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Das Album beginnt mit einer Ballade, dem wundervollen „I’ve Grown Accustomed to Her Face“ … Peterson solo, mit Brown (arco) – wundervoll! Doch bei „Get Me to the Church on Time“ habe ich wieder mein kleines Problem, das sich irgendwie immer einstellt bei dem Stück: Es ist rhythmisch schief, irgendwie, bzw. es ist eher verdammt straight und stapft auf Betonfüssen, das zum swingen zu bringen fordert selbst Peterson einiges ab. Warum die Jazzer so viel auf Lerner/Loewe geben, begreife ich wirklich nur ansatzweise, wo doch so viele tolle Stücke von so vielen Leuten zur Auswahl standen (wo bitte sehr ist zum Beispiel Petersons Schwartz/Dietz-Songbook abgeblieben?). Aber das Ding war wohl ein Hit und hat – wie „Porgy and Bess“ und die „West Side Story“ – diverse Musiker und/oder Produzenten auf den Plant gerufen. Der Unterschied ist nur, dass „Porgy and Bess“ voll ist mit erstklassigem Material, was ich von den anderen beiden nicht unbedingt behaupten würde. Ich warte jedenfalls auf „I Could Have Danced All Night“, das ich sehr mag, und das unmittelbar darauf folgende „On the Street Where You Live“.
Das hier ist übrigens eine Art Zwischen-Album. Herb Ellis hatte die Band verlassen, als es im November 1958 eingespielt wurde, aber der kommende langjährige Ersatz, Drummer Ed Thigpen, war noch nicht dabei. Auf diesem ersten Album, das Oscar Petersons neues Trio mit Schlagzeug statt Gitarre präsentiert, ist ein wenig bekannter Schlagzeuger zu hören, Gene Gammage, der sich allerdings meist sehr zurückhält, während Brown in bewährter Manier das Zentrum der Musik darstellt, solide und mit seinem riesigen Ton, wie üblich.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaHighlights von Rolling-Stone.deGuns N‘ Roses vs. Nirvana: Chronik eines Streits mit gutem Ausgang
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WerbungDie ersten Aufnahmen des neuen OP Trios machte Norman Granz in Paris. Das Trio spielte zuerst ein Album mit Sonny Stitt ein, um direkt im Anschluss eine Reihe von Songs auzunehmen, die mit Frank Sinatra verbunden waren (und sind). Das Album enthält zwölf Stücke, die kaum über die Dreiminutenmarke hinausgehen, das ganze ist also fast schon ein Auftakt zur kommenden zweiten Songbooks-Reihe, die das Trio ein paar Wochen später einspielte, aber der Fokus liegt halt auf Sinatra und die Stücke stammen von unterschiedlichen Leuten. Den Auftakt machen „You Make Me Feel So Young“ und „Come Dance with Me“ (mit einem tollen faux-Basie-Intro von Peterson und im Thema dann mit fettem Two-Beat-Bass von Brown), später sind u.a. „Just in Time“, „I Get a Kick Out of You“, „Birth of the Blues“ und „All of Me“ zu hören, bevor das Album mit „How About You?“ endet. Ein etwas buntes Programm mit besseren und weniger tollen Songs (wer will schon „It Happened in Monterey“ hören?), kein wirklich gutes Album, aber eines, das sich ganz nett hören lässt – und die neuen Akzente von Thigpen überzeugen, er spielt zupackend, abwechslungsreich, fügt sich mit Brown sofort zu einem tollen Gespann.
Das Stitt-Album habe ich mir gerade auch wieder angehört, ich schrieb bereits ein paar Zeilen dazu:
gypsy tail wind
Auf Oscar Peterson traf Stitt erneut im Mai 1959 – die beiden waren mit Ella Fitzgerald, dem Gene Krupa Quartett, der Gruppe von Gerry Mulligan und Art Farmer sowie dem Jimmy Giuffre Trio auf einer Tour mit Norman Granz und begaben sich in Paris ins Studio. Petersons Trio bestand inzwischen aus Peterson sowie Ray Brown und Ed Thigpen. Stitt spielt auf den fünf ersten Stücken des Albums (darunter Parkers „Au Privave“ und „Yardbird Suite“) Altsax, auf den letzten drei dann Tenor, und mit „Moten Swing“ und „Blues for Presz, Sweets, Ben and All the Other Funky Ones“ wird die andere Stossrichtung klar, am Ende steht dann der Sy Oliver-Klassiker „Easy Does It“.
