Culture Wars, Kulturelle Aneignung, Identitätspolitik, Wokeism …

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  • #12305497  | PERMALINK

    nicht_vom_forum

    Registriert seit: 18.01.2009

    Beiträge: 6,039

    bullittUnd in Berlin? Und in Malmö? Langsam wird’s eng mit der Bagatellisierung…😄

    Da gilt das Gleiche: Die Probleme der migrantischen Communities, die sich in den akuellen Protesten Bahn brechen, haben ihre Ursachen weit vor diesem Jahrtausend – und damit weit vor der akademisierten Wokeness.
    Genau wie die Verbindungen der europäischen Linken zu den Paläsinensern schon sehr lange zurückgehen. Waren die Landshut-Entführer „woke“? Die RAF?

    If your only tool is a hammer, every problem looks like a nail.

    edit: Das „innerhalb“ im ersten Satz war zu viel.

    zuletzt geändert von nicht_vom_forum

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    Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away.  Reality denied comes back to haunt. Philip K. Dick
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    #12305839  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 44,885

    themagneticfieldIch glaube unser aller Argumentation der realen Welt, beruht zu sehr auf den eigenen mehr oder weniger eingeschränkten Kosmos. Ich merke bei meinen Kindern tatsächlich wie sehr diese Themen eine Rolle spielen und immer mehr ins alltägliche Leben einziehen. Da wird aus der Band- Kollegin Emilia plötzlich Andrew, die Schwester eines Freundes ist erst mal zwei Jahre ein Junge und dann doch wieder ein Mädchen, die Messdiener-Kollegin ist noch in der Findungsphase usw. Das alles ist nicht die Regel, aber bei weitem auch nicht mehr die Ausnahme. Und das wohlgemerkt nicht in einer Universitätsstadt, sondern im 1200 Einwohner Kaff. Deshalb glaube ich nicht, dass man diese strikte Trennung Online Phänomen versus Real Life auf Dauer so aufrecht erhalten kann. Meine Welt/mein Umfeld ist das auch nicht (aber ich bin ja auch ein alter weißer Mann), aber ich glaube in der aufwachsenden Generation wird es eine immer größere Rolle spielen.

    Das ist sicherlich richtig, Ähnliches habe ich auch im Bekanntenkreis mitbekommen, allerdings auch teilweise mit massiven Krisen, einschließlich Selbstmordversuchen. Es ist also ein Thema mit großer Brisanz. Ich denke, es ist eine schwierige Balance, Kindern einerseits zu vermitteln, dass man sie liebt, egal wie sie sich gerade definieren und andererseits, dass die moderne Medizin zwar vieles kann, aber nicht Männer in Frauen verwandeln und umgekehrt. Es gibt in jedem von uns einen biologischen Kern, den man nicht ändern kann. Das Phänomen scheint auch ganz stark junge Mädchen zu betreffen und es ist im Einzelfall sehr schwer zu erkennen, ob das nur eine Phase ist, die wieder weggeht (siehe auch dein Beispiel oben) oder eine dauerhafte Situation, die behandelt werden muss oder sollte.

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    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #12305863  | PERMALINK

    stormy-monday
    We Shall Overcome

    Registriert seit: 26.12.2007

    Beiträge: 20,677

    Ich habe beruflich vom Anfang an manchmal mit Menschen zu tun, die mit sich ein Problem haben. Neben sich stehen. In einer Findungsphase. Und ja, die werden immer jünger. Die Armschnitzereien von jungen Frauen zu überdecken, „covern“, ist kein Spass. Wobei das derzeit eher abnimmt.
    Die sexuellen Präferenzen der Kunden wären (und waren) einfach zu knacken, die psychologische Ausnahmesituation bei jeder Art von „Bodymodification“ ist schon eine sehr Spezielle. Und man sitzt ja stundenlang zusammen…

    Es gibt die Gruft- Mädels, sie zwischen bi und lesbisch schwanken, die witzigen Schwulen, die frank und frei von Darkroom- Märchen erzählen. Die Schöne, die sich absichtlich mit drei Pfund Blech das Gesicht verdeckt, weil sie ein Problem mit ihrer Schönheit hat. Der Rocker, der einen riesigen Prince Albert- Ring in seinem Willie hat. Und Wesen, die weder mit ihrem Geschlecht noch ihrem Aussehen final abgeschlossen haben. Alle sind mir willkommen. Aber ich frage gar nicht mehr nach wie früher. Entweder es plappert oder halt nicht.

