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Teil 3:
Hannah Rothschild hat für ihr Buch zahlreiche Familienmitglieder interviewt – wobei sie zu erkennen gibt, wie schlecht einige davon auf Pannonica zu sprechen sind – mit Musikern wie Sonny Rollins, Roy Haynes und Ben Riley, Orrin Keepnews, mit Nat Henthoff, Amiri Baraka und Thelonious Sohn Toots und vielen anderen gesprochen, vielen Menschen also, die Pannonica und/oder Thelonious persönlich kannten.
Am Ende bleibt für mich ein ebenso faszinierendes wie manchmal aber auch erschreckendes Bild von zwei Menschen, die einerseits kompromisslos ihren eigenen Weg gegangen sind, dafür aber auch den Preis von Stigmatisierung, Isolation und Einsamkeit zahlen mussten – und mindestens im Fall von Monk umgekehrt auch Menschen ihrer Umgebung in die Rolle von Helfern drängten, aus der sie sich nicht befreien konnten. Thelonious konnte aufgrund seiner psychischen Präposition wohl gar nicht anders, Pannonica wollte es irgendwann nicht mehr anders. Hätten sie sich nicht getroffen, hätte Thelonious möglicherweise als drogenabhängiger und kranker Sozialfall geendet, dessen wenige erhaltenen Aufnahmen bis etwa 1952 heute noch kultischer verehrt werden würden, als sie es schon werden. Oder wäre wie Charlie Parker früh verstorben. Pannonica befreit sich selbst aus der erstickenden Umklammerung ihrer Familie – paradoxerweise ermöglicht gerade durch den Reichtum dieser Familie. Zusammen bilden sie eine Beziehung, die es beiden ermöglicht ein als sinnvoll empfundenes Leben jenseits gesellschaftlicher Konventionen zu führen. Gleichzeitig führt das aber auch zu einer gegenseitigen, fast existentiellen Abhängigkeit dieser völlig unterschiedlichen Menschen. Das Bild von Pannonica und Monk, die am Ende zusammen mir hunderten von Katzen in einem Haus in New Jersey leben, hat für mich etwas wie ein Szenario für einen Horrorfilm. Aber das ist meine eigene Phantasie.
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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)Highlights von Rolling-Stone.deWelches Equipment verwenden eigentlich…Pink Floyd?
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WerbungDanke für Deinen Bericht erstmal! Muss ich später mal komplett lesen, habe die Posts gerade erst überflogen.
Wie seriös ist das Buch insgesamt? Die Geschichte von Monk und Nellie habe ich etwas anders gehört – z.B.:
Of all the stories about jazz musicians who cannot quite handle worldly matters and the companions who manage their lives, the long love affair of Thelonious and Nellie Monk may be the most famous. Monk, a socially awkward eccentric who was absorbed in his art and lived through his imagination, depended on Ms. Monk and relished her company.
In 1957 Monk wrote one of his most beautiful ballads for her, “Crepuscule With Nellie,“ while Ms. Monk was undergoing surgery for a thyroid disorder.
In the early 1970’s, when Monk moved into the large Weehawken, N.J., home of his patron, the Baroness Pannonica de Koenigswarter, Ms. Monk moved there with him.
Nellie Smith was born in 1921 in St. Petersburg, Fla. She and her family moved to New York City early in her life, first to Brooklyn and then to the San Juan Hill area of Manhattan, west of Lincoln Center, where Monk’s family lived. When she was about 14, she met Monk, who was three years older, on the neighborhood basketball court.
