James Brown

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  • #10290959  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

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    wahr

    friedrich
    Must have!

    Ich denke, wenn man die „Star Time“-Box hat, braucht man „Foundations Of Funk“ nicht. Für mich die perfekte JB-Box.

    Star Time habe ich nicht und kann dmnstsprd nichts dazu sagen. Foundation ist aber so oder so klasse, was Auswahl der trx, der jeweiligen takes und das sequencing betrifft. Das ergibt für eine Compi hier eine ganz spannende und tolle Dramaturgie.

    gypsy-tail-windHm, doch, „Foundations of Funk“ ist DIE JB-Compilation, denke ich … die Überschneidungen halten sich erfreulicherweise in Grenzen bzw. man hört meist andere Versionen der Stücke, wenn sie denn doppelt vorhanden sind …
    @friedrich: Hast Du gemerkt, dass „Cold Sweat“ eine Art Cover-Version von „So What“ ist?

    Nein, habe ich nicht bemerkt, aber jetzt, wo Du’s sagst … Das kürzelhafte repetitive Motiv, ja stimmt irgendwie.

    Eine andere und Sache fiel mir natürlich auch auf, vielleicht schon eine Binsenweisheit und deshalb hatte ich es auch nicht erwähnt: Umgekehrt wird bei FOF, bei den ausgedehnten, auf- und abschwellenden jam grooves erkennbar, was JB für einen Einfluss auf den elektrischen Miles hatte. Das hört man sogar schon bei Silent Way, auch wenn das da viel smoother klingt als bei JB, aber natürlich vor allem bei On The Corner, Jack Johnson etc. ff. Das ist bei JB wie bei Miles ein brodelnder Hexenkessel, vom leader auf Temperatur gehalten und nur durch ein paar Signale dirigiert und akzentuiert. Die kleinen vokalen Einwürfe von JB, nur ein Hit it!, ein Get up! oder sogar nur ein Ächzen oder Kreischen – mehr ist das ja oft gar nicht! – das erinnert mich manchmal sogar an die Art, wie Miles auch bloß hier und dort eine paar Töne auf der Trompete in das Gebräu wirft. Und trotzdem ist das doch ganz die Musik von JB und Miles!

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    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
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    #10290969  | PERMALINK

    wahr

    Registriert seit: 18.04.2004

    Beiträge: 14,806

    gypsy-tail-windHm, doch, „Foundations of Funk“ ist DIE JB-Compilation, denke ich … die Überschneidungen halten sich erfreulicherweise in Grenzen bzw. man hört meist andere Versionen der Stücke, wenn sie denn doppelt vorhanden sind …

    Ok, das klingt ganz gut. Ich dachte, mehrheitlich wären es die selben Versionen wie auf „Star Time“.

    #10291047  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,879

    wahr

    gypsy-tail-windHm, doch, „Foundations of Funk“ ist DIE JB-Compilation, denke ich … die Überschneidungen halten sich erfreulicherweise in Grenzen bzw. man hört meist andere Versionen der Stücke, wenn sie denn doppelt vorhanden sind …

    Ok, das klingt ganz gut. Ich dachte, mehrheitlich wären es die selben Versionen wie auf „Star Time“.

    Es sind u.a. die langen jams, die für mich den Unterschied machen. Ain’t it Funky, Mother Popcorn u.a., danach möchte ich irgendwelche edits (wie z.B. auch auf der 40th Anniversary 2 CD-Compi) nicht mehr hören. Und das sequencing ist auch toll, die non-hits fügen sich super in die Dramaturgie – das treibt dich langsam in den Wahnsinn. Mehr kannste von einer Compi nicht verlangen!

    Auch edits von Sex Machine (das allerdings nicht auf FOF drauf ist) sind not the real stuff.

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #10295569  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,879

    Compilations sind oft besser als ihr Ruf. Diese steht bei mir schön längere Zeit im Regal:

    The J.B.’s – Funky Good Time : The Anthology (Compilation 1995)

    30 trx von 1970-1976 auf 2 C.D.’s ;-) , meist instrumentals unter nominell unterschiedlicher leadership von The J.B.’s, Fred Wesley an the J.B.’s, Maceo & The Macks u.a. aber fast immer mit mindestens einem co-writer credit von Meister James Brown höchstselbst, auch fast alles von ihm produziert und hier und da sitzt er auch an der Orgel, hinter den drums oder gibt auch mal seinen vokalen Senf dazu.

