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friedrich
@gypsy-tail-wind: Wäre schön, wenn es eine gute deutschsprachige Übersetzung von THE ONE gäbe, die man unkompliziert im Buchhandel findet. Mal schauen, vielleicht gibt es irgendwo wenigstens das englischsprachige Original. Interessieren würde es mich schon, denn JB ist sicher eine der interessantesten Figuren der – nicht nur schwarzen – PopkulturDie Paperback-Ausgabe kriegt man noch problemlos (die gebundene im UK ev. auch billig – um die 3£, aber ich habe keine Beschreibungen gelesen):
https://www.amazon.de/gp/aw/d/1592407420/
Kann mir nicht vorstellen, dass das auf deutsch erscheint, ist wohl – im Gegensatz zu McBride – zu unsexy.--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaHighlights von Rolling-Stone.deSilvester-Tipp von Phil Collins: Mit „In The Air Tonight“ ins neue Jahr
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Werbung@friedrich: Genau! Zumindest „Sweet Soul Music“ gibt es mittlerweile ja auch auf deutsch – kann ich wärmstens empfehlen. Ist sehr erhellend zur Mentalitäts-wie Produktionsgeschichte von Soul, obendrein anekdotenreich und mit vielen O-Tönen. James Brown tritt vor allem in den Erzählungen von Solomon Burke äußerst anschaulich und nicht unbedingt sympathisch hervor. Motown kommt nicht vor, ist für Guralnick kein richtiger Soul. In „Nowhere To Run“ gibt es ein lesenswertes Brown-Kapitel.
Was „The One“ betrifft, vermute ich auch, dass man da am Englischen nie vorbeikommen wird. Ist für mich immer etwas mühsam, weil ich nicht sprachkundig genug bin, aber bei Popkultur bleibt einem oft nichts anderes übrig, weil es die wirklich wichtigen Bücher oft nicht anders gibt (siehe Soul, von Motown bis Philly – alles nichts, was sich hier bei uns nennenswert verkaufen ließe)
zuletzt geändert von bullschuetz--
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Bei Ebay UK bekommt man die grandiose Doppel-CD James Brown – The Singles 1969-1970 aktuell für 12 Euro inkl. Versand.
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catch-23Bei Ebay UK bekommt man die grandiose Doppel-CD James Brown – The Singles 1969-1970 aktuell für 12 Euro inkl. Versand.
Oh Mann, JB kannte wirklich kein Gnade: Alleine etwa 20 Singles in zwei Jahren! Und btw. ist das ja nur ein Volume (No. 6) einer ganzen Reihe. Das macht das Herz des Komplettisten doch Luftsprünge.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)Auch wenn ich musikalisch schon wieder woanders unterwegs bin, möchte ich diese Platte, die ich letzte Woche nach langer Zeit mal wieder aufgelegt habe, hier erwähnen. Gehört irgendwie in den JB-Kosmos, oder?
Maceo Parker – Roots Revisited (1990)
Damals Maceos erstes Soloalbum nach 15 Jahren und sein erstes nachdem er endgültig bei James Brown aufgehört hatte. Den programmatischen Titel Roots Revisited habe ich damals, als ich die Langspielplatte kaufte, gar nicht verstanden, aber ich verstand sowieso nicht viel von black music im allgemeinen und dem JB-Universum im besonderen. Doch dies ist keine JB-Platte ohne JB! Maceo unternimmt hier tatsächlich eine Bestandsaufnahme dessen, woher das alles überhaupt kommt. Gospel, R&B, früher Soul, Jazz und ein bisschen Funk. Vier covers von Ray Charles, Charles Mingus (!), Curtis Mayfield, Sly Stone, der Standard Over The Rainbow und zwei Maceo-Originale. Und doch klingt das alles wie aus einem Guss – das ist der Humus, auf dem die black music wuchs. Traditionspflege im besten Sinne. Begleitung: u.a. Fred Wesley, Pee Wee Ellis, Don Pullen (huch?) und Bootsy Collins. Übrigens auf einem deutschen Label erschienen.
