Ich höre gerade … klassische Musik!

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  • #8424663  | PERMALINK

    Anonym
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    grünschnabelDas gilt aber sicherlich nicht für seine frühere Laufbahn, als seine Gesichtszüge beim Spielen so komplett und unkontrolliert entgleist sind, dass man sich das kaum angucken konnte. Das viel Entscheidendere aber: Brendel war nach der Betrachtung irgendwelcher Fernsehaufnahmen von sich deswegen geschockt, da die Mimik eben viel zu wenig mit der Musik korrespondierte. Und ab da (weiß leider nicht mehr genau, wann das war), hat er genau daran gearbeitet.
    Ich habe übrigens den Eindruck, dass er hinsichtlich des musikalischen Ausdrucks sehr, sehr vorbereitet an die Musik herangegangen ist. Das hatte meiner Wahrnehmung nach den Effekt, dass die Intensität seiner Interpretationen nicht zuletzt aus seiner stark verdichteten Vorstellung für die gesamte Architektur der Stücke resultierte. Mit seinen Empfindungen allerdings hatte das, glaube ich, wenig zu tun. Ich könnte mir gut vorstellen, dass er sich um seine Empfindungen ziemlich wenig scherte beim Spielen, da er sich schlichtweg vollkommen auf die Musik konzentrierte.

    So wirklich folgen kann ich Dir hier nicht … Zunächst, weil es mir kaum wichtig ist, welche Mimik oder Gestik jemand beim Spiel hat, also ob eher regungslos wie Rubinstein und Arrau oder ausufernd, was die Mimik betrifft, wie dann etwa der frühe Brendel. Es gibt da mit Sicherheit einen individuellen „Faktor“, der die Notwendigkeit zum Zappeln bedingt und ebenso dann einen Einfall wie Brendels, die Mimik passe nicht zur Musik. Eher kurios, weil ich das für eine ganz außermusikalische Überlegung oder eben Einfall halte. Und zwar, was sonst, ist sie bzw. er empfindungsgestützt, denn auch der Sinn für die Architektur braucht ja ein Vehikel, sich zu äußern, vom Instrument mal abgesehen, und ich wüsste nicht, was das anderes sein sollte als die Empfindung. Mit ihr meine ich kein bloßes Ächzen, oder was es da geben mag. Aber ein wichtiges Transportmittel für die Herausstellung auch des Hirns, das natürlich bei den Interpreten, von denen wir hier sprechen, vorhanden ist. Um nochmal auf Gulda zu sprechen zu kommen, bei der Sonate, die ich oben verlinkt hatte, und auch sonst bei Mozart, ist er ja doch recht sparsam in der Gestik (Mimik ohnehin), aber diese Drehungen in den Händen bei bestimmten Wendungen finde ich sehr nachvollziehbar. Natürlich berührt das auch die Technik des Spiels überhaupt, aber eben: die einen so, die anderen so. In der Konzentration auf die Musik, das doch immer.

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    #8424665  | PERMALINK

    Anonym
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    Nochmal zu Gulda, denn der lässt sich seit gestern einfach nicht mehr los. Das ist ja nun wirklich ganz grandios. Wie er die Technik allmählich hinter sich lässt und einfach nur swingt und den Blues kickt. Und jetzt lese ich außerdem noch, dass es eine Birdland-Platte von ihm gibt! Verdammt, mein bisheriges Bild von Gulda gerät immer mehr ins Wanken.

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    #8424667  | PERMALINK

    Anonym
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    pinchNochmal zu Gulda, denn der lässt sich seit gestern einfach nicht mehr los. […] Verdammt, mein bisheriges Bild von Gulda gerät immer mehr ins Wanken.

