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AutorBeiträge
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In einem Roots-Thread kam dieses Thema auf, nachdem WD Mikko fragte:
vertrittst Du immer noch die Auffassung, daß man lebenslang immer am meisten an der Musik hängt, die man als Jugendlicher gern gehört hat?
Mikko bejahte dies, weitete aber „Jugend“ auf die Zeit bis Mitte Zwanzig aus. Ich erinnere mich, irgendwo mal etwas Ähnliches gelesen zu haben, finde es aber gerade nicht. Der Tenor war, dass sich der Musikgeschmack bis dahin geprägt hat und sich auch dann nicht mehr weltbewegend ändert. Interessanterweise erlebe ich das genau bei vielen meiner gleichaltrigen Freunde. Bei mir selbst trifft es aber überhaupt nicht zu.
Wie ist das bei euch?
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When I hear music, I fear no danger. I am invulnerable. I see no foe. I am related to the earliest time, and to the latest. Henry David Thoreau, Journals (1857)Highlights von Rolling-Stone.de„Helter Skelter“ entstand, als die Beatles vollkommen betrunken waren
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WerbungNur zum Verständis, was mir nicht ganz klar ist: Bedeutet eine kontinuierliche, jahrzehntelange Geschmackserweiterung/entwicklung, dass man die in der Jugendzeit gehörte Musik hinter sich lässt und sich neue Hörgewohnheiten entwickeln?
Oder ist damit lediglich gemeint, dass sich zur Musik(art) der Jugendzeit im Laufe der Jahre neue/andere Musikstile/arten dazugesellen?--
Alles, was sich hinauswagt, wird am Ende zurückgeholt.
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
MistadobalinaDer Tenor war, dass sich der Musikgeschmack bis dahin geprägt hat und sich auch dann nicht mehr weltbewegend ändert.
So habe ich aber mikkos Aussage nie gedeutet. WDs Worte, die ja wohl indirekt mikko zugeschrieben sind, waren „daß man lebenslang immer am meisten an der Musik hängt, die man als Jugendlicher gern gehört hat?“. Das würde ich tendentiell unterschreiben. Dass man seinen Musikgeschmack unabhängig davon weiterentwickeln kann, wird in dieser Aussage nicht bestritten.
Und du selbst outest dich besispielsweise in deiner Top100 doch eindeutig als Kind deiner Zeit!--
MistadobalinaWie ist das bei euch?
Ich habe die Diskussion mit WD gestern Abend mitbekommen.
Ich sehe es wie Mikko. Das, was man aus der Jugend kennt (bei mir der Zeitraum von 1978 bis 1986), daß ist mit mir und meinen Erinnerungen eng „verwoben“, d.h. daß sie Teil meiner Geschichte, meines Lebens ist. Das ist die Musik, die ich auch heute noch aus dem Eff-eff kenne.
Sie beinhaltet aber nicht nur die Musik aus den Zeitraum, sondern auch das Entdeckte aus den Jahren/Jahrzehnten davor. Das ist die Musik, die mir vertraut ist, und die deswegen mir wie ein Zuhause vorkommt.
Ich glaube, daß das prägend für den Musikgeschmack ist.
Bei mir ist aber die Neugier so groß, daß ich immer wieder gerne Neues kennenlernen möchte.Ich mach’s mal an einem Beispiel fest.
Die neue Neil Young „Chrome Dreams II“ habe ich gehört und finde sie nicht schlecht. Ich muß sie natürlich noch öfters anhören.
Aber gegen Harvest hat sie keine Chance. Die Harvest gehört zu meinem Zuhause, die hat aufgrund ihres Alters eine Geschichte, die mit meinem Leben „verwoben“ ist. Sie bedeutet mir etwas. Und diesen Status kann Chrome Dreams nur schwerlich erreichen.--
Je suis Charlie Sometimes it is better to light a flamethrower than curse the darkness. T.P.Interessante Frage, die mich auch seit einer Weile umtreibt. Bei mir spielen folgende Genres bis in die frühen 80er eine Rolle:
– in frühester Jugend Popmusik aus den Charts, ABBA usw -> teilweise noch/wieder geschätzt
– Elektronik a la Klaus Schulze -> nix mehr
– „Classic“ Rock, etwas Prog -> schätze ich weiterhin, mit leicht abnehmender Tendenz
– NDW -> reine Nostalgie
– Punk / Post Punk -> heute (wieder) hoch im Kurs.Mein „Musikgeschmack“ dürfte hauptsächlich von Nr. 1 und 3 geformt sein und will Gitarrensoli, Mellotron, tolle Melodien, „mindblowende“ Musik, die mich – auf der Couch liegend – mit auf die Reise nimmt usw. Mein Interesse gilt neuerdings Musik, die diese Kriterien größtenteils nicht erfüllt, und ich merke durchaus, daß mir mein Geschmack/Hörgewohnheiten bei der Annäherung an bisher unbekannte Genres im Wege stehen. Entsprechend langsam und mit ungewissem Ausgang geht es voran.