Children’s World (und ja – da hört man dann doch ein wenig It’s a Man’s World raus …)
Und selbstverständlich ist alles messerscharf gespielt und aufgenommen.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)Bevor ich es vergesse:
Habe zwischen den Jahren angefangen James Browns Autobiografie Godfather Of Soul zu lesen und bin jetzt halb durch.
James Brown – Godfather Of Soul (1986/1997/2014 …)
Das ist ist sicher keine literarische Meisterleistung – aber das habe ich auch nicht erwartet. JB und sein auf dem Cover uncredited ghostwriter Bruce Tucker geben einen eher lakonischen und – natürlich! – subjektiv geprägten Abriss von James Browns Karriere. Interessant sind aber schon mal die zwei Einleitungen und das Vorwort von Al Sharpton (JBs Manager von 1973-80) und Karen Hunter, die im Grunde die Frage stellen: Wer war James Brown wirklich? Die Antwort müssen sie natürlich schuldig bleiben.
JB erzählt von seiner Kindheit – heute würde man sagen – in zerütteten Familienverhältnissen, die Jugend als Laufbursche eines Bordells und seiner Karriere als Kleinkrimineller. Wobei: die Grenze zwischen Kriminalität und „Geschäftemachen“ durch Scharzbrennerei, Prostitution und ein bisschen Diebstahl und Hehlerei war damals im Süden der USA offenbar fließend, solange alle davon profitierten und man sich mit der Polizei arrangierte. Für JB war das wohl eine der wenigen Möglichkeiten, überhaupt mal an ein bisschen Geld zu kommen – etwas, was ihn wahrscheinlich nicht von vielen anderen Afro-Amerikanern unterschied. Man durfte sich halt nicht erwischen lassen. Die Konsequenz für JB war aber eine lange Haftstrafe, die glücklicherweise größtenteils zur Bewährung ausgesetzt wurde. In einem der wenigen Wertungen, die JB im Buch vornimmt, schreibt er „Wenn man einem Menschen keine Möglichkeit gibt, eine anständige Schulbildung zu bekommen, dann darf man ihn auch nicht wegen Blödheit ins Gefängnis werfen. Das haben sie (…) getan – mich wegen meiner Blödheit ins Gefängnis geworfen.“
Was treibt JB an? Flieht er vor den Verhältnissen, aus denen er stammte, oder hat er ein Ziel vor Augen? Es gibt etwas, das ihn begeistert: die Musik und die umherziehenden Zirkusshows – wobei sich beides miteinander vermischt. Sein großes Vorbild ist Louis Jordan, der nicht nur ein großer Musiker, sondern vor allem auch ein großer showman ist. Und das ist der Weg, auf den auch JB sich begibt.
Wir erfahren, wie JB sich jahrelang im chitlin circuit abmüht, sich von der Postion des Schlagzeugers als leader der Famous Flames durchsetzt, meist ständig on the road mit hunderten von one-nighters im Jahr. Zwar hat er mit Please, Please, Please einen Plattenhit, aber das bedeutet nicht den Durchbruch, denn entscheidend ist auf der Bühne, wo man unter vielen teils in der gleichen show auftretenden acts die Gunst des Publikums gewinnen muss. Da guckt einer vom anderen ab und versucht ihn zu übertreffen, da gibt es JBs Rivalität mit Little Richard – bis der sich aus dem show business zurückzieht.
Es dauert Jahre bis sich JB aus dem Süden bis in die heiligen Hallen des Apollo Theatre in Harlem hochgearbeit hat. Sein gegen den Willen seines Managements und von ihm selbst finanziertes Live-Album ist dann 1962 endlich der Durchbruch. Da war er schon mehr als 6 Jahre im Geschäft.
