Re: Labyrinths – Irrlichts Alben-Faves

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irrlicht
Nihil

Registriert seit: 08.07.2007

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nikodemusAuch Lob von mir, das macht wieder neugierig, obwohl ich das Album ganz gut im Kopf habe und immer wieder gerne hören. Am meisten berührt mich immer ganz am Ende „I Called You Back“, Oldhams Ode an seinen damals verstorbenen Vater aus dem Blickwinkel seiner Mutter. Da passt dieses zwischenweltliche Säuseln von McCarthy sogar noch besser als auf einigen anderen Tracks, wo ich mir etwas Zurückhaltung gewünscht hätte. Dennoch ein famoses Album und eine gute Review.

Das ist nett, „I called you back“ ist vielleicht der einzige Track, bei dem ich McCarthys Mitwirken (gerade zu Anfang) zuweilen als etwas too much empfinde. Die Dame ist ja der kleine Wirbel im Albumkontext, hier hätte es aber doch etwas zahmer sein dürfen, finde ich, wunderbar gelingt es demgegenüber bei der famosen Single „Lay and love“.

By the way: Danke für die Randnotiz zum thematischen Inhalt.

nikodemusWeitermachen, immer weiter.

Natürlich, so ganz los komm‘ ich von der Schreiberei ja doch nicht. ;-)

nail75Wenn Du „Master And Everyone“ als Vergleich heranziehst, wird das Thema der Liebe und des Schmerzes noch offensichtlicher, oder? Während Master And Everyone aber lustvoll daherkommt, ist The Letting Go meditativ. Wie siehst Du das?

Mit „lustvoll“ muss ich mich zwar erst anfreunden, aber ich denke, ich weiß was Du meinst. Ich nehme „Master and everyone“ als weitaus introvertierteres Werk wahr, sogar im wahrsten Sinne des Wortes. Das Schmerzende wird dort noch, wenn auch mit sanften Worten, hin- und hergedreht, mal mit resignativem Unterton („Master and everyone“), dann auch mit einer Endgültigkeit, die einfach nahe geht („Wolf among wolves“). Aber natürlich auch mit einem bitteren, eher unterschwelligem Lächeln, dem man sich einfach anschließen muss („Hard life“). Du tötest mich, Liebling, aber ich kann Dich nicht verurteilen/Denn wenn ich Du wäre – vielleicht würde ich genau das Selbe tun. Ungemein versöhnlich und bei aller traurigen Thematik auch aufbauend. „The letting go“ steht, soweit ich es bisher wahrnehme, ein wenig abseits des Abgrunds, linst zwar auch zuweilen hinunter, dreht sich dann aber wieder vergnügt ab und wirft sich ins neue Seelenheil: Harmonie, Liebe und ja, Meditation.

nail75Ich halte „The Letting Go“ übrigens für ein sehr gutes BPB-Album (****), aber nicht für ein Meisterwerk.

Kann ich nachvollziehen. „The letting go“ ist ja auch bei mir nicht jeder Kritik entbunden, will heißen ich höre da schon so manchen Schwachpunkt – es ist sodann mehr ein Album, das bei mir als Gesamtkunstwerk gestellt ist, das viel von seiner luftigen, heimeligen Atmosphäre lebt, das einfach – und das zählt für den Rang eines „Favoriten“ – nicht mehr wegzudenken wäre. Ein kleines Meisterwerk gewissermaßen also, ein solches für mich aber ganz sicher.

mog:waiübrigens freut es mich, dass du ’no bad news‘ ebenfalls als besten song des album siehst. ich habe schon einige stimmen gehört, die diesen song (aufgrund zu simpler lyrics bespielsweise) als ersten tiefpunkt im verlaufe des albums sehen. ich empfinde besonders die ersten fünf songs des albums in sich extrem stimmig, nach ‚i see a darkness‘ vielleicht sogar der stärkste start in ein oldham-album. der bruch mit ‚cold & wet‘ nach ’no bad news‘ hat mich leider immer aus meiner begeisterung gerissen. für mich ist der song leider deplatziert.

Absolut treffend. Mit „Cold & wet“ (dem eindeutig schwächsten Track, wie ich finde – mag aber der ansonsten völlig andersartigen Stimmung des Werks geschuldet sein) entsteht eine kleiner Bruch, auch qualitativ, der die zweite Seite, denke ich, auch zur recht spürbar weniger grandiosen werden lässt. Nicht völlig natürlich, „Then the letting go“ (!), „Lay and love“, oder der Abschlusstrack sind völlig atemberaubend, aber es findet sich eben nicht mehr die durchgängige Perfektion (ja!), wie sie im Laufe der ersten fünf Tracks vorherrschte.

Zu „No bad news“: Ich gehe da weiter. Der Titel ist für mich sogar das absolute Masterpiece des wundervollen Prinzen und einer der wunderschönsten Tracks überhaupt. Das liegt zu weiten Teilen aber auch an der wirklich famosen Rhythmussektion, die sichtlich die unglaublichen Stimmungsbögen zur Fingerübung werden lässt – besonders beachtlich ist der mittige Sprung von der erhebenden/erhabenen Streichersektion hin zur fast spanisch wirkenden Gitarreneinlage, die durch die wundervolle Zeile „And enemies and friends“ untermauert wird. Ganz bezaubernd! Und natürlich ist das Ende süßlich, aber ein zärtliches „Hey little bird – hey little bird/Thank you for not letting go of me when I let go of you“ aus Oldhams Munde, das dann im Folgenden auch noch durch Zwitschern (Carthy) und Pfeifen (Willy) komplettiert wird, lässt es einfach warm ums Herz werden. Ziemlich „goldig“ und absolut romantisch. Schade, dass der Track so wenig Beachtung findet.

Danke auch an euch.

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Hold on Magnolia to that great highway moon