The Monks were together from around 1947 until his death in 1982. She provided financial as well as emotional support, working as a seamstress during World War II in a factory and sporadically making clothes thereafter for her husband and for friends. She never became Monk’s manager as such, but she collected money from promoters, paid musicians, made sure band members had airline tickets and even helped Monk get dressed. The 1988 documentary film “Straight, No Chaser“ showed proof of their mutual devotion, as Mrs. Monk shepherded her husband through airports and hotels.
von hier: http://www.nytimes.com/2002/06/27/arts/nellie-monk-80-wife-muse-and-mainstay-of-a-jazz-legend.html
Robin D.G. Kelley äussert sich hier ein wenig zu Nellie:
http://www.theatlantic.com/entertainment/archive/2010/03/the-secret-life-of-thelonious-monk/38128/
Was er in seinem Buch diesbezüglich schreibt, weiss ich nicht, bin da mit Lesen bisher nicht sehr weit gekommen, obwohl der erste Eindruck hervorragend war.Noch was:
He already had a wife, to whom he dedicated Crepuscule with Nellie, the loveliest of his ballads. Somehow Monk, Nellie and Nica formed a ménage whose primary purpose was to sustain the great composer and bandleader’s ability to function in the face of problems that would probably be diagnosed today as the consequence of bipolar disorder. „Nellie needed Nica to help her cope with Monk’s mental instability,“ says an interviewee in the film. The question of what Nica needed is rather harder to answer, but she certainly responded to the puzzle of Monk’s music. „She got it,“ the pianist’s son, Thelonious Jr, tells Hannah Rothschild. „He loved her for that.“ The pair became a familiar sight in New York clubs, with her Bentley parked at the kerb outside.
von hier: http://www.theguardian.com/music/2008/dec/22/jazz
V.a. erinnere ich mich – nicht mehr sehr präzise – an die Lektüre des „du“-Heftes über Monk, in dem die Familie auch zu Wort kommt. Sollte antiquarisch zu finden sein:
http://www.du-magazin.com/kiosk/detail/636--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #157: Benny Golson & Curtis Fuller – 12.11.2024 – 22:00 / #158 – 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy tail windDanke für Deinen Bericht erstmal! Muss ich später mal komplett lesen, habe die Posts gerade erst überflogen.
Wie seriös ist das Buch insgesamt? Die Geschichte von Monk und Nellie habe ich etwas anders gehört (…)
Es ist inzwischen schon einige Tage her, dass ich das Buch gelesen habe. Die Erinnerung ist nicht mehr ganz frisch und deswegen mag mein Bericht in Teilen ungenau oder unvollständig sein. Ist vielleicht auch etwas viel Text, aber das kürzen würde noch mal mehr Zeit erfordern.
Ich denke, das Buch ist schon seriös. Hannah Rothschild hat als Spross der Familie Rothschild Zugang zu Menschen und Informationen, die anderen kaum zugänglich sind. Gleichzeitig hat sie auch ein ausreichend distanziertes und ambivalentes Verhältnis zu ihrer Familie. Die für mich anfangs irritierende Schilderung der ganzen Familiengeschichte bis zu den Ursprüngen, der daraus resultierenden eigenartigen gesellschaftlichen Stellung der Rothschilds, die – je nach Perspektive – damit verbundenen Freiheiten und Zwänge, der Anerkennung und der Stigmatisierung, den Vor- und Nachteilen – das ist am Ende für das Verständnis der Person Pannonica schon wesentlich.
Ich kenne eine ältere (veraltete) Biografie von Monk (von Thomas Fitterling, 1987) und auch das du-Heft. Mir fällt dabei auf, dass sich das Bild von Monk in der Literatur seit seinem Tod mehr und mehr gewandelt hat. Anfangs galt er wohl als sowas wie ein etwas sonderbares Genie, ein sympathischer Kauz halt, später konnte man schon mal lesen, dass diese Kauzigkeit eher so etwas wie eine psychische Störung war, wegen der er von seiner Familie auch mehrmals ins Krankenhaus eingeliefert wurde. In der Doku Straight, No Chaser gibt es Szenen, in denen Monk völlig weggetreten durchs Bild wankt, während die Menschen in seiner Umgebung versuchen, seinen Alltag zu managen. Er selbst konnte das nicht.