Die Stimmung ist weniger geladen und entspannter als mit Eldridge zwei Jahre zuvor und die Ergebnisse sind exzellent – eins meiner liebsten Stitt-Alben soweit.Das Album gefällt mir auch heute wieder sehr gut, besonders die Stücke mit Stitt am Tenor!
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaDiese Box von Universal Kanada vereinigt auf fünf CDs die zweite Reihe von neun Songbooks-Alben, die Peterson zwischen dem 14. Juli und dem 9. August 1959 mit seinem neuen Trio einspielte. Die Alben sind denselben Komponisten gewidmet wie die ersten Songbooks aus den Jahren 1952-54: Cole Porter, Richard Rodgers, Irving Berlin, Jerome Kern, Duke Ellington, Harold Arlen, George Gershwin, Harry Warren/Vincent Youmans und Jimmy McHugh – der einzige Unterschied ist, dass Warren und Youmans inzwischen nur noch gemeinsam ein Album „verdient“ haben.
Die Songbook von Jerome Kern und Duke Ellington enthalten exakt die zwölf gleichen Songs wie die früheren Ausgaben (bei Ellington finden sich darunter übrigens ein Stück von Billy Strayhorn und zwei von Mercer Ellington). Die Youmans- und Warren-Songbooks wurden halbiert, dennoch kommen ein bzw. zwei neue Stücke hinzu. Bei Richard Rodgers fiel „Thou Swell“ raus, dafür kamen zwei neue Songs hinzu. Andere Alben – Berlin, Porter, Gershwin – überschneiden sich etwa zur Hälfte, bei Harold Arlen kommt immerhin ein Drittel neu hinzu, bei Jimmy McHugh sind zwar alle neun früheren Stücke erneut zu hören, aber es kommen drei weitere hinzu, denn die neuen Alben enthalten alle genau zwölf Stücke. Das ganze Unterfangen war wohl en Versuch, eine Art verbesserte Neuausgabe vorzulegen, die aber auch für die Besitzer der zehn früheren Alben reizvoll war.
Wichtiger als all das ist jedoch selbstverständlich der veränderte Charakter der Musik, der hier nun endgültig deutlich wird. Das Zusammenspiel mit dem Gitarristen, die dicht-gewobenen Arrangements des früheren Trios machen Raum für offenere Strukturen, in denen die Rollen von Lead und Begleitung klarer definiert sind. Peterson als einziger Solist hat mehr Raum, hat inzwischen wohl auch das Selbstbewusstsein, die ganze Sache alleine zu stemmen, ohne einen Partner an einem zweiten Harmonie- und Melodieinstrument (das auch ein Rhythmusinstrument ist, klar, bei Ellis sowieso, wenn er seine Bongo-Effekte spielt), der ihn mit Ideen versorgt und als Sparring Partner stets zur Verfügung steht. Im Kern der neuen Band ist aber immer noch Ray Browns starker Bass von grösster Wichtigkeit, um ihn formiert sich die Musik erst, er ist ein verlässlicher Fels in der Brandung, der jedem Sturm widersteht und stets Orientierungshilfe leistet – wie er es ja auch im früheren Trio schon tat.
Ron Gaskin schreibt in seinem kurzen Text zur obigen Box von 2009 folgende Zeilen:
[Peterson’s] approach to the songbooks were simplicity itself. He became a Tin Pan alley song-plugger, delivering these incomparable songs with an easy, gentle, genial air that sold the SONG, not as a springboard to display his prodigious virtuosity … just the song and its beautiful lingering melody.