Interessant ist aber nicht nur das, was JB schreibt, sondern auch das, was er nicht schreibt. Seine erste Eheschließung und -scheidung erwähnt er in ein-zwei Sätzen, die Geburt seiner ersten beiden Kinder nur nebenbei. Bei den anderen Frauen, mit denen er ein Verhältnis hatte (meist Mitglieder seiner show) verliert man schnell den Überblick (er geht darauf auch gar nicht weiter im Detail ein), außer dass er wohl auch Verhältnisse mit Aretha Franklin und Tammy Terrell hatte. Auch die Mitglieder seiner Band werden nur hier und da mal erwähnt – viel wichtiger waren ihm offenbar seine Manager und Plattenbosse. Und er scheint sich an alle Details seiner shows und Plattenaufnahmen zu erinnern. Völlig klar, wo für JB die Priotitäten liegen.
Und jetzt bin ich überrascht, wie viel ich nur der ersten Hälfte dieses eigentlich etwas schlichten Buches abgewinnen kann. Aber klar – vieles davon ist auch Interpretation und Wertung meinerseits, denn dazu lässt das Buch Raum.
Teil 2 folgt.
Parallel gehört:
James Brown – Roots Of A Revolution (1956 – 1964)
Eine 2-CD Compi mit Dutzenden Aufnahmen, die JB von 1956 – 64 gemacht hat. Ausgelassen werden dabei Hits wie Try Me oder Please, Please, Please, die man aber auf anderen Compis findet. Das ist durchgehend gut, nicht immer herausragend, aber manchmal großartig. Schön ist, wie man hier die Entwicklung von einem passablen Doo Wop, Traditional Pop und R&B, zu einem selbstbewusstem Soul, der die Wurzeln zum Funk in sich trägt, verfolgen kann. Das gewinnt nach und nach immer mehr Kontur und Schärfe. Was für lange Wege James Brown dafür gegangen ist!
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)James Brown – Godfather Of Soul (1986/1997/2014 …)
Ein Mann will nach oben – Teil 2
JB‘s Autobiografie eilt nach seinem Durchbruch 1963 im Staccato von Erfolg zu Erfolg.
Die Venues der JB Show werden immer größer, JB schafft den Sprung zum weißen Publikum und er zieht aus dem Süden in den Norden nach NYC. Aus dem Cadillac, mit dem er von Show zu Show reist, wird ein Lear Jet. JB tritt in Europa auf, JB kauft den Radiosender, vor dessen Tür er als Junge Schuhe geputzt hat. Nebenbei gibt es die Trennung von seiner damaligen Lebensabschnittspartnerin Denise.JB ist jetzt in den 30ern und bekommt körperlich zu spüren, was das Leben als ständig tourender Entertainer ihm abverlangt. Um den Flüssigkeitsverlust nach Shows auszugleichen, lässt er sich eine intravenöse Kochsalzlösung legen.
Die „Rassenfrage“ spitzt sich in dieser Zeit zu, die USA verwickeln sich in den Vietnamkrieg. JB bekennt zwar, dass er nie an einer politischen Wahl teilgenommen hat, er sieht sich als erfolgreicher afro-american aber als Vorbild und spokesman der black community und scheint beim politischen establishment ein und aus zu gehen. Das zeigt sich auch in seiner Musik. Emblematisch dafür ist Say It Loud, I‘m Black And I‘m Proud, das aber wiederum Teile des weißen Publikums verprellt. Unmittelbar nach der Ermordung von Martin Luther King im Jahr 1968 lässt er in Boston in Absprache mit dem Bürgermeister eine seiner shows live im Fernsehen übertragen, damit die black community vor dem Fernseher sitzen bleibt statt auf die Straße zu gehen und dort sich selbst oder andere in Gefahr bringt – die ihm dadurch entgangen Eintrittsgelder lässt er sich danach aber ersetzen.
JB ist in Europa, in Asien, spielt für die GIs in Vietnam. 1968 nimmt er ein zweites Live-Album im Apollo auf, ein Doppelalbum, das auch wieder ein großer Erfolg ist. Und JB trennt sich von den Famous Flames, der Gesangsgruppe als deren Mitglied er angefangen hatte. Knappe Erkärung: Sie konnten gut tanzen, aber eigentlich nicht besonders gut singen.
Kein Zweifel, JB ist Soul Brother No. 1.: Amerikas erster Black Superhero!