    Das freut mich sehr zu hören, pinch! Hattest Du ein eher schlechteres Bild von ihm, wohl gar das eines Scharlatans? Mal abgesehen davon, dass ich seine (frühen) Beethoven- und die Mozart-Sonaten sehr schätze, den Bach natürlich, den Debussy, erschien er mir immer als einer, der, so abgedroschen sich das jetzt ausnehmen mag, die Klassik lebendig wollte, aber genau da das Leben irgendwann eben nicht mehr fand, jedenfalls nicht in den Spuren, die damals so gelegt wurden. Bei seinem Jazz bin ich noch gar nicht so oft gewesen – danke für den Link! Und dann gleichmal die Live at Birdland eingelegt, mit einem glasklaren Klavier in „Night in Tunisia“, zumal am exzessiven Ende, sehr schön. Gypsy kann da sicher mehr zu sagen … Das hier, obwohl von etwas schepprigem Klang, ist auch eine hoch aufgeladene Studie und – charakteristisch für den Mann, die Schlussworte gewiss. Doch, ich bin schon sehr froh, dass er da war und ist. – Und wenn ich noch ergänzen darf, wenn ich dieses kleine rührselig-rührende Stück höre, Bachs “Air“, dann ist da noch etwas bei Gulda: Er ist einer der aufmerksamsten Musiker, er hört genau hin und verschweigt sich gerade darin nicht und spielt noch für den zweiten Pianisten (ich weiß nicht, wer das ist, ich würde die gerne mal zusammen hören). Nun aber genug der Eloge!

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    #8424669  | PERMALINK

    gruenschnabel

    Registriert seit: 19.01.2013

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    clasjazSo wirklich folgen kann ich Dir hier nicht … Zunächst, weil es mir kaum wichtig ist, welche Mimik oder Gestik jemand beim Spiel hat, also ob eher regungslos wie Rubinstein und Arrau oder ausufernd, was die Mimik betrifft, wie dann etwa der frühe Brendel. Es gibt da mit Sicherheit einen individuellen „Faktor“, der die Notwendigkeit zum Zappeln bedingt und ebenso dann einen Einfall wie Brendels, die Mimik passe nicht zur Musik. Eher kurios, weil ich das für eine ganz außermusikalische Überlegung oder eben Einfall halte. Und zwar, was sonst, ist sie bzw. er empfindungsgestützt, denn auch der Sinn für die Architektur braucht ja ein Vehikel, sich zu äußern, vom Instrument mal abgesehen, und ich wüsste nicht, was das anderes sein sollte als die Empfindung. Mit ihr meine ich kein bloßes Ächzen, oder was es da geben mag. Aber ein wichtiges Transportmittel für die Herausstellung auch des Hirns, das natürlich bei den Interpreten, von denen wir hier sprechen, vorhanden ist. Um nochmal auf Gulda zu sprechen zu kommen, bei der Sonate, die ich oben verlinkt hatte, und auch sonst bei Mozart, ist er ja doch recht sparsam in der Gestik (Mimik ohnehin), aber diese Drehungen in den Händen bei bestimmten Wendungen finde ich sehr nachvollziehbar. Natürlich berührt das auch die Technik des Spiels überhaupt, aber eben: die einen so, die anderen so. In der Konzentration auf die Musik, das doch immer.

    Da geht wohl wirklich was durcheinander. Ich hatte dich durchaus so verstanden, als sei die Mimik des Interpreten ein erwähnenswerter Faktor. Wieso sonst erwähntest du den Begriff „Physiognomik“ im Zusammenhang mit dem „Ernst“ in Guldas Gesicht, der deine „Teilnahme“ auslöst / befördert? Und als explizite Gegenüberstellung äußertest du dann den für mich jetzt noch rätselhafteren Satz über die geplanten Empfindungen Brendels, wenn du ihn sähest. Da war ich mir sicher, dass du auch hier wieder auf etwas abzielst, das mit dem Gesichtsausdruck zu tun haben muss. Und gegen was „Geplantes“ spräche m. E. dann eben diese völlig unkontrollierte Mimik Brendels – einfach als Indiz.
    Na ja, jedenfalls denke ich, dass man seine Empfindungen grundsätzlich nicht vorausplanen kann. Dass ein Interpret natürlich „empfindungsgestützt“ spielt, ist klar. Darin sind sich alle gleich. Planen jedoch muss er andere Dinge. Und da scheinst du bei Brendel irgendwas Defizitäres wahrzunehmen, das ich bislang nicht nachvollziehen kann.

