Re: Jazzbücher

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friedrich

Registriert seit: 28.06.2008

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gypsy tail windFitterling liegt hier auch – ein paar Bände aus dieser Reihe bildeten einst den Grundstock meiner Jazzbüchersammlung (…), neben Berendt und Polillo (der noch munter von „Negern“ schreibt – bzw. das ist die dt. Übersetzung im Fischer TB, das Buch ist gewiss hoffnunslos veraltet, entspricht der alten Stilgeschichte – dem Pendeln von heiss zu kühl, von schwarz zu weiss – die ja anscheinend von Hodeir geprägt und durchgesetzt wurde und lange Zeit eine Art Paradigma der Jazzkritik gewesen sein scheint).

Und klar, die Pathologisierung des Aussenseiters … war ja mal fast sowas wie ein Trend, auch in der Literatur. Letzlich sind das doch alles Definitionsfragen, aber dass man Monk neu bewerten kann und auch seine Musik diesen Nimbus der völligen Verschrobenheit verloren hat, dass man auch die grossen technischen Fähigkeiten zur Kenntnis nimmt, die er gehabt haben muss, um seine Musik zu spielen, das ist auf jeden Fall begrüssenswert!

Das mit der Pathologisierung des Außenseiters ist vermintes Gelände, auf dem man sich mit höchster Vorsicht bewegen sollte. „Außenseiter“ sind nicht automatisch „krank“, aber umgekehrt ist eine psychische Störung nicht immer nur ein mehr oder weniger sympathisches exzentrisches Außenseitertum. Ich bin kein Psychiater und mag schon mal gar keine Diagnose zum „Fall Monk“ abgeben. Nur: Man kommt kaum umhin, Monk als eine Art von lebenslänglichen Pflegefall zu betrachten, der außerhalb seiner Musik oft völlig hilflos war. Und das offenbar aufgrund seiner psychischen Verfassung. Ich war ja mal fast erschrocken, als ich zum wiederholten Mal die Doku Straight No Chaser ansah, und sah, wie ein wie in Trance umherwankender und schräges Zeug redender Monk von seiner Ehefrau umsorgt werden muss und sein Sohn schwer atmend davon erzählt, das sein eigener Vater ihn nicht mehr erkannte.

Sicher, Definitionsfragen, und die Grenzen verschieben sich ständig. Ist auch gut so.

Irgendwo las ich vorhin, dass Nellie mit Monk bei Nica eingezogen sei?

Kann sein, dass sie zeitweise dort lebte. Aber ich glaube, nicht dauerhaft.

Und auch, dass Monk die 300+ Katzen gehasst habe … muss auch nicht viel angenehmer gewesen sein als mit der Saftpresse ;-)

Tja, ist das jetzt eine Komödie oder ein Horrorfilm. ;-)

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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)