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irrlicht
thelonica Letztlich wäre ein Gespräch vor Veröffentlichung der Buchbesprechung vielleicht fairer gewesen. Auch Interviews werden gerne mal gegengelesen von der interviewten Person bevor das dann gedruckt wird.
Wir leben im Zeitalter von Twitch-Livereactions, in denen jeder binnen weniger Sekunden nach Release von irgendwas schon seine Meinung ins Internet bläst. Kann man schlecht finden, aber die Hybris zu haben, andere müssten ihr Review absegnen lassen, müsste man 2025 erstmal haben. Kasse machen bezog sich nicht zwingend auf dieses Buch, sondern auf die allgemeine Beobachtung, dass spätestens seit Ogette, Stokowski, Passmann und Hasters Myriaden von Nasen um die Ecke gekommen sind, die zu ihrer Kategorie auch noch ein verdammt nochmal ganz wichtiges Buch beizusteuern haben oder alternativ bei Deep und Deutlich oder Bosetti darüber sinnieren, wie wenig sie stattfinden, während sie in dem Moment mit riesiger Reichweite stattfinden. Das ist quasi das Pendant zu den Leuten, die darüber greinen, dass sie nichts mehr sagen dürfen, während sie in dem Moment mit riesiger Reichweite etwas sagen und nach drei Tagen Shitstorm der Restwelt die Sache auch schon wieder egal ist.
Bei allgemeinen Beobachtungen sollte man allerdings aufpassen. Und mit der Situation bei Liebl/Schmidt hat das weniger was zu tun, weil diese Sache offline ist (abgesehen vom Video des Skeptikers), quasi mit einem Kompromiss geklärt wurde.
Und es bestehen Unterschiede zwischen dem Buchmarkt (Onlinehandel, Messen, Einzelhandel etc.) und der Promo/Vorstellung in Talkshows und anderen Formaten. Nicht jedes Buch (von einer Frau) schafft es in eine Talkshow, in einen Podcast oder in ein anderes Format. Riesige Reichweite im Moment ist ziemlich relativ/unkonkret/weniger präzise. Manchmal schauen das halt nur 20.000-100.000 Menschen (Beispiel Jasmina Kuhnke bei Deep und Deutlich: nur 18793 Aufrufe), ob die Buchverkäufe dann überhaupt besser laufen, ähnlich hohe Zahlen haben, müsste man sich wirklich im Detail an ein paar Beispielen anschauen.
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irrlichtDas Markante ist ja, dass Ole Liebl erst vor wenigen Tagen selbst erfahren konnte, was passiert, wenn man Kritik an den eigenen Reihen übt. Sei es auch noch so konstruktiv. Ole Liebl hat als Rezensent Lensi Schmidts neues Buch „Ich als Feminst“ besprochen, sehr sachlich, fair und ausgewogen. Ihre Reaktion auf diese absolute Dreistigkeit lässt sich grob so zusammenfassen: „Du bist ein Mann, was weißt Du von Frauenthemen, nach Kritik hat Dich niemand gefragt.“. Und nein, viel komplexer wirds nicht.
Erinnert mich an die Kritik an der Arbeit des Wahlenforschers Jürgen Falter, der unter anderem die letzten Weimar-Wahlen und ersten BRD-Wahlen haarklein auseinandergenommen hatte und u.a. festgestellt hatte, dass sehr viele Frauen Hitler wählten. Ich weiß nicht mehr, wo es stand (taz?), aber das wurde auch unter „Falter ist ein Mann, das kann nicht stimmen“ abgebucht.
So eine Ebene „einzubauen“ ist schon ein bißchen unappetitlich für einen Unbeteiligten. Ist Feminismus nur okay, wenn nicht mehr „angeeckt“ wird? Bei Falter, der 1944 geboren wurde, basierte viel auf der Forschung aus den 70ern, oder? Was genau war die Kritik am Forscher bei diesem großen Thema? (Es geht da um die Historie.) Der eigentliche Punkt wäre aber: Warum erinnerst du dich nicht richtig an die Quelle? Wo ist das genaue Zitat? Wer hat Falter (wann und auf welche Art) kritisiert? (Notfalls auch noch: Wie ordnet man das ein? Was lernt man daraus etc.) Damit könntest du doch viel besser deine Erinnerung/Meinung stützen. So bleibt es irgendwie ein Schnellschuss, vage, nicht stabil und leider wirkt es zudem unsolidarisch. Bei Liebl und Schmidt ging es „nur“ um eine Buchrezension und ein paar Differenzen zwischen den beiden (Details dazu im Video vom Skeptiker)! Dann noch mit so dicken Brettern wie Narzissmus zu kommen (weiter unten im Austausch), finde ich heftig, weil das ja noch mehr verzerrt und zudem nicht wirklich in die Tiefe geht. Hinter diverse Äusserungen würde ich jedenfalls große Fragezeichen setzen, sorry Leute.
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thelonica Liebl hatte vielleicht einfach nicht einkalkuliert, dass da so ein Ding von der Autorin kommt. Im Alltag passiert Sexismus u.ä. auf allen Ebenen oft, aber nicht alle Frauen wehren sich dagegen. Der Vorwurf/Eindruck, dass sie vielleicht nicht gut genug schreiben kann, steht jedenfalls irgendwie im Raum! Dagegen kann sie sich direkt wehren, vor allem, wenn es denn das erste Buch ist. Das wird ihm sicher auch noch öfters passieren, dass er die falschen Leute verärgert. Im Literaturbetrieb ist das sicherlich kein neues Phänomen, dass sich Kritiker/Rezensenten Feinde machen. Aber der Gegenangriff von ihr wird ja schon relativiert, den fanden viele nicht gut, obwohl die wenigsten sicher selber schreiben und schon gar nicht in der Haut von der Person stecken. So heftig fand ich es dann aber doch nicht, denn indirekt gab es ja einen Dialog, ein Match, quasi. Kann man machen, man kann aber auch vorher die Autorin kontaktieren. Wie schon gesagt, das hat dann was mit Professionalität zu tun (und mit fairness auch).