    Sowas wie der instrumentale sidekick zu James Brown, auf dem vor allem die Bläser mehr Raum bekommen. Teils wird es sogar jazzig und das cover von Herbie Hancocks Watermelon Man ist einer der Höhepunkte.

    Selbst wenn die J.B.’s auch einige Charterfolge hatten, gibt es hier vieles zu hören, was niemals im Kanon – ich sag mal – der üblichen JB-Hits ankam. Auch geht es nicht immer so direkt nach vorne und voll auf die 12 (oder 1), sondern nimmt sich auch mal die Freiheit, es etwas entspannter angehen zu lassen oder klingt wie eine Single B-Seite. Aber gerade das macht für mich einen großen Reiz aus. Und ja – hier hört man auch deutlich, was für eine großartige Band mit großartigen Solisten JB mit den J.B.’s hatte.

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    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #10295811  | PERMALINK

    minos

    Registriert seit: 02.06.2008

    Beiträge: 10,745

    friedrich

    minosGeht das Werk auch auf den Verbrecher James Brown ein? Oder sind seine kriminellen Handlungen vor und während(!) seiner großen Karriere nach Meinung des Autors nur logische Folge seiner schweren Kindheit?

    Vor, während und nach! Und selbst nach seinem Tod stritten und streiten sich seine Erben (oder solche, die sich dafür halten) vor Gericht um seinen Nachlass.
    Deine Frage kann ich nicht beantworten, da ich das Buch noch nicht gelesen habe. Aber ich vermute, dass James McBride in seinem Buch versucht, die Person James Brown in allen seinen Facetten zu beleuchten – und James Browns Konflikte mit Gesetz und Steuerbehörden sind ja Teil seiner Legende.

    Danke für die Auskunft @friedrich! Ich habe komplett nur eine Autobiographie von James Brown gelesen, in der er sich – bis auf seine Jugend – sehr positiv darstellt, habe aber auch schon sehr viel Negatives über ihn (von anderen Autoren oder Leuten, de mit ihm damals zu tun hatten) aufgeschnappt.

    zuletzt geändert von minos

    --

    #10295913  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,879

    minos

    friedrich

    minosGeht das Werk auch auf den Verbrecher James Brown ein? Oder sind seine kriminellen Handlungen vor und während(!) seiner großen Karriere nach Meinung des Autors nur logische Folge seiner schweren Kindheit?

    Vor, während und nach! Und selbst nach seinem Tod stritten und streiten sich seine Erben (oder solche, die sich dafür halten) vor Gericht um seinen Nachlass.
    Deine Frage kann ich nicht beantworten, da ich das Buch noch nicht gelesen habe. Aber ich vermute, dass James McBride in seinem Buch versucht, die Person James Brown in allen seinen Facetten zu beleuchten – und James Browns Konflikte mit Gesetz und Steuerbehörden sind ja Teil seiner Legende.

    Danke für die Auskunft @friedrich! Ich habe komplett nur eine Autobiographie von James Brown gelesen, in der er sich – bis auf seine Jugend – sehr positiv darstellt, habe aber auch schon sehr viel Negatives über ihn (von anderen Autoren oder Leuten, de mit ihm damals zu tun hatten) aufgeschnappt.

    Hallo @minos,

    von der Autobiografie habe ich gehört, kenne sie aber nicht. Autobiografien ist wahrscheinlich in den wenigsten Fällen zu trauen, denn dort entwirft der Autor das Bild von sich selbst, das er in der Öffentlichkeit sehen will. Andererseits könnte gerade das genau deswegen interessant sein. Es wundert mich nicht im geringsten, das JB sich selbst in den schönsten Farben malt. Kannst Du sonst noch was von der Autobiografie von JB erzählen?

    Ich habe den McBride noch nicht durch. Mein Zwischenbericht fällt etwas skeptisch aus: McBride hat mit einigen JB-Weggefährten (Jugendfreund, letztes lebendes Mitglied der Famous Flames, JBs erste Frau, Manager oder Steuerberater …) gesprochen, die – ich sag mal – einen Stimmungsbericht zu JB abgeben. Das bleibt meist etwas unscharf, McBride interpretiert das auch immer ein wenig aus seiner Perspektive, so dass ich nicht weiß, inwieweit man das als harte Fakten nehmen darf. Ob sich am Ende des Buches daraus ein mehr oder weniger vollständiges Bild der Figur JB ergibt, kann ich noch nicht sagen.

