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@grievousangel Hast du Alice von Jan Švankmajer gesehen? Fände deine Eindrücke im Vergleich zur Disney-Version interessant. Švankmajer lenkt den Focus stärker auf die verstörenden Elemente der Erzählung.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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kinkster
Guter Text zu Alice, ich muss dabei immer an das fantastische Videospiel „American McGee’s ALICE“ denken das mir von der ersten bis zur letzten Sekunde sehr viel Spaß gemacht und voll mit abgedrehten Ideen und Figuren (also noch viel abgedrehter als im Original) war:Thanks! :)
Sieht wirklich cool aus, ist das die Originalversion von 2000?
jjhum
Mit „Alice“ hast du natürlich dir selbst eine Steilvorlage für eine LTB-Diskussion gegeben, zumal die Nr. 18 (aus meiner Sicht) zu den Besten gehört.Puh, da muss ich wohl passen.
Ich habe zwar immer gerne die LTB gelesen und auch einige angesammelt über die Jahre (vor allem für Urlaube), aber bin da alles andere als ein Fachmann. Mein Kommentar im anderen Thread war nicht ganz ernst gemeint, sondern hat sich nur auf diese kurz entflammte LTB-Debatte hier bezogen. :)
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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jan-lustiger
Hast du Alice von Jan Švankmajer gesehen? Fände deine Eindrücke im Vergleich zur Disney-Version interessant. Švankmajer lenkt den Focus stärker auf die verstörenden Elemente der Erzählung.Hi Jan!
Ja, Něco z Alenky kenne und schätze ich sehr – war auch in meiner Film-Liste von 1988 platziert. :)
Um die beiden Werke adäquat vergleichen zu können, müsste ich die tschechische Version aber noch einmal sehen. Mich haben vor allem die von dir angesprochenen verstörenden Elemente und der Stop-Motion-Stil begeistert.
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grievousangel
Thanks! :) Sieht wirklich cool aus, ist das die Originalversion von 2000?Nicht ganz, das obere ist aus der Orginalversion von 2000 allerdings ein wenig „nachbearbeitet“ für die Presse und das zweite stammt aus der Fortsetzung, ich wollte die Grinsekatze zeigen.
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Meine nächste Sendung bei Radio StoneFM am Dienstag den 22.04.2025 um 21:00: On the Decks Vol. 38: Mixed Tape #16
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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JAMES TAYLOR – Sweet Baby James (1970)
Unter den vielen Künstlern, die mich in entscheidenden Phasen meines Lebens geprägt haben, nimmt James Taylor eine sehr späte, aber umso signifikantere Rolle ein. Ich war mit seinem Werk praktisch überhaupt nicht vertraut, als ich im März 2018 eine folgenschwere Reise gen Osten antreten sollte.
Zwar war ich zuvor bereits zwei Mal in Japan gewesen und mit den dortigen Gepflogenheiten bestens vertraut, diesmal sollte es aber doch anders werden. Immerhin hatte ich nach fast neun Jahren Beziehung, die bis in meine Schulzeit und de facto bis in meine Pubertät zurückreichte, einen Punkt erreicht, an dem ich aus meinen alten Gewohnheiten, meinen Routinen und grundsätzlich aus der veralteten Version meiner selbst ausbrechen wollte. Nach meinem Uni-Abschluss im Herbst 2017 fühlte ich mich in eine Art Vakuum gefallen und ich tat mir schwer, die plötzlich weggefallenen Verpflichtungen in adäquater Weise zu ersetzen.
Damals wusste ich es nicht besser und sah den einzigen Weg, meine persönliche Weiterentwicklung voranzutreiben, in einer Lösung von den alten „Ketten“ und einer Neuausrichtung für die Zukunft. Heute, fast vier Jahre älter und erfahrener, weiß ich, dass ich auch auf anderen Pfaden zu einem ähnlichen Ergebnis gelangen hätte können. Ich bin trotzdem sehr glücklich, diese Erfahrung gemacht zu haben und meine damalige Freundin ist heute so etwas wie eine beste Freundin für mich, obwohl es für sie eine ganz schlimme Zeit war. Dafür bin ich sehr dankbar.
