Labyrinths – Irrlichts Alben-Faves

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  • #6938019  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,402

    nikodemusAuch Lob von mir, das macht wieder neugierig, obwohl ich das Album ganz gut im Kopf habe und immer wieder gerne hören. Am meisten berührt mich immer ganz am Ende „I Called You Back“, Oldhams Ode an seinen damals verstorbenen Vater aus dem Blickwinkel seiner Mutter. Da passt dieses zwischenweltliche Säuseln von McCarthy sogar noch besser als auf einigen anderen Tracks, wo ich mir etwas Zurückhaltung gewünscht hätte. Dennoch ein famoses Album und eine gute Review.

    Das ist nett, „I called you back“ ist vielleicht der einzige Track, bei dem ich McCarthys Mitwirken (gerade zu Anfang) zuweilen als etwas too much empfinde. Die Dame ist ja der kleine Wirbel im Albumkontext, hier hätte es aber doch etwas zahmer sein dürfen, finde ich, wunderbar gelingt es demgegenüber bei der famosen Single „Lay and love“.

    By the way: Danke für die Randnotiz zum thematischen Inhalt.

    nikodemusWeitermachen, immer weiter.

    Natürlich, so ganz los komm‘ ich von der Schreiberei ja doch nicht. ;-)

    nail75Wenn Du „Master And Everyone“ als Vergleich heranziehst, wird das Thema der Liebe und des Schmerzes noch offensichtlicher, oder? Während Master And Everyone aber lustvoll daherkommt, ist The Letting Go meditativ. Wie siehst Du das?

    Mit „lustvoll“ muss ich mich zwar erst anfreunden, aber ich denke, ich weiß was Du meinst. Ich nehme „Master and everyone“ als weitaus introvertierteres Werk wahr, sogar im wahrsten Sinne des Wortes. Das Schmerzende wird dort noch, wenn auch mit sanften Worten, hin- und hergedreht, mal mit resignativem Unterton („Master and everyone“), dann auch mit einer Endgültigkeit, die einfach nahe geht („Wolf among wolves“). Aber natürlich auch mit einem bitteren, eher unterschwelligem Lächeln, dem man sich einfach anschließen muss („Hard life“). Du tötest mich, Liebling, aber ich kann Dich nicht verurteilen/Denn wenn ich Du wäre – vielleicht würde ich genau das Selbe tun. Ungemein versöhnlich und bei aller traurigen Thematik auch aufbauend. „The letting go“ steht, soweit ich es bisher wahrnehme, ein wenig abseits des Abgrunds, linst zwar auch zuweilen hinunter, dreht sich dann aber wieder vergnügt ab und wirft sich ins neue Seelenheil: Harmonie, Liebe und ja, Meditation.

    nail75Ich halte „The Letting Go“ übrigens für ein sehr gutes BPB-Album (****), aber nicht für ein Meisterwerk.

    Kann ich nachvollziehen. „The letting go“ ist ja auch bei mir nicht jeder Kritik entbunden, will heißen ich höre da schon so manchen Schwachpunkt – es ist sodann mehr ein Album, das bei mir als Gesamtkunstwerk gestellt ist, das viel von seiner luftigen, heimeligen Atmosphäre lebt, das einfach – und das zählt für den Rang eines „Favoriten“ – nicht mehr wegzudenken wäre. Ein kleines Meisterwerk gewissermaßen also, ein solches für mich aber ganz sicher.

    mog:waiübrigens freut es mich, dass du ’no bad news‘ ebenfalls als besten song des album siehst. ich habe schon einige stimmen gehört, die diesen song (aufgrund zu simpler lyrics bespielsweise) als ersten tiefpunkt im verlaufe des albums sehen. ich empfinde besonders die ersten fünf songs des albums in sich extrem stimmig, nach ‚i see a darkness‘ vielleicht sogar der stärkste start in ein oldham-album. der bruch mit ‚cold & wet‘ nach ’no bad news‘ hat mich leider immer aus meiner begeisterung gerissen. für mich ist der song leider deplatziert.

    Absolut treffend. Mit „Cold & wet“ (dem eindeutig schwächsten Track, wie ich finde – mag aber der ansonsten völlig andersartigen Stimmung des Werks geschuldet sein) entsteht eine kleiner Bruch, auch qualitativ, der die zweite Seite, denke ich, auch zur recht spürbar weniger grandiosen werden lässt. Nicht völlig natürlich, „Then the letting go“ (!), „Lay and love“, oder der Abschlusstrack sind völlig atemberaubend, aber es findet sich eben nicht mehr die durchgängige Perfektion (ja!), wie sie im Laufe der ersten fünf Tracks vorherrschte.

    Zu „No bad news“: Ich gehe da weiter. Der Titel ist für mich sogar das absolute Masterpiece des wundervollen Prinzen und einer der wunderschönsten Tracks überhaupt. Das liegt zu weiten Teilen aber auch an der wirklich famosen Rhythmussektion, die sichtlich die unglaublichen Stimmungsbögen zur Fingerübung werden lässt – besonders beachtlich ist der mittige Sprung von der erhebenden/erhabenen Streichersektion hin zur fast spanisch wirkenden Gitarreneinlage, die durch die wundervolle Zeile „And enemies and friends“ untermauert wird. Ganz bezaubernd! Und natürlich ist das Ende süßlich, aber ein zärtliches „Hey little bird – hey little bird/Thank you for not letting go of me when I let go of you“ aus Oldhams Munde, das dann im Folgenden auch noch durch Zwitschern (Carthy) und Pfeifen (Willy) komplettiert wird, lässt es einfach warm ums Herz werden. Ziemlich „goldig“ und absolut romantisch. Schade, dass der Track so wenig Beachtung findet.

