Startseite › Foren › Kulturgut › Das musikalische Philosophicum › Musik im Wandel der Zeit: Wie Musik sich verändert
-
AutorBeiträge
-
go1
War das so? Nun ja, ein Autor kann sich seine Rezeption nicht aussuchen.Das stimmt. Zumal ja meist nicht das Buch selbst rezipiert wurde, das tatsächlich differenzierter ist, sondern das in den Medien verbreitete Surrogat. Für seine These hatte er ja auch Belege, aber man muss manche Prämissen auch über das Buch hinaus in Frage stellen, zum Beispiel, ob sich Innovationen und Wandel wirklich immer in neuen Genres und Stunde-Null-Momenten zeigen müssen. Er zeigt das ja selbst in seinem Artikel zu Auto-Tune – welcher Schlüsselmoment „Believe“ war, erweist sich erst heute, 20 Jahre später.
--
Highlights von Rolling-Stone.deDiese 24 Songs retten jedes Weihnachten
Lemmy Kilmister: Die letzten Tage im Leben des Motörhead-Sängers
Die schönsten Bilder aus „Nightmare Before Christmas“
Zum 60. Geburtstag von Eddie Vedder: Sänger für die Verlorenen
Christmas-Playlist: 10 großartige Songs zu Weihnachten
Oh, du Hässliche! Die 25 schrecklichsten Weihnachtsalben-Cover
Werbungherr-rossi(…)aber man muss manche Prämissen auch über das Buch hinaus in Frage stellen, zum Beispiel, ob sich Innovationen und Wandel wirklich immer in neuen Genres und Stunde-Null-Momenten zeigen müssen.
Ist ‚Innovation‘ als Begriff nicht nur dann sinnvoll, wenn der Begriff ‚Wandel‘ für eine Entwicklung nicht mehr ausreicht? Und braucht es für Ersteres nicht dann schon sowas wie einen belegbaren substanziell neuen künstlerischen Gestaltungsaspekt, der grundsätzlich dann auch einen „Stunde-Null-Moment“ haben muss?
--
lathoIch meinte, Reynolds hatte mich schon in Rip It Up etwas damit genervt, dass Musik „neu“ sein müsse.
Danke. So verstehe ich Dich (obgleich wir anscheinend unterschiedliche Definitionen von „Kulturpessimismus“ haben). Mir war der Bezug rätselhaft, weil Rip It Up… und Retromania sehr verschiedene Bücher sind – aber klar, Reynolds Wertesystem, was Musik angeht, hat sich nicht verändert.
herr-rossi
go1
War das so? Nun ja, ein Autor kann sich seine Rezeption nicht aussuchen.Das stimmt. Zumal ja meist nicht das Buch selbst rezipiert wurde, das tatsächlich differenzierter ist, sondern das in den Medien verbreitete Surrogat. Für seine These hatte er ja auch Belege, aber man muss manche Prämissen auch über das Buch hinaus in Frage stellen, zum Beispiel, ob sich Innovationen und Wandel wirklich immer in neuen Genres und Stunde-Null-Momenten zeigen müssen. Er zeigt das ja selbst in seinem Artikel zu Auto-Tune – welcher Schlüsselmoment „Believe“ war, erweist sich erst heute, 20 Jahre später.
Wie gruenschnabel denke ich auch, dass man zwischen Neuerung und Veränderung/Wandel unterscheiden muss. In Retromania schreibt Reynolds ja auch vom „Wandel“ innerhalb der Popkultur: im Sinne einer Bewegung innerhalb fixer Koordinaten, die nirgendwo hinführt, im Unterschied zu jenem Aufbruch ins Unbekannte, jener Erschließung von Neuland (neuen Gestaltungsaspekten), die er aufregend findet. Wahrscheinlich müsste man das aber an Beispielen diskutieren und nicht abstrakt. 2011 war es für ihn noch eine offene Frage, was denn die klangliche „Signatur unserer Zeit“ im 21. Jahrhundert sein könnte, und diese Frage hat er jetzt beantwortet. Aber vielleicht war auch nicht absehbar, dass sich dauerhafte künstlerische Praktiken um Auto-Tune herum etablieren würden (der Hersteller selbst hat es jedenfalls nicht vorhergesehen).