Die Knappheit, in der JB viele Ereignisse seines Lebens schildert und wie er die Schwerpunkte setzt, Persönliches meist nur nebenbei erwähnt, während er seinem „Geschäft“ und seiner Erfolgsbilanz weit mehr Raum einräumt, lässt den Leser fast zwangsläufig zweifeln, ob das denn die ganze Wahrheit ist und fordert Interpretationen und Spekulationen geradezu heraus. Wovon spricht er eigentlich: Vom Menschen James Brown oder vom „Geschäft“ James Brown?
Der Soundtrack hierzu ist Foundations Of Funk – A Brand New Bag : 1964-1969. @gypsy-tail-wind hat diese Compilation ab hier schon dokumentiert und auch ich hatte mich dazu schon gäußert. Aber noch mal: 27 Tracks aus 5 Jahren, 150 min Laufzeit und damit ungefähr das Equivalent von 4 Alben – und das sind nur die Höhepunkte aus dieser Zeit! Aber sie zeichnen eine aberwitzige Entwicklung in JB‘s Musik. Von noch relativ konventioneleln Stücken mit Songstruktur (Strophe, Refrain …) führt das zu Tracks, die in kleinste elektrisch aufgeladene Partikel zerlegt werden, die rhythmisch so raffiniert und scharf akzentuiert werden, dass sie über teils fast 10 min wie unter Strom zucken. Der Beitrag von James Brown als Sänger geht dabei eigentlich immer weiter zurück, manchmal bestehen die lyrics ja fast nur noch aus dem Songtitel, oft kreischt und ächzt auch nur noch. Er wird immer mehr zum Stichwortgeber und Antreiber seiner Band.
Man könnte das als eine Form von Primitivismus abtun, ohne damit den Kern zu treffen. Man könnte auch von Minimalismus sprechen. Oder man könnte es klischeehaft als den organisierten Wahnsinn bezeichnen. Aber irgendwie stimmt das auch, es ist die präzise Hysterie und sicher liegt in diesem Paradox auch ein Teil des Reizes. In jedem Fall hat die Musik eine einzigartige Intensität, Druck und Dynamik, Sturm und Drang, strahlt so viel Selbstbewusstsein und Kraft aus, dass man sogar selber glauben möchte: JB kann wirklich alles!
Hatte ich wohl schon mal gepostet, aber kann man ruhig noch mal hören:
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)></div>
<div>Ist das dieselbe wie die hier, @friedrich? Die hab ich, wundere mich aber, wie die sich auf zwei Bände strecken lässt. Gab es da womöglich eine gekürzte Fassung? Weiß dazu jemand was?
zuletzt geändert von bullschuetz--
bullschuetz></div>
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Ist das dieselbe wie die hier, @friedrich? Die hab ich, wundere mich aber, wie die sich auf zwei Bände strecken lässt. Gab es da womöglich eine gekürzte Fassung? Weiß dazu jemand was?Nein, das ist das gleiche Buch, nur eine andere Ausgabe, vielleicht auch eine andere Übersetzung. Wie findest Du das Buch, @bullschuetz?
Die Einteilung in Teil 1 und 2 (und ein dritter folgt noch) habe ich selbst und nur für diesen thread vorgenommen um das in konsumentenfreundlichen Häppchen servieren zu können. Ich habe das Buch schon über die Feiertage gelesen und versuche das hier etwas zu rekapitulieren. Mir ist klar, dass ich da keine großen Neuigkeiten verbreite. Aber für mich ist das ein Weg der Annäherung und der Versuch das Phänomen James Brown zu begreifen. Vielleicht regt das ja auch zu der einen oder andere Wortmeldung an?