Für mich war es selbstverständlich keinen Deut weniger schlimm. Dieses Thema hatten wir über mehrere Monate besprochen und besagte, sechswöchige Japan-Reise wollte ich mir schließlich als Bedenkzeit für eine Entscheidung nehmen, die ich dann auch treffen sollte. Heute blicke ich zurück auf diese sechs Wochen als eine der intensivsten, emotionalsten und lehrreichsten Erfahrungen in meinem Leben. Seinerzeit waren das allerdings sechs Wochen mit voller Birne und die meiste Zeit über einsam und etwas verloren in den Straßen Japans. Meine Tagestrips, die ich von meiner Base in Ōsaka nahezu täglich startete, führten mich in den Norden von Honshū genau wie nach Shikoku, Wakayama oder um alle möglichen Ortschaften um den Biwa-See. Es war in dieser schwierigen Phase eine Zeit emotionaler Verlorenheit, gleichzeitig aber auch eine in einem Ozean aus melancholischer Schönheit, in dem ich – mit allen Möglichkeiten und Freiheiten eines (in diesem Frühling einigermaßen) finanzkräftigen und japanisch-sprechenden Touristen gesegnet, aber doch von Früh bis Spät in meinem Gedanken verloren – allein auf einem Floß dahintrieb.
Ganz allein war ich aber nicht. Erstens wohnte ich bei einem Freund, mit dem ich gemeinsam studiert hatte und mit dem ich zumindest nachts immer Zeit verbringen konnte, andererseits hatte ich da diese Stimme im Ohr. Sie gehörte zu einem Typen, der in seinen frühen 20ern noch viel verlorener war als ich damals mit 25. Ein Typ, der wie ich in meiner Jugend trotz relativer Beliebtheit auch immer das Gefühl hatte, nicht so ganz dazuzugehören. Dessen Weg über Depressionen, Abhängigkeiten, zwischenzeitlicher Obdachlosigkeit und Entzügen schon sehr früh zu Weltruhm führen sollte. Noch nicht als erster Nicht-Brite bei Apple Records, sondern schließlich als Warner Bros.-Dauerbrenner in den 70ern.
Auch heute noch fühle ich die tiefe Melancholie, die zwischen Taylors Stimme und meinem Herzen resonierte. Wie konnte dieser junge Mann auf Sweet Baby James mit 21 schon so gezeichnet vom Leben klingen, wie konnte er perfekte Songs wie den Titeltrack oder Fire and Rain schreiben und wie konnte ich mich in diesem Frühling 2018 so fühlen, als hätte ich dieselbe emotionale Reise durchlebt wie dieser Jungspund mit der einfühlsamen Stimme und den charmanten Melodien, dessen fröhlichere Stücke immer noch einen melancholischen Unterton mit sich brachten. In diesen sechs Wochen habe ich James Taylor als Künstler und Person ins Herz geschlossen und Sweet Baby James lieben gelernt, mich in all seinen Songs in irgendeiner Form wiedergefunden, von ihnen trösten oder noch tiefer ins Unheil stoßen lassen. Man sieht zwar selbst auf dieser, seiner wohl nicht nur für mich besten LP, dass Taylor nicht durchgehend großartige Songs schrieb (und sein kreatives Pulver für die höchsten Weihen auch direkt wieder verschossen hatte), aber seine besten Momente und er selbst in Kombination mit Gastmusikern wie Red Rhodes an der Steel Guitar oder Carole King am Klavier machen sein zweites Album auch ungeachtet meiner persönlichen Geschichte zu einem umwerfenden Erlebnis. Und die Kirschblüte mit Blossom im Ohr im riesigen Schlosspark der Ōsaka-Burg zu erleben, ist ein unvergesslicher Moment. Seit dieser Zeit habe ich keinen Künstler häufiger gehört als James Taylor (s. den Review von Two-Lane Blacktop):
Deep greens and blues are the colors I choose
Won’t you let me go down in my dreams?--
Merci für den sehr lesenswerten Thread, ich freue mich über jeden neuen Eintrag!
Ich habe letzten Sommer zum ersten Mal Fantasia gesehen (ich weiß, der Film wurde schon Anfang des Jahres besprochen) und irgendwie gar keinen Zugang gefunden. Mir war das alles zu langatmig. Ich kannte vorher auch nur von einer heißgeliebten VHS (glaube, die gab es damals bei Mc Donald’s…) mit einigen klassischen Kurzfilmen den Ausschnitt mit Mickey Mouse als Zauberlehrling. Durch deine Beschreibung kann ich nachvollziehen, was an diesen Film anziehen sein könnte. Vielleicht probiere ich es demnächst noch einmal mit Fantasia.