    Danke auch an euch.

    --

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    #6938021  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 45,067

    Irrlicht
    Mit „lustvoll“ muss ich mich zwar erst anfreunden, aber ich denke, ich weiß was Du meinst. Ich nehme „Master and everyone“ als weitaus introvertierteres Werk wahr, sogar im wahrsten Sinne des Wortes. Das Schmerzende wird dort noch, wenn auch mit sanften Worten, hin- und hergedreht, mal mit resignativem Unterton („Master and everyone“), dann auch mit einer Endgültigkeit, die einfach nahe geht („Wolf among wolves“). Aber natürlich auch mit einem bitteren, eher unterschwelligem Lächeln, dem man sich einfach anschließen muss („Hard life“). Du tötest mich, Liebling, aber ich kann Dich nicht verurteilen/Denn wenn ich Du wäre – vielleicht würde ich genau das Selbe tun. Ungemein versöhnlich und bei aller traurigen Thematik auch aufbauend. „The letting go“ steht, soweit ich es bisher wahrnehme, ein wenig abseits des Abgrunds, linst zwar auch zuweilen hinunter, dreht sich dann aber wieder vergnügt ab und wirft sich ins neue Seelenheil: Harmonie, Liebe und ja, Meditation.

    Sehnsuchtsvoll wäre vielleicht besser als lustvoll. Es ist aber eine geflüsterte Sehnsucht, wodurch M&E insgesamt introspektiver ist als The Letting Go (oder Superwolf, wobei das eine etwas andere Baustelle ist). Allerdings hat M&E auch seine lichten Momente. Auf The Letting Go ist der Tiefpunkt in der Tat noch eindeutiger überwunden, da die Instrumentierung offener und lichter ist (und luftiger ;-)). Auf den folgenden Studioalben wurde es dann noch harmonischer und vollends countryesk, was bei mir nicht unbedingt Begeisterung auslöst.

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    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #6938023  | PERMALINK

    mogwai

    Registriert seit: 16.11.2003

    Beiträge: 1,876

    Irrlicht Ich nehme „Master and everyone“ als weitaus introvertierteres Werk wahr, sogar im wahrsten Sinne des Wortes.
    da bin ich ebenfalls ganz bei dir. M&E empfinde ich sogar als das introvertierteste werk des prinzen überhaupt. die atmosphäre des albums gibt einem das gefühl, ganz nahe beim prinzen zu sein. (wobei er selbst in interviews ja immer betont, dass seine texte nicht (immer) persönlicher natur seien, er viel eher häufig in ein ‚lyrisches ich‘ schlüpft und aus dessen sicht teilweise ganze alben schreibt. vielleicht sollte man also sagen, man ist bei M&E nahe am hauptcharakter.)

    i see a darkness, das möchte ich noch kurz erwähnen, ist atmosphärisch für mich die brutale abwendung von menschlichem, das verarbeiten ‚düsterer gedanken‘. das ist natürlich ebenfalls sehr intim, für mich aber auf „kälterer ebene“ als auf M&E. diese kältere ebene gibt mir übrigens besonders viel.

    Irrlicht

    Zu „No bad news“: Ich gehe da weiter. Der Titel ist für mich sogar das absolute Masterpiece des wundervollen Prinzen und einer der wunderschönsten Tracks überhaupt.

    der song gehört auch zu meinen top 5 des prinzen. wirklich ein glanzstück.

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    #6938025  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,402

    nail75Auf den folgenden Studioalben wurde es dann noch harmonischer und vollends countryesk, was bei mir nicht unbedingt Begeisterung auslöst.

    Die kenne ich leider noch nicht, zumindest nicht in Gänze. So auf den Einzeltrack fixiert, empfinde ich aber bspw. Ausschnitte wie „Lie down in the light“ umwerfend, „Death final“ ganz wunderbar und die eine oder andere intrumentelle neue Facette durchaus begrüßenswert.

    mog:waida bin ich ebenfalls ganz bei dir. M&E empfinde ich sogar als das introvertierteste werk des prinzen überhaupt. die atmosphäre des albums gibt einem das gefühl, ganz nahe beim prinzen zu sein.

    Was ja nicht von ungefähr kommt – „Master and everyone“ ist bereits soundtechnisch extrem dicht, es wirkt – das hat Niko schön in seiner Besprechung festgehalten -, als hätte Oldham ganz nahe dem Hörer Platz genommen und sänge dort seine unscheinbaren Perlen. Vielleicht nur für sich selbst, mit der Stimme des guten Freundes, der nicht mehr weiter weiß, sich sein bisschen Trotz, aber auch Trost jedoch nicht nehmen lässt.

    mog:waii see a darkness, das möchte ich noch kurz erwähnen, ist atmosphärisch für mich die brutale abwendung von menschlichem, das verarbeiten ‚düsterer gedanken‘. das ist natürlich ebenfalls sehr intim, für mich aber auf „kälterer ebene“ als auf M&E. diese kältere ebene gibt mir übrigens besonders viel.

