Jean-Luc Godard

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  • #1785857  | PERMALINK

    napoleon-dynamite
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    #1785859  | PERMALINK

    latho
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    Tolles Bild.
    Los, gib' doch mal eine Empfehlung für Neulinge ab: was man sehen? Le mépris wohl ziemlich sicher, oder?

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    #1785861  | PERMALINK

    napoleon-dynamite
    Moderator

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    Die Filme zwischen „A bout de souffle“ und „Weekend“ komplett alle. Die schwächsten dieser Periode sind „Made in USA“ und „La Chinoise“ (beide ***).

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    #1785863  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Gestern abend nach Godard gesucht und diesen alten Thread gefunden (sowie einen alten Sterne-Thread und einen anderen über eine DVD-Box).
    Hoffe, es stört niemanden, wenn ich hier Wiederbelebungsversuche unternehme statt eine neue Diskussion zu starten!

    Bis zu Post #95 fand ich das übrigens ziemlich… ärgerlich ist übertrieben, sagen wir unbefriedigend, dieses hin und her über „Le mépris“… aber na ja, in #95 kam dann soviel Enthusiasmus zum Vorschein, wie das bei mir seit 10 Jahren oder so immer wieder geschieht, wenn ich mit Godard in Kontakt komme!

    Eine kleine Nebenbemerkung zu Le mépris sei mir erlaubt: hat niemand sonst den Film auch als eine Art Demontage des „Mythos BB“ gesehen? Ich will ihn keineswegs darauf reduzieren (und es ist mir im übrigen auch ziemlich egal, wer wen verachtet und weswegen – und ja: das Auto ist rot! Und ja, die Villa von Malaparte ist unglaublich toll! :-) ), aber ich fand das durchaus eine interessante Facette. Es geschieht weniger auf der Handlungsebene als im Filmischen… diese Nacktszene (na ja, nackt…) – von der ich nicht wusste, dass die nachträglich gemacht werden musste – die gehört da wohl mit rein und ist insofern ein starkes Stück Kino!
    Und zu den Referenzen und dem Film im Film… ich liebe das alles, als intellektuelle Spielerei, als schelmischen Spass, als Anregung zum Nachdenken etc etc – für mich ist das Unterhaltung im besten Sinne, die nicht nur Zeit vertreibt sondern zum weiterdenken anregt.
    Vielleicht sind auch die Zitate und Referenzen, bzw. deren Erschliessung und Zuordnung, gar nicht so wichtig – was mich am meisten fasziniert ist die Reflexion über das eigene Tun, dass im Film, den wir sehen, ein Film gemacht wird – wohl nicht der, den wir sehen, aber so ganz trennen lässt sich das alles ja nicht. Bemüht und steif finde ich da jedenfalls gar nichts!
    Allerdings sei noch angemerkt, dass es ziemlich lange her ist, dass ich den Film im Kino gesehen habe (ich schau mir solche Filme fast nie auf DVD an, und das auch nur bei solchen, die zuvor schon im Kino gesehen habe – will mir ja den ersten Eindruck nicht verderben…)

    Habe neulich Une femme est une femme wiedergesehen – eine Collage, ein Geschnipsel, ein grosser Spass! Wie die Musik nicht synchron geschnitten ist und noch heute am Anfang des Filmes einige Leute grad unruhig werden, wenn der Ton zum ersten Mal ausfällt… überhaupt, wie schon der erste Schnitt fehlerhaft ist… und dann der Kurzauftritt der grossen Jeanne Moreau, wie sie über „Jules et Jim“ (Tschim!) spricht.
    Ein wunderbarer Spass!

    Im Mai (bzw. ab morgen schon) werde ich ca. 3 Wochen mit Godard und Truffaut beschäftigt sein, v.a. mit ihren frühen Filmen. Ich kenne wohl mehr als die Hälfte des Programmes bereits, freue mich aber darauf, auch die meisten mir schon bekannten Filme erneut zu sehen!