Auf das Verhältniss zwischen Monk – Nellie – Pannonica bin ich ja nur kurz und unvollständig eingegangen. Nellies Rolle war sicher bedeutender, als ich das beschrieben habe. Sie war für ihn ja Ehefrau, Krankenschwester und Teilzeit-Managerin in einem, bemutterte ihn eigentlich. Da sie selbst auch gesundheitliche Problem hatte, auch noch ihre Kinder zu versorgen und Geld verdienen musste, ist sie damit wohl irgendwann an ihre Grenzen gestoßen. Lange Zeit war das Dreiecksverhältnis Monk – Nellie – Pannonica wohl eine Art Symbiose, vielleicht auch eine gegenseitige Abhängigkeit, mit der alle drei gut zurecht kamen. Je schlechter und schwieriger die Verfassung von Monk mit zunehmenden Alter wurde, desto schwieriger wurde es auch für Nellie. Hannah Rothschild beschreibt, das Nellie versuchte, Monk von seinen Krankheiten mit einer Art Saftkur zu heilen. Unablässig lief der Obst- und Gemüseentsafter und trieb Monk nur noch mehr in den Wahnsinn. Am Ende flüchtete er zu Nica nach New Jersey, vielleicht schickte ihn Nellie auch dahin. Vielleicht war es für Nica in ihrem Haus vor den Toren New Yorks mit ein paar Bediensteten auch einfacher mit dem Pflegefall Monk klarzukommen, der nur noch rumsaß- oder lag und nicht mehr sprach.
Noch eine Interpretation meinerseits: Nellie war ja eigentlich nur für Monk da. Auch ein Teil der erschreckenden Seite der Geschichte.
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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)Fitterling liegt hier auch – ein paar Bände aus dieser Reihe bildeten einst den Grundstock meiner Jazzbüchersammlung (die ist übirgens immer noch beschämend klein und grosse Teile davon sind weiterhin ungelesen), neben Berendt und Polillo (der noch munter von „Negern“ schreibt – bzw. das ist die dt. Übersetzung im Fischer TB, das Buch ist gewiss hoffnunslos veraltet, entspricht der alten Stilgeschichte – dem Pendeln von heiss zu kühl, von schwarz zu weiss – die ja anscheinend von Hodeir geprägt und durchgesetzt wurde und lange Zeit eine Art Paradigma der Jazzkritik gewesen sein scheint).
Und klar, die Pathologisierung des Aussenseiters … war ja mal fast sowas wie ein Trend, auch in der Literatur. Letzlich sind das doch alles Definitionsfragen, aber dass man Monk neu bewerten kann und auch seine Musik diesen Nimbus der völligen Verschrobenheit verloren hat, dass man auch die grossen technischen Fähigkeiten zur Kenntnis nimmt, die er gehabt haben muss, um seine Musik zu spielen, das ist auf jeden Fall begrüssenswert!
Irgendwo las ich vorhin, dass Nellie mit Monk bei Nica eingezogen sei? Und auch, dass Monk die 300+ Katzen gehasst habe … muss auch nicht viel angenehmer gewesen sein als mit der Saftpresse
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #157: Benny Golson & Curtis Fuller – 12.11.2024 – 22:00 / #158 – 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy tail windFitterling liegt hier auch – ein paar Bände aus dieser Reihe bildeten einst den Grundstock meiner Jazzbüchersammlung (…), neben Berendt und Polillo (der noch munter von „Negern“ schreibt – bzw. das ist die dt. Übersetzung im Fischer TB, das Buch ist gewiss hoffnunslos veraltet, entspricht der alten Stilgeschichte – dem Pendeln von heiss zu kühl, von schwarz zu weiss – die ja anscheinend von Hodeir geprägt und durchgesetzt wurde und lange Zeit eine Art Paradigma der Jazzkritik gewesen sein scheint).
Und klar, die Pathologisierung des Aussenseiters … war ja mal fast sowas wie ein Trend, auch in der Literatur. Letzlich sind das doch alles Definitionsfragen, aber dass man Monk neu bewerten kann und auch seine Musik diesen Nimbus der völligen Verschrobenheit verloren hat, dass man auch die grossen technischen Fähigkeiten zur Kenntnis nimmt, die er gehabt haben muss, um seine Musik zu spielen, das ist auf jeden Fall begrüssenswert!