    Sorgen machen mir nur die Smartphone- Süchtigen. Die wissen nix, reden nix, fühlen scheinbar auch nix. Macht mir Sorgen. :whistle:

    zuletzt geändert von stormy-monday

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    Contre la guerre
    #12305865  | PERMALINK

    nicht_vom_forum

    Registriert seit: 18.01.2009

    Beiträge: 6,039

    nail75
    dass die moderne Medizin zwar vieles kann, aber nicht Männer in Frauen verwandeln und umgekehrt.

    Wird das denn irgendwo behauptet? Selbst der extrem vereinfachte Slogan „trans-women are women“ bedeutet ja nicht „trans-women are cis-women“.

    Es gibt in jedem von uns einen biologischen Kern, den man nicht ändern kann.

    Natürlich (Pun not intended). Aber das gilt eben in alle Richtungen. Ob jemand in eine der LGBTQ-Kategorien fällt, ist ebenfalls nicht zu ändern.

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    #12305893  | PERMALINK

    bullitt

    Registriert seit: 06.01.2003

    Beiträge: 20,657

    nicht_vom_forum

    bullittUnd in Berlin? Und in Malmö? Langsam wird’s eng mit der Bagatellisierung…😄

    Da gilt das Gleiche: Die Probleme innerhalb der migrantischen Communities, die sich in den akuellen Protesten Bahn brechen, haben ihre Ursachen weit vor diesem Jahrtausend – und damit weit vor der akademisierten Wokeness. Genau wie die Verbindungen der europäischen Linken zu den Paläsinensern schon sehr lange zurückgehen. Waren die Landshut-Entführer „woke“? Die RAF? If your only tool is a hammer, every problem looks like a nail.

    Dein Ernst? Probleme migrantischer Communities? Keine Ahnung, was dein Problem mit der Bezeichnung „Wokeism“ ist, aber das Phänomen so penetrant wegzureden und zu leugnen und das, was sich derzeit an europäischen Unis und darüber hinaus nach amerikanischem Vorbild für unheilvolle Allianzen um prominente Antisemitinnen wie Greta Thunberg bilden, als alleiniges (!) Problem migrantischer Communities abzutun, ist einfach nur noch komplett lächerlich. Genau wie diese dämlichen Nebelkerzen. Du kannst die Ursachen auch gerne bei Kain und Abel suchen, aber ohne mich.

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    #12305913  | PERMALINK

    nicht_vom_forum

    Registriert seit: 18.01.2009

    Beiträge: 6,039

    bullittund das, was sich derzeit an europäischen Unis und darüber hinaus nach amerikanischem Vorbild für unheilvolle Allianzen um prominente Antisemitinnen wie Greta Thunberg bilden, als alleiniges (!) Problem migrantischer Communities abzutun,

    Das habe ich nicht getan. Suche in meinem Post gerne nochmal nach den Begriffen „europäische Linke“, „Palästinenser“, „Landshut-Entführer“ und „RAF“. Immerhin hast du den entsprechenden Teil ja sogar zitiert.

    Keine Ahnung, was dein Problem mit der Bezeichnung „Wokeism“ ist

    Mein Problem mit dem auslösenden Interview (und dem Begriff „amerikanischer Islam-Wokeismus“) ist genau das, was Du mir unterstellst, nur in umgekehrter Stoßrichtung: „Wokeism“ wird zum alleinigen Grund der Proteste gemacht und dazu genutzt, jede Beschäftigung mit anderen Ursachen abzublocken. Und das ist gerade in Frankreich und gerade beim Thema Israel/Palästina, hmmm…, gewagt.

    Auf die Idee, dass „Dekolonialismus“ das Problem ist (und ein entsprechendes Institut zu gründen), muss man ja auch erstmal kommen. Ich hätte ja damit angefangen, die koloniale Vergangenheit Frankreichs und die daraus resultierenden Folgen und Probleme aufzuarbeiten.
    Nochmal: In welchem Frankreich lebt jemand, wenn er ernsthaft das Folgende behauptet?