    Und zum Ende nochmal JLG, über „Le mépris“ (neben „Week End“ – für mich der Film aller Filme, das Ende des Kinos… oder so ähnlich :lol: ):

    «Le mépris», so Godard, «ist ein einfacher Film ohne Geheimnisse, ein aristotelischer Film des äusseren Scheins, der in 149 Einstellungen beweist, dass im Kino wie im Leben nichts Geheimnisvolles ist, nichts, was es zu erläutern gäbe, man braucht nur zu leben – und zu filmen.» (Quelle)

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #160: Barre Phillips (1934-2024) - 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #1785865  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

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    Angenehme Wiederbelegung, gypsy! Habe den Thread nun auch gelesen, stimmt schon, manches gehörte wohl eher in einen Chat oder wie das heißt – ich habe mir fürs erste davon einmal notiert: Enthusiasmus vs. Godard existiert ohnehin heute nicht mehr. Jenen kann ich teilen, wenn da sicher auch Auseinandersetzungen möglich sind, diesen – Godard sei heute nicht mehr relevant – halte ich für ein Missverständnis. Ich bin kein Cineast, gucke mir Godard-Filme ebenso auf einem 30 x 40 cm-Bildschirm an wie ich historische Knacksaufnahmen höre, lasse also irgendwelche Darstellungsfeinheiten einmal beiseite, obwohl ich sie ja auch schätze.

    Die Filme aus den 60ern, die hier und im Sterne-Thread, von Ausnahmen abgesehen, so überwiegen, habe ich erst gesehen, nachdem ich Feuer bei »Hélas pour moi« gefangen hatte, also einem der Filme, der landläufig zu den »Film-Essays« gezählt wird und mit 1993 aus einer Zeit stammt, in der Godard schon abgewirtschaftet habe. Wenn man bei dem »Essay« Brecht mit meint, soll es mir recht sein – den hat Godard spätestens in »Le mépris« aufs Trapez gehoben – was in den Meinungen zur anfänglichen Kamerafahrt gar nicht erwähnt wurde. Das mag allenfalls noch eine schlichte Form der Verfremdung gewesen sein – später hat es Godard ordentlich radikalisiert. Aber was heißt schlicht: das ist wohl eher von Zeit und Alter abhängig.

    Aber wo nun konkret einsetzen, für den Anfang: Ich sehe es nicht wirklich, dass der Mythos BB in »Le Mépris« zerstört werden soll – glaube aber sofort, dass das Godard intendiert haben könnte. Müsste man mal mit »Nouvelle Vague« und der »Zerstörung« Delons vergleichen. Oder der Depardieus. Mir fällt bei dem Auftauchen dieser Starschauspieler bei Godard zunächst einmal dies auf: sie sind keine Stars mehr. (Ähnlich Piccoli bei Rivette, oder amerikanischen Schauspielern beim späten Tarkowskij). Aber das eher, weil der Film als solcher sie untergehen lässt – was den Sternchenbetrieb angeht -, als dass sie wirklich zerstört würden. Aber gut, auch das ist eine Form der Zerstörung. Meintest Du die?