--
To Hell with Povertygo1
Danke. So verstehe ich Dich (obgleich wir anscheinend unterschiedliche Definitionen von „Kulturpessimismus“ haben). Mir war der Bezug rätselhaft, weil Rip It Up… und Retromania sehr verschiedene Bücher sind – aber klar, Reynolds Wertesystem, was Musik angeht, hat sich nicht verändert.
[…]Rossi schrieb, dass das Buch sich von den damals veröffentlichten Essays unterscheidet. Das kann ich nicht beurteilen, da ich Retromania selber nicht gelesen habe, nur die Essays, die ungefähr zeitgleich zu dem Thema herauskamen.
--
If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.gruenschnabelIst ‚Innovation‘ als Begriff nicht nur dann sinnvoll, wenn der Begriff ‚Wandel‘ für eine Entwicklung nicht mehr ausreicht? Und braucht es für Ersteres nicht dann schon sowas wie einen belegbaren substanziell neuen künstlerischen Gestaltungsaspekt, der grundsätzlich dann auch einen „Stunde-Null-Moment“ haben muss?
Ohne Innovationen kein Wandel, aber Innovationen können auch erst wirken, wenn die Zeit reif ist, wenn sie auf fruchtbaren Boden fallen. Bedingt sich beides also wechselseitig. Als „Stunde-Null-Moment“ würde ich bezeichnen, wenn sich eine lokale oder regionale Szene in dem Bewusstsein und mit dem Willen bildet, etwas oder alles anders machen zu wollen als das, was die Musiklandschaft gerade dominiert. UK 1976/77 ist sicher das Beispiel, an das die meisten dabei sofort denken. Oder Bad Salzuflen Mitte der Achtziger Jahre, die DIY-Szene um das zu seinerzeit kaum bemerkte „Fast Weltweit“-Label, die dann ganz wesentlich die „Hamburger Schule“ der Neunziger mitprägte.:)
(Aber bitte, bitte, bitte an dieser Stelle nicht schon wieder die „Punk“-Debatte, lasst uns in der Gegenwart bleiben …)
--
Im neuen Musikexpress erklärt Rod González, wieso es Die Ärzte nun doch auf Spotify zu hören gibt, obwohl die Band sich all die Jahre dagegen ausgesprochen hatte und schildert seine bedenkliche Meinung über die Entwicklung des Musikhörens.
„[…] da sich das Hörverhalten unserer jüngeren Zuhörer in den vergangenen acht Jahren erheblich geändert hat – sie kaufen keine physischen Tonträger mehr, geschweige denn gehen sie in einen Plattenladen – sahen wir uns zu diesem Schritt genötigt.“
„Ich finde das traurig. Nicht nur, dass es für mich als User die Musik restlos entwertet. Als Labelmacher wird einem auch die letzte Kontrolle aus der Hand genommen. Tatsächlich verkaufte Tonträger lassen sich dank der Zahlen aus dem Presswerk und der GEMA ja noch irgendwie gegenrechnen, aber bei den Streaminganbietern kann man nur darauf vertrauen, dass ihre Auswertungen korrekt sind. Was mich als Nutzer außerdem extrem nervt, ist das Fehlen von Informationen zur Musik. Die Metatags eines Streams sind oft unvollständig und wenig aussagekräftig. Wann und wo wurde ein Song aufgenommen, wer hat mitgespielt, wer gemastert …? Alles Sachen, über die einem auf Plattencovern die Credits Auskunft geben, das fehlt hier vollständig, und macht somit ganze Bereiche einer Musikproduktion unsichtbar, die mich als Fan und Nerd aber interessieren. Beim Film gibt’s ja wenigstens den Abspann, in dem selbst die Caterer erwähnt werden. Bei Musik nicht.“
„Es befördert noch die Entwertung von Musik, und das Konzept, das vielleicht ursprünglich einmal dahintersteckte. Musik ist nicht mal mehr eine Datei, die man irgendwo ablegt, sondern flüchtig im Cache, in einer Folge von anderen unzusammenhängenden Titeln, die vielleicht auch noch irgendein Algorithmus zusammengestellt hat. Ein eher düsteres Szenario für die Musik und die Kunstform Album.“
Mehr zum Interview: Klick
--
Ich sehe das ähnlich wie Rod Gonzalez.