Das mit der Pathologisierung des Außenseiters ist vermintes Gelände, auf dem man sich mit höchster Vorsicht bewegen sollte. „Außenseiter“ sind nicht automatisch „krank“, aber umgekehrt ist eine psychische Störung nicht immer nur ein mehr oder weniger sympathisches exzentrisches Außenseitertum. Ich bin kein Psychiater und mag schon mal gar keine Diagnose zum „Fall Monk“ abgeben. Nur: Man kommt kaum umhin, Monk als eine Art von lebenslänglichen Pflegefall zu betrachten, der außerhalb seiner Musik oft völlig hilflos war. Und das offenbar aufgrund seiner psychischen Verfassung. Ich war ja mal fast erschrocken, als ich zum wiederholten Mal die Doku Straight No Chaser ansah, und sah, wie ein wie in Trance umherwankender und schräges Zeug redender Monk von seiner Ehefrau umsorgt werden muss und sein Sohn schwer atmend davon erzählt, das sein eigener Vater ihn nicht mehr erkannte.
Sicher, Definitionsfragen, und die Grenzen verschieben sich ständig. Ist auch gut so.
Irgendwo las ich vorhin, dass Nellie mit Monk bei Nica eingezogen sei?
Kann sein, dass sie zeitweise dort lebte. Aber ich glaube, nicht dauerhaft.
Und auch, dass Monk die 300+ Katzen gehasst habe … muss auch nicht viel angenehmer gewesen sein als mit der Saftpresse
Tja, ist das jetzt eine Komödie oder ein Horrorfilm.
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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)FriedrichTja, ist das jetzt eine Komödie oder ein Horrorfilm.
Schwer zu sagen, gerade angesichts der validen Ausführungen Deines ersten Absatzes. Vermutlich eine Mischung aus beidem, bei den verschiedenen Beteiligten zu verschiedenen Zeitpunkten mit unterschiedlicher Gewichtung. Und statt „Komödie“ dann halt eher „Notwendigkeit“, um – gemeinsam – weiterzuleben (Nellie hätte ja auch gehen können, zumindest bildet man sich das ein, welche inneren und/oder gesellschaftlichen Zwänge da gewirkt haben mögen, können wir auch wieder kaum beurteilen).
Da fand ich den Artikel hier interessant, wohl auch limitiert in der Betrachtungsweise, aber zugleich sehr interessant als Einblick in eine völlig andere Welt, für Aussenstehende wie uns (ich packe das nicht in eine Zitatbox, die Kursivierung stört mich zu sehr – das ist der ganze Text):
Nellie Monk held Thelonious together
By BILL MAXWELL, Times Columnist© St. Petersburg Times
published July 10, 2002Nellie Monk’s recent death did not produce big headlines. The St. Petersburg Times carried a 97-word tribute on Page 5A. From what I knew of her, she probably would have wanted it that way.
Eighty when she died on June 25 in a Manhattan hospital, Nellie Smith was born in St. Petersburg in 1921, and moved with her family to New York when she was 16.
Her simple name — Nellie Smith or Nellie Monk — belied her behind-the-scenes significance in the life of her husband, jazz pianist, composer and troubled genius Thelonious Monk. I met Nellie Monk one time, in 1987, when she granted a rare interview to a group of black journalists I was with in New York. To be in the home where Monk had lived and practiced was a once-in-a-lifetime inspiration. Monk had died in 1982. I had seen and heard Thelonious Monk many times at sets in various parts of the country.
When I was in college, brothers were „square“ if they were not „in to ‚the onliest Monk,‘ “ as Birdland town crier Pee Wee Marguette nicknamed the piano great.