    Zitate. Scheint mir sehr wesentlich für den Impetus von Godard zu sein – wenn auch nicht erforderlich, um einen seiner Filme zu »lieben«. Dennoch: Da ist etwas, dass nur in der variierenden, aufdeckenden, entlarvenden Wiederholung erkennbar wird – wir Zuschauer täuschen uns sicher oft darüber, ob eine Einstellung bei Godard Hommage an Schönheit etc. oder ihre Entlarvung sein soll. Da scheint mir Godards Meinung zu sein, dass jede Lebensregung darauf hin befragt werden kann, ob sie entfremdet – und am ehesten geschieht dies eben durch Arbeit, so verstehe ich sein Insistieren auf diesem Zusammenhang – ist oder zumindest werden könnte. Die simpelste Art der Entfremdung in der Kunst ist die der »Erzählung«, das »und dann geschah das und dann das usw.«: so sehe ich jedenfalls heute und jetzt die Zuspitzung in den jüngsten Filmen: das Überlagern von Ton und Bild und Inserts, das überdies noch asynchron ist. Das hattest Du ja schon zu »Une femme est une femme« bemerkt, dort ist es noch sehr einfach gehalten – dass dort die Leute schon staunten, wunderlich. Sie wollen halt Geschichten. Übrigens ist die nachträglich auf Produzentenwunsch eingefügte »Nacktszene« in »Le mépris«, zumindest was die Wortelogen betrifft, aus »Une femme est une femme«. Das ist die andere Ebene des Zitats, die ich bei Godard immer wieder finde: er zitiert sich selbst, konsequent – auch die eigenen Geschichten müssen aufgegriffen, diskutiert und daraufhin befragt werden, ob sie bloße Geschichten sind. Oder: ob sie bloße Füllsel sind, technische Beliebigkeiten. War das in JLG sur JLG, als er einen Kameramann zurechtredet, der sich nach neuer Mode auf den Boden legt, um Godard von dort im Schnickschnackwinkel aufzunehmen? Godard, ungefähr:»Sie machen das nur, weil sie bezahlt werden. Es gibt keinen Grund dafür, das zu tun.« Und trotzdem ist das Rot wichtig und die Villa und was alles noch – das Gelb zum Beispiel, das er, na ja, auch immer zitiert und irgendwann auch einmal als das Gelb von Van Gogh identifiziert. Ich habe den link gerade nicht parat, werde ihn aber heraussuchen zu den »Histoire(s) du cinéma«: dort findet sich eine penible Szenenanalyse mit allen Zitaten: eine Enzyklopädie.

    Ich hatte nur »Hélas pour moi« als weiteren Film erwähnt, der mich in den Bann geschlagen hat – Godard selbst übrigens hält ihn für schlecht. Dasselbe hat er über »Le mépris« gesagt. Über etliche, wenn nicht alle seiner Filme. Der Mann arbeitet eben, da lobt man sich nicht geradewegs. Trotzdem: den Spaß gibt es allerdings …

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    #1785867  | PERMALINK

    latho
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    clasjaz[…] sie sind keine Stars mehr. […]

    Oder jeder ist es.

    Was BBs Nacktszene angeht: soweit ich das überblicke war ab Et Dieu … in so ziemlich jedem BB-Film eine. Da kam Godard wohl nicht drum herum.

    --

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    #1785869  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    clasjaz[…]

    Aber wo nun konkret einsetzen, für den Anfang: Ich sehe es nicht wirklich, dass der Mythos BB in »Le Mépris« zerstört werden soll – glaube aber sofort, dass das Godard intendiert haben könnte. Müsste man mal mit »Nouvelle Vague« und der »Zerstörung« Delons vergleichen. Oder der Depardieus. Mir fällt bei dem Auftauchen dieser Starschauspieler bei Godard zunächst einmal dies auf: sie sind keine Stars mehr. (Ähnlich Piccoli bei Rivette, oder amerikanischen Schauspielern beim späten Tarkowskij). Aber das eher, weil der Film als solcher sie untergehen lässt – was den Sternchenbetrieb angeht -, als dass sie wirklich zerstört würden. Aber gut, auch das ist eine Form der Zerstörung. Meintest Du die?

    […]

    Schöner Post, danke! Ich kenn wie gesagt, v.a. die frühen Filme, sowie einige der späteren Spielfilme, aber erst wenig von den „Experimenten“, „Essays“ oderwieauchimmer.

    Habe weder „Le mépris“ präsent genug noch „Nouvelle Vague“ (noch den späten Tarkovskij, von dem ich „Offret“ ohnehin bisher nur aus dem Dok-Film von Chris Marker kenne, „Une journee d’Andrei Arsenevitch“, und „Nostalghia“ auch erst einmal und vor Jahren sah).

    Doch eine kleine Anmerkung zur Demontage Delons: das erledigte Antonioni endgültig (und mit stillem Humor) in „L’eclisse“, dem Film den ich gegenwärtig für seinen grössten halte. Delon neben Vitti… inszeniert als unreifer Grünschnabel mit glatter Oberfläche und glatter Visage, dann auch noch die Einstellung, in der er wie gelähmt in Zombie-Pose im Fauteuil versinkt – wunderbar! Vitti daneben als vibrierende, präsente Frau, die zwar vielleicht nicht weiss, wo’s lang geht oder was sie will, aber doch spürt, dass etwas geschieht und dass man sich darauf einlassen muss, die zumindest zu verstehen versucht… – ähnlich übrigens wie in „L’avventura“, dem Film, den ich lange für den grössten Antonionis gehalten habe.

