Kulturelle Aneignung, Identitätspolitik, Wokeism, PC & Cancel Culture

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  • #11882699  | PERMALINK

    krautathaus

    Registriert seit: 18.09.2004

    Beiträge: 25,897

    bullitt

    krautathaus Irgendwie hast du da wohl die letzten Jahre, vor allem seit 2014 nichts mitbekommen. Es ist schon eines, sich freiwillig in die Privatmeinungen der Twitterblase zu begeben, oder sich mit den alltäglichen Hetzern der Springerpresse auseinanderzusetzen.

    Och, ich habe so einiges mitbekommen, ich stehe schließlich seit zehn Jahren (Achtung Triggerwarnung) auf der Gehaltsliste der Welt. Und unter welchem Dach wir hier gerade schreiben, ist dir schon auch bewusst?

    Na, denn lieber Bullitt…dann stell dich halt weiter dumm, ich habe weder die Zeit noch die Ausdauer von @NvForum und Herr-Rossi, dieses „wir gehen jetzt klitzeklein ins Detail bis du keinen Bock mehr hast“ mitzuspielen. Dass unter Springerpresse hauptsächlich die unseriöse und hetzende Presse von Bild und Welt gemeint ist, hast du natürlich nicht geahnt. Dass auch andere Magazine unter dem Dach der Springerpresse veröffentlichen war zwar schon oft Thema (hauptsächlich von Dengel), aber anscheinend hältsts du mich für etwas blöd. Dann bleib doch in deinem kleinkarierten Kaninchenbau, ich werd dich nicht mehr stören. Kannst hier weiterhin den Retter der bedrohten deutschen Kunstfreiheit spielen.

    Falls du meinst, ich würde bezügl. der Hetzkampagnien eine Verschwörung konstruieren, dann kannst du ja hier im Verschwörungsthread nachlesen:

    http://forum.rollingstone.de/foren/topic/bild-menschenwuerde-unbekannt/

    Zuletzt: wenn Zappa irgendwie hier zensiert wird, melde ich mich wieder. Bis dahin rege ich mich eher über das tatsächliche „canceln“ im Zappa Thread auf, der trotz jährlicher Neuerscheinungen aus dem Volt, verwaist.

    --

    “It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike Royko
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    #11882707  | PERMALINK

    krautathaus

    Registriert seit: 18.09.2004

    Beiträge: 25,897

    nicht_vom_forum

    bullittDie Reihenfolge, dass der Ravensburger Verlag in sozialen Medien unter Druck geraten ist, er DARAUFHIN seine Veröffentlichungen zurückgezogen hat […]

    Als wirklich ernstgemeinte Frage: Gibt es irgendeine Quelle dafür, dass der Ravensburger Verlag die hier im Thread mal genannten 160 Tweets vor dem Zurückziehen der Veröffentlichung als so heftigen „Druck“ empfunden hat, dass er dem zwingend nachgeben musste? Mir erscheint das auf einer Skala von 0 bis Shitstorm irgendwie nicht massiv genug, um nur deswegen eine wahrscheinlich nicht kleine Summe Geld abzuschreiben. Post hoc, ergo propter hoc hat ja nicht zufällig einen eigenen Wikipedia-Eintrag. Ich halte es -auf der Basis dessen, was ich gelesen habe- jedenfalls zumindest für möglich, dass der Verlag nicht nur auf Druck reagiert hat, sondern tatsächlich hinter der Entscheidung steht und die Twitter-Kritik eher ein Anstoß war, ein zweifelhaftes Projekt nochmal neu zu bewerten.

    Lach, da sieht man doch wie doof die Entscheidung vom Ravensburger Verlag war. Hätten sie das Buch veröffentlicht, hätte schon alleine das aus der linken Twitterblase aufgeblasene TamTam dem eine Bekanntheit verschafft, wie kaum eine Werbung. Dafür hätten Bild & Welt und Co. schon gesorgt. Da hätte der Verlag vom Marketing der rechtspopulistischen Massenmedien noch etwas lernen können.