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    #8424671  | PERMALINK

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    clasjazHattest Du ein eher schlechteres Bild von ihm, wohl gar das eines Scharlatans?

    Nein, nicht das eines Scharlatans, eher das eines etwas flatterhaften Geistes und Showmans. Nicht selten hat er das ja auch scheinbar ganz bewusst genährt. Ich erinnere mich an Berichte über plötzlich abgebrochene Konzerte, dann diese Sache mit der eigenen Todesanzeige etc. Und trat er nicht auch mal im österreichischen Fernsehen nackt auf?
    Wie auch immer: jetzt rücke ich das alles erstmal in aller Ruhe zurecht. Das WTK unter ihm kannte ich bisher zwar, habe es aber nie besessen. Heute aber die elegante „Philips“ Vinyl-Box davon gekauft, die mein Budget natürlich wiedermal vollkommen gesprengt hat. Aber ich kam da einfach nicht drumherum, weil, wenn nicht jetzt, wann dann? Besten Dank erstmal euch beiden, Dir und Gypsy, fürs Gulda-Preisen :-)

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    #8424673  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Hab noch nicht alles gelesen — aber: die Birdland-Platte ist Fake, also eine Studio-Aufnahme, die mit etwas Retorten-Applaus ergänzt wurde. Sie ist ganz in Ordnung (so in der Gegend ***1/2 würd ich sagen), die Band ist spitze: Idrees Sulieman (den schätze ich sehr, eine kleine Gemeinsamkeit mit Monk und Randy Weston), Jimmy Cleveland, Phil Woods (na ja, aber damals – 1956 – war er noch durchaus brauchbar, den Autopiloten entdeckte er später und auch dann konnte er noch klasse sein, Montreux mit der Rhythm Machine etwa), Seldon Powell, Aaron Bell und Nick Stabulas. Der Schwachpunkt ist das Label, die Produktion – wie so oft bei RCA wird die Sache den geweckten Erwartungen nicht ganz gerecht, wirkt alles etwas sanitized, künstlich brav und kurz gehalten, weil das äusserst konservative Management das so wollte.

    Aber ja, ich denke schon, dass Du mit Deinem Pauschal-Urteil falsch liegst. Gulda hat – wie andere no-go-Jazzer, Corea etwa – durchaus einige feine Dinge gemacht. Aber einen wirklichen Überblick habe ich nicht, es gibt ja Vieles und darunter noch ein paar mehr Dinge, die mich interessieren als die drei, vier, die ich schon kenne.

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #163: Neuentdeckungen aus dem Katalog von CTI Records (Teil 2), 13.5., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #8424675  | PERMALINK

    Anonym
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    grünschnabelDa geht wohl wirklich was durcheinander. Ich hatte dich durchaus so verstanden, als sei die Mimik des Interpreten ein erwähnenswerter Faktor. Wieso sonst erwähntest du den Begriff „Physiognomik“ im Zusammenhang mit dem „Ernst“ in Guldas Gesicht, der deine „Teilnahme“ auslöst / befördert? Und als explizite Gegenüberstellung äußertest du dann den für mich jetzt noch rätselhafteren Satz über die geplanten Empfindungen Brendels, wenn du ihn sähest. Da war ich mir sicher, dass du auch hier wieder auf etwas abzielst, das mit dem Gesichtsausdruck zu tun haben muss. Und gegen was „Geplantes“ spräche m. E. dann eben diese völlig unkontrollierte Mimik Brendels – einfach als Indiz.[…] Und da scheinst du bei Brendel irgendwas Defizitäres wahrzunehmen, das ich bislang nicht nachvollziehen kann.