    Wenn ich das recht im Auge habe, dann unterscheiden sich die beiden Werke in einem wesentlichen Punkt: Während „I see a darkness“ ein zuweilen unermüdlicher Kampf mit sich selbst, dem Tod, Ignoranz und dem Scheitern selbst ist, tritt bei „Master and everyone“ an diese Stelle die „Aussöhnung“ mit fehlgeschlagener Liebe, demnach mehr ein „Du“, das auch weitaus expliziter angesprochen wird. Keineswegs im Sinne der völligen Verlagerung der Schwäche auf abseits des Selbst, aber mit einem durchaus kritische(re)n Ohr. Bei „I see a darkness“ sehnt sich das „Ich“ noch nach diesem „someone nice to hide“, klingt bisweilen hoffnungsvoll, aber durchaus angeschlagen, bei „Master and everyone“ dürfen dann sogar mal die Krallen ausgefahren werden („Du sagtest mir, dass Du mich nicht lieben würdest/Nun, ich liebe Dich nicht/Ich bin nun frei von Herr und jedem, Diener aller und Diener von niemandem“).

    So, muss jetzt los, zu Knyphausen erwartet mich im (hoffentlich weniger verregneten) Karlsruhe. Schöne Diskussion und Ergänzungen aber soweit, freut mich.

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    #6938027  | PERMALINK

    mogwai

    Registriert seit: 16.11.2003

    Beiträge: 1,876

    da hast du den wesentlichen inhaltlichen unterschied von i see a darkness und master & everyone sehr gut auf den punkt gebracht!

    als ich vorhin durch bremen lief und die beiden alben über den mp3-player anhörte ist mir bewußt geworden, dass die unterschiedliche atmosphäre natürlich auch stark auf die instrumentierung und abmischung zurückzuführen ist. i see a darkness ist ja, mit außnahme von black, hauptsächlich auf e-gitarre eingespielt (häufig unterstützt von verzweifelt rumpelnden drums + e-bass), master & everyone hingegen setzt hauptsächlich auf westerngitarre (hier und da mit streichern unterstützt*). aus rein natürlicher sicht ist ‚master & everyone‘ dadurch vom sound her „wärmer“ geraten. [das ist natürlich so vollends beabsichtigt.]

    auf der gesangsebene unterscheiden sich die alben durch den verwendeten halleffekt im mix. ‚i see a darkness‘ setzt auf einen sehr kalten und kargen hall, wohingegen auf ‚master & everyone‘ einen betont warmen hall verwendet wird, der die stimme des prinzen sehr nah ans ohr des hörers holt.

    * als fußnote soll natürlich nicht unerwähnt bleiben, dass beispielsweise auf ‚even if love‘ oder ‚three questions‘ ebenfalls ein e-bass eingesetzt wird. bei ‚the way‘ gar ein keyboard. das kommt der grundstimmung – wie ich finde – aber ganz und gar nicht in die quere.

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    #6938029  | PERMALINK

    tolomoquinkolom

    Registriert seit: 07.08.2008

    Beiträge: 8,651

    Die besondere Atmosphäre des Album THE LETTING GO (das Loslassen) hängt meiner Meinung nach auch mit dem isländischen Produzenten, Komponisten und Musiker Valgeir Sigurdsson zusammen, der übrigens 2007 für sein eigenes Album EKVILIBRIUM erneut mit Will Oldham und Dawn McCarthy zusammengearbeitet hat.

    btw: Das genannte Album von Sigurdsson könnte dem Irrlicht gefallen (wenn es dies nicht schon bereits tut).

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    #6938031  | PERMALINK

    moontear

    Registriert seit: 20.12.2002

    Beiträge: 14,237

    Ich will schon seit einiger Zeit meine kleine Oldham-Sammlung ergänzen. Deine Besprechung hat nun zur Entscheidung beigetragen – Danke dafür, Irrlicht. :wave:

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    If I'd lived my life by what others were thinkin', the heart inside me would've died.[/FONT] [/SIZE][/FONT][/COLOR]
    #6938033  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,402

    mog:waiDas kommt der grundstimmung – wie ich finde – aber ganz und gar nicht in die quere.

    Sehr schön ausgeführt. :-) Was mir gerade noch – oben besagte Werke routieren hier ja tagein tagaus – auffällt: Es ist nicht nur die Art des Instrumentariums selbst, sondern auch die Form selbst, wie ihnen im Gesamtkontext Raum geboten wird. Bei „I see a darkness“ scheint der Blick mehr auf textlicher Ebene gerichtet, die Gitarre bildet zwar begleitenden Unterbau, tritt aber ansonsten meist als Akzenturierung an thematisch wichtigen Punkten in Erscheinung, während sie bei „Master and everyone“ völlig „integrierter“ Bestandteil ist, der nicht nur den Bruch erzeugt, sondern auch bis dorthin selbst die atmosphärische Weichung legt. Oder anders: Ist ersteres Darstellung von Facetten und bestimmten Momenten, ist letzteres die Fokussierung auf ein musikalisch Ganzheitliches. Gott, klingt das beim erneuten Lesen philosophisch…

    tolomoquinkolombtw: Das genannte Album von Sigurdsson könnte dem Irrlicht gefallen (wenn es dies nicht schon bereits tut).