Welche Alben man unter den neun bevorzugt, hängt entsprechend davon ab, welche Songschreiber man am besten mag. Cole Porter steht da für mich bekanntlich ganz weit oben, direkt bei Gershwin und vor Berlin, Arlen und Rodgers/Hart und Kern. Mit Warren, Youmans und McHugh bin ich nicht sehr vertraut, aber klar, auch da gibt es sehr bekannte und sehr schöne Songs, etwa „More Than You Know“, „I Can’t Give You Anything But Love“, „On the Sunny Side of the Street“ oder „Don’t Blame Me“ – das erste von Youmans, die anderen von McHugh. Was Warren betrifft, so fehlen auf dem neuen Album die Songs „You’re My Everything“ und „You’re Getting to Be a Habit with Me“, die ich sehr mag, weitere, die ich schätze, „Boulevard of Broken Dreams“, „The More I See You“, „There Will Never Be Another You“ oder „Lulu’s Back in Town“ fehlen auf beiden Alben von Peterson. Ellington läuft ausserhalb, da seine „Songs“ ja fast alle „tunes“ waren, die nachträglich mit oftmals ziemlich üblen Texten versehen wurden.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaDie Songbooks-Box endet mit dem wie ich finde schwächsten der neuen Alben, dem Jimmy McHugh-Songbook. Die Stücke sind zwar hübsch, aber viel mehr höre ich da nicht. Da ist das zehnte Album, das in den zweiwöchigen Sessions in Chicago entstand, eine nette Abwechslung. „The Jazz Soul of Oscar Peterson“ enthält nur sechs Stücke und mit dem Opener – eine rasante Version von Gershwins „Liza“ -, zwei Gillespie-Originals („Con Alma“ und „Woody’n You“) sowie besonders „The Maidens of Cadiz“ von Léo Delibes ist auch ganz anderes Material zu hören als auf den anderen Alben. Dazu gibt es Bernice Petkeres „Close Your Eyes“ (die Tin Pan Alley-Songschreiberin ist mit diesem Song und „Lullaby of the Leaves“ in der Jazzwelt angekommen) und Rodgers/Harts „My Heart Stood Still“, aber auch die beiden sind fast sechs Minuten lang, erlauben also elaboriertere Arrangements und vor allem längere Soli – und das Trio holt auch einiges heraus. Ein tolles Album und übrigens – gerade in der Paarung mit „Affinity“, dem zweiten Album auf dem Verve-Twofer von 1996 – eins meiner liebsten von Peterson (die CD lag hier schon Jahre bevor ich wirklich Zugang zu Peterson fand herum und ich mochte sie immer schon).
Hier wird die neue Verteilung der Rollen im neubesetzten Trio noch deutlicher: Peterson trägt die Arrangements was das melodische und harmonische betrifft nun fast alleine. Ray Browns Rolle ist allerdings noch wichtiger geworden, er wird Peterson zur Stütze, zum untrüglichen Führer und Begleiter, der mit seinem riesigen Ton und unglaublich sicheren Time im Zentrum des Trios steht und das Fundament bildet nicht nur für Peterson sondern auch für Ed Thigpen, der aus seinen Drums ein ganzes Orchester heraufbeschwört, besonders schön auf „Con Alma“ zu hören. Vermutlich war Thigpen der beste Drummer, mit dem Peterson zusammenspielte.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaDie ersten 24 Stücke von Stuff Smith – zuerst die kompletten Aufnahmen mit den Onyx Club Boys (20 Stücke, rec. 1936-37), die neben Smith v.a. aus Jonah Jones und Cozy Cole bestanden. Die anderen, weniger bekannten Musiker der Gruppe waren Raymond Smith (p), Bobby Bennett (g) und Mack Walker (b). Auf der ersten Session spielt John Washington statt Cole, auf der letzten ersetzt Clyde Hart Sherman am Klavier und Buster Bailey stösst hinzu. Den Abschluss machen vier Stücke der nächsten Band, immer noch mit Jonah Jones, dazu George Clark (ts), Sam Allen (p), Bernard Addison 8g), John Brown (b) und Herbert Cowens (d).
Vermutlich wäre die Hep-CD mit den Sessions von 1936/37 die schlauere Wahl, sie enthält ein paar Stücke, die auf der Chronogical fehlen und dürfte auch schöner klingen.
Eigentlich wollte ich ja nur die Sessions mit Oscar Peterson wieder mal anhören, aber ich beschloss, meine paar Stuff Smith CDs zusammenzusuchen und die mal der Reihe nach zu hören. Diese frühen Aufnahmen sind exzellent, Smiths Gesang (auf fast allen Stücken) ist sehr okay im Vergleich zu vielem, was man damals so als Gesang durchgehen liess … er wirkt spontan und echt, das Zusammenspiel mit Jonah Jones macht grossen Spass, und auch dessen Gesang (auf „You’se a Viper) ist nicht übel. Zum Auftakt gibt es gleich den grossen Hit, „I’se a Muggin'“, auf dem Jones Smith beim Gesang etwas aushilft. Sehr feine Sessions!
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbavorhin auch mal wieder ein bisschen Jazz…
Catalyst – Catalyst
Shirley Scott – Blue Flame--
.Eartha Kitt – That Bad Eartha
Gehört sie im weitesten Sinne überhaupt in den Jazz-Thread? Egal, für mich eine der größten Künstlerinnen überhaupt.
