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clasjazSo wirklich folgen kann ich Dir hier nicht … Zunächst, weil es mir kaum wichtig ist, welche Mimik oder Gestik jemand beim Spiel hat, also ob eher regungslos wie Rubinstein und Arrau oder ausufernd, was die Mimik betrifft, wie dann etwa der frühe Brendel. Es gibt da mit Sicherheit einen individuellen „Faktor“, der die Notwendigkeit zum Zappeln bedingt und ebenso dann einen Einfall wie Brendels, die Mimik passe nicht zur Musik. Eher kurios, weil ich das für eine ganz außermusikalische Überlegung oder eben Einfall halte. Und zwar, was sonst, ist sie bzw. er empfindungsgestützt, denn auch der Sinn für die Architektur braucht ja ein Vehikel, sich zu äußern, vom Instrument mal abgesehen, und ich wüsste nicht, was das anderes sein sollte als die Empfindung. Mit ihr meine ich kein bloßes Ächzen, oder was es da geben mag. Aber ein wichtiges Transportmittel für die Herausstellung auch des Hirns, das natürlich bei den Interpreten, von denen wir hier sprechen, vorhanden ist. Um nochmal auf Gulda zu sprechen zu kommen, bei der Sonate, die ich oben verlinkt hatte, und auch sonst bei Mozart, ist er ja doch recht sparsam in der Gestik (Mimik ohnehin), aber diese Drehungen in den Händen bei bestimmten Wendungen finde ich sehr nachvollziehbar. Natürlich berührt das auch die Technik des Spiels überhaupt, aber eben: die einen so, die anderen so. In der Konzentration auf die Musik, das doch immer.
Da geht wohl wirklich was durcheinander. Ich hatte dich durchaus so verstanden, als sei die Mimik des Interpreten ein erwähnenswerter Faktor. Wieso sonst erwähntest du den Begriff „Physiognomik“ im Zusammenhang mit dem „Ernst“ in Guldas Gesicht, der deine „Teilnahme“ auslöst / befördert? Und als explizite Gegenüberstellung äußertest du dann den für mich jetzt noch rätselhafteren Satz über die geplanten Empfindungen Brendels, wenn du ihn sähest. Da war ich mir sicher, dass du auch hier wieder auf etwas abzielst, das mit dem Gesichtsausdruck zu tun haben muss. Und gegen was „Geplantes“ spräche m. E. dann eben diese völlig unkontrollierte Mimik Brendels – einfach als Indiz.
Na ja, jedenfalls denke ich, dass man seine Empfindungen grundsätzlich nicht vorausplanen kann. Dass ein Interpret natürlich „empfindungsgestützt“ spielt, ist klar. Darin sind sich alle gleich. Planen jedoch muss er andere Dinge. Und da scheinst du bei Brendel irgendwas Defizitäres wahrzunehmen, das ich bislang nicht nachvollziehen kann.
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