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Lese weiterhin sehr gerne mit. Im Taylor-Text sind Deine Reiseerinnerungen für mich erstmal interessanter als der Protagonist selbst, der mich bislang ehrlich gesagt wenig tangiert hat, nunmehr aber: „notiert“.
Zu den vorhergehenden Folgen: „Beautiful Dark Twisted Fantasy“ und „All Things Must Pass“ mag ich sehr, von Neko Case kenne ich nur den Nachfolger „Middle Cyclone“ (allerdings ewig nicht gehört) und greife die Empfehlung gerne auf. „Donnie Darko“ habe ich seinerzeit gesehen und fand ihn auch gut, stelle aber fest, dass meine Erinnerung sehr verblasst ist. „Cinderella“ hatte bei mir nie eine Chance gegen „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“. „Alice im Wunderland“ habe ich nicht gesehen, aber in jungen Jahren gelesen (dt. Übers.) und es ließ mich eher ratlos zurück – aber ich bin bis heute kein Fan von Psychedelia.;)
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Edit
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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coral-room
Merci für den sehr lesenswerten Thread, ich freue mich über jeden neuen Eintrag!Und ich mich über jeden Kommentar – vielen Dank dafür!
Ich habe letzten Sommer zum ersten Mal Fantasia gesehen (ich weiß, der Film wurde schon Anfang des Jahres besprochen) und irgendwie gar keinen Zugang gefunden. Mir war das alles zu langatmig.
Ja, Fantasia ist wie gesagt auch für mich eher ein intellektuelles als eine wirklich emotionales Erlebnis. Würde ich damit heute erstmals in Berührung kommen, würde es vielleicht auch nicht für viel mehr als Respekt bei mir reichen. Bin aber froh, dass dem nicht so ist.
Ich kannte vorher auch nur von einer heißgeliebten VHS (glaube, die gab es damals bei Mc Donald’s…) mit einigen klassischen Kurzfilmen den Ausschnitt mit Mickey Mouse als Zauberlehrling.
grievousangel
Steamboat Willie finde ich auch ganz toll, nicht umsonst nach wie vor eine Art Maskottchen für das Studio. Lustigerweise habe ich den – wiederum – zum allerersten Mal auf einer VHS gesehen, die es bei McDonalds zu einem Happy Meal dazu gab. Ich war in meinem bisherigen Leben vergleichsweise selten dort essen, aber damals zur genau richtigen Zeit. :)Da haben wir dieselbe Erfahrung gemacht – wir sind ja auch etwa gleich alt.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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herr-rossi
Lese weiterhin sehr gerne mit.Im Taylor-Text sind Deine Reiseerinnerungen für mich erstmal interessanter als der Protagonist selbst, der mich bislang ehrlich gesagt wenig tangiert hat, nunmehr aber: „notiert“.
Reise-, Liebes- und Lebenserinnerungen.
Dass James Taylor es nicht zu einem der persönlichen Helden gebracht hat, überrascht mich nicht – es würde mich allerdings schon wundern, wenn dich Sweet Baby James oder Blossom gar nicht erreichen würden.
Zu den vorhergehenden Folgen: „Beautiful Dark Twisted Fantasy“ und „All Things Must Pass“ mag ich sehr, von Neko Case kenne ich nur den Nachfolger „Middle Cyclone“ (allerdings ewig nicht gehört) und greife die Empfehlung gerne auf. „Donnie Darko“ habe ich seinerzeit gesehen und fand ihn auch gut, stelle aber fest, dass meine Erinnerung sehr verblasst ist. „Cinderella“ hatte bei mir nie eine Chance gegen „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“. „Alice im Wunderland“ habe ich nicht gesehen, aber in jungen Jahren gelesen (dt. Übers.) und es ließ mich eher ratlos zurück – aber ich bin bis heute kein Fan von Psychedelia.;)
Sieh an, sieh an! Bei Cinderella hätte ich dich durchaus als Fan vermutet, ist ja auch eine schöne Angelegenheit für die ganze Familie und muss sich nicht im Duell mit anderen Märchen-Verfilmungen durchsetzen :). Und die Ratlosigkeit gegenüber den Alice-Büchern kann ich schon nachvollziehen.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Peter Pan (Clyde Geronimi et al.; 1953)
Das letzte Werk dieser Trilogie an länger geplanten, produzierten und auf Veröffentlichung harrenden Filmen ist Peter Pan, basierend auf dem Stück und dem Roman von J. M. Barrie. Die beliebte Geschichte vom Jungen, der nicht erwachsen werden will, war prädestiniert für eine Disney-Adaption und Walts erste Versuche, die Rechte zu sichern, gehen bereits bis 1935 und damit vor die Veröffentlichung von Snow White zurück.