    Also nicht die linksidentitäre Twitterblase ist das Problem, sondern die Reaktion darauf. Denn was der „gemeine“ Bürger dann so am Thresen der Kioske von sich gibt, stammt aus dem rechtspolistischen Verstärkergetöse. Der „gemeine“ Bürger, befindet sich gar nicht in der entsprechenden Twitterblase, läuft aber an der Ersten Seite der Bild an X-Stellen vorbei und lauscht dem Söder, der ja auch ins selbe Horn stoßen wollte. Bauernfängerei halt, nichts neues…

    --

    “It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike Royko
    #11883313  | PERMALINK

    bullschuetz

    Registriert seit: 16.12.2008

    Beiträge: 2,113

    krautathaus  Also nicht die linksidentitäre Twitterblase ist das Problem, sondern die Reaktion darauf.

    Abgesehen davon, dass ich das ein bisschen umformulieren würde – nicht nur die linksidentitäre Twitterblase ist das Problem, sondern auch die Reaktion darauf – kommt mir der Satz auf gleich mehreren Ebenen richtig vor. Zu diesen Reaktionen gehören …

    ein irrsinniger Skandalisierungsaufwand, den, ja, die Springerpresse betreibt,

    und

    die Verstärkerarbeit, die Alternativmedien der rechten, rechtsradikalen und rechtsextremen Szene leisten, weil sie da ein mobilierungstaugliches Aufregerthema identifiziert haben,

    aber auch

    die Hasenherzigkeit mancher Linken, die irgendwie Beisshemmung gegen linksidentitäre Auswüchse haben, weil es ja sonst diffus gegen „die eigenen Leute“ gehen und „den Rechten in die Hände spielen“ könnte,

    und

    die Verstärkerarbeit durchaus auch von linken Medien (als Wolfgang Thierse anregte, die „ganz normalen Leute“ nicht mit immer noch korrekteren Sprachregeln zu verstören, stand in der taz, dass „die Norm ein Meister aus Deutschland“ sei, als führe Thierses Unsensibilität schnurstracks zum nächsten Holocaust a la „Todesfuge“)

    sowie

    die Begier so ziemlich aller Feuilletons jedweder politischen Couleur, bei Wokeness-Debatten auch noch mitzudiskutieren, weil das halt aktuell der heiße Kulturkampfscheiss ist. (Aber mit denen bin ich lieber nicht so streng, schließlich diskutieren wir hier ja auch recht fleißig mit.)

    Lehre: Ich mach mal langsam und verordne mir hier ein Päuschen.

     

    --

    #11883607  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 36,942

    Alles richtig, @bullschuetz

    --

    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
    #11884095  | PERMALINK

    krautathaus

    Registriert seit: 18.09.2004

    Beiträge: 25,897

    bullschuetz

    krautathaus Also nicht die linksidentitäre Twitterblase ist das Problem, sondern die Reaktion darauf.

    Abgesehen davon, dass ich das ein bisschen umformulieren würde – nicht nur die linksidentitäre Twitterblase ist das Problem, sondern auch die Reaktion darauf – kommt mir der Satz auf gleich mehreren Ebenen richtig vor. [etc.etc.]

    War von mir natürlich stark gekürzt, um das Gewichtverhältnis der beiden Phänomene auf den Punkt zu bringen. Anders gesagt, man muß auch von links in D Blödsinn labern dürfen, ohne damit die üblichen rechtsaußen/rechtspopulistischen Tendenzen von außen entschuldigen zu müssen.

    Deinen Ausführungen kann ich komplett zustimmen.

    --

    “It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike Royko
    #11885057  | PERMALINK

    bullitt

    Registriert seit: 06.01.2003

    Beiträge: 20,633

    nicht_vom_forum
    Als wirklich ernstgemeinte Frage: Gibt es irgendeine Quelle dafür, dass der Ravensburger Verlag die hier im Thread mal genannten 160 Tweets vor dem Zurückziehen der Veröffentlichung als so heftigen „Druck“ empfunden hat, dass er dem zwingend nachgeben musste?

