähnlichen kognitiven Operationen fähig wie wir Menschen. Sie können also denken, ohne über eine menschliche Sprache zu verfügen. Ebenso haben gehörlos geborene Kinder, die noch nie eine Lautsprache gehört haben und gar nicht wissen, was das ist, trotzdem gedankliche Vorstellungen von der Welt. Wie andere Kinder spielen sie mit Puppen, Eisenbahnen, Autos, obwohl sie lediglich über eine „innere Sprache“ verfügen. Diese „innere Sprache“ funktioniert nach ganz anderen Regeln und vor allem wesentlich schneller als etwa Lautsprache, welche Inhalte vergleichsweise langsam wiedergibt.

    Lautsprache ist ein Instrument, ein Symbol- und Zeichensystem, das über Stellvertreter lediglich einen Umgang mit Gedanken ermöglicht. Diese Sprache ist zwar nicht notwendig für das Zustandekommen von Gedanken, kann jedoch als Gedankenstütze dienen. So können wir uns Gedankeninhalte, die lautsprachlich kodiert wurden, besser merken. Wenn Menschen ihren Tag planen, oder sich konzentrieren wollen, reden sie die Gedankeninhalte oft vor sich hin. Dennoch sind Gedanken weitgehend unbeeinflusst von der jeweiligen Lautsprache. Zum Beispiel fangen Menschen, die in ein anderes Land umziehen, oft schon nach kurzer Zeit an, in der neuen Sprache zu träumen und zu denken.

    Gedanken sind innere mentale Konstrukte, die durch die Wahrnehmung der Umwelt und der Simulation von Realität entstehen. Sie bestehen aus miteinander wechselwirkenden Emotionen, Gefühlen, Bildern und anderen Empfindungen. Ihr biologischer Zweck ist, Individuen Prognosen über die Zukunft zu ermöglichen und damit zum Beispiel die Futtersuche, Partnerwahl oder Aufzucht der Nachkommen zu optimieren. Es ist unglaublich hilfreich und viel effektiver, sich bei Problemen, erst einmal hinzusetzen, nachzudenken und verschiedene Lösungsansätze im Kopf durchzuspielen, als durch Versuch und Irrtum den richtigen Weg zu finden.
    Da die Lautsprache erst vor etwa 80 bis 200.000 Jahren entstanden ist, muss es die mentalen Konstrukte schon vorher gegeben haben. Schließlich konnten die Menschen auch ohne Lautsprache schon interagieren und sich ein Bild von der Welt machen. In den 1950er und 60er-Jahren entstand unter Sprachwissenschaftlern die Idee einer Tiefenstruktur der Sprache. Sie beschreibt eine präverbalen Botschaft, eine abstrakte Basisstruktur, die mentale Repräsentationen mit semantischen Relationen verbindet und die Vorstufe dessen ist, was man sprechen will. Die Art der Repräsentation hängt dabei natürlich bei allen Lebewesen von den jeweiligen Sinnessystemen ab, die zur Verfügung stehen. Das kann bei schwachelektrischen Fischen der elektrische Sinn sein oder der Infrarotsinn bei Schlangen. Neben den Emotionen spielen bei Menschen das akustische und das visuelle Sinnessystem die tragende Rolle für die Bildung von Gedanken. Neuere Theorien gehen davon aus, dass auch die eigene Körperwahrnehmung sehr wichtig ist. Das Stichwort dazu lautet: Embodiment.

    Aufgezeichnet von Leonie Seng

    Der Text muss sich gefallen lassen, reflexiv auf sich selber bezogen zu werden. Und ich sehe da etliche Unklarheiten, unzulässige Schlussfolgerungen und eine mangelhafte Reflexion zwischen Thema und eigener Sprache. Das unterminiert in meinen Augen den kompletten Ansatz (nur ein Beispiel „… ist ein Instrument, ein Symbol- und Zeichensystem …“: ein weit verbreiteter Irrtum). Es geht dazu drunter drüber zwischen Lautpsprache, Sprache allgemein, „Gedankensprache“, Fremdsprachen, in denen geträumt wird, Semantik etc pp. Sehr sauber argumentiert sieht mir das nicht aus.

    Natürlich wirst du immer Gehirnaktivitäten messen können, wenn „gedacht“ wird. Völlig abwegig finde ich dagegen Folgendes: „Diese „innere Sprache“ funktioniert nach ganz anderen Regeln …“. Das ist aus dem vorherigen Argumentationszusammenhang (taube Kinder) keineswegs ableitbar und darüberhinaus extrem unplausibel. Auch taube Kinder wachsen nicht ohne soziale Regeln und Institutionen auf, dazu gibt es im übrigen geradezu massenhaft reflektierende Literatur. Lautsprache ist nicht mit Sprache im Sinne von institutionalisierter Regelhaftigkeit gleich zu setzen, das ist unter anderem einer der Kurzschlüsse, die hier passieren.

    Insofern, werner, um im hiesigen Jargon zu bleiben: Must try harder.

    werner

    Und dein schneller Schluss von Kurzsatz und Bildzeitung ist unstatthaft, das war ganz sicher nicht das Thema. Eher, dass tiefe Gedanken in ihrer Vermittlung nicht von der Länge oder Verschachtelung oder der Fremdworthäufigkeit, usw. abhängt.

