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gypsy tail windWobei ich den Text eher wegen den Aussagen über Monks Status in der Black Community interessant finde – dieses Nellie-Bild wird ja im oben verlinkten Interview mit Kelley völlig revidiert und sagt wohl mehr über den Autoren bzw. die gesellschaftlichen Zu- und Umstände aus, in denen der Text entsteht, der Autor sozialisiert wurde.
Du meinst „My schoolmates and I, even nonmusicians, faked all manner of Monk-like eccentricities to prove that we were „heavy“ and „brainy.“?
Mmmmh …? So widersprüchlich finde ich die Aussagen über Nellie Monk gar nicht. Die Frau hinter Monk, ohne die er – zumindest bevor er Pannonica Rothschild traf, hilflos untergegangen wäre. In wie weit Nellie in ihrer Rolle selbstbestimmt war, ob sie in ihrer Zeit und Umgebung überhaupt Alternativen (und welche) hatte, das ist Spekulation.
Selbst für Pannonica Rothschild war der radikale Bruch in ihrem Leben ja keineswegs leicht: Die quasi-Ächtung durch ihre Familie, die Trennung von ihren Kindern, das, was man mindestens noch in den 50ern in den USA auszuhalten hatte, wenn man sich als weiße Frau mit schwarzen Männern einließ, Verfolgungen durch die Boulevard-Presse („Bop-King Charlie Parker stirbt in Suite von Rothschild-Erbin“, sie flog ja mehrmals aus den Hotels, in denen sie lebte), Probleme mit Polizei und Justiz (man kann bei Hannah Rothschild nachlesen: Pannonica stand mindestens einmal mit einem Bein im Gefängnis, aber die Rothschild-Anwälte boxten sie raus). Und Pannonica hatte wenigstens Geld! Sie will aus den Zwängen des auf Reichtum und gesellschaftliche Status fixierten Geldadels ausbrechen, taucht in die Welt der afro-amerikanischen Jazzmusiker, der Außenseiter, und nutzt dazu Mittel, die sie als Angehörige des Geldadels zur Verfügung hat. Ihr Bentley oder Rolls-Royce und ihre Pelzmäntel sind Legende.
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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)