    „Man redet da von systematischem Rassismus, von rassistisch Verfolgten, obwohl dieses Konzept der ethnischen Gemeinschaft in Frankreich völlig unbekannt ist.“

    Mal wieder ein Disclaimer: Natürlich wird in Frankreich niemand „rassistisch verfolgt“. Allerdings ist es doch wohl offensichtlich, dass es weitreichende Benachteiligung der Mitglieder der verschiedenen Migranten-Communities aufgrund von Herkunft oder Religion gibt und dass sich diese Communities als Gruppe sehen (und von außen so gesehen werden).

    zuletzt geändert von nicht_vom_forum

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    #12305933  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 44,885

    nicht_vom_forum
    Wird das denn irgendwo behauptet? Selbst der extrem vereinfachte Slogan „trans-women are women“ bedeutet ja nicht „trans-women are cis-women“.

    Ja, finde schon, aber natürlich behauptet das niemand direkt, es wäre ja auch offensichtlich unwahr. Es wird aber von gewissen Personen oder Personenkreisen suggeriert, dass man alles sein kann, wenn man nur will. Ich denke, da werden falsche Hoffnungen oder Erwartungen geschürt, die in der Realität sowieso schon schwierige Krisen noch verschärfen.

    Und weil du gerade diesen Satz zitiert: Was ist eigentlich mit trans-men? „Trans-men are men“ habe ich noch nie gelesen oder gehört, dabei scheint mir das in der Praxis die weitaus bedeutendere Gruppe zu sein.

    zuletzt geändert von nail75

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    #12305943  | PERMALINK

    nicht_vom_forum

    Registriert seit: 18.01.2009

    Beiträge: 6,039

    nail75
    Ja, finde schon, aber natürlich behauptet das niemand direkt, es wäre ja auch offensichtlich unwahr. Es wird aber von gewissen Personen oder Personenkreisen suggeriert, dass man alles sein kann, wenn man nur will.

    Ist das nicht primär eine (aus welchen Gründen und mit welcher Motivation auch immer) Verwechslung von „Sex“ und „Gender“, sprich von Biologie und Gesellschaft?

    Und weil du gerade diesen Satz zitiert: Was ist eigentlich mit trans-men? „Trans-men are men“ habe ich noch nie gelesen oder gehört, dabei scheint mir das in der Praxis die weitaus bedeutendere Gruppe zu sein.

    Meine Vermutung: Es gibt weniger öffentliches Konflikt- und damit politisches Mobilisierungspotential. Männertoiletten sind ja jetzt schon oft de facto Unisex (auf Konzerten, in Clubs, etc…) und wenn eine Frau (oder ein Trans-Mann) gegen einen Mann im Sport antreteten will, wird das nicht als Bedrohung wahrgenommen.

    Das war’s aber von meiner Seite dazu, da mein Halbwissen zu dem Thema damit erschöpft ist.

    zuletzt geändert von nicht_vom_forum

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    Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away.  Reality denied comes back to haunt. Philip K. Dick
    #12305965  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 44,885

    nicht_vom_forum

    nail75 Ja, finde schon, aber natürlich behauptet das niemand direkt, es wäre ja auch offensichtlich unwahr. Es wird aber von gewissen Personen oder Personenkreisen suggeriert, dass man alles sein kann, wenn man nur will.

    Ist das nicht primär eine (aus welchen Gründen und mit welcher Motivation auch immer) Verwechslung von „Sex“ und „Gender“, sprich von Biologie und Gesellschaft?

    Soweit ich weiß, ist es bei den Experten durchaus umstritten, ob eine solche Unterteilung überhaupt sinnvoll möglich ist. Vor 20 Jahren haben alle noch auf der Unterscheidung bestanden, heute ist das weitaus weniger klar und die Linien verlaufen nicht so eindeutig – das ist mein Eindruck.

    Und weil du gerade diesen Satz zitiert: Was ist eigentlich mit trans-men? „Trans-men are men“ habe ich noch nie gelesen oder gehört, dabei scheint mir das in der Praxis die weitaus bedeutendere Gruppe zu sein.