    Werde später berichten.

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #10318943  | PERMALINK

    stefane
    Silver Stallion

    Registriert seit: 24.07.2006

    Beiträge: 6,775

    Bayern 2, 12.11.2017, 22.05 – 23.00 Uhr – James Brown: Black & proud & missverstanden

    Zur Abrundung der Diskussion hier zum James Brown-Buch von James McBride mag vielleicht eine Sendung von Klaus Walter heute abend auf Bayern 2 dienen:

    Bayern 2
    Sonntag, 12.11.2017
    Zündfunk Generator
    22.05 – 23.00 Uhr
    James Brown: Black & proud & missverstanden
    Eine Spurensuche von Klaus Walter

    Bayern 2 schreibt dazu in der Sendungsankündigung:
    „Wenn es um James Brown geht, kennt der afroamerikanische Autor James McBride keine Angst vor Superlativen: „Die wohl am meisten missverstandene und falsch dargestellte afroamerikanische Persönlichkeit der letzten dreihundert Jahre“, sei der Mann, den sie den Godfather of Soul nennen. Oder den Hardest Working Man in Showbiz. Oder einfach Mr. Dynamite. In seinem Buch „Black and proud: Auf der Suche nach James Brown und der Seele Amerikas“ versucht der preisgekrönte Autor James McBride aufzuräumen mit den Missverständnissen, den falschen Darstellungen und den Legenden. Tatsächlich schaut James McBride in den einen oder anderen Abgrund der amerikanischen Seele und in die faszinierende Geschichte der afroamerikanischen Soul Music. Für seine Biographie begibt sich der Autor auf Spurensuche, vor allem im Süden der USA. Von diesem Süden zeichnet er ein archaisches Bild: rabiat, rassistisch, rückständig. McBride spricht mit Weggefährten, Freunden, Verwandten, Musikern und einigen Ex-Frauen von James Brown. So entsteht das Puzzle eines außergewöhnlichen Lebens. In unserem heutigen Generator „James Brown: Black & proud & missverstanden“ kommt James McBride ausgiebig selbst zu Wort, er spricht über den jungen James, den Shoe Shine Boy, über James Brown, den Muster-Selfmade Man des Black Capitalism, über den Millionär J.B., der niemandem traut und dicke Dollarbündel im Garten vergräbt oder so gut versteckt, dass er sie selbst nicht mehr findet. Es geht um Pompadourfrisuren unter Trockenhauben, um Sexismus und Gewalt und um die langen Schatten von Sklaverei und Segregation. Und natürlich: um Soul Power.“

    --

    "Bird is not dead; he's hiding out somewhere, and will be back with some new shit that'll scare everybody to death." (Charles Mingus)
    #10319015  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,879

    stefaneBayern 2, 12.11.2017, 22.05 – 23.00 Uhr – James Brown: Black & proud & missverstanden
    Zur Abrundung der Diskussion hier zum James Brown-Buch von James McBride mag vielleicht eine Sendung von Klaus Walter heute abend auf Bayern 2 dienen:
    Bayern 2
    Sonntag, 12.11.2017
    Zündfunk Generator
    22.05 – 23.00 Uhr
    James Brown: Black & proud & missverstanden
    Eine Spurensuche von Klaus Walter
    Bayern 2 schreibt dazu in der Sendungsankündigung:
    „Wenn es um James Brown geht, kennt der afroamerikanische Autor James McBride keine Angst vor Superlativen: „Die wohl am meisten missverstandene und falsch dargestellte afroamerikanische Persönlichkeit der letzten dreihundert Jahre“, sei der Mann, den sie den Godfather of Soul nennen. Oder den Hardest Working Man in Showbiz. Oder einfach Mr. Dynamite. In seinem Buch „Black and proud: Auf der Suche nach James Brown und der Seele Amerikas“ versucht der preisgekrönte Autor James McBride aufzuräumen mit den Missverständnissen, den falschen Darstellungen und den Legenden. Tatsächlich schaut James McBride in den einen oder anderen Abgrund der amerikanischen Seele und in die faszinierende Geschichte der afroamerikanischen Soul Music. (…)“

    Thx 4 the tip!

