Re: Spex

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daniel_belsazar

Registriert seit: 19.04.2006

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Der HofackerLetztlich sollten es die vermittelten Gedanken sein, die den Leser zum Nachdenken bringen, nicht ihre sprachliche Verpackung.

Ohne jetzt in die Debatte wirklich eingreifen zu wollen:

Es gibt keinen „vermittelbaren Gedanken“, der außerhalb von Sprache existieren würde. Entweder ist der Gedanke sprachlich oder er ist keiner, sondern allenfalls so etwas wie Empfindung, Gefühl, Eingebung. Positiv ausgedrückt: Gedanken sind immer schon sprachlich.

Eine Folge daraus ist unter anderem, dass unklare Formulierungen nicht unklare Gedanken „ausdrücken“, sondern schlicht unklare Gedanken sind. Was nicht notwendigerweise heißt, dass sie falsch sein müssen, aber eben unklar. Umgekehrt: Einfache Sätze sind einfache Gedanken, die dann meist klar und verständlich sind – aber nicht aufgrund ihrer Einfachheit wahr oder falsch. Die Bildzeitungskommentare sind – wohlverstanden – in vorbildlich einfacher Sprach- und damit Gedankenführung geschrieben, aber dennoch überwiegend Dreck. Es kommt zumindest auch darauf an, was jemand sagt, nicht nur wie er es tut – wiewohl es da natürlich Zusammenhänge geben kann, die oft berechtigte Verdachte hervorrufen.

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The only truth is music.