    Sorry, komme hier derzeit nur sporadisch zum Antworten. Der Post auf Instagram ist doch da eindeutig genug, oder? Aber wenn der Verlag das als „Anstoß“ für seine künftige Politik wahrnehmen sollte, wäre das ja noch schlimmer und nur noch ein kurzer Weg zu Amazons Diversity-Richtlinien, die ja nun wirklich niemand wollen kann.

    nicht_vom_forum … Dass sich nach 40, 60 oder 130 Jahren der Zeitgeist ändert und man manches nicht mehr unkommentiert (oder überhaupt) verbreiten möchte, ist doch nicht verwunderlich.

    Dass sich sich Zeitgeist ändert, ist sicher nicht verwunderlich. Dass man ihn als Gradmesser für kulturelle Erzeugnisse aus anderen Epochen nimmt, hingegen sehr. Verbannung, Kommentierung und betreute Rezeption war bisher jahrzehntelang primär Nazi-Werken vorbehalten. Jetzt reden wir von Kinderserien aus den 80er Jahren (die btw bis heute laufen).

    Der primäre Unterschied von jetzt zu „früher“ (also der Zeit ohne Disclaimer) ist doch, dass die damaligen Erzeugnisse überhaupt als aktuelle wiederveröffentlichte Ausgaben einfach zu bekommen sind und man sich deshalb als heutiger Verleger irgendwie zu ihnen positionieren muss. Beispielsweise die Jugendliteratur der 50er war doch 30 Jahre später im Grunde nur noch antiquarisch verfügbar.

    Du hattest doch gerade noch völlig zu Recht bemängelt, dass die Verfügbarkeit von historischen Stoffen bei z.B. Streaming-Diensten eher deutlich ab- als zunimmt? Ich behaupte mal, vor 30, 40 Jahren (also der Zeit ohne Disclaimer) hatten Kinder und Jugendliche via TV, Radio, VHS und DVD deutlich häufiger Zugang zu jahrzehntealten Filmen, Serien und Musik als heute und Kinderbuchklassiker waren an der Tagesordnung. Dass man älterem Kulturgut ein Bedrohungspotential zuschreibt und niemandem nicht mehr zutraut, es richtig einzuordnen, ist hingegen ziemlich neu und ziemlich krank.

    krautathaus Dass unter Springerpresse hauptsächlich die unseriöse und hetzende Presse von Bild und Welt gemeint ist, hast du natürlich nicht geahnt. Dass auch andere Magazine unter dem Dach der Springerpresse veröffentlichen war zwar schon oft Thema…

    Also wenn ich solche Vorbehalte gegen einen Verlag hätte, würde ich den generell meiden. Und nur mal am Rande, es war gar nicht ich, der hier Zappa ins Spiel gebracht hat. Fand ich aber ein prima Beispiel, weil man leicht erahnen kann, wie auf diese Entwicklungen reagiert hätte. Garantiert nicht schulterzuckend.

    --

    #11885183  | PERMALINK

    nicht_vom_forum

    Registriert seit: 18.01.2009

    Beiträge: 5,865

    bullitt

    nicht_vom_forum
    Als wirklich ernstgemeinte Frage: Gibt es irgendeine Quelle dafür, dass der Ravensburger Verlag die hier im Thread mal genannten 160 Tweets vor dem Zurückziehen der Veröffentlichung als so heftigen „Druck“ empfunden hat, dass er dem zwingend nachgeben musste?

    Der Post auf Instagram ist doch da eindeutig genug, oder?