    Ich habe den McBride inzwischen ja gelesen, finde das Buch aber etwas durchwachsen. Bruchstückhaft und unfokussiert – aber das wäre an sich noch nicht so schlimm. Doch der Autor mischt sich selber sehr in das Geschehen ein und scheint mir etwas voreingenommen. Einige Anekdoten werden bis zur Ermüdung durchgekaut, während woanders riesige Lücken klaffen. Oft ist das interessant, manchmal aber auch redundant und fast platt. Fast am Ende gibt es ein Kapitel über – ich glaube – einen Enkel von JB, „einen der vielversprechendsten jungen Golfer des Südens“ mit Collegeabschluss pipapo. Für McBride ist das das Leben, das JB selbst gerne geführt hätte. Na ja …

    Mal hören, was er im Radio dazu sagt.

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #10319177  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,879

    Ich fand die Radiosendung besser als das Buch. Knapper, besser auf den Punkt gebracht – und sie verschweigt auch nicht, das James McBride hier und da willkürlich unterschiedlich gewichtet.

    Mein Gott, wie lang und breit walzt McBride im Buch die Geschichte über die Streitigkeiten um JBs Erbe aus? Dabei wollte JB doch nur das Beste für die Kinder, aber böse gierige Anwaltskanzleien, tatsächliche oder vermeintliche Ex-Frauen zerstören sein Lebenswerk! Nur ein paar Aufrechte kämpfen noch für die Gute Sache, darunter natürlich JMcB selbst. Dabei hat JB das Chaos selbst angerichtet und man sollte sich bei der Größe des zu verteilenden Kuchens nicht wundern, dass sich darüber manche Leute gegenseitig die Augen auskratzen. Auch wenn es traurig ist.

    Irgendwie ist das ja auch schon wieder eine Konsequenz der Persönlichkeit und der Lebensumstände von JB, dass er am Ende einen kolossalen Trümmerhaufen hinterlässt. „Kill’em and leave!“: Hat er selbst gesagt.

    Aber das ist eigentlich nur ein Detail.

    Die These, dass JB missverstanden wird? Sicher, er ist für viele und wahrscheinlich vor allem für viele weiße Nordamerikaner nur „ein Mann, der singt und tanzt“ und fügt sich damit in das Bild des gutmütigen, lustigen und etwas dummen schwarzen Entertainers ein. Aber gerade mit seinem sozialen und politischen Engagement (so ungeschickt da manchmal auch war) hat er doch genau das Gegenteil bewiesen und – das sagt selbst McB – viele vor den Kopf gestoßen. Ich kenne mich ja nicht besonders gut aus, aber selbst für mich ist JB eine / die Verkörperung von Black Pride – und das höre ich in jedem „Hit It!“, jedem „Get On Up!“ aus seinem Munde und in jedem funky beat seiner Band.

    Edit:

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #10319845  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,879

    Noch ein paar Worte hierzu:

    James McBride – Black And Proud (2016)

    Vorweg: Dieses Buch ist keine Biografie von James Brown. James McBride hat mit Menschen aus dem Umfeld JBs (Jugendfreund, Ex-Mitglied der Famous Flames, Ex-Frau, Ex-Manager und späteren Bürgerrechtler, Pee Wee Ellis und andere mehr) gesprochen und strickt daraus seine Interpretation des Phänomens James Brown, wie er wurde, was er war und was er in der amerikanischen Gesellschaft und Kultur für eine Bedeutung hat. Das ist oft interessant und gibt Einblicke in die black community und die gespaltene us-Gesellschaft und beschreibt den Humus der Südstaaten, aus dem James Brown sich von ganz unten hocharbeitete – wenn es sein musste mit dem Kopf durch die Wand und entsprechenden Kollateralschäden.