To be „a real down dude,“ you had to read every issue of Downbeat and love, or pretend to love, Monk’s piano, his special rhythm, his urgent beat and unpredictability of line. My schoolmates and I, even nonmusicians, faked all manner of Monk-like eccentricities to prove that we were „heavy“ and „brainy.“ The ladies on campus seemed to love the big charade, so we indulged them. To be perpetually „askew,“ as we called the condition, I wore bell bottoms, a smudged wife-beater and old sandals every day, everywhere I went.
I never outgrew my love of Monk’s sound, even after joining the Marine Corps. Mainly, though, I never lost the awe for Nellie Monk, the glue that held „the onliest Monk’s“ fragile life together.
Nellie Monk was an inspiration unto herself.
All who follow the lives of jazz musicians have tales of self-absorbed artists who live in their imaginations, who cannot tie their own shoes, let alone pay their bills and otherwise handle their daily affairs.
Nellie Monk, who married Thelonious in 1947 and lived with him until his death, was one such saint. When Nellie met Thelonious, he was financially struggling to get his music to catch on outside New York. She supported both of them as a seamstress during World War II in a factory, and continued to make clothes for Monk and their friends.
Even in jazz musician terms, Thelonious was a living, breathing mess. As Jet magazine points out, Nellie was never his official manager, but she paid her husband’s musicians, „collected money from promoters, and made sure band members had plane tickets.“ She literally had to lead Thelonious through airport terminals and hotel lobbies. He was the epitome of social dysfunctionality. Those who knew the couple said theirs was a genuine love affair grounded in mutual respect and a shared history of hardship.
Thelonious‘ affection for Nellie is best expressed in his famous ballad Crepuscule With Nellie, which he wrote in 1957, when Nellie underwent surgery for a thyroid ailment.
My interest in Nellie Monk is the same as it was in 1987: Her example, at least to me, represents a generation of black women who put their families first no matter what. Even when the man was less than honorable or even lazy, these women hung on. And when children were involved, nothing except death could pull them away.
She always will be the embodiment of true black love, the kind that I see in my own mother. Nellie Monk was selfless, strong and wise. Clearly, she saw her life with Thelonious as a life-long relationship, which required her to look down the road and see the future benefits of the union — even when he saw only notes on a music sheet.
But he loved Nellie, as everyone who knew them will attest. Crepuscule With Nellie is a great expression of a man’s love for the woman who did so much for him. I want Times readers to know that Nellie (Smith) Monk is a St. Petersburg native.
von hier: http://www.sptimes.com/2002/07/10/Columns/Nellie_Monk_held_Thel.shtml
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #157: Benny Golson & Curtis Fuller – 12.11.2024 – 22:00 / #158 – 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaSchöner Text, der ja indirekt auch etwas über das Verhältnis Mann < -> Frau in der Beziehung Monk < -> Nellie und über das Verhältnis von Idol < -> Fan sagt.
„Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine Frau, die ihn stützt. Und hinter jeder erfolgreichen Frau stehen drei Männer, die sie zurückhalten wollen.“ (Waltraud Schoppe)
Wie gut, dass die Pannonica de Koenigswarter-Bio (<- hier noch mal der Link zum Anfangspost) von einer Frau geschrieben wurde!
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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)Wobei ich den Text eher wegen den Aussagen über Monks Status in der Black Community interessant finde – dieses Nellie-Bild wird ja im oben verlinkten Interview mit Kelley völlig revidiert und sagt wohl mehr über den Autoren bzw. die gesellschaftlichen Zu- und Umstände aus, in denen der Text entsteht, der Autor sozialisiert wurde.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #157: Benny Golson & Curtis Fuller – 12.11.2024 – 22:00 / #158 – 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaDen ersten Teil über die Rothschilds fand ich in dem Umfang entbehrlich. Das kam mir wie der Versuch vor das in der Öffentlichkeit eher schlechte Image der Rothschilds (als jüdische Banker) aufzupolieren.
Die Frau Pannonica wurde aber nicht so recht lebendig in dem Buch. Ihre Motive wurden nicht recht klar. Ich konnte keinen Zugang zu dem beschriebenen Menschen finden. Ich fand das Buch spannend – wegen dem Zeitbild und den Geschichten aus der damaligen Szene.