--
Im Durchschnitt ist man kummervoll und weiß nicht, was man machen sollNaja, was die Informationen über Produktion etc. angeht wird der geneigte Downloadhörer doch auf den entsprechenden Informationsplattformen fündig. Wer die Bookletinfos vorher nicht gelesen hat, wird sich jetzt auch nicht dafür interessieren.
--
“It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike RoykokrautathausWer die Bookletinfos vorher nicht gelesen hat, wird sich jetzt auch nicht dafür interessieren.
„vorher“ ist das Stichwort, denn nicht für jeden gibt es ein „vorher“. Für mich waren die Booklets mit 12 immer fester Bestandteil des „Gesamtwerks“ Album. Sie gehörten einfach dazu, also hab ich mir alles, was drin stand, durchgelesen und so von Produzenten, Artwork-Designern etc. erfahren. Im Streaming-Zeitalter sozialisierte junge Musikfans kommen damit gar nicht erst in Kontakt, weil diese Infos auf Spotify schlicht nicht existieren.
--
Ja, die Infos im Booklet zu den Begleit-Musikern und Gaststars, die auf den CDs mitspielen, sind für mich immer die eigentlich wichtigste Informationsquelle für zukünftige musikalische Entdeckungen gewesen. Datenbanken wie die von allmusic.com und discogs.com sind dann der nächste Schritt, in dem ich dann herausfinde, wo diese Leute sonst noch mitspielen.
Und dann habe ich allerdings auch ein paar Lieblings-Musiker, bei denen ich um Infos zu Neuerscheinungen zu finden, an denen sie mitgearbeitet haben, nicht um die aufwendige Google-Suche mit Booleschen Operatoren herumkomme, mit denen ich falsche Ergebnisse aus den Suchergebnissen entferne. Das ist nötig, da Google das häufigste Suchergebnis oben präsentiert – sprich genau das Album, was ich sowieso schon von einem bestimmten Künstler habe: die wahren Entdeckungen haben eher wenige Suchresultate.
Da in den letzten Jahren für diesen Aufwand die Zeit fehlt, sind bestimmt schon einige tolle Alben unbemerkt an mir vorbeigegangen. Besonders wahrscheinlich ist das, wenn sie es nicht auf CD geschafft haben.
Downloads kommen für mich eigentlich nur dann in Frage, wenn es das Album nicht auf CD gibt uns er – anders als bei der MP3-Komprimierung – in einem Dateiformat erhältlich ist, das verlustfrei die Sound-Daten speichert. Und ich brenne mir daraus dann eine CD für die Offline-Anlage. Das ist auch eine Maßnahme gegen eventuellen Datenverlust.Wie archiviert ihr eigentlich Euere Bezahl-Downloads? Was würdet ihr zur Archivierung empfehlen? 2 Festplatten? 3 Festplatten?
Danke Euch für Euere Vorschläge.--
Die Frage, wie sich die Popmusik in den letzten Jahrzehnten verändert hat, beschäftigt mich auch seit einiger Zeit. Ich habe hier einen interessanten Artikel gefunden, wo einige Trends beschrieben werden:
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/studie-ueber-popmusik-wie-die-akkorde-verschwanden-13579949.htmlInteressant finde ich dabei vor allem die Befunde im Hinblick auf die Entwicklung der Akkorde (Verringerung von Musik mit Dominant 7th-Akkorden, Anstieg von Musik ohne Akkorde und einfachen Dur-Akkorden).
Darüber hinaus sehe ich folgende Entwicklungen als interessant an:
zuletzt geändert von largo
– Loudness War als vorherrschende Soundästhetik. Wie schon gesagt, werden seit den 90ern viele Aufnahmen sehr laut gemastert, d.h. sie klingen undifferenziert, dynamikarm und unangenehm. Das Problem geht aus meiner Sicht jedoch über das reine Mastering hinaus. Die Arrangements und die Sounds sind auf Durchsetzungsfähigkeit und Aufmerksamkeit hin ausgerichtet.