Als Peter Pan 18 Jahre später – hinter Cinderella und Alice gedrängt – schließlich veröffentlicht wurde, hatte der Film schon unterschiedliche Phasen seiner Produktion durchlaufen. Zwischenzeitlich wurden auch Mary Martin, die in einem Bühnenstück von Peter Pan die Hauptrolle spielte, und Cary Grant um ihre Stimmen gebeten. Letzten Endes nahmen diese aber der junge Disney-Veteran Bobby Driscoll als Peter, der bis dato immer nur von Frauen gespielt und gesprochen wurde, sowie Alice-Stimme Kathryn Beaumont als Wendy ein. Für Driscoll sollte diese Rolle nach Jahren des Kinderstar-Ruhmes seinen letzten bedeutenden Auftritt in der Öffentlichkeit markieren, bevor ihn sein persönlicher Niedergang Anfang 30, gezeichnet von Drogenmissbrauch und Mittellosigkeit, in einen frühen Tod führte.
Nicht ganz so düster wie die Geschichte von Bobby Driscoll, dessen Leichnam 1968 in einem verlassenen Mietshaus von zwei Kindern gefunden wurde, ist jene von Peter Pan. Zwar befanden sich durchaus einige finstere Szenen in früheren Versionen des Drehbuchs, doch wurden diese mit Blick auf das Zielpublikum wieder entfernt oder angepasst. Das ändert aber nichts daran, dass ein gewaltsamer Unterton dem finalen Produkt anhaftet und unter den leuchtenden Farben durchsickert. Immerhin gibt es ja auch ein hungriges Krokodil, das Lust auf mehr hat als auf die verspeiste Hand von Captain Hook oder zwei Szenen, in denen sich dieser Hook eines Mitglieds seiner Crew entledigt. Dies geht zwar in dem bunten Klamauk klarerweise unter, deutet aber doch den ursprünglich intendierten Spirit des Filmes an.
Problematischer ist da schon die Darstellung der Indianer, die ich im Vergleich zu jener der Krähen in Dumbo wirklich unangemessen finde und die diese nicht nur mit allen Klischees und Stereotypen zukleistert, sondern wie Vollidioten porträtiert. Sollte man heute freilich nicht zensieren, sondern mit entsprechenden Disclaimern auf die junge Welt loslassen.
Und sonst? Sonst ist Peter Pan ein höchst unterhaltsamer Abenteuerfilm mit für die Studios bis zu diesem Zeitpunkt ungewöhnlich hohem Action-Anteil. Ständig wird irgendwo gekämpft oder gestritten. Es wird aber auch in stiller Einsichtigkeit den Vorzügen einer Mutter reminisziert. Aus heutiger Sicht muss ich sagen, dass Peter Pan für mich nicht ganz so gut gealtert ist wie andere Filme dieser Ära. Der episodenhafte Charakter, der Alice in Wonderland zu so einem magischen Meisterwerk gemacht hat, wirkt hier mitunter ein bisschen gehetzt. Auf den wunderbar inszenierten Auftakt in London und die Reise ins Nimmerland folgt eine eilige Aneinanderreihung von Szenen und Schauplätzen, die zwar fesselt, aber den emotionalen Bezug zu den Figuren erschwert. Der Star der Show ist aber ohnehin Captain Hook, der den Run von toll gezeichneten Antagonisten seit der Rückkehr zu Spielfilmen prolongiert.
Wiewohl Peter Pan nicht mehr in der Liga meiner allerliebsten Disney-Filme mitspielt, ist das selbstverständlich nichtsdestotrotz ein ganz tolles Werk mit viel Charme, Humor und einem Nimmerland, in dem man sich als Kind in seiner Fantasie komplett verlieren kann. Für Disney bedeutete der Film übrigens nicht nur die letzte Veröffentlichung durch Hollywoods RKO, bevor der selbst gegründete Buena Vista-Verleih zum Einsatz kam, sondern auch das Ende der Zusammenarbeit mit Mary Blair, die den letzten drei Filmen ihren Stempel aufgedrückt hatte und nun eine unabhängige Karriere in Angriff nahm. Ich bedanke mich für die großartige Arbeit!