    Das kenne ich leider nicht, werde dem aber beizeiten nachgehen. Danke.

    MoontearIch will schon seit einiger Zeit meine kleine Oldham-Sammlung ergänzen. Deine Besprechung hat nun zur Entscheidung beigetragen – Danke dafür, Irrlicht. :wave:

    Bitteschön, freut mich.

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    #6938035  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,402

    Joy Division // Closer
    Factory Records (1980)

    1. Atrocity exhibition
    2. Isolation
    3. Passover
    4. Colony
    5. A means to an end
    6. Heart & soul
    7. Twenty-four hours
    8. The eternal
    9. Decades

    „He used to fantasie about taking his own life, that romantic idea of dying young“

    Es ist der 18.Mai 1980, als sich Ian Curtis mit Dreiundzwanzig in seiner Wohnung in Macclesfield erhängt und damit gleichsam auch die Band aus der nördlichen Seite Manchesters von der Bildfläche verschwinden lässt. Es ist eine eigentümliche Gegend mit ihren Warenhäusern, Kanälen, Bahnlinien und Straßen, die ins Nichts zu führen scheinen – „[…] there was still smog, rows and rows of terraced houses. It was black and claustrophobic“ wie sich Hock zurückentsinnt und dabei keinen Zweifel daran lässt, wie sehr Zeit und Umgebung im Wesen Joy Divisions verankert sind. Es scheinen Wohnblocks im Halblicht, die zu endlos wirkenden Gängen und nochmals mehr Türen führen, zu sein, die im schmalen Output der Band ebenso Gestalt annehmen wie dreckige Hinterhöfe, verrauchte Pubs, umzäunte Gärten, dunkle, vom Regen nasse Straßen und Dachterrassen, auf denen nur kalt der Wind weht.

    „We were like kids in a sweetshop“
    erinnert sich Steve Morris (Drums; 77-80); Es muss alles sehr schnell ins Rollen gekommen sein, wenn man den tragischen Ausgang der Historie, die kaum mehr als vier Jahre Bestand hatte, ins Gedächtnis ruft, was im Falle Joy Divisions regelrecht unumgänglich wird, vielleicht sogar zu schnell. Als sich Bernard Sumner (G) und Peter Hook (B) 1976 auf einem Punk-Gig, von den Sex Pistols geradezu infiziert, mit Curtis zusammenfinden (der ihnen mit großem „Hate“-Schriftzug auf dem Rücken des Militäroveralls direkt passend erscheint; „Ian just seemed like one of us“) – erstere hatten bereits im Vorfeld eine Annonce aufgegeben, um sich um einen brauchbaren Sänger zu bemühen, der das Duo Stiff Kittens ergänzen sollte -, dürfte keiner an den so bald kommenden und anhaltenden Erfolg geglaubt haben. Der ist rückblickend aber vielleicht gar nicht allzu unverständlich, bedenkt man, wie schnell sich mancher Trend dreht und wendet und zum Zeitgeist wird und letztlich jene Band, die Roh- und Schönheit, emotionale Fülle und gefühlstechnische Kargheit und Tristesse, schlicht diese kurze Sekunde, die noch gefühlt wird, bevor der Tod einsetzt, eigentümlich und packend, wie keine vor und nach ihr, präsentiert, vielleicht nicht gänzlich willkürlich zur Größe werden lässt, in einer Szene, die ihr aber nicht gerecht wird. Von Rock und Punk und Soul beeinflusst treibt es die beiden Herren an den Saiten in den North Salford Youth Club, während sich Curtis, der in Hesse, Sartre und Dostojewski ebenso vertieft ist, wie in Militärgeschichte, für The Velvet Underground begeistert, für Bowie, für Iggy Pop, für also mindestens ebenso Berauschendes, obschon es zuweilen verwunderlich ist, wie stimmig die maschinenhafte Rhythmussektion neben dem klaren, mahnenden Tenor bestehen kann. „None of us could play a note. So instead we decided to use our brains and intelligence to do something original. We learned to play within our limit. What we did was simple and powerful”.

    Kurz vor dem ersten Auftritt am 29.Juni 1977 wird das Trio um Tony Tabac am Schlagzeug komplettiert, ehe man sich gleichsam entscheidet, die Band in Warsaw umzubenennen. Es folgen weitere Konzerte, die die Band letztlich an Tony „fucking cunt“ Wilson bringt, auf wessen Independent Label Factory Records sie schlussendlich unterschreibt und zum Silvesterauftritt gleichen Jahres das Kapitel Warsaw schließt, um Joy Division auf der Bildfläche erscheinen zu lassen. Es ist ein weiterer Anlass, nach jener ersten EP, mit dem trommelnden Hitlerjungen, der das Frontcover ziert, der Joy Division, wessen Name jene KZ-Häftlinge bezeichnet, die im Roman „The house of dolls“ (Ka-tzetnik 135633) zur Prostitution gezwungen werden, in leichten Verruf bringt, zumal NS-Symbolik, wie auch die Neigung manche Aussage sichtlich bewusst unausbeutbar zu gestalten, der Band nicht fremd scheint.