    --

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    #1785871  | PERMALINK

    phryx

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    Beiträge: 229

    Was ich zu der ganzen Sache einmal anmerken möchte. Ich finde es immer wieder interessant wie sehr die Leute Godards Spätwerk mit seinem Frühwerk trennen, was ja auch völlig zurecht geschieht. Aber, meine ich dass er nur eine konsequente Weiterentwicklung erlebt hat. Ich meine, ich würde ihn mit einem lebenden Leone vergleichen. Damit will ich sagen. Hätte Leone weiter gelebt und noch viel mehr Filme gemacht, dann wäre auch in diesen Wechsel gekommen, wo die Technik, die filmische Ästhetik ihn einholt und er trotzdem versucht seiner Art treu zu bleiben. Ich glaube, dass die rasanten Fortschritte von den 70er Jahren bis in die 90er Jahre kein Regisseur wegstecken hätte können, weil sie einfach zu gravierend waren. Das gilt noch nicht einmal unbedingt für die Machart der Filme sondern eher für den Zuschauer, der plötzlich von heute auf morgen vom 2ten Gang in den 5ten geschaltet hat und wie in einer rasanten Achterbahnfahrt jeden Moment eine Neuheit erwartet. Das hat die ganze Entwicklung des Films zerstört, und somit auch Kultregisseure der 60er und 70er, die nach den Weltkriegsjahren den Film neu aufbauen durften. Godard war in den 60ern ohne Frage eine Neuheit. Er ist lange seiner Linie treu geblieben, und zu Recht, das wird jeder sagen, hat er seine besten Film in den 60ern gemacht. Aber er wollte weitermachen. Er wollte neue Ästhetik mit seinen Ideen verbinden. Nur das seine Ideen nicht mehr mit der neuen Ästhetik funktioniert haben, rein zuschauertechnisch. Das ist schade, aber irgendwie macht es ihn auch interessant, weil man mit seinem Spätwerk seine alten Sachen noch einmal neu durchleuchten kann und vielleicht einen neuen Godard entdecken kann, wenn man will. Jean Luc ist vor allem einer jener die nicht an ihre früheren Erfolge anknüpfen konnte.. was andere in dieser Zeit vielleicht besser geschafft haben, aber nur deswegen weil sie sich selbst verraten haben. Da gibt es den altbackenen Spielberg der seit Jahrzehnten sich „neu“ erfindet und es seltsamerweise immer wieder schafft als bald gefühlt 100jähriger Trends zu setzen. Oder den schrecklichen Cameron, der in 30 Jahren mit 5 filmen mehr Kohle einnimmt, als andere mit 100 niemals schaffen könnten. Aber wie dem auch sei. Man muss dem alten Godard, übrigens mein Liebling unter allen Regisseuren, zu Gute halten. Er hat uns mindestens 3 Filme geschenkt die unter, was mich angeht, den 100 tollsten aller Zeiten liegen…..!

    --

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    #1785873  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    nur 3?

    Top 10:

    Week End
    Le mépris

    Top 20:

    Alphaville
    Pierrot le fou
    A bout de souffle
    Masculin-Féminin

    Top 100:

    Vivre sa vie
    Bande à part
    Une femme est une femme
    (und wohl auch noch 2 ou 3 choses, den ich nächstens sehen werde… Une femme mariée kenn ich noch nicht)

    Ich geb’s zu, mit deinem Kommentar kann ich nicht allzu viel anfangen.
    Godard und die „Kult“ (ich hasse dieses Etikett, soll meinetwegen Tarantino „Kult“ sein, je m’en fous!) Regisseure der 60er waren eine neue und ganz andere Generation als jene, die nach dem Krieg das Kino neu erfanden (die waren wohl eher in Italien anzutreffen: Rossellini, Visconti, de Sica… in Frankreich gab’s ja noch immer Clouzot, obgleich mit kurzem Berufsverbot).

