Re: Spex

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der-hofacker

Registriert seit: 07.04.2005

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bullschuetz
Woran ich mich aber störe, ist zweierlei:

Zum einen hat Hofacker die These vertreten, wenn der Leser einen Satz zweimal lesen müsse, habe der Autor was falsch gemacht. Dieses Der-Leser-ist-Kunde-und-der-Kunde-ist-König-Zugänglichkeitsdogma ist aus meiner Sicht, ums in Hofackers Worten auszudrücken, „haarsträubender Unsinn“.

Zum anderen ärgert mich die Verallgemeinerung: Nur das Kurze, Klare, auf Anhieb Verständliche sei das Gute , Richtige, Wahre. Nein, ist es nicht!

Mein lieber Freund, da hast Du mich gründlichst missverstanden (vielleicht ist es ja mit meiner Kunst, komplizierte Sachverhalte einfach auszudrücken, nicht so weit her, wie ich dachte…)!

Fakt ist: Ich habe keine These vertreten, sondern meiner persönlichen Überzeugung Ausdruck verliehen. Und die hat sich in sehr vielen Jahren beruflicher Praxis im unterhaltenden und informierenden Journalismus gebildet. Sie sagt ganz einfach: Man sollte dem Leser das Leben nicht unnötigerweise schwerer als nötig machen, wenn man ihm etwas erzählen möchte. Daran versuche ich mich zu halten. Und ich denke, das tun sehr viele in diesem Geschäft aus gutem Grund und mit guten Resultaten. Wer daraus ein böses „Nur ja nicht den Kunden mehr fordern als nötig“-Dogma ableitet, das womöglich die Absicht verfolgt, den Kunden dumm zu halten und ihm das Geld aus der Tasche zu ziehen, zimmert in meinen Augen a.) eine bösartige und typisch deutsche Verschwörungstheorie und diskreditiert b.) ungerechtfertigterweise Tausende von guten Journalisten.

Und dass nur das Kurze das Gute und Richtige sei, hat niemand ernsthaft behauptet.

Letztlich sollten es die vermittelten Gedanken sein, die den Leser zum Nachdenken bringen, nicht ihre sprachliche Verpackung. Siehe Tucholski und Kästner, beide Meister der entschlackten und schlagkräftigen Schreibe!

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