– Es gibt keine Gitarren-/Saxophon-/Schlagzeug-/Was-auch-immer-Solos mehr. Die Pop-Musik war bis in die 90er Jahre voll davon.
– Es existiert kein gesellschaftlicher Konsens mehr im Hinblick auf relevante Musik. Bis in die 90er Jahre gab es noch Musiker/Bands, die von Menschen aus unterschiedlichen Alterskohorten, Schichten und Milieus gehört wurden, z.B. R.E.M, Michael Jackson, Genesis, Stevie Wonder, um nur einige wenige zu nennen. Heute fällt es mir sehr schwer, allgemein akzeptierte Gegenwartsmusiker zu benennen.--
gypsy-tail-windhttps://www.br.de/puls/musik/the-pudding-studie-wieso-pop-hits-oft-so-gleich-klingen-100.html
Vielen Dank für den Link zu diesem Artikel. Habe ja dort gleich noch ein bisschen im Archiv gestöbert.
Ich bin neu hier und kenne natürlich nicht die ganzen Diskusionen…
Die Doku „Dig it“ (ARTE) ist ziemlich interessant und könnte einige zu diesem Thema interessieren… (ist von 2016 und läuft noch bis März 2019)
https://www.arte.tv/de/videos/RC-014202/dig-it/
Jede Folge ist 8-10min lang.
Folge 1: Algorithmen an die Macht, Folge 6: Die Musik von morgen
--
choosefruit
Welche Veränderung in der Musik nehmt ihr heute verglichen mit einem früheren Zeitpunkt spürbar wahr? Welche Ausprägungen auf die Musik aber auch Gesellschaft hat dies für euch? Verliert Musik an Wert oder wertschätzen die Hörer Musik immer weniger oder ist diese Frage kompletter Unfug?
auf jeden Fall interessante Fragen… darüber habe ich im letzten Jahr auch viel nachgedacht…
ich streame nicht, habe keine Abos oder Playlists, höre Alben auf CD von vorn bis hinten — bin also recht „altmodisch“ … spätestens, wenn die Bands, die ich ganz gerne höre, keine CDs mehr veröffentlichen, bin ich vermutlich raus… oder gebe den Vorsatz „kein Kauf von Dateien“ auf… bin mal selbst gespannt, wann das sein wird und wie ich dann Musik höre :D
--
yaiza
auf jeden Fall interessante Fragen… darüber habe ich im letzten Jahr auch viel nachgedacht… ich streame nicht, habe keine Abos oder Playlists, höre Alben auf CD von vorn bis hinten — bin also recht „altmodisch“ … spätestens, wenn die Bands, die ich ganz gerne höre, keine CDs mehr veröffentlichen, bin ich vermutlich raus… oder gebe den Vorsatz „kein Kauf von Dateien“ auf… bin mal selbst gespannt, wann das sein wird und wie ich dann Musik höre :D
So denke ich derzeit auch. Habe bisher ganze vier Alben per Download erworben (und die gab es entweder gar nicht oder nur extrem teuer als CD zu kaufen).
--
Gewinnen ist nicht alles, gewinnen ist das einzige.yaizaauf jeden Fall interessante Fragen… darüber habe ich im letzten Jahr auch viel nachgedacht… ich streame nicht, habe keine Abos oder Playlists, höre Alben auf CD von vorn bis hinten — bin also recht „altmodisch“ … spätestens, wenn die Bands, die ich ganz gerne höre, keine CDs mehr veröffentlichen, bin ich vermutlich raus… oder gebe den Vorsatz „kein Kauf von Dateien“ auf… bin mal selbst gespannt, wann das sein wird und wie ich dann Musik höre :D
Dann bleibt immer noch der Flohmarkt. Und das gute an Dateien ist, dass man sie viel leichter nicht bezahlen kann als Vinyl.
--
Come with uncle and hear all proper! Hear angel trumpets and devil trombones. You are invited. -
Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.