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„Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.“ (Goethe) "Allerhand Durcheinand #100, 04.06.2024, 22:00 Uhr https://www.radiostonefm.de/naechste-sendungen/8993-240606-allerhand-durcheinand-102Smiths partners in crime in diesem kammermusikalischen Trio sind Jimmy Jones (p) und John Levy (b). Auf Geang wird gänzlich verzichtet, was ich persönlich begrüsse … die neun Stücke sind teils in mehreren Takes zu hören (16 Tracks insgesamt), im Vergleich zu den frühen Sessions sind sie ruhig und zurückhaltend, Smiths Violinspiel steht viel stärker im Zentrum und es macht Spass, ihm zuzuhören!
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaCD 1, danach wohl noch die zweite, wenigstens die erste Hälfte mit Carl Perkins am Klavier
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaCD 2 nun, nach dem zweiten Album mit Carl Perkins (das als drittes veröffentlicht wurde, das erste erschien erst in der Mosaic-Box) nun das dritte mit Dizzy Gillespie – grossartig!
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaDie Scheibe von Stuff Smith mit Dizzy Gillespie (und Wynton Kelly, der am Klavier einen phantastischen Job macht, sowie Paul West-b und J.C. Heard-d und – skurrilerweise – auf dem letzten Stück die Gordon Family) lief gestern zweimal komplett und der fabelhafte Opener „Rio Pakistan“, Dizzys Versuch, Samba-Rhythmen und Ragas zu vermischen, die er im Vorjahr beim Treffen mit pakistanischen Musikern in Karachi gehört hatte, lief dann gleich noch einmal.
Jetzt die Session mit Oscar Peterson, die schon ein paar Wochen früher eingespielt wurde. Smiths Ton klingt hier sehr weich und warm im Vergleich zu sonst. Die Session war die erste, die auf Verve erschien – aber schon das dritte Album, das Smith für Granz eingespielt hat (das Album mit Dizzy war das vierte und erschien als zweites) – und hiess bloss „Stuff Smith“:
Peterson Trio wurde für die Session um Alvin Stoller am Schlagzeug ergänzt und Barney Kessel, nicht sein Nachfolger seit 1954, Herb Ellis, spielte die Gitarre. Die Mosaic-Box enthält zu den sechs Stücken der LP noch drei weitere, die davor schon auf dem Verve 2CD-Set zu finden waren, das die Peterson und Gillespie-Sessions koppelte und auch das Album mit Carl Perkins enthielt (den man ruhig auf dem Cover hätte nennen dürfen, er ist super, aber er starb halt auch gleich wieder und kaum einer erinnert sich noch an ihn, schade). Die Setlist besteht für einmal aus fast keinen Stücken Smiths („Desert Sands“ hatte er schon fürher eingespielt, „Time and Again“ hatte etwas später u.a. Sarah Vaughan eingespielt – mit Smiths Text, er war anscheinend ein sehr guter Komponist von Songs, aber ich kenne sie alle nur instrumental) sondern aus drei Ellington-Nummern (It Don’t Mean a Thing, das damals unveröffentlichte „In a Mellotone“ und Mercers „Things Ain’t What They Used to Be“), dazu Fletcher Henderson („Soft Winds“), sowie drei Standards (Youmans „I Know That You Know“ sowie die damals unveröffentlichten „Heat Wave“ und „Body and Soul“ von Irving Berlin bzw. Johnny Green).
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaAufnahmen aus den Archiven des INA – zu den Daten findet man etwas widersprüchliche Angaben, die Stücke stammen aber aus dem Jahr 1965, zwei mit Joe Turner, Jimmy Woode und Kenny Clarke sowie je eines mit einer grossen Band unter Jean-Claude Pelletier und eines mit Eddie Bernard, Paul Rovère und Marcel Blance aus dem Mai, vier tolle Stücke mit dem Trio von Georges Arvanitas (Charles Saudrais am Schlagzeug, beim Bassisten sagen manche, es sei nicht Jacky Samson sondern ein Ersatz namens Roland Haynes), die aus dem Januar oder aus dem Dezember stammen.
Die Esoldun/France’s Concert CDs wurden damals, Ende der Achtziger, glaube ich als offiziell betrachtet, aber später zu Bootlegs (rechtliche Änderungen, Proteste von Musikern und Nachlassverwaltern, was weiss ich) – und wie Bootlegs fühlen sie sich auch an, schlechtes Layout, unsichere Angaben, manchmal auch falsche Überspielgeschwindigkeit etc. Falls die INA da wirklich an der Produktion beteiligt war, hat man keine gute Arbeit geleistet. Nichtsdestotrotz schätze ich gerade diese CD sehr, da die Aufnahmen im Gegensatz zu den Esoldun-CDs von Coltrane, Mingus oder Kirk nicht weit verbreitet sind.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaDas erste Album der beiden, „Violins No End“, ein paar Jahre früher entstanden, brauche ich noch. Dieses hier, 1965 in Paris aufgenommen, hat mich bisher nie so gepackt. Der Kontrast der beiden Geigen ist zwar riesig und René Urtreger am Klavier schätze ich auch, aber irgendwie wirkt das ganze etwas zu routiniert, zusehr auf Autopilot. Smith war – darin übrigens Oscar Peterson oder Coleman Hawkins verwandt – zwar einer, der immer aufs Ganze ging, jeden Auftritt, jede Plattensession anging, als wäre es die letzte … aber das reicht halt auch nicht immer. Dennoch kein wirklich schlechtes Album.