    Aufnahmetechnisch vorangegangen war zunächst bereits die „An ideal for living EP“ (1978), die im Eigenvertrieb unter Enigma erschien, es folgen weit über 70 Konzerte, zumeist im engsten Radius um Manchester, später aber auch in London (wo Curtis seinen ersten epileptischen Anfall erlebt), im Juni 79’ der erste Longplayer, „Unknown pleasures“, im Oktober gleichen Jahres, mit dem Beginn der UK-Tour, als sechswöchiger Support der Buzzcocks, die Single „Transmission“, zu Beginn des Folgejahres eine ausgedehnte Tour durch Europa (die die Briten auch nach Köln und Berlin führt), Curtis leidet nun mehr und mehr unter den immer häufiger auftretenden Anfällen – die auf der Bühne nicht selten als Teil der darüber hinaus eindrucksvollen Show erachtet werden -, wie auch unter Schlafstörungen, die Ehe, die 75’ unter Androhungen von Gewalt (gegen sich selbst) seitens Curtis, geschlossen wird, beginnt sich zu entfremden, er lernt auf einem Konzert in Brüssel die Belgierin Annik Honoré kennen, wessen Liebe und Vereinnahmung gleichsam Hass und Zuneigung hervorrufen sollte („I’ve got this problem. I met this girl in Europe and I’m married with a kid“), gleichsam erste Partnerschaft nach und nach zerfasert, seine erste Tochter Natalie wird geboren (April 79’), beständige Geldsorgen treiben Curtis dazu die Proberäume der Band reinigen zu müssen, er klebt die Sleeves jenes Debuts Durutti Columns („The return of…“) gegen Entlohnung, die darum erhöht ausfällt, als dass die Bandkollegen ihre Arbeit freundschaftlich ihm übergehen, es schließen sich Selbstmordversuche u.a. mit jenen Medikamenten an, die nicht anschlagen, nicht richtig dosiert und aufeinander abgestimmt sind, zuweilen den seinen Zustand sogar nur und mehr und weiter verschlimmern, er sehnt sich zurück zu dem, was jetzt nach und nach vom Abgrund zu den Füssen runterzubröckeln beginnt, plant sogar in Holland einen Buchladen zu eröffnen, was er tags darauf wieder verwirft, denn für den Mai 80’ ist schließlich bereits die erste Tour durch die Vereinigten Staaten veranschlagt und die Arbeiten an „Closer“ schon seit Mitte März im Britania Row (Islington) in vollem Gange. „Ian was actually loads of fun“ merkt Wilson später an. Wäre der Satz nicht zu Anfang der musikalischen Beziehung zueinander getroffen, müsste man es für grausamsten Galgenhumor halten.

    Was „Closer“ wirklich ist, ist ähnlich schwer zu beschreiben, wie den eigentlichen Grund, den Curtis, nach dem letzten Streit mit Deborah, dazu bewog, den Fernseher anzustellen, um festzustellen, dass auch jenes Leben Stroszeks, im gleichnamigen Film Herzogs, nicht mit glamourösem Leben, sondern Selbstmord endet. Auf dem Plattenteller muss sich noch Iggy Pops „The Idiot“ gedreht haben und es ist tatsächlich ein wenig wie im gleichnamigen Roman Dostojewskis, der wohl auch Curtis bekannt gewesen sein dürfte. Noch ein Straucheln vor dem Fall, ein ängstlich zuckendes Atmen vor dem Ersticken, ein Hoffen, dass die Selbstzerfleischung irgendwann enden muss und mit jedem Zweifel vergeht; es ist sein erbarmungsloser Kampf mit sich selbst, der den noch jungen Musiker, der von anerkannten Größen wie Mogwai, Moby, Nine Inch Nails, bis hin zu The Smiths geschätzt und als Haupteinfluss angegeben wird, weit hinunter auf den Grund des eigenen Ichs bringt und dringen lässt, so schnell und tief, dass die Gänge auf dem Rückweg, in aller Benommenheit und Betäubung nicht mehr unterscheidbar sind. „Closer“ ist die schizoide Angst vor Nähe und dem eigenen Handeln. Es erzählt fragmentarisch die Geschichte des unaufhaltsamen Scheiterns, der immerwiederkehrenden Fehler menschlichen Denkens, der Vereinsamung innerhalb jeder Gesellschaft, selbst der Isolation zu sich selbst. Als Opener beginnt „Atrocity exhibition” holpernd und sprudelt unterschwellig, als liefen die Keyboardsounds, der Lava gleich, unter dem erdigen Gerüst aus Bass und Schlagzeug; das wache Auge beobachtet derweil die Szenerie und sieht sie: Anstalten, in welchen jene Insassen, die meinen (immer)noch zu leben, nach vorangegangener Bezahlung von Schaulustigen betrachtet werden können, Kampfarenen, in welchen selbige den Tod der Gladiatoren, mit den Händen zu Gott anhebend, herbeisehnen, Massenmörder in endlosen Reihen, brennende Pfade längst vergangener Tage, die wieder und wieder präsent werden. „Nimm meine Hand und ich werde Dir zeigen, was war – und sein wird. Das ist der (unser) Weg, tritt herein“. Es ist eine eigentümliche Weise, wie Curtis Worte zu Papier bringt, nicht als wäre das lyrische Ich zwingend von genauer Bedeutung, so introspektiv ein jeder seiner Texte auch ist, bleibt, bei aller Intensität und Eindringlichkeit des Vortrages, die Unsicherheit, ob nicht bereits eine dritte Person die Feder hält, Curtis sodann von sich als bereits gescheitertes Abstraktum spricht, die Schuld nach innen kehrt und bereits das Henkerbeil hebt. Es ist Lyrik, die ohne Urteil bleibt, eine reine Festellung, die Schuld und Schwäche erkennt, aber nicht bewertet und zu jeder Sekunde, was sie von all jenen selbstmitleidig wimmernden Gesellschafts- und Selbstkritikern abhebt, dabei noch regelrecht kafkaesk bis zum letzten Satz klar, präzise, eindeutig und für jedes Kind im Sinne des Wortes verständlich ist. Joy Division ist die aufrichtigste und ehrlichste Musik der Welt. „Mutter, ich versuchte es, bitte glaub’ mir/Ich gebe mein bestes/Ich schäme mich für die Dinge, die ich durchsetzte, für die Person die ich bin – Aber wenn Du nur diese Schönheit, dieses Etwas, das ich nie beschreiben konnte, sehen könntest/diese Freuden und eigensinnigen Zerstreuungen/Ist das (etwa) mein wundervoller Preis?“ („Isolation“).