    Leider sammelt JMcB diese Erzählungen nicht nur, sondern interpretiert und gewichtet sie subjektiv, mischt sich selbst in die Geschichte ein und scheint sie absichtlich in eine Richtung zu lenken. Auf manchen Dingen reitet er übertrieben herum (die Erbstreitigkeiten …) bis es redundant wird. Manchmal habe ich auch das Gefühl, ich erfahre mehr über die Gesprächspartner JMcBs und den Autor selbst, als über James Brown. Und dann gibt JMcB auch manchmal seine persönliche Meinung zum Besten – das Biopic GET ON UP hält sich nicht immer an die Wahrheit, der weiße Mann hat dem schwarzen Mann die Musik geklaut, Funk spielen ist harte Arbeit, Anwälte und Politiker sind alle gierig und korrupt … – nun ja, das mag stimmen, aber großartige Erkenntnisse sind das nicht.

    Ich verstehe nicht so ganz, was JMcBs These ist. Im oben erwähnten Radio-Feature behauptet JMcB, dass JB ein missverstandener Künstler gewesen sei. Wieso eigentlich? Ich habe nicht den Eindruck, dass JMcB ein völlig neues Bild von JB entwirft. JB war tief geprägt von Armut, Rassismus und Gewalt und getrieben von dem Willen, dem zu entkommen? Aha? JB war ein genialer aber einsamer Tyrann? Na sowas!

    Ich will nicht verschweigen, dass ich mit diesem Urteil über Black & Proud ziemlich allein da stehe, denn das Buch wird sonst fast durchgehend hoch gelobt. Vielleicht habe ich einfach was missverstanden. Vielleicht wollte ich auch einfach nur ein anderes Buch lesen.

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #10326055  | PERMALINK

    bullschuetz

    Registriert seit: 16.12.2008

    Beiträge: 2,113

    friedrichNoch ein paar Worte hierzu: James McBride – Black And Proud (2016) Vorweg: Dieses Buch ist keine Biografie von James Brown. James McBride hat mit Menschen aus dem Umfeld JBs (Jugendfreund, Ex-Mitglied der Famous Flames, Ex-Frau, Ex-Manager und späteren Bürgerrechtler, Pee Wee Ellis und andere mehr) gesprochen und strickt daraus seine Interpretation des Phänomens James Brown, wie er wurde, was er war und was er in der amerikanischen Gesellschaft und Kultur für eine Bedeutung hat. Das ist oft interessant und gibt Einblicke in die black community und die gespaltene us-Gesellschaft und beschreibt den Humus der Südstaaten, aus dem James Brown sich von ganz unten hocharbeitete – wenn es sein musste mit dem Kopf durch die Wand und entsprechenden Kollateralschäden. Leider sammelt JMcB diese Erzählungen nicht nur, sondern interpretiert und gewichtet sie subjektiv, mischt sich selbst in die Geschichte ein und scheint sie absichtlich in eine Richtung zu lenken. Auf manchen Dingen reitet er übertrieben herum (die Erbstreitigkeiten …) bis es redundant wird. Manchmal habe ich auch das Gefühl, ich erfahre mehr über die Gesprächspartner JMcBs und den Autor selbst, als über James Brown. Und dann gibt JMcB auch manchmal seine persönliche Meinung zum Besten – das Biopic GET ON UP hält sich nicht immer an die Wahrheit, der weiße Mann hat dem schwarzen Mann die Musik geklaut, Funk spielen ist harte Arbeit, Anwälte und Politiker sind alle gierig und korrupt … – nun ja, das mag stimmen, aber großartige Erkenntnisse sind das nicht. Ich verstehe nicht so ganz, was JMcBs These ist. Im oben erwähnten Radio-Feature behauptet JMcB, dass JB ein missverstandener Künstler gewesen sei. Wieso eigentlich? Ich habe nicht den Eindruck, dass JMcB ein völlig neues Bild von JB entwirft. JB war tief geprägt von Armut, Rassismus und Gewalt und getrieben von dem Willen, dem zu entkommen? Aha? JB war ein genialer aber einsamer Tyrann? Na sowas! Ich will nicht verschweigen, dass ich mit diesem Urteil über Black & Proud ziemlich allein da stehe, denn das Buch wird sonst fast durchgehend hoch gelobt. Vielleicht habe ich einfach was missverstanden. Vielleicht wollte ich auch einfach nur ein anderes Buch lesen.