    Aber ich sagte doch, ich sei eben kein Physiognomiker. Mimik und Gestik interessieren mich in der Tat dennoch, aber sie sind mir gewiss nicht das Wichtigste in der Musik. Guldas Klarheit bei Mozart, bei Bach, und das Ruhige, sogar Trauervolle im Gesicht, nun ja, darauf reagiere, agiere ich eher als bei den Lang-Lang-Grimassen eines Brendels. Da sehe ich eine Art gespielter Empfindung, mag ja sogar sein, dass er, Brendel, sich zurecht davon abwenden wollte. Entschuldige, ich sage das mit Absicht so krass. Ohne Dir Brendel verleiden zu wollen. :-) Ich komme mit ihm nicht klar, ich höre ihn als – übertrieben eigengefällig. Und gegen Spinner habe ich ja nun andererseits wirklich nichts.

    pinchWie auch immer: jetzt rücke ich das alles erstmal in aller Ruhe zurecht. Das WTK unter ihm kannte ich bisher zwar, habe es aber nie besessen. Heute aber die elegante „Philips“ Vinyl-Box davon gekauft, die mein Budget natürlich wiedermal vollkommen gesprengt hat. Aber ich kam da einfach nicht drumherum, weil, wenn nicht jetzt, wann dann? Besten Dank erstmal euch beiden, Dir und Gypsy, fürs Gulda-Preisen :-)

    Die Geschichten um Gulda kenne ich nicht allzu gut, aber komm, eine eigene Todesanzeige zu verfassen, das ist alte Kafka-Tradition. Der Gulda hat’s dann wohl öffentlich gemacht. Und berichte dann mal gelegentlich, wie Du die späten Fugen aus den beiden WTK-Büchern findest, diese Ruhe in ständiger Steigerung. Hier habe ich gerade noch einmal zwei Kotzbrocken auf einem und mit einem Haufen gefunden.

    gypsy tail winddie Birdland-Platte ist Fake, also eine Studio-Aufnahme, die mit etwas Retorten-Applaus ergänzt wurde. Sie ist ganz in Ordnung (so in der Gegend ***1/2 würd ich sagen), die Band ist spitze: Idrees Sulieman (den schätze ich sehr, eine kleine Gemeinsamkeit mit Monk und Randy Weston), Jimmy Cleveland, Phil Woods (na ja, aber damals – 1956 – war er noch durchaus brauchbar, den Autopiloten entdeckte er später und auch dann konnte er noch klasse sein, Montreux mit der Rhythm Machine etwa), Seldon Powell, Aaron Bell und Nick Stabulas. Der Schwachpunkt ist das Label, die Produktion – wie so oft bei RCA wird die Sache den geweckten Erwartungen nicht ganz gerecht, wirkt alles etwas sanitized, künstlich brav und kurz gehalten, weil das äusserst konservative Management das so wollte.

    Aber ja, ich denke schon, dass Du mit Deinem Pauschal-Urteil falsch liegst. Gulda hat – wie andere no-go-Jazzer, Corea etwa – durchaus einige feine Dinge gemacht. Aber einen wirklichen Überblick habe ich nicht, es gibt ja Vieles und darunter noch ein paar mehr Dinge, die mich interessieren als die drei, vier, die ich schon kenne.

    Fake, also wirklich? Die Band finde ich aber schon auch großartig, aber das stimmt schon, da ist ein Ton der Zurückhaltung, ich habe das Album heute Abend nicht komplett gehört, aber im Gillespie-Stück fand ich Gulda dann doch sehr präsent. Und wenn Du sagst, dass das Label da etwas kurz halten wollte, dann passt das ja auf fürchterliche Weise zu Guldas Ausbrüchen aus der Klassik, die er dann doch nicht gefunden hat. Macht mich wieder mal melancholisch.

    Gehört hier nicht hin, aber in welchem Gelände spielt denn Corea, wenn nicht im Jazz? Gut, mit Gulda bei einem Mozart-Konzert, aber das muss man wirklich nicht hören.

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    #8424677  | PERMALINK

    Anonym
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    clasjazHier habe ich gerade noch einmal zwei Kotzbrocken auf einem und mit einem Haufen gefunden.

