Startseite › Foren › Kulturgut › Das musikalische Philosophicum › Musik im Wandel der Zeit: Wie Musik sich verändert › Antwort auf: Musik im Wandel der Zeit: Wie Musik sich verändert
lathoIch meinte, Reynolds hatte mich schon in Rip It Up etwas damit genervt, dass Musik „neu“ sein müsse.
Danke. So verstehe ich Dich (obgleich wir anscheinend unterschiedliche Definitionen von „Kulturpessimismus“ haben). Mir war der Bezug rätselhaft, weil Rip It Up… und Retromania sehr verschiedene Bücher sind – aber klar, Reynolds Wertesystem, was Musik angeht, hat sich nicht verändert.
herr-rossi
go1
War das so? Nun ja, ein Autor kann sich seine Rezeption nicht aussuchen.Das stimmt. Zumal ja meist nicht das Buch selbst rezipiert wurde, das tatsächlich differenzierter ist, sondern das in den Medien verbreitete Surrogat. Für seine These hatte er ja auch Belege, aber man muss manche Prämissen auch über das Buch hinaus in Frage stellen, zum Beispiel, ob sich Innovationen und Wandel wirklich immer in neuen Genres und Stunde-Null-Momenten zeigen müssen. Er zeigt das ja selbst in seinem Artikel zu Auto-Tune – welcher Schlüsselmoment „Believe“ war, erweist sich erst heute, 20 Jahre später.
Wie gruenschnabel denke ich auch, dass man zwischen Neuerung und Veränderung/Wandel unterscheiden muss. In Retromania schreibt Reynolds ja auch vom „Wandel“ innerhalb der Popkultur: im Sinne einer Bewegung innerhalb fixer Koordinaten, die nirgendwo hinführt, im Unterschied zu jenem Aufbruch ins Unbekannte, jener Erschließung von Neuland (neuen Gestaltungsaspekten), die er aufregend findet. Wahrscheinlich müsste man das aber an Beispielen diskutieren und nicht abstrakt. 2011 war es für ihn noch eine offene Frage, was denn die klangliche „Signatur unserer Zeit“ im 21. Jahrhundert sein könnte, und diese Frage hat er jetzt beantwortet. Aber vielleicht war auch nicht absehbar, dass sich dauerhafte künstlerische Praktiken um Auto-Tune herum etablieren würden (der Hersteller selbst hat es jedenfalls nicht vorhergesehen).
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To Hell with Poverty