    Ganz allein bist Du nicht mit dem Urteil. Ich war, zumal nach all den Vorabhymnen, auch etwas enttäuscht. Beim Lesen habe ich mir überlegt, ob es aus verschiedenen journalistischen Arbeiten zusammengestückelt war. Das Kapitel über PeeWee Ellis ist toll, aber dann gibt es wieder Passagen, bei denen man sich fragt: Hat er mit diesen Leuten bloß gesprochen, weil er andere nicht gekriegt hat? Irritierend auch der sehr lässige, bisweilen nachgerade pfuschig laxe Umgang mit Datierungen und Fakten. Und der Streit ums Erbe ist überproportioniert. Und die komische Gruselgeschichte mit dem Verwandten, die mehr von McBride handelt als von Brown – wozu soll die letztlich gut sein? Und … Ach, jede Menge Einwände. Sicher nicht das amtliche Buch, das man lesen sollte, wenn man sich über JB kundig machen will, wenngleich als Ergänzung brauchbar.

    --

    #10326129  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 67,069

    Ich sagte es ja schon: lest doch besser „The One“ …

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #10326265  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,879

    bullschuetzGanz allein bist Du nicht mit dem Urteil. Ich war, zumal nach all den Vorabhymnen, auch etwas enttäuscht. Beim Lesen habe ich mir überlegt, ob es aus verschiedenen journalistischen Arbeiten zusammengestückelt war. Das Kapitel über PeeWee Ellis ist toll, aber dann gibt es wieder Passagen, bei denen man sich fragt: Hat er mit diesen Leuten bloß gesprochen, weil er andere nicht gekriegt hat? Irritierend auch der sehr lässige, bisweilen nachgerade pfuschig laxe Umgang mit Datierungen und Fakten. Und der Streit ums Erbe ist überproportioniert. Und die komische Gruselgeschichte mit dem Verwandten, die mehr von McBride handelt als von Brown – wozu soll die letztlich gut sein? Und … Ach, jede Menge Einwände. Sicher nicht das amtliche Buch, das man lesen sollte, wenn man sich über JB kundig machen will, wenngleich als Ergänzung brauchbar.

    Thx, @bullschuetz für Deine Einschätzung. Du hast das Buch offenbar recht ähnlich gelesen wie ich. Eigenartig, dass die allermeisten Pressestimmen trotz dieser offensichtlichen Defizite des Buches zu einer völlig anderen Einschätzung kommen. Und die Leser scheinen das auch größtenteils völlig zu übersehen. Manchmal dachte ich, warum hat da der Lektor nicht eingegriffen?

    Das Kapitel mit Pee Wee Ellis muss ich noch mal lesen. Zwischenzeitlich sank beim Lesen mein Aufmerkksamkeitspegel, so dass ich inzwischen schon wieder einiges vergessen habe.

    @gypsy-tail-wind: Wäre schön, wenn es eine gute deutschsprachige Übersetzung von THE ONE gäbe, die man unkompliziert im Buchhandel findet. Mal schauen, vielleicht gibt es irgendwo wenigstens das englischsprachige Original. Interessieren würde es mich schon, denn JB ist sicher eine der interessantesten Figuren der – nicht nur schwarzen – Popkultur

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #10327485  | PERMALINK

    bullschuetz

    Registriert seit: 16.12.2008

    Beiträge: 2,113

    Werde mich dann auch mal nach „The One“ umsehen. Die „Autobiographie“ hab ich noch, ist schon lesenswert, aber nicht mal ansatzweise ausreichend. Ansonsten fusst mein JB-Bild bisher vor allem auf den einschlägigen Passagen bei Guralnick und Hirshey, die faszinierend und erhellend sind, aber wohl auch nicht genug. Das McBride-Buch hat mich immerhin daran erinnert, hier endlich mal wieder näher hinzuschauen.

    --

    #10327873  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,879

    bullschuetzWerde mich dann auch mal nach „The One“ umsehen. Die „Autobiographie“ hab ich noch, ist schon lesenswert, aber nicht mal ansatzweise ausreichend. Ansonsten fusst mein JB-Bild bisher vor allem auf den einschlägigen Passagen bei Guralnick und Hirshey, die faszinierend und erhellend sind, aber wohl auch nicht genug. Das McBride-Buch hat mich immerhin daran erinnert, hier endlich mal wieder näher hinzuschauen.

    Du meinst Sweet Soul Music und Nowhere To Run. Kenne ich leider beide nicht. Sind aber offenbar gute Tipps. Danke!

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
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