Faszinierend finde ich immer wieder wie gerne Frauen sich um die Interessen von Männer kümmern und ihnen bei ihren Unternehmungen helfen – anstatt dass sie eigene Ambitionen verfolgen.
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gypsy tail windWobei ich den Text eher wegen den Aussagen über Monks Status in der Black Community interessant finde – dieses Nellie-Bild wird ja im oben verlinkten Interview mit Kelley völlig revidiert und sagt wohl mehr über den Autoren bzw. die gesellschaftlichen Zu- und Umstände aus, in denen der Text entsteht, der Autor sozialisiert wurde.
Du meinst „My schoolmates and I, even nonmusicians, faked all manner of Monk-like eccentricities to prove that we were „heavy“ and „brainy.“?
Mmmmh …? So widersprüchlich finde ich die Aussagen über Nellie Monk gar nicht. Die Frau hinter Monk, ohne die er – zumindest bevor er Pannonica Rothschild traf, hilflos untergegangen wäre. In wie weit Nellie in ihrer Rolle selbstbestimmt war, ob sie in ihrer Zeit und Umgebung überhaupt Alternativen (und welche) hatte, das ist Spekulation.
Selbst für Pannonica Rothschild war der radikale Bruch in ihrem Leben ja keineswegs leicht: Die quasi-Ächtung durch ihre Familie, die Trennung von ihren Kindern, das, was man mindestens noch in den 50ern in den USA auszuhalten hatte, wenn man sich als weiße Frau mit schwarzen Männern einließ, Verfolgungen durch die Boulevard-Presse („Bop-King Charlie Parker stirbt in Suite von Rothschild-Erbin“, sie flog ja mehrmals aus den Hotels, in denen sie lebte), Probleme mit Polizei und Justiz (man kann bei Hannah Rothschild nachlesen: Pannonica stand mindestens einmal mit einem Bein im Gefängnis, aber die Rothschild-Anwälte boxten sie raus). Und Pannonica hatte wenigstens Geld! Sie will aus den Zwängen des auf Reichtum und gesellschaftliche Status fixierten Geldadels ausbrechen, taucht in die Welt der afro-amerikanischen Jazzmusiker, der Außenseiter, und nutzt dazu Mittel, die sie als Angehörige des Geldadels zur Verfügung hat. Ihr Bentley oder Rolls-Royce und ihre Pelzmäntel sind Legende.
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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)sandmanDen ersten Teil über die Rothschilds fand ich in dem Umfang entbehrlich. Das kam mir wie der Versuch vor das in der Öffentlichkeit eher schlechte Image der Rothschilds (als jüdische Banker) aufzupolieren.
Ja, ich fand das auch irritierend. Im Nachhinein wurde es für mich verständlich – auch wenn das in diesem Umfang vielleicht nicht unbedingt nötig gewesen wäre. Das stimme ich Dir zu. Das Image der Rothschilds ist sicher eins, dass in der verschiedensten Farben schillert. Jüdische Bankiers, Finanzdynastie, Geldadel – wie immer man das nennen mag. Sie waren quasi per Selbstverständnis eine Familie von Bankiers, sie waren auch vom Selbstverständnis her Juden. As Jude war man in Europa immer irgendwie Außenseiter, ob man wollte oder nicht. Die Tatsache, dass die Rothschilds international tätig waren, über so viel Geldmittel verfügten, dass Staaten ganze Kriege durch sie finanzieren ließen, macht sie sicher nicht allen Seiten gleich sympathisch. Die Briten finanzierten den Krieg gegen Napoleon über Rothschild, gleichzeitig gab es aber auch Rothschilds in Frankreich und Deutschland. Das ließ Verschwörungstheorien aufblühen mit solch Schlagworten wie „vaterlandslose Kosmopoliten“ oder „egal, wer den Krieg gewinnt, die jüdischen Rothschilds profitieren immer davon.“ Die Projektionsfläche für das Bild vom „internationalen Finanzjudentum, das die Welt in den Krieg stürzt“.
