Re: Jazzbücher

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gypsy-tail-wind
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FriedrichDu meinst „My schoolmates and I, even nonmusicians, faked all manner of Monk-like eccentricities to prove that we were „heavy“ and „brainy.“?

Den ganzen Absatz, nicht nur den einen Satz. Dass man Monk mögen musste – oder sonst wenigstens so tun als ob, wenn man „hip“ sein wollte etc. Das finde ich schon recht erstaunlich – gerade auch im Vergleich zur stiefmütterlichen Behandlung durch die Jazzkritik und das Jazz-Establishment, dass sich ja bis vor 20 Jahren oder so nicht sicher war, ob er ein völliger hack, ein genialer Dilettant oder ein grosser Künstler war. Ich befürchte, in der Frage sind immer noch einige auf dem falschem Dampfer.

FriedrichMmmmh …? So widersprüchlich finde ich die Aussagen über Nellie Monk gar nicht. Die Frau hinter Monk, ohne die er – zumindest bevor er Pannonica Rothschild traf, hilflos untergegangen wäre. In wie weit Nellie in ihrer Rolle selbstbestimmt war, ob sie in ihrer Zeit und Umgebung überhaupt Alternativen (und welche) hatte, das ist Spekulation.

Ich meinte Kelleys Interview, das ich oben verlinkte, wo er auch dies hier sagt:

I was also struck by the role of his wife, Nellie. In films of Monk, we get an image of Nellie as the loyal helpmate—there’s some truth to that, she was the person most responsible for keeping him together. But I really came to see her as a fully realized human being with her own goals and dreams, desires and frustrations, as someone who suffered quite a bit. One of the things my book tries to do is look at the so-called male genius in the context of his family…to understand how important his spouse was, his partner, in the realization of that genius.

hier nochmal der Link: http://www.theatlantic.com/entertainment/archive/2010/03/the-secret-life-of-thelonious-monk/38128/

Vielleicht ist das (vgl. sandmans Post) auch nur eine männliche Verklärung der Dinge, wer weiss, aber solange ich es nicht besser weiss, tendiere ich in Sachen Monk dazu, Kelley einigermassen zu vertrauen.

FriedrichSelbst für Pannonica Rothschild war der radikale Bruch in ihrem Leben ja keineswegs leicht: Die quasi-Ächtung durch ihre Familie, die Trennung von ihren Kindern, das, was man mindestens noch in den 50ern in den USA auszuhalten hatte, wenn man sich als weiße Frau mit schwarzen Männern einließ, Verfolgungen durch die Boulevard-Presse („Bop-King Charlie Parker stirbt in Suite von Rothschild-Erbin“, sie flog ja mehrmals aus den Hotels, in denen sie lebte), Probleme mit Polizei und Justiz (man kann bei Hannah Rothschild nachlesen: Pannonica stand mindestens einmal mit einem Bein im Gefängnis, aber die Rothschild-Anwälte boxten sie raus). Und Pannonica hatte wenigstens Geld! Sie will aus den Zwängen des auf Reichtum und gesellschaftliche Status fixierten Geldadels ausbrechen, taucht in die Welt der afro-amerikanischen Jazzmusiker, der Außenseiter, und nutzt dazu Mittel, die sie als Angehörige des Geldadels zur Verfügung hat. Ihr Bentley oder Rolls-Royce und ihre Pelzmäntel sind Legende.

Persönlich sicherlich nicht leicht, aber wenn man sich sein ganzes Leben nie um Kohle einen Gedanken machen muss, nie auf eigenen Füssen stehen, sein eigenes Leben verdienen muss, ist man zugleich von 99% oder noch mehr aller normalen Menschen sehr, sehr weit weg. Ohne eine mögliche persönliche Tragödie ausblenden zu wollen (der „Verrat“ an den eigenen Kindern – aber für diese war das wohl nochmal sehr viel schwieriger als für die Mutter, denn die Kinder hatten ja keine Wahl), ist das doch eine sehr komfortable Ausgangslage.

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