    Naja… Das scheint mir ein mehr oder weniger zusammenkopierter Standardtext zu sein. Ich lese da aber immer noch keinen Druck und kein „Einknicken“ raus. Das kann immer noch beispielsweise mit einer unternehmensinternen Entscheidung wegen „Industrieschmodder“ zu tun haben; oder damit, dass die ursprüngliche Entscheidung für die Bücher intern, analog zur „besonders wertvoll“-Empfehlung für den Film, kontrovers und knapp war und nach der Kritik nochmal neu getroffen wurde; oder oder oder. Ich habe jedenfalls in mittleren und größeren Unternehmen schon einige Projekte in der Größenordnung von einigen 100.000 bis einigen Mio. Euro gesehen, die aus von außen kaum nachvollziehbaren Gründen von einem auf den anderen Tag gestoppt wurden – teilweise nachdem sie schon Jahre liefen.

    Ich halte den Hergang „160 Tweets reichen schon aus, damit Ravensburger Angst bekommt und einknickt“ zwar für möglich, aber nach wie vor für etwas paranoid und nicht besonders wahrscheinlich. Wie gesagt: Ein typischer Twitter-Shitstorm sieht anders aus.

    Aber wenn der Verlag das als „Anstoß“ für seine künftige Politik wahrnehmen sollte, wäre das ja noch schlimmer und nur noch ein kurzer Weg zu Amazons Diversity-Richtlinien, die ja nun wirklich niemand wollen kann.

    Diese Diversity-Richtlinien sind wirklich unsäglich, drohen hierzulande aber m. E. nicht. Ganz prinzipiell bin ich allerdings, genau wie @.krautathaus, von „Slippery Slope“-Argumenten inzwischen ziemlich genervt – spätestens seit die US-Alt-Right in schöner Regelmäßigkeit Niemöller missbraucht: „First they came for the Nazis…“.

    Auch generell kann ich nichts daran finden, wenn ein Kinderbuchverlag seine Produkte nach ethischen Gesichtspunkten auswählt und das vorhandene Angebot regelmäßig dahingehend überprüft. Im Gegenteil: „Verteidigung der Meinungsfreiheit“ auf der Metaebene ist mir in diesem Bereich wirklich deutlich weniger wichtig als dass konkret ein offenes, auf Gleichberechtigung und auf gegenseitiger Unterstützung basierendes Weltbild vermittelt wird – also ungefähr das „links-grüne“ Weltbild der typischen Kindergeschichten aus dem Neuen Testament, des kategorische Imperativs oder des deutschen Grundgesetzes.

    nicht_vom_forum … Dass sich nach 40, 60 oder 130 Jahren der Zeitgeist ändert und man manches nicht mehr unkommentiert (oder überhaupt) verbreiten möchte, ist doch nicht verwunderlich.

    Dass sich sich Zeitgeist ändert, ist sicher nicht verwunderlich. Dass man ihn als Gradmesser für kulturelle Erzeugnisse aus anderen Epochen nimmt, hingegen sehr. Verbannung, Kommentierung und betreute Rezeption war bisher jahrzehntelang primär Nazi-Werken vorbehalten. Jetzt reden wir von Kinderserien aus den 80er Jahren [..]

    Der allergrößte Teil der früheren kulturellen Erzeugnisse musste doch vor Amazon und Co. gar nicht verbannt oder kommentiert werden: Er wurde schlicht nicht mehr aufgelegt und war alleine dadurch im Zugang auf das interessierte und bereits informierte Publikum begrenzt. Es verlangt ja auch jetzt niemand, dass man durch Bibliotheken und Antiquariate geht und Disclaimer in die Bücher klebt.

    Der primäre Unterschied von jetzt zu „früher“ (also der Zeit ohne Disclaimer) ist doch, dass die damaligen Erzeugnisse überhaupt als aktuelle wiederveröffentlichte Ausgaben einfach zu bekommen sind und man sich deshalb als heutiger Verleger irgendwie zu ihnen positionieren muss. Beispielsweise die Jugendliteratur der 50er war doch 30 Jahre später im Grunde nur noch antiquarisch verfügbar.