    Vor einiger Zeit las’ ich eine Bemerkung, die „Closer“ mit einem Gang durch die weitläufigen Räume eines Hauses verglich, wessen Ende das Dach bildet. Da ist ziemlich viel dran. Mit jedem Song tritt Curtis weiter in sich, beginnt mehr und mehr zu zweifeln, ist sich nicht mehr sicher, ob das Licht in der Ferne nicht auch ein Zug sein könnte, der ihm da unaufhaltsam entgegenkommt. „Das ist die Krise, von der ich wusste, dass sich kommen würde und die das Gleichgewicht, das ich zuvor noch hielt, zerstört/Ich zweifle, bin verwirrt und wende mich um, staunend gegenüber dem, was als nächstes kommen wird“ tönt es demütig und niedergeschlagen in „Passover“, während sich Sumners, auf „Closer“ fast noch präsentere Gitarre unter die Haut schält. „Werde ich jenes, was sie lehrten, vergeben und vergessen oder erneut Wüsten und Ödland queren, um zu sehen, wie sie aus (ewigem) Strand entstehen?“. Es ist nicht nur die Eindeutigkeit der Worte, sondern auch die Schönheit des Vergleichs, die die Texte Curtis’ sogar abseits des musikalischen Kontexts lesenswert machen, zumal Pläne dieser Art offenbar nicht ganz abwegig gewesen sein dürften („He was a fantastic writer and had plans for various works“). Im Grunde ist ein jeder erwähnenswert. Wie sich das (innere) Kind in „Colony“ in eben dieser, die kalt und Schauplatz grausamer Kämpfe geworden ist, ausgesetzt an Gott wendet, wie in „A means to an end“ tiefstes Vertrauen in die Freundschaft heranwächst und sich in „Heart and soul“, so kann man es vielleicht interpretieren, ein Zwiegespräch mit jener höheren Instanz abzeichnet, über die sich Existenz und Sinn dieser erklären lässt. „Nun, was bedeutet Existenz? Ich existiere im besten Verhältnis (?), das ich kann//Die Vergangenheit ist nun Teil meiner Zukunft, die Gegenwart längst verschwunden/Herz und Seele – eines (von beiden) wird brennen“.
    „Closer“ ist ein Album, das zwei Stränge vereint: Der Gedanke, der die Einsamkeit thematisiert, die Curtis’ Seele eisig packt, der Unsicherheit, ob in dieser weit von ihm entfernten Kolonie Nähe gespürt werden kann, überhaupt noch präsent ist, dann der andere, der letztere direkt ängstlich abweist, der alles auf und über sich einstürzen sieht, sich an die eigene Kindheit zurück zu entsinnen beginnt, vom ständigen Reisen, der ewigen Rastlosigkeit, ebenso ratlos wird, wie gegenüber Zuneigung, die so tiefe Spuren hinterlässt, wenn man bedenkt wie verunsichert Curtis den Platz zwischen zweien Stühlen wählt, dass es ihm zur völligen Selbstaufgabe nicht mehr weit zu sein scheint. Er sucht nach sich selbst und wird unsicher, ob er davon nicht verschluckt wird, ist gleichsam Musiker, kann aber nur unschlüssig werden, bezüglich dem, was er damit letztlich nach außen trägt. „He insisted he had regressed to a previous life“ (Deborah)