Die Frau Pannonica wurde aber nicht so recht lebendig in dem Buch. Ihre Motive wurden nicht recht klar. Ich konnte keinen Zugang zu dem beschriebenen Menschen finden. Ich fand das Buch spannend – wegen dem Zeitbild und den Geschichten aus der damaligen Szene.
Ich fand ja auch, dass Hannah Rothschild die Person Pannonica nicht klar fassen kann. Vielleicht kann man es auch nicht. Ich habe es mehr zwischen den Zeilen herausgelesen. Als Rothschild war ihr Leben vorgezeichnet, da spielten Geld, Status, Repräsentation, der ewige Versuch nach Anerkennung in einer nicht-jüdischen Umgebung die zentralen Rollen. Das versuchte sie in der black community und jazz scene abzuschütteln. Verbunden mit den von mir schon erwähnten Paradoxa.
Faszinierend finde ich immer wieder wie gerne Frauen sich um die Interessen von Männer kümmern und ihnen bei ihren Unternehmungen helfen – anstatt dass sie eigene Ambitionen verfolgen.
Ja, das diskutieren wir hier ja sowohl am Beispiel Pannonica als auch am Beispiel Nellie.
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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)FriedrichDu meinst Pannonica stand mindestens einmal mit einem Bein im Gefängnis, aber die Rothschild-Anwälte boxten sie raus). Und Pannonica hatte wenigstens Geld! Sie will aus den Zwängen des auf Reichtum und gesellschaftliche Status fixierten Geldadels ausbrechen, taucht in die Welt der afro-amerikanischen Jazzmusiker, der Außenseiter, und nutzt dazu Mittel, die sie als Angehörige des Geldadels zur Verfügung hat. Ihr Bentley oder Rolls-Royce und ihre Pelzmäntel sind Legende.
Sind dir ihre Motive wirklich klar geworden? Ich hatte nach dem Lesen keinerlei Gefühl was für ein Mensch sie wohl gewesen war.
Zusatz: Da haben sich unsere Posts wohl überschnitten.
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FriedrichDu meinst „My schoolmates and I, even nonmusicians, faked all manner of Monk-like eccentricities to prove that we were „heavy“ and „brainy.“?
Den ganzen Absatz, nicht nur den einen Satz. Dass man Monk mögen musste – oder sonst wenigstens so tun als ob, wenn man „hip“ sein wollte etc. Das finde ich schon recht erstaunlich – gerade auch im Vergleich zur stiefmütterlichen Behandlung durch die Jazzkritik und das Jazz-Establishment, dass sich ja bis vor 20 Jahren oder so nicht sicher war, ob er ein völliger hack, ein genialer Dilettant oder ein grosser Künstler war. Ich befürchte, in der Frage sind immer noch einige auf dem falschem Dampfer.
FriedrichMmmmh …? So widersprüchlich finde ich die Aussagen über Nellie Monk gar nicht. Die Frau hinter Monk, ohne die er – zumindest bevor er Pannonica Rothschild traf, hilflos untergegangen wäre. In wie weit Nellie in ihrer Rolle selbstbestimmt war, ob sie in ihrer Zeit und Umgebung überhaupt Alternativen (und welche) hatte, das ist Spekulation.
Ich meinte Kelleys Interview, das ich oben verlinkte, wo er auch dies hier sagt:
I was also struck by the role of his wife, Nellie. In films of Monk, we get an image of Nellie as the loyal helpmate—there’s some truth to that, she was the person most responsible for keeping him together. But I really came to see her as a fully realized human being with her own goals and dreams, desires and frustrations, as someone who suffered quite a bit. One of the things my book tries to do is look at the so-called male genius in the context of his family…to understand how important his spouse was, his partner, in the realization of that genius.
hier nochmal der Link: http://www.theatlantic.com/entertainment/archive/2010/03/the-secret-life-of-thelonious-monk/38128/
Vielleicht ist das (vgl. sandmans Post) auch nur eine männliche Verklärung der Dinge, wer weiss, aber solange ich es nicht besser weiss, tendiere ich in Sachen Monk dazu, Kelley einigermassen zu vertrauen.