    Bei Godard sehe ich das eher so, dass mit „Week End“ alles gemacht wurde – fini le cinéma. Danach konnte eigentlich gar nichts mehr folgen, ausser Variation und Repetition.
    Allerdings würde ich sehr sehr gerne Filme wie „Sauve qui peut“, „Prénom Carmen“ und „Nouvelle Vague“ mal wieder sehen!

    : : . : : . : :

    Gestern hab ich zum ersten Mal eine richtig saftige Kopie von „Le mépris“ gesehen – hat mich ganz enorm beeindruckt, obwohls das vierte Mal war, dass ich den Film im Kino gesehen habe (zur DVD konnte ich mich noch nie überwinden, trotz der bisherigen alten rotstichigen Verleihkopie).

    Die ganze Farbgebung ist extrem toll gemacht!
    Wie Godard das 2.21×1-Format beherrscht ist absolut meisterlich! Das hat Klasse, wie sie wenige Europäer erreicht haben (Jancso kommt da in den Sinn!), wie man sie sonst eher aus Japan kennt, diese Perfekte Bild-Dramaturgie, die Tiefe auch wenn’s nur Michel Piccolis Gesicht vor der weissen Wand in der Römer Wohnung ist – unglaublich!
    Dazu natürlich einmal mehr die Dialoge… Godard hat ja unglaublich viel Ironie und Witz, auch wenn das von den Verächtern wohl nicht bemerkt wird.
    Bardot… ja, ich halte an meiner These der Demontage fest. Natürlich ist es an der Oberfläche die (Ballade der armen :lol:) BB, die ihn verachtet, die Dialoge stammen wohl teilweise zeimlich direkt von Morvia? Überhaupt schien mir einiges am Film ziemlich „romanhaft“.

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    gypsy-tail-wind
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    Noch was: dieser Song: 24000 Baci (oder „venti quatro mille baci“?), den diese grottige Sängerin zum besten gibt (vor sie wieder mal Nicholas Ray verehren… wie in Truffauts „La sirène du Mississippi“ wo sie „Johnny Guitar“ ansehen)… dieser Song (Celentano hat ihn anscheinend bekannt gemacht?), der kommt doch noch in einem anderen Film aus den 60ern vor, nicht? Antonioni? Irgendwo… aber ich kann mich nicht erinnern, kann mir jemand auf die Sprünge helfen?

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    #1785877  | PERMALINK

    rock-n-roll-star-11926

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    Ich möchte mal kurz einen Nebenschauplatz eröffnen. Godard scheint mir in vielen seiner Filme auch oft die menschliche Kommunikation, bzw. ihre Codierung und Decodierung des Sprechers und Rezipienten zu thematisieren. Das fängt bei Außer Atem aufgrund der unterschiedlichen Muttersprachen der Protagonisten noch recht harmlos an („Was ist das… zum kotzen?), steigert sich hin zu Alphaville, wo der poetische Aspekt der Sprache aufgrund des totalitären und computergesteurten Staates komplett verloren geht. Jedenfalls kommt es auch hier zwischen den Protagonisten immer wieder zu Verständnisschwierigkeiten und endet – wenn ich das richtig in Erinnerung habe – in der langsamen Wiedererlangung der emotionalen Sprache bei der Protagonistin.
    Auch bei Die Verachtung (der ja hier im Thread besonders thematisiert wird) halte ich das nicht für unwichtig. Auch wenn es sich um so ein scheinbar banales Thema wie Liebe/Beziehung dreht. Besonders auffalend in den Szenen, in denen Camille versucht ihren Partner klar zu machen, dass sie ihn nicht mehr liebt und dieser das zunächst nicht versteht oder wahrhaben will. Was schließlich in dem radikalen wie beinahe absurden Umkehrschluss endet: „Ich liebe dich nicht…. also verachte ich dich.“

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    If I can't dance, I don't want your revolution!
    #1785879  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Guter Punkt, ja!