    Über den ersten Satz könnte man sich streiten, habe ich aber jetzt nicht die Zeit dazu. Der zweite ist doch sowieso klar, darum ging es mir nicht (Obwohl man über den Begriff eines „tiefen“ Gedankens auch streiten könnte – was auch viele deutlich Klügere als ich bereits getan haben. Was genau ist eigentlich ein „tiefer“ Gedanke?).

    Ich bin nach wie vor der Auffassung, dass ein Gedanke nicht in Sprache „verpackt“ werden kann, weil das eine unabhängige Existenz des Gedankens von Sprache (im Sinne von regelhafter Institution) voraus setzt. Jedes Gedankenexperiment zeigt nach wie vor, das es nicht so ist – es findet ja notwendigerweise in Sprache statt. Auch Gehirnmessungen werden im übrigen innerhalb dieses für uns immer schon exitierenden Systems vorgenommen und sind insofern vorgeprägt.

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    The only truth is music.
    #2776513  | PERMALINK

    werner
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    Registriert seit: 05.05.2008

    Beiträge: 4,694

    Sorry, aber das ist mir jetzt für Spex zu viel Aufwand. Ich möchte jedenfalls nicht über „tiefe“ Gedanken philosophieren, das würde ins Uferlose führen. Der Rest auch.
    Denn damit begäbe ich mich ja ins diffuse Spex-Universum, in dem tatsächlich viele Dinge angerissen, aber nie zum Ende gebracht werden. Sollte das dann den Lesern überlassen bleiben? Auch eine Möglichkeit, sich interessant zu machen.

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    #2776515  | PERMALINK

    brundlefly

    Registriert seit: 27.12.2008

    Beiträge: 4,766

    Der HofackerDummes Zeug.
    Egal in welchem Magazin: Prätentiöse Sprache und intellektuelles Posertum sind ärgerlich, überflüssig und eben auch sehr schlechtes Handwerk. Sie machen dem Leser nur das Leben schwer – und genau das ist nicht die Aufgabe eines Journalisten, im Gegenteil. Es sei denn, man erwartet in einem Magazin abgehobenes Seminar-Deutsch. Dann darf man sich allerdings nicht wundern, wenn kein Mensch so etwas kauft, abgesehen von denen, die ein solches Magazin als öffentlichen Ausweis ihres Durchblickertums brauchen. Aber das ist ja ohnehin albern.

    Ich glaube immer noch, dass Du Dich größtenteils auf die Kölner Spex beziehst. Da war es tatsächlich so, dass einige Artikel ohne Basiskenntnisse von Deleuze/Guattari nur schwer genießbar waren. Das ist dann aber kein „Posertum“, aber es spricht dann nur einen geringen Teil der Leserschaft an. Aber wie pinch schon schrieb, war selbst damals die Autorschaft sehr heterogen. Bei der Berliner Spex habe ich solche Tendenzen eigentlich nie gesehen. Im Gegenteil, die heutigen Artikel sind eher von der Schreibe so, wie es in der Intro vor ca. zehn Jahren üblich war, bevor es dort immer verkürzter wurde. Das entspricht durchaus einem allgemeinen Trend im Musikjournalismus (hier bin ich voll und ganz bei bullschuetz). Ich hatte vor kurzem wieder eine Rolling Stone-Ausgabe von 1996 in den Händen, in der die meisten Artikel vom Sprachstil auch in die Spex von heute gepasst hätten.

    wernerNoch mal: Wer fordert ein, vom RS „gefordert“ zu werden. Ich will ja von großartigen Filmen oder Büchern auch nicht „gefordert“ werden (von anderen dann vielleicht doch). Es handelt sich um eine MUSIKZEITSCHRIFT – immer noch. Ich verstehe nicht so recht, was ihr für Erwartungen habt. Ich verlange Infos, Analysen, Neuvorstellungen, Nachbetrachtungen, auch mal Kontext-Herstellung. Nicht jedoch die intellektuelle Herausforderung, die ich an andere Publikationen mit entsprechendem Anspruch stelle.

    In erster Linie will ich Dinge lesen, die mir in der Form noch unbekannt waren. Das können entweder neue Künstler oder bislang weniger bekannte Bewegungen sein (bei der Spex in den letzten Jahren oft in dem Kunst-bezogenen Teil), oder eine neue Herangehensweise an etablierte Künstler und das meinetwegen auch als eine Retrospektive. Von der Themenauswahl hat man in der Spex die Balance gefunden, die in der deutschsprachigen Musikzeitschriften-Landschaft diesen Erwartungen noch am nächsten kam (neben der de:bug, aber die setzt bestimmte musikalische Schwerpunkte). Zwar bin ich dort auch immer seltener auf neue Bands gestoßen, das hängt mit der Beschleunigung durch das Internet zusammen, bei denen eine monatliche Zeitschrift nicht mithalten kann. Und hier kommt eben der andere Aspekt ins Spiel: dass ein Thema von einer anderen Perspektive beleuchtet wird und tiefer in die Materie einsteigt.

    Reine Musikzeitschriften waren übrigens weder der RS noch die Spex jemals gewesen.

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    http://hyphish.wordpress.com "Every generation has its one defining moment. We are yours."
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