FriedrichSelbst für Pannonica Rothschild war der radikale Bruch in ihrem Leben ja keineswegs leicht: Die quasi-Ächtung durch ihre Familie, die Trennung von ihren Kindern, das, was man mindestens noch in den 50ern in den USA auszuhalten hatte, wenn man sich als weiße Frau mit schwarzen Männern einließ, Verfolgungen durch die Boulevard-Presse („Bop-King Charlie Parker stirbt in Suite von Rothschild-Erbin“, sie flog ja mehrmals aus den Hotels, in denen sie lebte), Probleme mit Polizei und Justiz (man kann bei Hannah Rothschild nachlesen: Pannonica stand mindestens einmal mit einem Bein im Gefängnis, aber die Rothschild-Anwälte boxten sie raus). Und Pannonica hatte wenigstens Geld! Sie will aus den Zwängen des auf Reichtum und gesellschaftliche Status fixierten Geldadels ausbrechen, taucht in die Welt der afro-amerikanischen Jazzmusiker, der Außenseiter, und nutzt dazu Mittel, die sie als Angehörige des Geldadels zur Verfügung hat. Ihr Bentley oder Rolls-Royce und ihre Pelzmäntel sind Legende.
Persönlich sicherlich nicht leicht, aber wenn man sich sein ganzes Leben nie um Kohle einen Gedanken machen muss, nie auf eigenen Füssen stehen, sein eigenes Leben verdienen muss, ist man zugleich von 99% oder noch mehr aller normalen Menschen sehr, sehr weit weg. Ohne eine mögliche persönliche Tragödie ausblenden zu wollen (der „Verrat“ an den eigenen Kindern – aber für diese war das wohl nochmal sehr viel schwieriger als für die Mutter, denn die Kinder hatten ja keine Wahl), ist das doch eine sehr komfortable Ausgangslage.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #157: Benny Golson & Curtis Fuller – 12.11.2024 – 22:00 / #158 – 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbasandmanSind dir ihre Motive wirklich klar geworden? Ich hatte nach dem Lesen keinerlei Gefühl was für ein Mensch sie wohl gewesen war.
[devil’s advocate]Sind das nicht möglicherweise Motive, die man gar nicht in Worte fassen, „verstehen“ kann?[/devil’s advocate]
(also wenigstens jenseits oberflächlicher „Motive“ wie „Ausbrechen aus dem Korsett gesellschaftlicher Normen“ oder „… aus den Erwartungen, die von der Familie an sie gestellt wurden“ etc.)
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #157: Benny Golson & Curtis Fuller – 12.11.2024 – 22:00 / #158 – 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaich finde es sehr auffällig, dass man weder bei der baronin noch bei nellie wirklich etwas über ihre beweggründe und ihr selbstverständnis weiß und dass sie auch in solchen berichten nicht als menschen plastisch werden („embodiment of true black love“…??). die wenigsten hat es wahrscheinlich über die vorurteile und klischees hinaus interessiert. sonny rollins‘ hochpreisungen von pannonica fand ich dagegen immer schon sehr beachtenswert.
es gibt ja noch weitere faktische erfahrungen, die einfache lesarten sehr schwierig machen – dass der großteil ihrer familie von den nazis ermordet wurde (wie golden mag einem der käfig da noch erscheinen?) und dass ihr vater depressiv war und sie das leben nahm, als sie 10 war. aber auch das lässt keine erklärungen darüber zu, warum sie protagonistin einer jazzszene wurde und sich jahreland um monk gekümmert hat. mich beschleicht ein bisschen der verdacht: so richtig gefragt hat sie zu lebzeiten niemand. und das, was nellie gemacht hat, wurde eben als true black love ohnehin vorausgesetzt.
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Schlagwörter: Jazz, Jazz Books, Jazzbücher, Literatur, Music Books, Musikbücher
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