    Es ist ein unheimlich warmes und aufbauendes Album, denn es lässt Schmerz und Leid fühlen. Es ist auch nicht düster, sondern nur dunkel, denn es zeigt nie mehr als menschlichen Abgrund, der hier in vielen Formen Gesicht zeigt. Es ist nicht Verachtung, an der Curtis scheitert, sondern Liebe. Es ist wohl in etwa, wie bei jenen Menschen, die allen Qualen zum Trotz ihr Ziel erreichen und noch auf dieser Linie tot in sich zusammensinken. „Ich erkannte nie die Länge (des Weges), den ich gehen musste/All diese dunklen Winkel einer Empfindung, die ich nicht kannte/Nur für einen Moment hörte ich jemanden rufen/Ich entsann mich jener Dinge, die stattgefunden hatten/Dort ist überhaupt nichts“. „Twenty-four hours“ ist vielleicht der tragischste Song, den Curtis zu Papier bringen sollte, hier wird jede Schattierung von Leid fühlbar, jedes Wort klingt unter Schmerzen gesprochen („Ich gehe (nun) um meine Bestimmung zu finden, bevor es zu spät ist“). Es ist der letzte Akt, der ihn zum Gartentor hinunter führt, wo das Klavier einzusetzen beginnt, graue Wolken hängen in der Luft – „Ich lag am Eingang des Gartens/mein Blick weitet sich vom Gitter bis zur Wand/Nichts könnte es erklären, keine (meiner) Handlungen beenden/Ich betrachte nur die Bäume und Blätter, wenn sie fallen“.
    Es klingt zwischenweltlich, was sich in den letzten Minuten des Werkes abspielt, dessen Veröffentlichung Curtis nicht mehr miterleben sollte. Das Cover zeigt zwei Frauen, die vor dem Leichnam des gefallen Christus knien, aufgenommen auf dem Staglieno Friedhof in Genua. „We, that’s we, like this one!“, der Entschluss für das Coverartwork fiel schon vor dem Tod des Sängers. Und es liegt dennoch ein wenig an Vorahnung in der Luft, wie bei jenen Künstlern, die den eigenen Untergang, auch wenn die Symptome noch so gering sind, bereits hinter der Tür wahrnehmen, wie bei jenem Drake, der eines der letzten Stücke dem schwarzäugigen Hund widmet, der bereits ums Haus zu gehen scheint. Das Buch, das Deborah später über ihre Beziehung zu Curtis schrieb und das Vorlage für den späteren „Control“, der möglichst klischeefrei bleiben sollte, lautet vielleicht nicht grundlos „Touching from a distance“. Da ist jetzt viel Spekulation inbegriffen, jedenfalls lichten sich aber in „Decades“ schlussendlich die Wolken, es wirkt zeremoniell, aber ist gleichsam der demütigste und schönste Track des Albums, vielleicht sogar in der Geschichte Joy Divisions selbst. Es ist wohl nicht möglich, die letzten Zeilen zu interpretieren, ohne dabei diversem Kitsch und Klischee auf den Leim zu gehen, aber was Curtis in „Decades“ für sich als Wahrheit erkennt, ist die, dass jenes, was er so lange suchte, mit der materiellen Existenz nicht vereinbar ist. Im Sinne der Selbstfindung, nicht der Todessehnsucht. „Wir brachten uns an unsere Grenzen, wir schleppen uns hinein/Wir sahen von den Flügeln herab, als das Drama von neuem begann und sahen uns in anderer Weise, als zuvor – innerlich erschöpft sind unsere Herzen nun für immer verloren“. Es scheint, als hätte die introvertierte Frage in „Heart and soul“ endlich ihre Antwort gefunden: „One will burn“.

    „Unsere tiefste Angst ist nicht, daß wir ungenügend sind. Unsere tiefste Angst ist, daß wir über alle Maßen kraftvoll sind. Es ist unser Licht – nicht unsere Dunkelheit, das uns am meisten erschreckt.“ (Nelson Mandela)

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    Hold on Magnolia to that great highway moon
    #6938037  | PERMALINK

    mikko
    Moderator
    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

    Beiträge: 34,399

    Hmm… ein sehr langer, ausführlicher – fast ausufernder Text, Irrlicht.

    Inhaltlich wirklich gut. Auch hast Du gelernt, besser zu strukturieren. Der Text wirkt übersichtlicher als frühere, trotz seiner Länge.

    Was mich immer noch stört, das ist einerseits Dein Hang zu blumiger, fast schwülstiger Ausdrucksweise. D.h. hier ist es nicht so sehr schwülstig, sondern einfach nur umständlich, wie Du formulierst.
    Andererseits mangelt es Dir an Sicherheit in Grammatik und Ausdruck. Z.B. müsste immer da, wo Du „wessen“ schreibst, „dessen“ oder „deren“ stehen. Der Satzbau ist auch öfters unnötig kompliziert und fördert damit nicht gerade die Lesbarkeit.
    Aber wie gesagt, Du wirst besser. Ich habe den Text von vorne bis hinten gelesen und verstanden, was Du sagen willst, denke ich.

    Trotzdem mein Rat: kürzer fassen, klarer formulieren. Und schön wäre es auch, wenn Du Zitate nicht nur kennzeichnest, sondern die Quellen auch benennst. Am besten als Fußnote unter dem Text.

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    Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!
    #6938039  | PERMALINK

    tina-toledo
    Moderator

    Registriert seit: 15.06.2005

    Beiträge: 13,392

    Ich schließe mich Mikko an. Deutlich angenehmer und mit weniger Schwulst und dafür mehr Inhalt als die vorherigen, trotzdem könntest Du Dich immer noch ein bisschen kürzer fassen. Das Einzige, das mich aber wirklich gestört hat, sind die Übersetzungen der Textzeilen – warum musste das denn sein? Denkst Du, dass hier irgendwelche Leute zu wenig Englischkenntnisse besitzen?