    Meine Vermutung: Es gibt weniger öffentliches Konflikt- und damit politisches Mobilisierungspotential. Männertoiletten sind ja jetzt schon oft de facto Unisex (auf Konzerten, in Clubs, etc…) und wenn eine Frau (oder ein Trans-Mann) gegen einen Mann im Sport antreteten will, wird das nicht als Bedrohung wahrgenommen. Das war’s aber von meiner Seite dazu, da mein Halbwissen zu dem Thema damit erschöpft ist.

    Klingt jedenfalls logisch. Die Sache mit Trans-Frauen im Sport hat sich sowieso erledigt, das Thema ist so 2022. ;)

    zuletzt geändert von nail75

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    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #12305969  | PERMALINK

    nicht_vom_forum

    Registriert seit: 18.01.2009

    Beiträge: 6,039

    nail75
    Soweit ich weiß, ist es bei den Experten durchaus umstritten, ob eine solche Unterteilung überhaupt sinnvoll möglich ist. Vor 20 Jahren haben alle noch auf der Unterscheidung bestanden, heute ist das weitaus weniger klar und die Linien verlaufen nicht so eindeutig – das ist mein Eindruck.

    Doch noch ein letztes Statement: „Klar und eindeutig“ ist bei dem Thema wohl sehr wenig. Wie soll das auch sein? Nature vs. nurture diskutiert man ja auch nicht erst seit kurzem.

    zuletzt geändert von nicht_vom_forum

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    Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away.  Reality denied comes back to haunt. Philip K. Dick
    #12305973  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 44,885

    Ganz anderes Thema. Political Wire brachte letztens einen Post zum Thema, warum Leute jetzt überrascht sind, dass die jüngere Generation (und dabei handelt es sich keineswegs nur um Studenten) wesentlich palästina-freundlicher ist als ältere Menschen. Zwei Gründe sind offensichtlich: Die Erinnerung an den Holocaust verblasst bzw. ist für einen Gutteil der Weltbevölkerung schlichtweg irrelevant. Außerdem kennen junge Leute Israel nur als von sehr fragwürdigen Menschen geführtes Land, seien es die rechtsradikalen Siedler in der Regierung oder machthungrige, korrupte Rechtsausleger wie Netanjahu. Da ist es natürlich viel leichter Israel als kolonialen Staat zu betrachten, denn als Befreiungsprojekt für Juden. Und keineswegs nur Muslime denken so.

    https://www.nytimes.com/2023/12/05/us/jewish-american-israel-gaza-generation-gap.html

    zuletzt geändert von nail75

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    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #12306013  | PERMALINK

    bullschuetz

    Registriert seit: 16.12.2008

    Beiträge: 2,141

    Ich grüble jetzt schon länger, was dran sein könnte an der Behauptung von @bullitt, dass aus den USA importierte universitäre Wokeness hinter den Pro-Palästina- bzw Anti-Israel-Protesten stecke. Mein Zwischenergebnis: Das haut nicht hin.

    Denn dass viele Gesellschaften in Nordafrika und im Nahen Osten den Israel-Palästina-Konflikt vor dem Hintergrund ihrer eigenen kolonialistischen Unterdrückungsgeschichte deuten (und dazu keine Vordenker aus US-Unis brauchen), ist ja nun wirklich ein marderaltes Phänomen. Dass sich dieser antikolonialistische Drive gegen westliche Unterdrückung ideologisch oft mit islamistischen Bewegungen gegen westliche Lebensart schlechthin und gegen Israel verknüpft, ist ebenfalls alles andere als neu. Dass sich in Ländern wie Frankreich obendrein die sprengkräftige Erfahrung krasser sozialer Abgehängtheit in postkolonialen Zuwanderermilieus draufsattelt, ist auch schon lange zu beobachten. Dass Teile der Linken im Westen sich mit all dem identifizieren, kennen wir seit fast 60 Jahren (schon die radikale Linke der späten 1960er-Jahre, geprägt vom Impact des Vietnamkriegs, begrüßte antikoloniale Aufstands- und Befreiungsbewegungen rund um die Welt mit romantisierender Kritiklosigkeit und ordnete den Nahostkonflikt in genau dieses Deutungsraster ein, war pro-palästinensisch und anti-israelisch). Und dass all das mal mehr, mal weniger stark grundiert ist von Antisemitismus, bedarf kaum der Erwähnung, denn das toxische „Gerücht über die Juden“ durchzieht die Menschheitsgeschichte.