Ich würde die Fragestellung so beantworten, daß der Einfluß der als junger Mensch anggeigneten Musik schon aufgrund des Zusammenhangs mit der eigenen Biographie sehr groß ist, aber eben nicht der einzige Einfluß ist oder bleiben muß.
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Dick LaurentSo habe ich aber mikkos Aussage nie gedeutet. WDs Worte, die ja wohl indirekt mikko zugeschrieben sind, waren „daß man lebenslang immer am meisten an der Musik hängt, die man als Jugendlicher gern gehört hat?“. Das würde ich tendentiell unterschreiben. Dass man seinen Musikgeschmack unabhängig davon weiterentwickeln kann, wird in dieser Aussage nicht bestritten.
Ich sagte ja, es ist etwas Ähnliches. Muss mal nachsehen, in welchem Zusammenhang ich das wo gelesen habe. Viele meiner Freunde hören aber in der Tat nachwievor ausschließlich die Musik ihrer Jugend und haben ihren Musikgeschmack keineswegs weiterentwickelt.
Dick LaurentUnd du selbst outest dich besispielsweise in deiner Top100 doch eindeutig als Kind deiner Zeit!
Führe ich nur Beat Musik darin auf oder wie meinst du das?
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When I hear music, I fear no danger. I am invulnerable. I see no foe. I am related to the earliest time, and to the latest. Henry David Thoreau, Journals (1857)Eine musikalische Sozialisation wird es ähnlich geben wie andere Sozialisationen auch. Das heißt auch, dass sie einen ähnlich hohen Grad an Einfluss auf die weitere Persönlichkeit, in diesem Fall Musikhörerpersönlichkeit, hat wie die anderen auch.
Dass für viele erst in der Jugend eine musikalische Sozialisation stattfindet und nicht schon in der Kindheit, mag mit dem Phänomen Pop und dem vorher zu geringen musikalischen Angebot aus Elternhaus und Schule zusammenhängen.
Findet eine solche aber hauptsächlich in der weiteren Jugend statt, so dürfte sie auch eine besondere Tiefenwirkung haben, immerhin mag sie da auch als Teil des Erwachsenwerdens empfunden werden. Musik mag dem Jugendlichen dann also eine Art Zuhause geben, was er sonst so nicht mehr findet in der Zeit der Pubertät etc. Diese Musik wird ihm dann wohl besonders wichtig bleiben.
Kinder, die in einem musikoffeneren Elternhaus aufwachsen, die sich also von vornherein vielen musikalischen Herausforderungen gegenübersehen, sind später m.E. weniger festgelegt in ihrer Vorlieben. Man bemerkt das auch bei den heute Jüngeren. Wir haben das letztens schon einmal angesprochen.
Was das „Hängenbleiben“ an den jugendlichen Vorlieben anbelangt, so mag, aus dem Blickwinkel einer Vertiefung und Verbreiterung der musikalischen Erfahrungswelt, dieses ganz stark hemmend wirken können. (Keiner verlangt hier vom anderen, dass man seinen musikalischen Horizont zu erweitern habe! Das ist kein Doebelingscher Imperativ, glaube ich). Viel mehr jedoch hat man vom Kosmos der Musik, wenn man sich davon lösen kann oder nie allzu sehr darin gefangen war.
Wenn man Musik aber nicht nur als Seelennahrung für die eigenen Befindlichkeiten und Bedürfnisse sehen will, also nicht als wohlig wärmendes Zuhause, und über Musik in Diskurs treten will, wird man allerdings um eine Öffnung kaum umhin kommen.Vielleicht geht es zusätzlich noch um ästhetische Grunderfahrungen, die für das spätere Leben prägend sein mögen. Ich habe zwei meiner wichtigen Erlebnisse mit Velvet Underground hier im Forum beschrieben. Diese waren für mich solche Grunderfahrungen. Sie waren nicht 60s-typisch, hätten auch zu anderen Zeiten mit anderer Musik funktioniert, aber sie haben mir zum einen emotional vordergründig wirkende Musik fast ebenso unmöglich gemacht, wie zum anderen die klassische Breitbein-Rockmusik bis hin zum selbstverliebten Prog. Ich bin nicht traurig drüber.