    Du hattest doch gerade noch völlig zu Recht bemängelt, dass die Verfügbarkeit von historischen Stoffen bei z.B. Streaming-Diensten eher deutlich ab- als zunimmt? Ich behaupte mal, vor 30, 40 Jahren (also der Zeit ohne Disclaimer) hatten Kinder und Jugendliche via TV, Radio, VHS und DVD deutlich häufiger Zugang zu jahrzehntealten Filmen, Serien und Musik als heute und Kinderbuchklassiker waren an der Tagesordnung.

    Was ich bemängelt habe, ist wie Disney, Netflix und Co. mit ihren Franchise-basierten Produkten und der auf „Viralität“ ausgerichteten Produktion in den letzten 20 Jahren jede Art von Vielfalt in der Mainstream-Kultur erstickt haben. Sowohl originelle neue Produkte als auch Klassiker werden anteilsmäßig gnadenlos verdrängt und marginalisiert. Die absolute Verfügbarkeit gerade von alten Medien ist doch ganz offensichtlich massiv gestiegen: Amazon liefert FSK-18-Filme, ZVAB ersetzt jahrelanges Suchen in Antiquariaten, Discogs bietet gleiches für Platten und CDs usw. usf. Case in Point: Um die klassischen Kurosawa-Filme überhaupt sehen zu können, musste ich sie mir in den 90ern als VHS-Kassetten aus London mitbringen – jetzt ist das ein Klick auf Amazon. Auf DVD dürfte es inzwischen mehr Film und Fernsehen geben als jemals sonst für Privatpersonen verfügbar war.
    Ach ja: noch ein Punkt zum „Zugang“ zu Filmen und Serien: Heute heißt „Zugang“ doch im Grunde on-demand. „Früher“ hatte man halt Pech, wenn man den Film (oder auch nur den Anfang) verpasst hatte und musste warten, bis er ein paar Monate oder Jahre später nochmal irgendwo gesendet wurde – dann gerne auch in einem Dritten Programm, das lokal nicht empfangbar war. Diese beiden Arten von „Zugang“ sind doch nichtmal annähernd miteinander vergleichbar.

    Dass man älterem Kulturgut ein Bedrohungspotential zuschreibt und niemandem nicht mehr zutraut, es richtig einzuordnen, ist hingegen ziemlich neu und ziemlich krank.

    Dass man Kulturgut Bedrohungspotential zuschreibt und anderen nicht zutraut, es richtig einzuordnen, ist doch überhaupt nicht neu – „älteres Kulturgut“ hin oder her.

    --

    Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away.  Reality denied comes back to haunt. Philip K. Dick
    #11885187  | PERMALINK

    krautathaus

    Registriert seit: 18.09.2004

    Beiträge: 25,897

    bullitt

    krautathaus Dass unter Springerpresse hauptsächlich die unseriöse und hetzende Presse von Bild und Welt gemeint ist, hast du natürlich nicht geahnt. Dass auch andere Magazine unter dem Dach der Springerpresse veröffentlichen war zwar schon oft Thema…

    Also wenn ich solche Vorbehalte gegen einen Verlag hätte, würde ich den generell meiden. Und nur mal am Rande, es war gar nicht ich, der hier Zappa ins Spiel gebracht hat. Fand ich aber ein prima Beispiel, weil man leicht erahnen kann, wie auf diese Entwicklungen reagiert hätte. Garantiert nicht schulterzuckend.

    Naja, was du machst ist deine Sache, ich kann da zumindest beim deutschen RS keinerlei Tendenz zum Lügenmedium finden.