    Merci. Aber da muss ich dann doch lieber Brendel den Vorzug geben. Der spielt die Kadenzen einfach zarter, geschmeidiger, trotzdem aber nicht schöngeistig sondern gewaltig, ähnlich wie bereits erwähnter Gieseking. Wahrscheinlich ist das Alte Schule, zu der Gulda sich nicht unbedingt zugehörig fühlen wollte, keine Ahnung. Bei Gulda ist es mir jedenfalls zu brachial, auch in den stillen Momenten. Schwer zu beschreiben, aber für mein Empfinden klingt mir das zu sehr nach veraltetem Beethoven-Muster: teutonisch, streng, ein bisschen von oben herunter und im Klang auch so ein wenig Kasernenhof.
    Ich finde leider keinen entsprechenden Link, außer Brendel unter Masur und das ist nicht wirklich toll. Seltsam allerdings: Wenn man bei youtube „Brendel Beethoven 5 Klavierkonzert“ in die Suche eingibt, bekommt man das Video zum 5. Klavierkonzert in der Interpretation von Gulda. Sollte mir das etwa zu denken geben? :lol:

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    #8424679  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Na ja, Corea spielt auch im Jazz in Gefilden, die ich nicht ausstehen kann, das geht von hypertechnischer extrem langweiliger Trio-Musik mit John Patitucci (der ja bei Wayne Shorter inzwischen die Kurve gekriegt hat) und Dave Weckl (einem Liebling im Drummer-Thread – nicht dem Jazz-Drummer-Thread, wohlgemerkt) bis zu hässlichstem elektrischem Jazz, der hart am Smooth Jazz und Muzak vorbeischrammt. Zudem ist er ein Aushängeschild einer kriminellen, menschenverachtenden Organisation und bei allen Versuchen, Autor und Werk zu trennen, wird mir das bei Corea einfach zuviel. Die frühen Sachen bis hin zu Circle, Trio Music, den ersten Return to Forever (die gleichnamige ECM-Platte und die andere bei Polydor) ist er klasse, eine eigene, frische Stimme, irgendwo in den Gefilden, die Miles‘ second quintet, die ersten Jazz-Rock-Versuche und die Zusammenarbeit mit Airto und Flora Purim vorbahnten … aber danach ist schnell Schluss, wenn Ponty, di Meola und andere mit Steoiden vollgepumpte Superhelden auftauchen, macht das einfach keinen Spass mehr. Ich keinne seine Aufnahmen ab den mittleren Siebzigern nur noch sehr punktuell, die Alben mit Joe Henderson gefallen mir sehr (Mirror Mirror, das Live-Album aus Montreux mit Gary Peacock/Roy Haynes und noch ein drittes, das bekannteste, dessen Titel mir grad nicht einfällt).

    Aber da gibt es zuviele und vor allem zu krasse Entgleisungen, als dass ich da wirklich viel mehr wissen möchte.

    Mag sein, dass Gulda sich da auch einiges zu Schulden hat kommen lassen, aber so oft so komplett daneben wie Corea kann man eigentlich gar nicht sein … (auf eigene Gefahr: vielleicht finden sich auf Youtube ja Samples der ElekkkktrikkkkK Band aus den Akkktzikkern … die Kleider passten auch gut, CD-Booklets können bei ästhethisch nicht völlig ungebildeten oder gefühllosen Menschen Herzstillstände auslösen, da bin mich mir ganz sicher).

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #163: Neuentdeckungen aus dem Katalog von CTI Records (Teil 2), 13.5., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #8424681  | PERMALINK

    gruenschnabel

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    gypsy tail windvielleicht finden sich auf Youtube ja Samples der ElekkkktrikkkkK Band aus den Akkktzikkern …

    Ganz bestimmt sogar…büddeschöööön, ein Hoch auf den guten Geschmack! http://www.youtube.com/watch?v=w_hNoIj_B3c

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    #8424683  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    pinchDas ist ja nun wirklich ganz grandios.