Es mögen für mich damit musikalische Welten verschlossen geblieben sein, anderen haben sich dafür geöffnet.--
FAVOURITESotis (Keiner verlangt hier vom anderen, dass man seinen musikalischen Horizont zu erweitern habe! Das ist kein Doebelingscher Imperativ, glaube ich).
Stimmt, aber vieles, was u.a hier im Forum zu lesen ist, gerade auch von WD, weckt oder fördert den Wunsch nach einer Horizonterweiterung.
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Da meine These oder mein Theorem (wie es WD nennt) Grundlage dieses Threads sind, sage ich auch mal was dazu.
Grandandt hat ganz gut beschrieben, was ich damit meine. Der Beitrag von otis ist für mich aber ebenso nachvollziehbar.
Ich weiß nicht inwieweit die frühkindliche Prägung durch Eltern und Kindergarten, Schule da auch noch eine Rolle spielt. Ich selbst bin in einem durchaus musikalischen Haushalt aufgewachsen. Meine Mutter spielte viel Gitarre und sang dazu – überwiegend Volkslieder aus der Wandervogel Bewegung des frühen 20. Jahrhunderts. Dieser Einfluss setzte sich in der Grundschule und dann später im Ferienheim und Zeltlager fort; Stichwort: Mundorgel.
Ein einschneidender Wechsel, fast Bruch möchte ich sagen, fand dann aber statt, als ich die damals aktuelle Pop (Beat) Musik für mich entdeckte in einem Alter von etwa 13 Jahren. In der Beziehung bin ich vielleicht sogar ein Spätzünder. Dafür war meine Liebe zu und Beschäftigung mit dieser Musik dann umso heftiger. In den folgenden 6-7 Jahren hat mich außer Pop Musik kaum etwas Anderes interessiert. Ok, eine feste Freundin hatte ich ab meinem 16. Lebensjahr auch. Immer dieselbe übrigens.
Ich bin fest davon überzeugt, dass meine grundsätzlichen Hörgewohnheiten und Vorlieben in dieser Zeit geprägt wurden. In den Jahren nach dem Abitur fand dann noch eine gewisse Erweiterung und Vertiefung statt, und ich entdeckte nach und nach auch ältere Musik aus den frühen Sixties und Fifties bzw. Bands wie Velvet Underground, The 13th Floor Elevators u.a. Sixties Underground Helden, die ich zuvor einfach verpasst hatte.
Mein musikalisches Weltbild wurde dann noch einmal durch die Punk und New Wave Bewegung der späten 70er geprägt. Musikalisch passierte da eigentlich nichts wirklich Neues. Aber bestimmte Haltungen und radikale Herangehensweisen waren (für mich jedenfalls) neu. Ich durchlebte – auch im persönlichen, privaten Leben – sozusagen eine zweite Pubertät.
Ein bisschen hat das Ganze wohl auch mit dem Älterwerden an sich zu tun und mit den sich daraus ergebenden Veränderungen in der Wahrnehmung und Erinnerung. Mit der Musik meiner Jugend verbinde ich Geschichten, Bilder, Erinnerungen, die in aller Regel viel intensiver und gefühlsbetonter sind, als die musikalischer Erfahrungen und Erlebnisse aus jüngerer Zeit. Das heißt nicht, dass ich nicht mehr neugierig bin auf Neues. Das bedeutet auch nicht, dass ich nicht doch immer mal wieder überrascht und überwältigt werden kann von einem Musikerlebnis. Es passiert aber zunehmend seltener, und es prägt sich dann wohl auch nicht mehr so stark ein.