Ich sehe das Meiste nicht so. Zum einen muss ein Rezensent vorher keine Bestätigung von wem auch immer einholen, warum auch? Es geht hier nicht um ein wichtigen Interview, bei dem potentiell der genaue Wortlaut wichtig ist, sondern um eine Buchbesprechung, die es millionenfach täglich bei Amazon gibt. Zum anderen: Wenn es den Vorwurf denn geben sollte, dass sie nicht gut schreiben kann, wäre das komplett in Ordnung. Wenn es da draußen ein Knicklicht geben sollte, das meint, dass Viriginia Woolf eine schlechte Schriftstellerin und miese Stilistin ist, ist das strikt bedauerlich, aber sicher erstmal kein Sexismus. Und zuletzt muss niemand schreiben können, um ein Werk für sich zu beurteilen, sonst können wir das Forum hier dicht machen.
Schmidt ist nur eine Person unter vielen, aber das Muster der Argumentation, um auf Kritk einzugehen, ist immer das Gleiche und ich bekomme schon bei diesem dümmlichen Hermine Granger Unterton Gänsehaut (Jette Nietzard, anyone?). Sie hat Geschlecht zum Thema gemacht und es als Waffe benutzt, niemand sonst. Fast jeder Satz trieft vor Hochnässigkeit und Selbstverliebtheit. Und spätestens bei diesen trendigen „I’m a survivor!“-Slogans bin ich dann endgültig raus.
Von meiner Seite ist dazu alles gesagt.
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Hold on Magnolia to that great highway moonthelonica
So eine Ebene „einzubauen“ ist schon ein bißchen unappetitlich für einen Unbeteiligten. Ist Feminismus nur okay, wenn nicht mehr „angeeckt“ wird? Bei Falter, der 1944 geboren wurde, basierte viel auf der Forschung aus den 70ern, oder? Was genau war die Kritik am Forscher bei diesem großen Thema? (Es geht da um die Historie.) Der eigentliche Punkt wäre aber: Warum erinnerst du dich nicht richtig an die Quelle? Wo ist das genaue Zitat? Wer hat Falter (wann und auf welche Art) kritisiert? (Notfalls auch noch: Wie ordnet man das ein? Was lernt man daraus etc.) Damit könntest du doch viel besser deine Erinnerung/Meinung stützen. So bleibt es irgendwie ein Schnellschuss, vage, nicht stabil und leider wirkt es zudem unsolidarisch.
[…]Mit wem sollte ich denn solidarisch sein? Was Falter angeht: seine Forschungen beruhen auf einem großen Datensatz über das gesamte Reichsgebiet, dieser wurde ab den 80ern erstellt. Und nein, ich habe mir nicht gemerkt, wo ich die abfällige Bemerkung über Falter bzw dessen Forschungen gelesen habe, warum sollte ich auch. Dir steht völlig frei mir zu glauben oder eben nicht.
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.Falter, seine Forschung und die abfällige Bemerkung (Quelle?) haben doch mit dem Video von BiasedSkeptic wenig zu tun. Was wäre denn, wenn Falter sowas („Falter ist ein Mann, das kann nicht stimmen“) selber verbreitet hat, oder ein männlicher Journalist? Daher wäre es gut auf Nummer sicher zu gehen und entsprechend korrekt zu zitieren. Falter ist außerdem ein mit allen Wassern gewaschener Medienprofi, der natürlich sehr viel Wissen hat. Seine Kritik an der Medienlandschaft (ARD/ZDF usw.) teile ich allerdings nicht so ganz.
Der YouTuber/Autor BiasedSkeptic hat dagegen doch inhaltlich schon genug ins 21 Minuten Video reingepackt, nebenbei noch Eigenwerbung für sein Buch gemacht – das mit dem Pornobalken im Gesicht scheint auch ein running gag zu sein. Am Ende hat er Liebl und Schmidt mehr oder weniger positiv gelobt, weil sie die Sache doch diplomatisch gelöst haben. Da muss man eigentlich nix noch weiter aufbauschen.
Mir ist allerdings aufgefallen, dass BiasedSkeptic sich gut präsentieren/verkaufen kann, das betrifft auch die nicht ganz zufällig untergebrachte Eigenwerbung und ein paar andere Details. Anders geht es wahrscheinlich nicht. Ansonsten fand ich seine Analyse teilweise etwas durchwachsen und oberflächlich (das Fazit war wieder ganz okay). Den genauen Wortlaut der Sprachnachricht kennt er ja zudem nicht, er ist ein Unbeteiligter. Wie zu erwarten sind die Kommentare unterm Video größtenteils echt mies. Hier wäre eine lockere Talkrunde mit Narr, Liebl und Schmidt vielleicht interessanter gewesen, ohne viel Vorbereitung, weil auch alle drei schon an Büchern gearbeitet haben.
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Schlagwörter: AfD, Alt-Right, Bildzeitung, Deppengelaber, Incels, Machwerke, Pornos, Poros, rechtsextrem, rechtsradikal, Verschwörungsideologen, Welt
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