    Die Dialoge sind ja tatsächlich oft fast so, als seien sie einem absurden Theaterstück entnommen, dysfunktionale Kommunikation, Leute, die aneinander vorbeireden etc.
    Sehr schön in dem Zusammenhang auch die zwei Szenen in „Une femme est une femme“, in der das Paar beim nächtlichen Ehestreit über Buchtitel miteinander kommuniziert! Und natürlich auch die Wortspiele und Kalauer (eben das schöne „tu es infâme – non, je suis une femme“ aus demselben Film als mein Lieblingsbeispiel).

    In „Le mépris“ ist es ja eher die Unmöglichkeit, über die Gründe sich sprachlich zu äussern. Obgleich: sie könnte es wohl formulieren, tut es aber nicht.

    Und der Schluss ist ja ein allerliebster Ausblick auf „Week End“, das hatte ich gar nicht mehr präsent – sehr schön! Den werd ich auch bald wiedersehen, worauf ich mich auch sehr freue!

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    #1785881  | PERMALINK

    tolomoquinkolom

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    gypsy tail windWie Godard das 2.21×1-Format beherrscht ist absolut meisterlich! Das hat Klasse, wie sie wenige Europäer erreicht haben (Jancso kommt da in den Sinn!), wie man sie sonst eher aus Japan kennt, diese Perfekte Bild-Dramaturgie, die Tiefe auch wenn’s nur Michel Piccolis Gesicht vor der weissen Wand in der Römer Wohnung ist – unglaublich!

    Dazu natürlich einmal mehr die Dialoge… Godard hat ja unglaublich viel Ironie und Witz, auch wenn das von den Verächtern wohl nicht bemerkt wird. Bardot… ja, ich halte an meiner These der Demontage fest. Natürlich ist es an der Oberfläche die (Ballade der armen BB, die ihn verachtet, die Dialoge stammen wohl teilweise zeimlich direkt von Morvia? Überhaupt schien mir einiges am Film ziemlich „romanhaft“.

    Bei der Nennung europäischer “Formatmeister” fehlt mir Michelangelo Antonioni.

    Ja, bei LE MEPRIS gehen die Dialoge zu großen Teilen auf den Roman “Il Disprezzo” von Alberto Moravia zurück.

    --

    #1785883  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Ja klar, Antonioni! Da könnte man so ca. 25 Mal pro Sekunde ein Still machen und jedes davon an die Wand hängen! Der grosse Meister der schönen Bilder – aber eben doch auch noch viel mehr als das!

    Aber Godard ist einfach der grosse Tausendsassa, der alles beherrscht, sich alles erlauben kann – für mich wohl der totalste aller Kinokünstler!

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    #1785885  | PERMALINK

    tolomoquinkolom

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    gypsy tail windJa klar, Antonioni! Da könnte man so ca. 25 Mal pro Sekunde ein Still machen und jedes davon an die Wand hängen! Der grosse Meister der schönen Bilder – aber eben doch auch noch viel mehr als das!

    Aber Godard ist einfach der grosse Tausendsassa, der alles beherrscht, sich alles erlauben kann – für mich wohl der totalste aller Kinokünstler!

    Magier Antonioni, Tausendsassa Godard, das ginge für mich in Ordnung. :-)

    Ich sehe Jean-Luc Godard als den großen Essayisten unter den Filmemachern. In vielen seiner “Thesen-Filme” wird ausgiebig diskutiert und geredet (Rohmer nicht unähnlich). Dies und der oft politisch/gesellschaftspolitische Anspruch seiner Werke rührt mit Sicherheit auch von Godards Texten her, die seinerzeit für Les cahiers du cinéma entstanden.

    Bei vielen Godard-Filmen finde ich die thematischen Ansätze und Gedanken sehr beachtlich, die Filme sehenswert, aber manchmal fehlt mir doch deren ästhetische Entsprechung. Meine beiden Lieblingsfilme von Godard sind UNE FEMME MARIEE (sein schönster Schwarzweißfilm) und PIERROT LE FOU (der ein bisschen wie eine Variation von A BOUT DE SOUFFLE wirkt).
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