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Schön!
Vor einigen Jahren haben mein Bruder und ich den Film im Kino gesehen, entweder, weil sich keiner von uns mehr daran erinnern konnte, oder weil wir ihn einfach noch nicht gesehen hatten. Im Nachhinein kommt der Film wahrscheinlich bei mir besser weg, vielleicht, weil ich die Vorlage lieber mag oder die flotte Umsetzung. Hook und sein Krokodil sind große Klasse, ebenso das Drumherum. Mit den Indianern habe ich kein Problem (weil es ja auch keine sind) und die, sagen wir mal etwas derberen Strecken (Hook, seine Hand und seine manschaftsbereinigenden Wutausbrüche) machen den Film für Erwachsene sicherlich interessanter.
Hast du zu Bobby Driscoll Tom Russells Track gehört? Der beschreibt das Leben Driscolls passend, inklusive – für mich – erschütterndem Ende, einer Beschreibung einer wohl tatsächlich statt gefundenen Begegnung Russells mit Driscoll.
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Danke für den schönen und interessanten Kommentar, latho!
Ich liebe Peter Pan sehr, merke aber, dass ich in meinem Enthusiasmus auch ein bisschen differenzieren muss.
Sollte ich irgendwann am Ende angekommen sein mit meinen Einschätzungen, werde ich mich vielleicht wirklich mal an einem Ranking versuchen.
Muss gestehen, dass ich Tom Russell gerade mal vom Namen her kenne, den Track finde ich aber sehr toll. Und ja, wirklich eine gruslige und unbeschreiblich traurige Geschichte. Mitte der 60er soll Driscoll ja auch als Teil von Warhols Factory in irgendeiner Form tätig gewesen sein.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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THE SHANGRI-LAS – Shangri-Las-65! (1965)
Sie waren ganz oben, hatten kurzzeitig alles. Und doch war die Karriere der Shangri-Las nach lediglich einer kurzen erfolgreichen Phase mit drei Singles in den Top 10 (Remember (Walking In The Park) #5, Leader Of The Pack #1, I Can Never Go Home Anymore #6) der US-Charts und diversen Touren mit den erfolgreichsten Acts ihrer Zeit wie den Beatles oder Stones zum Scheitern verurteilt, dementsprechend bald vorbei. Nur wenige Jahre später nämlich, als sich zu rasant schwindender Relevanz auch noch innere Querelen, Probleme mit dem eigenen Label und ein sich aus dem Staub machender Produzent gesellten. Tantiemen hatten sie auch zu wenige bekommen und so kam 1968, nur drei Jahre und lediglich ein paar Singles nach dem Triumph in den Charts, das endgültige Aus. Obwohl die Shangri-Las heute nicht die Bekanntheit genießen, die sie eigentlich verdienen, steht ihr Name untrennbar mit einer der spannendsten musikalischen Visionen ihrer Zeit verknüpft.
Auf den zwölf Tracks der LP erkunden die Shangs so ziemlich alles, was 1965 für eine Girl Group mit kommerziellen Ambitionen auszuloten war. Da wäre etwa der kleine Motown-Flirt mit Opener Right Now And Not Later, auf dem Bandleaderin Mary Weiss zwischen luxuriösen Bläsern, einer verspielten Orgel und der lässig groovenden Rhythmusabteilung die Oberhand behält und ihre Kolleginnen mitreißt. Oder das unheilvoll dröhnende Lament von Never Again, das mit wuchtigen Trommeln eine enorme Intensität aufbaut. Außerdem wäre da auch der atmosphärische Rhythm & Blues von I’m Blue, einer Adaption des Hits von Ike und Tina Turner, von Mary Ann Ganser vorgetragen. Was sich auf dieser Nummer musikalisch alles abspielt, mag auf den ersten, aus heutiger Sicht gerichteten Blick vielleicht gar nicht so spektakulär erscheinen, diese tanzbare Mischung aus umtriebiger Orgel, transzendent schräg klingenden Saxophon und Tamburin so sehr Sixties wie kaum etwas anderes aus der Zeit, gleichzeitig aber frisch und bis heute unverbraucht. Ein angenehmes Paradox jedenfalls, das sich beim Genießen der mächtigen Arrangements und Mortons Produktionsarbeit immer auftut. Das Gros des Albums besteht wenig überraschend aus beschwingten Pop-Hymnen in der einzigartigen Interpretation der Shangri-Las. Give Us Your Blessings skizziert die Geschichte von zwei Liebenden, die vergeblich den Segen der Eltern erbitten und auf ihrer Flucht von Zuhause tödlich verunglücken. Der Zauber liegt auch hier im erhabenen Soundgewand und vor allem im blinden Verständnis zwischen den Stimmen im Vorder- und Hintergrund. Zeitlos, wären da nicht diese Donnergeräusche mittendrin. Zeitlos, ja – und cool. Genau wie das Pfeifen der Lok in The Train from Kansas City, das mit seinen euphorisierend schönen Hooks dem klassischen Girl Group-Sound recht nahekommt. Ebenso wie Out In The Streets, dessen gefühlvolle Harmoniegesänge bereits im ersten Kontakt mit der unbeeindruckten Bass-Line eine himmlische Allianz eingehen. Besser trifft diese Beschreibung nur auf das passend betitelte Heaven Only Knows zu, auf dem Mary Weiss einen exzellenten Auftritt hinlegt und die restlichen Damen zu einer der schönsten Melodien der Dekade immer adäquate Antworten bzw. sinnliches Summen parat haben.