    Ja, Zappa hatte mit Smilie das Beispiel gebracht, aber du warst derjenige der gleich danach die Dramatikschraube angezogen hat und schriebst:

    „So nah wie jetzt waren wir an diesem Szenario noch nicht.“ Sonst hätte ich da gar nicht drauf reagiert.

    http://forum.rollingstone.de/foren/topic/kulturelle-aneignung-cultural-appropriation/page/52/#post-11878735

    Und weil ich wie hier berichtet, dieses künstliche Emporkochen von Einzelfällen (die meist nicht mal in Deutschland vorkamen) als Verstärker für die rechtsaußen Tröter nicht mehr hören kann.

    http://forum.rollingstone.de/foren/topic/kulturelle-aneignung-cultural-appropriation/page/31/#post-11848513

     

    --

    “It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike Royko
    #11885745  | PERMALINK

    punchline
    Minimalist

    Registriert seit: 15.12.2019

    Beiträge: 4,147

    Ich bin jetzt mal kleinlich und würde gerne den Herrn Prigoschin (Widerlicher, unsympathischer Typ) fragen, ob er auch daran gedacht hat, dass er mit seiner Gründung der sogenannten „Wagner-Truppe“ auch „Kulturelle Aneignung“ betrieben hat. Mich ärgert die Nutzung des deutschen Namens für diese Verbrechen. :negative:
    So, das musste ich mal loswerden.

    https://www.spiegel.de/ausland/wladimir-putin-vertrauter-jewgeni-prigoschin-gesteht-gruendung-der-wagner-soeldner-a-3f685f4b-f1cb-4840-afbd-c88bd5b425c5

    --

    No, you can't grow out of ADHD.
    #11885823  | PERMALINK

    wa
    The Horst of all Horsts

    Registriert seit: 18.06.2003

    Beiträge: 24,492

    Wenn es um Massenmord geht, ist das branding mit einem deutsch klingenden Namen doch nachvollziehbar.

    --

    What's a sweetheart like me doing in a dump like this?
    #11885861  | PERMALINK

    motoerwolf

    Registriert seit: 25.10.2006

    Beiträge: 6,160

    @punchline

    Ist dir klar, dass du implizit behauptest, die deutsche Kultur sei gegenüber der russischen benachteiligt und werde von ihr dominiert?

    --

    And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fame
    #11885937  | PERMALINK

    punchline
    Minimalist

    Registriert seit: 15.12.2019

    Beiträge: 4,147

    @motoerwolf

    Ich behaupte garnichts. Wollte nur mal etwas schreiben, ohne ständig den Ironie-Smiley anzupappen.
    Mir ist es halt nur unwohl.

    --

    No, you can't grow out of ADHD.
    #11899543  | PERMALINK

    cleetus

    Registriert seit: 29.06.2006

    Beiträge: 17,293

    Ich hab das mal aus dem Roger Waters-Thread geklaut:

    waDa in der Olympiahalle sehr oft Konzerte stattfinden, denke ich schon, dass die Stadt München als Eigentümerin einem Kontrahierungszwang unterliegt. Ob Reiter es verhindern hätte können, hätte er es vor Vertragsunterzeichnung gewusst, wage ich zu bezweifeln.

    Was die Stadt München alles kann, hat sie ja kürzlich mit dem Oktoberfest-Song von K.I.Z. bewiesen. Dieser wurde noch während des laufenden Oktoberfests veröffentlicht, sofort von der Bild aufgegriffen und mit „Song-Video stellt Wiesn als Suff-Koks-Kotz-Party* dar – Berliner Deppen-Rapper verärgern Stadt und Wirte“ tituliert. Das hat die Münchner Volksseele dermaßen ehrlos beleidigt, dass irgendwer Youtube dazu veranlassen konnte, gleich den kompletten Kanal einer der größten deutschen Rapgruppen zu löschen. Den Kanal gibts inzwischen wieder, das Video nach wie vor nur an anderer Stelle (reddit, also keine Angst).

    Ein Aufschrei wie bei Layla blieb aus bayrischen Gründen aus. *das dies nur eine substanzlose Lüge ist, dokumentiert münchenkotzt.de seit 2009.