    Das ist wirklich toll! Hatte ich mir vorhin schon angeschaut (hier war gerade Serien-Abend)

    clasjazDas hier, obwohl von etwas schepprigem Klang, ist auch eine hoch aufgeladene Studie und – charakteristisch für den Mann, die Schlussworte gewiss.

    Wunderbar!

    clasjazHier habe ich gerade noch einmal zwei Kotzbrocken auf einem und mit einem Haufen gefunden.

    Wen denn, Gulda und Szell, Gulda und Beethoven, Szell und Beethoven? Oder Gulda und den Kaiser? Versteh ich jetzt nicht ganz, entschuldige (der Link geht zu einem Ausschnitt aus Beethovens fünftem Klavierkonzert mit Gulda und Szell).
    Da bin ich wohl bei pinch im Urteil (nicht im Vergleich mit Brendel, den ich ja nicht kenne), das ist mir auch etwas zu hart. Aber es ist andererseits gerade diese kristalline Klarheit, die mir bei Gulda so gefällt, bei seinen Beethoven- oder Mozart-Sonaten (über den Bach mag ich nichts allgemeines sagen, da ich nur das WTC kenne, dieses allerdings sehr schätze). Die Beethoven-Sonaten habe ich in der mittleren Einspielung, also Amadeo 1968 (inzwischen bei Universal in einer Billig-Box zu greifen, 12 CDs, darauf auch noch die Sonaten Nr. 23 & 24 von 1958 und die fünf Klavierkonzerte mit den Wienern unter Horst Stein, 1970/71, die habe ich noch nicht angehört).

    grünschnabelGanz bestimmt sogar…büddeschöööön, ein Hoch auf den guten Geschmack! http://www.youtube.com/watch?v=w_hNoIj_B3c

    Na ja, das ist ja immerhin noch live gespielt, die Studioaufnahmen klingen dagegen wie ein totgeschlagenes Pferd. Ein Beispiel:

    Und die Visuals dazu:



    Die unterste ist die, die ich mir vor wohl zwanzig Jahren mal in voller Länge angetan habe.

    Und hier noch die Akkkkoustikkkk Band, die in ihrem konstanten Overplaying ermüdender ist, als fünfzehn Tage Cecil Taylor Nonstop:

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    #8424685  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    CD 5 mit Musik von Händel – zuerst die Arien „O thou that tellest good tidings to Zion“ und „He was despised“ aus dem „Messiah“ (English Chamber Orchestra/Charles Mackerras, rec. 1966), gefolgt von den Kantaten „Ah! crudel nel pianto mio“ (HWV 78) und „Armida abbandonata“ (HWV 105) in Arrangements von Raymond Leppard, der auch das English Chamber Orchestra leitet (rec. 1967).

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #163: Neuentdeckungen aus dem Katalog von CTI Records (Teil 2), 13.5., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #8424687  | PERMALINK

    Anonym
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    pinchMerci. Aber da muss ich dann doch lieber Brendel den Vorzug geben. Der spielt die Kadenzen einfach zarter, geschmeidiger, trotzdem aber nicht schöngeistig sondern gewaltig, ähnlich wie bereits erwähnter Gieseking. Wahrscheinlich ist das Alte Schule, zu der Gulda sich nicht unbedingt zugehörig fühlen wollte, keine Ahnung. Bei Gulda ist es mir jedenfalls zu brachial, auch in den stillen Momenten. Schwer zu beschreiben, aber für mein Empfinden klingt mir das zu sehr nach veraltetem Beethoven-Muster: teutonisch, streng, ein bisschen von oben herunter und im Klang auch so ein wenig Kasernenhof.
    Ich finde leider keinen entsprechenden Link, außer Brendel unter Masur und das ist nicht wirklich toll. Seltsam allerdings: Wenn man bei youtube „Brendel Beethoven 5 Klavierkonzert“ in die Suche eingibt, bekommt man das Video zum 5. Klavierkonzert in der Interpretation von Gulda. Sollte mir das etwa zu denken geben? :lol:

    :lol: War gar nicht so gemeint, dass das mit Gulda und Szell die Jahrhunderteinspielung sei. Aber, da hören wir doch recht verschieden, wenn ich jetzt gerade also eben diesen Mitschnitt mit Masur gehört habe (sonst kenne ich nur aus der Erinnerung die Konzerte mit Levine und dann die späteren mit Rattle, habe sie aber nicht und habe ja, tatsächlich, ohnehin nichts mehr von Brendel greifbar) und dazu etwas sagen mag. (Und nur nebenbei, mit Gruß an grünschnabel, an der Mimik hat er ja doch nichts geändert?) Kann auch sein, dass das am Konzert liegt, das ja doch etwas westernartig ist. Ich kann das gerade auch für mich nur so stehen lassen: Das, was Du zu Gulda schreibst, würde ich gerade Brendel mit Masur zumessen. Eigenartig. Gerade diese geschmeidigen Momente bei Brendel bringen mir fast wieder das Wort von den geplanten Empfindungen auf die Lippen. Anders gesagt, ich muss wohl ein Klotz sein, denn diese Schärfe Guldas ist das, was ich dann in der Imagination in Zartheit übersetzen kann, wird sie mir aber vorgesetzt, nahegelegt, wie eingeschraubt, gehe ich – meist – beiseite; so höre ich das, aber ich muss da mal dran feilen, dann aber drüben im Interpretationsthread.

    gypsy tail wind
    Wen denn, Gulda und Szell, Gulda und Beethoven, Szell und Beethoven? Oder Gulda und den Kaiser? Versteh ich jetzt nicht ganz, entschuldige (der Link geht zu einem Ausschnitt aus Beethovens fünftem Klavierkonzert mit Gulda und Szell). […] Corea […]

    Gulda und Szell meinte ich, aber die anderen Paarungen passen schon auch! Was seinen Bach angeht, das WTK genügt ja auch, sehr viel mehr gibt es da gar nicht? Also keinesfalls so viel wie von ein paar anderen Leuten? Zum Beispiel würde ich mir von Gulda die Partitas wünschen, dann die Suiten, die Toccatas und die Inventionen und Sinfonien. Die Konzerte mit Stein habe ich auch, aber nicht in beeindruckender Erinnerung, wer weiß, müsste ich auch wieder hören.

    Corea … ich kenne da fast nichts, Circle, die ich großartig finde. Das Zeug, das Du verlinkt hast, habe ich mit Schmunzeln ein wenig angehört, so recht geht es mir nicht ein.

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    #8424689  | PERMALINK

    Anonym
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    gypsy tail wind

    CD 5 mit Musik von Händel – zuerst die Arien „O thou that tellest good tidings to Zion“ und „He was despised“ aus dem „Messiah“ (English Chamber Orchestra/Charles Mackerras, rec. 1966), gefolgt von den Kantaten „Ah! crudel nel pianto mio“ (HWV 78) und „Armida abbandonata“ (HWV 105) in Arrangements von Raymond Leppard, der auch das English Chamber Orchestra leitet (rec. 1967).

    Was ist denn das schon wieder für eine Box?! Das „He was despised“ ist großartig, auch die Kantaten, besonders HWV 78 – und mit Leppard hat sie ja viele wunderbare Dinge gemacht.

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    #8424691  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Das ist die grosse Janet Baker-Box … 20 CDs, dürftiges Booklet, aber alles drauf, was auf den diversen anderen EMI-Veröffentlichungen (etwa den 2CD-Sets mit Bach/Händel, Schubert, Schumann/Mendelssohn/Liszt) zu finden ist. Wir hatten es schon mehrmals von dieser Box … sie erschien von ein paar Monaten und ich musste sie natürlich haben. Die ICON hätte ich noch immer abzugeben.

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #163: Neuentdeckungen aus dem Katalog von CTI Records (Teil 2), 13.5., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
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