    Insofern ist nichts von all dem, was wir derzeit wahrnehmen, neu.

    Mag sein, dass bei der Auffrischung dieser Traditionen die „woke“ Postkolonialismus-Schule eine gewisse Rolle spielt. Wichtiger kommen mir aber die Überlegungen von @nail75 vor: Erstens schwindet das Bewusstsein für die maßstabslose Ausrottungsenergie, die sich im Holocaust ausdrückte. Zweitens spielt für viele, die demonstrieren, die dringende Kritikwürdigkeit der israelischen Regierung Netanjahu/Ben-Kvir und ihrer völkerrechtswidrig-aggressiven Siedlungspolitik im Westjordanland vermutlich eine wichtige Rolle.

    Wie ich selber zu all dem stehe, habe ich im Nachbarthread „Israel“ zu beschreiben versucht. Kritik an Israel kann ich gut verstehen und teile sie. Was ich überhaupt nicht verstehen kann, ist die krasse Einseitigkeit dieser Kritik. Israel als Kolonialmacht? Unter Kolonialismus stelle ich mir nicht vor, dass sich eine durch ein vielmillionenfaches Ermordungsprogramm fast ausgerottete Religionsgruppe auf einem winzigen Wüstenstreifen ein neues Leben aufzubauen sucht. Der Holocaust ein Menschheitsverbrechen unter vielen? Wenn solch eine Relativierung dazu führt, Israel das Existenzrecht abzusprechen, fände ich das entsetzlich. Und Israel hat eine schlimme Regierung? Wer darauf hinweist, ohne die Hamas donnernd zu verdammen, hat einen irren Knick in der Optik.

    --

    #12306019  | PERMALINK

    fifteenjugglers
    war mit Benno Fürmann in Afghanistan

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 11,530

    @bullschuetz Zustimmung in allen Punkten.

    --

    "Don't reach out for me," she said "Can't you see I'm drownin' too?"
    #12306023  | PERMALINK

    nicht_vom_forum

    Registriert seit: 18.01.2009

    Beiträge: 6,039

    @.bullschuetz: Danke. Ich würde mir ja wünschen, dass @.bullitt seine Position mal so begründet und nicht nur entrüstete falsch zitierende Einzeiler raushaut.

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    Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away.  Reality denied comes back to haunt. Philip K. Dick
    #12306041  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,323

    Zu @bullschuetz sehr gutem Kommentar vielleicht noch eine Anmerkung: Ich denke, ein zentraler Grund, warum „Wokeism“ erstaunlich oft mit den Tendenzen zusammenfällt, liegt schon auch im zeitgenössischen, sehr klaren intersektionalen Raster. Insbesondere in den letzten fünf bis zehn Jahren hat es über Social Media enorm an Tragweite gewonnen, die Welt in klar definierte Opfer- und Tätergruppen herunterzubrechen, Grautöne und Schattierungen sind eher ungern gesehen. Täter sind in der Regel weiß, männlich, privilegiert, Opfer in der Regel FLINTA, nicht weiß und „betroffen“.

    Ich finde den Ansatz hilfreich, um auf Mehrfachdiskriminierung hinzuweisen (im Sinne, dass eine lesbische schwarze Frau von Queerfeindlichkeit und Rassismus betroffen sein kann), aber oft eher untauglich, wenn es darum geht, die Realität wirklich gut abzubilden, nicht zuletzt aufgrund des einfachen Umstandes, dass auch Opfer zu Tätern werden können, manchmal sogar beides sind usw. Letztlich sind es immer Annäherungen an sehr vage Strukturen, ich habe aber doch sehr den Eindruck, dass es durch die simplifizierte Matrix dieser Herangehensweise oft zu absurden Blüten kommt.

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    Hold on Magnolia to that great highway moon
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