    --

    Don't be fooled by the rocks that I got - I'm still, I'm still Jenny from the block
    #11901577  | PERMALINK

    jimmydean

    Registriert seit: 13.11.2003

    Beiträge: 3,513

    waWenn es um Massenmord geht, ist das branding mit einem deutsch klingenden Namen doch nachvollziehbar.

    ausserdem war ja wagner auch für seinen antisemitismus bekannt… grundsätzlich passt es schon… ich empfinde wagner auch ziemlich grenzwertig, die musik ist natürlich nicht schlecht, aber das drumherum (texte, beziehung auf nietsches supermenschen-theorie etc…) schon sehr bedenklich

    --

    i don't care about the girls, i don't wanna see the world, i don't care if i'm all alone, as long as i can listen to the Ramones (the dubrovniks)
    #11902115  | PERMALINK

    bullschuetz

    Registriert seit: 16.12.2008

    Beiträge: 2,113

    latho Das kommt ein bisschen darauf an, was man unter Genozid versteht. Während es heutzutage anscheinend bedeutet, das viele Leute gestorben sind, ist ein Genozid für mich ein zentral gesteuerter Versuch eine gewisse Volksgruppe auszulöschen, der zumindest teilweise gelingt. An den nordamerikanischen Eingeborenen gab es Massaker (ja, Dee Brown habe ich auch gelesen, allerdings ist der auch an der „Hippiesierung“ der Indianer mitschuld), Vertragsverletzungen, ethnische Säuberungen, aber keinen Genozid. […] Recht gut dargestellt hier.

    Das Thema hat mir keine Ruhe gelassen, weshalb ich nochmal Dee Brown aus dem Schrank geholt und vor allem das deutlich jüngere Standardwerk von Aram Mattioli gelesen habe („Verlorene Welten“, 2017).

    Mattioli tut sich erkennbar mit dem pauschalen Überbegriff „Genozid“ für die komplette Inbesitznahme Nordamerikas schwer, weil er auch nicht den einen, von Washington zentral ausgegebenen Vernichtungsbefehl sieht.

    Sehr wohl aber hält Mattioli „regionale Genozide“ für glasklar belegt (sowohl Politiker als auch Zeitungen sprachen bereits, während sich das Morden vollzog, von „wars of extermination“, von Ausrottungs- oder Vernichtungskriegen also).

    Unterhalb dieser Geschehnisse mit explizit genozidaler Intention gab es dazu eine elende Fülle mal mehr, mal weniger systematischer, mal von der Regierung geduldeter, mal halbherzig kritisierter, mal aktiv begrüßter halbstaatlicher Verbrechen (enthemmte Militärs, eher private Milizen): Pogrome, Massaker, Metzeleien in dichter Folge und als unausweichliche Begleiterscheinung jedes einzelnen weiteren Landnahmeschrittes.

    Begleitet wurde das von der Vernichtung traditioneller Lebensräume, gigantischen Umweltsauereien, Vertragsbrüchen en masse, Einschleppung von Krankheiten.

    Und abgerundet wurde es von dem, was Mattioli „kulturellen Ethnozid“ nennt, also dem Versuch, Reste von indigenem Selbstverständnis, Sprache, Bräuche, Weltanschauungen auszurotten.

    Für mich ergibt sich aus diesem Flickenteppich aus genozidalen Projekten, brutalen Landnahmeaktionen, Massenmordexzessen und Betrugsmanövern das Panorama eines – wenn auch nicht von Anfang an in all seiner Konsequenz durchgeplanten – Ausrottungsprogramms. Dass das nicht dasselbe wie der Holocaust ist, ist ja klar. Aber das Verbrechenskonglomerat ist so monströs und die gezielte Ausrottungsabsicht in so vielen Fällen derart klar durch die Äußerungen der Mörder selber belegt, dass sich mir da ein Fazit aufdrängt: Völkermord.

    Und deshalb empfinde ich die Entscheidung von Ravensburger, Büchlein, die all das noch im Jahr 2022 komplett ignorieren, nicht zu veröffentlichen, als lobenswertes Zeugnis der Reflexions- und Lernbereitschaft; und nicht als Cancel-Culture-Skandal.

    --

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