Startseite › Foren › Kulturgut › Für Cineasten: die Filme-Diskussion › Jean-Luc Godard › Re: Jean-Luc Godard
Was ich zu der ganzen Sache einmal anmerken möchte. Ich finde es immer wieder interessant wie sehr die Leute Godards Spätwerk mit seinem Frühwerk trennen, was ja auch völlig zurecht geschieht. Aber, meine ich dass er nur eine konsequente Weiterentwicklung erlebt hat. Ich meine, ich würde ihn mit einem lebenden Leone vergleichen. Damit will ich sagen. Hätte Leone weiter gelebt und noch viel mehr Filme gemacht, dann wäre auch in diesen Wechsel gekommen, wo die Technik, die filmische Ästhetik ihn einholt und er trotzdem versucht seiner Art treu zu bleiben. Ich glaube, dass die rasanten Fortschritte von den 70er Jahren bis in die 90er Jahre kein Regisseur wegstecken hätte können, weil sie einfach zu gravierend waren. Das gilt noch nicht einmal unbedingt für die Machart der Filme sondern eher für den Zuschauer, der plötzlich von heute auf morgen vom 2ten Gang in den 5ten geschaltet hat und wie in einer rasanten Achterbahnfahrt jeden Moment eine Neuheit erwartet. Das hat die ganze Entwicklung des Films zerstört, und somit auch Kultregisseure der 60er und 70er, die nach den Weltkriegsjahren den Film neu aufbauen durften. Godard war in den 60ern ohne Frage eine Neuheit. Er ist lange seiner Linie treu geblieben, und zu Recht, das wird jeder sagen, hat er seine besten Film in den 60ern gemacht. Aber er wollte weitermachen. Er wollte neue Ästhetik mit seinen Ideen verbinden. Nur das seine Ideen nicht mehr mit der neuen Ästhetik funktioniert haben, rein zuschauertechnisch. Das ist schade, aber irgendwie macht es ihn auch interessant, weil man mit seinem Spätwerk seine alten Sachen noch einmal neu durchleuchten kann und vielleicht einen neuen Godard entdecken kann, wenn man will. Jean Luc ist vor allem einer jener die nicht an ihre früheren Erfolge anknüpfen konnte.. was andere in dieser Zeit vielleicht besser geschafft haben, aber nur deswegen weil sie sich selbst verraten haben. Da gibt es den altbackenen Spielberg der seit Jahrzehnten sich „neu“ erfindet und es seltsamerweise immer wieder schafft als bald gefühlt 100jähriger Trends zu setzen. Oder den schrecklichen Cameron, der in 30 Jahren mit 5 filmen mehr Kohle einnimmt, als andere mit 100 niemals schaffen könnten. Aber wie dem auch sei. Man muss dem alten Godard, übrigens mein Liebling unter allen Regisseuren, zu Gute halten. Er hat uns mindestens 3 Filme geschenkt die unter, was mich angeht, den 100 tollsten aller Zeiten liegen…..!