Antwort auf: Kulturelle Aneignung, Identitätspolitik, Wokeism, PC & Cancel Culture

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bullitt

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nicht_vom_forum
Als wirklich ernstgemeinte Frage: Gibt es irgendeine Quelle dafür, dass der Ravensburger Verlag die hier im Thread mal genannten 160 Tweets vor dem Zurückziehen der Veröffentlichung als so heftigen „Druck“ empfunden hat, dass er dem zwingend nachgeben musste?

Sorry, komme hier derzeit nur sporadisch zum Antworten. Der Post auf Instagram ist doch da eindeutig genug, oder? Aber wenn der Verlag das als „Anstoß“ für seine künftige Politik wahrnehmen sollte, wäre das ja noch schlimmer und nur noch ein kurzer Weg zu Amazons Diversity-Richtlinien, die ja nun wirklich niemand wollen kann.

nicht_vom_forum … Dass sich nach 40, 60 oder 130 Jahren der Zeitgeist ändert und man manches nicht mehr unkommentiert (oder überhaupt) verbreiten möchte, ist doch nicht verwunderlich.

Dass sich sich Zeitgeist ändert, ist sicher nicht verwunderlich. Dass man ihn als Gradmesser für kulturelle Erzeugnisse aus anderen Epochen nimmt, hingegen sehr. Verbannung, Kommentierung und betreute Rezeption war bisher jahrzehntelang primär Nazi-Werken vorbehalten. Jetzt reden wir von Kinderserien aus den 80er Jahren (die btw bis heute laufen).

Der primäre Unterschied von jetzt zu „früher“ (also der Zeit ohne Disclaimer) ist doch, dass die damaligen Erzeugnisse überhaupt als aktuelle wiederveröffentlichte Ausgaben einfach zu bekommen sind und man sich deshalb als heutiger Verleger irgendwie zu ihnen positionieren muss. Beispielsweise die Jugendliteratur der 50er war doch 30 Jahre später im Grunde nur noch antiquarisch verfügbar.

Du hattest doch gerade noch völlig zu Recht bemängelt, dass die Verfügbarkeit von historischen Stoffen bei z.B. Streaming-Diensten eher deutlich ab- als zunimmt? Ich behaupte mal, vor 30, 40 Jahren (also der Zeit ohne Disclaimer) hatten Kinder und Jugendliche via TV, Radio, VHS und DVD deutlich häufiger Zugang zu jahrzehntealten Filmen, Serien und Musik als heute und Kinderbuchklassiker waren an der Tagesordnung. Dass man älterem Kulturgut ein Bedrohungspotential zuschreibt und niemandem nicht mehr zutraut, es richtig einzuordnen, ist hingegen ziemlich neu und ziemlich krank.

krautathaus Dass unter Springerpresse hauptsächlich die unseriöse und hetzende Presse von Bild und Welt gemeint ist, hast du natürlich nicht geahnt. Dass auch andere Magazine unter dem Dach der Springerpresse veröffentlichen war zwar schon oft Thema…

Also wenn ich solche Vorbehalte gegen einen Verlag hätte, würde ich den generell meiden. Und nur mal am Rande, es war gar nicht ich, der hier Zappa ins Spiel gebracht hat. Fand ich aber ein prima Beispiel, weil man leicht erahnen kann, wie auf diese Entwicklungen reagiert hätte. Garantiert nicht schulterzuckend.

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