Btw. Ich habe mir inzwischen auch The One von R.J. Smith besorgt. Konnte erst kurz reinlesen (hier liegt noch einiges anderes Ungelesenes rum), aber die ersten Seiten wirken sehr vielversprechend – und sind mit den Kenntnissen meines inzwischen schon einige Jahrzehnte zurückliegenden Englisch-Leistungskurses + etwas Alltags-Kauderwelsch + passivem Internet-English eigentlich ganz gut zu verstehen.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)Die Autobiographie finde ich interessant, aber es ist wie bei Miles Davis, Bob Dylan und vielen anderen: eine unzuverlässige Quelle und, wie Du schreibst, oft genauso aufschlussreich durch das, was fehlt, wie durch das, was vorkommt. Der Tonfall ist seltsam, teilweise irgendwie staatsmaennisch, dazu dieses „Mr. Nathan“ hier, „Mr. Nathan“ da. Für mich liest sich das wie der Text eines Mannes, der versucht, die Kontrolle zu bewahren und das Chaos, die Abgründe, die Einsamkeit seines Lebens im Zaum zu halten. Insofern: ein Text, der dazu einlädt, zwischen den Zeilen zu lesen.
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Hab jetzt nochmal nachgeschaut: In meiner Ausgabe fehlen die Gastbeitraege von Sharpton und Hunter, dafür gibt es bei mir ein lesenswertes Nachwort von David Marsh.
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bullschuetzDie Autobiographie finde ich interessant, aber es ist wie bei Miles Davis, Bob Dylan und vielen anderen: eine unzuverlässige Quelle und, wie Du schreibst, oft genauso aufschlussreich durch das, was fehlt, wie durch das, was vorkommt. Der Tonfall ist seltsam, teilweise irgendwie staatsmaennisch, dazu dieses „Mr. Nathan“ hier, „Mr. Nathan“ da. Für mich liest sich das wie der Text eines Mannes, der versucht, die Kontrolle zu bewahren und das Chaos, die Abgründe, die Einsamkeit seines Lebens im Zaum zu halten. Insofern: ein Text, der dazu einlädt, zwischen den Zeilen zu lesen.
Sehr schön auf den Punkt gebracht, bullschuetz! An die Miles Bio erinnere ich mich nicht mehr so recht, Dylans Chronicles sind offensichtlich bruchstückhaft und springen in meiner Erinnerung auch chronologisch beliebig hin und her. Da erwartet man gar kein vollständiges Bild. Bei JB hatte ich aber den Eindruck, dass der Mann sich als die Person darstellt, die er gerne gewesen wär. Was ihm aber nur unvollständig gelingt.
„Mr. Nathan“ ist Syd Nathan, der Gründer und Boss von King Records (JBs Label in den 50ern und 60ern), selbst wohl ein sehr ehrgeiziger und wenig zimperlicher Charakter. Mit dem hat JB sich wohl immer wieder gefetzt – hatte dann aber gemeinsam mit ihm Erfolg. Offenbar hatten sich da zwei ideale Sparringspartner gefunden. JB scheint sich gerne mit den wirtschaftlich Erfolgreichen zu umgeben, aber das Allergrößte ist für ihn wenn er mit den politischen Machthabern verkehrt. Vize-Präsident Humphrey und sogar Präsident Nixon. Da hat man das Gefühl, JB ist da angekommen, wo er hin will.
bullschuetzHab jetzt nochmal nachgeschaut: In meiner Ausgabe fehlen die Gastbeitraege von Sharpton und Hunter, dafür gibt es bei mir ein lesenswertes Nachwort von David Marsh.
Meine Ausgabe hat zwei Einleitungen, ein Vorwort, einen Epilog und ein Nachwort. Und in meiner Erinnerung stellen alle die Frage: Wer war JB wirklich?
zuletzt geändert von friedrich--
„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)Tja, @gypsy-tail-wind hat’s ja schon immer gesagt: Wir sollen „The One“ lesen.
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bullschuetzTja, @gypsy-tail-wind hat’s ja schon immer gesagt: Wir sollen „The One“ lesen.
Werde ich auch machen. Dennoch ist die Auto-Bio in Ihrer Art sehr aufschlussreich.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)Absolut!
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Schlagwörter: funk, James Brown, Minister of The New New Super Heavy Funk, Mr. Dynamite, Soul Brother #1, The Godfather of Soul, The Hardyest Working Man in Show Business
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