Die LP sah wohl so aus (es gab dann auch noch eine blau-graue mit kleinem Photo):
Smith war übrigens 1957 in Paris von der Bühne gebuht worden, als er dort mit Jazz at the Philharmonic spielte. Alain Tercinet zitiert in seinen Liner Notes zur „Jazz in Paris“-Ausgabe, wie Sacha Distel die „Stuff Smith Affäre“ zusammengefasst hat:
Stuff has a great sense of jazz which really excites me, but you have to admit he’s so off-key he plays like a cow! … But the problem doesn’t bother him at all, so, so much the better!
Ein Vorwurf, den sich Smith wohl öfter anhören müsste, der aber – bei allem Respekt vor dem jungen Distel, der ein feiner Jazzgitarrist war, bevor er verloren ging – komplett an der Sache vorbeigeht. Smith hat einen Ton, der nuancenreich und „gross“ ist wie jener von Coleman Hawkins oder Ben Webster, der ein Gefühl für die Zwischentöne offenbart, wie es viele Jazzmusiker an den Tag legten, neben den genannten in der Zeit zum Beispiel auch Johnny Hodges – Glissandi, gedehnte Töne, die fallen gelassen, gehoben oder gesenkt werden … business as usual für den afro-amerikanischen Jazzmusiker, aber für das oftmals bornierte Pariser Publikum – ja selbst für die ordentlichen Musiker – vermutlich einfach zuviel. Die buhten ja auch John Coltrane und George Russell aus, Jahre später, als der moderne Jazz längst in Europa angekommen war. Stéphane Grappelli seinerseits wird von Tercinet mit dem folgenden Satz zitiert: „The arrival of Stuff Smith was an event in my life … Not since Django Reinhardt, Louis Armstrong or Art Tatum had a musician made such an impression on me the first time I heard him.“ – Eat this, Sacha Distel! Grappelli, der wohl zu den zwei poliertesten Jazzmusikern aller Zeiten gehört (keine Ahnung, wer der andere ist) hat gehört, was Smith zu bieten hatte. Bei allem Kontrast zum eigenen Spiel war er offensichtlich in der Lage, das zu erkennen, was in den USA die grössten Jazzmusiker erkannten – Smith spielte buchstäblich mit allen Swing- und vielen frühen Bebop-Musikern, jammte mit Ellington oder Charlie Parker. Dass vergleichsweise wenig dokumentiert ist, halte ich persönlich für eine Tragödie. Aber immerhin gibt es die phantastischen Verve-Aufnahmen, mit denen Norman Granz in einigen Monaten Ende 1956 und Anfang 1957 sowie nochmal 1959 versuchte, Smith gerecht zu werden – mit Erfolg, auf jeden Fall, aber leider sind bei einem so überragenden Musiker drei, vier gute Alben nicht annähernd, was er verdient hat!
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaWeil es in der 4CD-Box ein klein wenig Stuff Smith gibt, holte ich sie gerade aus dem Regal … und beschloss, ein paar der vielen tollen Stücke hier zu hören, die ich besonders schätze – von George Gruntz‘ Trio, dem Metronome Quintet, Helen Merrill mit Grutz‘ Trio, Flavio und Franco Ambrosetti im Quintett mit Gruntz und Klook, Elsie Bianchi auf CD2, Hans Kennels Quintett mit Bruno Spörri, das Irene Schweizer Trio mit Uli Trepte und Mani Neumeier, Stuff Smith mit dem jazz Live Trio, das Pierre Favre Trio mit Schweizer und Jiri Mrza, die Jazz Rock Experience, John Tchicai/Pierre Favre mit ihrem Naked Hamlet Ensemble, OM und Magog auf CD3 und danach wohl nochmal Gruntz mit Ambrosetti fils sowie Ben Webster mit dem Henri Chaix Trio auf CD4.
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Schlagwörter: Ich höre gerade... Jazz
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