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    Sir, I'm going to have to ask you to exit the donut!
    #6938041  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 45,067

    Ich frage mich, Irrlicht, ob die komplizierte Gestaltung des Textes mit seinen verschachtelteten, labyrinthischen Sätzen möglicherweise Absicht ist. Der Text zu The Letting Go war ja viel gradliniger. Manchmal wird es in der Tat etwas zu komplex, beispielsweise im 1. Satz im 2. Absatz. Da muss man sich wirklich am Ende an den Anfang zurückerinnern, um nicht zu vergessen, wo man jetzt gerade ist. Der erste Absatz hingegen brilliert durch seine eindringlichen, lebendigen Bilder. Das ist eben eine Gratwanderung, die kann nicht immer gelingen.

    Inhaltlich ist das, auch da stimme ich Mikko zu, wieder mal hervorragend. Aus meiner Sicht nicht unbedingt „mehr Inhalt“ als in früheren Texten, aber vielleicht besser strukturiert und dadurch zugänglicher.

    In einer Sache muss ich Dir, Mikko, widersprechen. Ich halte Fußnoten für überflüssig, das ist ja keine wissenschaftliche Veröffentlichung.

    --

    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #6938043  | PERMALINK

    tokyoeye

    Registriert seit: 22.10.2008

    Beiträge: 1,819

    Klasse Artikel. Gut recherchiert und trotz der nötigen Distanz kann man herauslesen, dass das Album zu deinen Faves gehört. Da wir aus dem selben Bundesland stammen, kann ich „wessen“ und „dessen“ leicht verzeihen.

    Wem Irrlichts Texte zu lang sind, der muss halt schneller lesen. ;-)

    --

    #6938045  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,402

    MikkoTrotzdem mein Rat: kürzer fassen, klarer formulieren.

    Gerne. Der letzte Text war weitaus kürzer, ich hatte im Grunde auch vor, die straffere Form beizubehalten, habe aber bemerken müssen, dass sich bei einem Thema wie Joy Division einfach vieles nicht in kurzen Worten runtererklären lässt, zumal ich hier auch wieder mehr interpretiere, als, sagen wir erläutere, was dann doch mehr Zeilen in Anspruch nehmen sollte, als ich dachte. Nehm’s aber gerne zu Herzen (das mit „wessen“ dann natürlich auch, schluddrig wieder).

    tina toledoDas Einzige, das mich aber wirklich gestört hat, sind die Übersetzungen der Textzeilen – warum musste das denn sein? Denkst Du, dass hier irgendwelche Leute zu wenig Englischkenntnisse besitzen?

    Im Gegenteil, Tina. Wenn man davon ausgeht, dass Texte nicht nur primär für das Forum entstehen, sondern auch dem eigenen Verständnis dienen sollen, ist es so, dass ich mich immer wieder fragen musste, weshalb Curtis‘ Lyrik für mich eigentlich so einzigartig ist. Es gibt so viele Zeilen, die, so schlicht sie sind, unheimlich eindrucksvoll wirken, durch die Übersetzung habe ich versucht, manche Wirkung auch für mich zu klären. Da ich davon ausgehe, dass das Gros der User dem Englischen ohnehin mächtiger ist, war es nicht direkt als Verständnishilfe ausgerichtet, zumal ich mir bei manchen Passagen ohnehin schwer getan habe. Ich habe bemerkt, dass ich – bei anderen, wie auch bei meinen eigenen Texten – hervorgehobene Textzeilen (auch wenn sie unbedingt lesenswert sind) meist ein wenig überfliege, es war der Versuch diese hier dadurch etwas transparenter zu machen.

    nail75Ich frage mich, Irrlicht, ob die komplizierte Gestaltung des Textes mit seinen verschachtelteten, labyrinthischen Sätzen möglicherweise Absicht ist.

    Zuteilen ist sie das (gerade in dem von Dir erwähnten Absatz). Es ist eine Gratwanderung und ich neige ganz unbedingt zu Bandwurmsätzen, was gefährlich sein kann, wenn man manches eigentlich dadurch gezielt hervorheben will. Ich bin nicht völlig sicher, inwieweit die Musik auch auf die Stilistik ihren Einfluss hatte, denke aber, dass das zuweilen Richtungslose, Überhandnehmende und schwerfällig Beengende auch irgendwie im Text seinen Platz gefunden hat. Ob nun gewollt oder nicht.

    TokyoEyeKlasse Artikel.

    Dankeschön (auch für die Anmerkung aller anderen). :-)

    --

    Hold on Magnolia to that great highway moon
    #6938047  | PERMALINK

    mikko
    Moderator
    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

    Beiträge: 34,399

    nail75In einer Sache muss ich Dir, Mikko, widersprechen. Ich halte Fußnoten für überflüssig, das ist ja keine wissenschaftliche Veröffentlichung.

    Stimmt schon, aber dennoch wüsste ich immer gern, woher Zitate stammen.

    Die Übersetzungen finde ich nicht so problematisch, Tina. Und Irrlichts Intention verstehe ich sehr gut. Am besten wäre dann natürlich, Original und Übersetzung gegenüberzustellen. Fördert aber auch nicht unbedingt die Übersicht und Lesbarkeit.

    --

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