Wie schon am Erstwerk hat auch hier Shadow Morton als Produzent seine Finger tatkräftig im Spiel. Und hilft mit diesen, dass die Shangri-Las unter den Girl Groups der 60er die in meinen Ohren eigenständigste und schlicht beste sind. Denn neben den stimmgewaltigen Konkurrentinnen von den Supremes und dem glamourösen Pomp der von Phil Spector produzierten Ronettes wirkt das New Yorker Quartett mit seinen Songs über teenage angst (endlich kann ich den Begriff auch mal verwenden), verstorbene Angebetete und sonstige melodramatische Jugendepisoden wie einer anderen Parallelwelt, einer fremden Realitätsvorstellung entsprungen. Zudem die toughe Attitüde der vier Damen einen krassen Kontrast zum sehr damenhaften Auftreten der anderen Girl Groups darstellt, was sich aber auf den ersten Blick nicht zwangsläufig auf ihren beiden LPs und den sonstigen Singles widerspiegelt. Das liegt auch daran, dass die Leute die überspitzten, überdramatisierten Darstellungen der Schwestern Weiss und Ganser nicht so ganz durchschauen. Naive, in den Raum gestellte Fragen wie „what’s a girl supposed to do but kissing?“ (What’s a Girl Supposed To Do) leben nämlich von überzeichneten Rollenbildern, der famosen Produktion und der Harmonie der Sängerinnen.
Die zweite und bessere LP der Shangri-Las ist in meinen Augen wirklich DAS verlorene Meisterwerk der 60er, das in Sachen Arrangements, Produktion, Songs und gesanglicher Darbietung zu dem besten gehört, was das letzte Jahrhundert hervorgebracht hat – ganz zu schweigen von seinen kosmischen Melodien. Über dieses Vermächtnis der coolsten Girl Group könnte gerne wesentlich öfter geschrieben werden.
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grievousangelDanke für den schönen und interessanten Kommentar, latho! Ich liebe Peter Pan sehr, merke aber, dass ich in meinem Enthusiasmus auch ein bisschen differenzieren muss.
Sollte ich irgendwann am Ende angekommen sein mit meinen Einschätzungen, werde ich mich vielleicht wirklich mal an einem Ranking versuchen. Muss gestehen, dass ich Tom Russell gerade mal vom Namen her kenne, den Track finde ich aber sehr toll. Und ja, wirklich eine gruslige und unbeschreiblich traurige Geschichte. Mitte der 60er soll Driscoll ja auch als Teil von Warhols Factory in irgendeiner Form tätig gewesen sein.
Naja, er war im Dunstkreis, wie so viele. Allerdings kam er, das könnte der Unterschied gewesen sein, schon drogensüchtig an…
Wie gesagt, Russells Geschichte, dass er als Kind Driscoll auf einem Markt in Topanga Canyon trifft und ihn enthusiastisch anspricht. Was Driscoll, neidisch auf die bei ihm verflossene Jugendlichkeit seines Gegenübers mit „Go away, kid and leave me the hell alone“ quittiert. Seinen einstigen Tagen nachweinend, völlig deformiert, auf Drogen. Das fand ich erschütternd.Schöner Text über die Shangri-Las! Ich setze die LP mal auf meine Want-Liste.
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