Dass ich zu einigen ganz Großen der Pop Musik nie eine so intensive Beziehung aufgebaut habe, gehört auch zu diesem Theorem. Ich habe David Bowie, Bob Dylan, Scott Walker (um nur drei Forumslegenden zu nennen) damals weitgehend links liegen lassen. Nicht absichtlich. Sie drängten sich mir einfach nicht auf. Ich bekam ihre Platten gar nicht oder nur am Rande mit. Selbstverständlich habe ich längst das Meiste nachgeholt. Ich kann die Musik der drei Herren heute auch einordnen und schätze sie in Teilen sogar sehr. Eine so starke Beziehung wie zu anderen musikalischen Erlebnissen und Erfahrungen ist indes nie entstanden.--
Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!otisKinder, die in einem musikoffeneren Elternhaus aufwachsen, die sich also von vornherein vielen musikalischen Herausforderungen gegenübersehen, sind später m.E. weniger festgelegt in ihrer Vorlieben. Man bemerkt das auch bei den heute Jüngeren. Wir haben das letztens schon einmal angesprochen.
Wo wurde das angesprochen, bzw. ist das tatsächlich so? (Ich wäre dann mal wieder eine Ausnahme, halte mich eigentlich für musikalisch nicht besonders festgelegt.) Wie definierst du musikoffen? Einfach, dass viel Musik gehört/gemacht wird oder wirklich als offen für alle möglichen Einflüsse, sprich Eltern, die ihrerseits nicht mit Mitte/Ende 20 ihren musikalischen Werdegang beendet haben?
Sie waren nicht 60s-typisch, hätten auch zu anderen Zeiten mit anderer Musik funktioniert, aber sie haben mir zum einen emotional vordergründig wirkende Musik fast ebenso unmöglich gemacht, wie zum anderen die klassische Breitbein-Rockmusik bis hin zum selbstverliebten Prog. Ich bin nicht traurig drüber.
Breitbein-Rock und selbstverliebten Prog kann ich zuordnen, aber was ist für dich emotional vordergründige Musik?
Zum Thema: Ich denke, dass das Alter von ca. 17-27 enorm wichtig für die Persönlichkeitsentwicklung ist und das damit alles, was einem in dieser Zeit passiert und begegnet sehr prägend für den Rest des Lebens ist, somit auch die Musik, die man zu der Zeit hört. Außerdem ist man in dem Alter mehr und mehr dazu in der Lage, seine Lieblingsmusik selbst zu wählen, da einerseits der Gruppenzwang nicht mehr so stark ist wie mit 14/15 und man so langsam nicht mehr von der Plattensammlung (oder dem Einfluss ganz allgemein) der Eltern abhängig ist.
Bei mir ist die Phase sicherlich sehr wichtig, ich habe allerdings z.B. elektronische Musik erst mit Ende 20 so richtig für mich entdeckt und es gibt auch einige Einflüsse (Country und Jazz), die irgendwo in meiner Kindheit begründet sind.
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Interessanter Thread hier. Vielem kann ich nur zustimmen.
Bei mir fing alles mit deutschen Schlagern an (kann auch nichts dafür). Dann kam Ende der sechziger Jahre die Rockmusik (Hendrix, Jeff Beck, Gallagher usw.). Das war eine Offenbarung und das Tor zu einer neuen Welt. Im Laufe der Jahre kamen dann der Blues, Jazz, Klassik hinzu und ich suchte immer wieder nach Klängen, die ich noch nicht gehört hatte. Musik ist ein faszinierend weites Feld und ich will nicht nur in der Vergangenheit leben und erzählen, wie toll früher alles war.
Aber trotzdem: „In der Musik zuhause“ (wie es hier irgendwo so schön formuliert wurde) fühle ich mich vor allem dann, wenn ich die alten Gitarrensounds höre. Daran wird sich wohl nichts mehr ändern, denke ich, denn das sitzt zu tief.
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Nimm das Leben nicht so schwer, nimm es so leicht wie den Qualm, der vom Scheiterhaufen in den Himmel schwebt.Interessante Statements bisher.
Ich habe gerade mal so überlegt, wie das bei mir so war. Meine Eltern waren beide überhaupt nicht musikinteressiert. Meine Mutter hörte am liebsten „alte Schlager“ aus den 20er und 30er Jahren, also Sachen aus der Zeit als sie jung war. Was mir übrigens nicht unangenehm war – ich habe mich später noch recht intensiv damit beschäftigt und kenne mich auf diesem Gebiet ziemlich gut aus. Das war es aber auch schon.Abgesehen davon, dass ich mitten in die Zeit der Beat Musik hineinwuchs und selbstverständlich die Hitparaden rauf und runter hörte, habe ich damals z.B. besonders gern Procol Harum gehört, möglicherweise weil das meiner oft melancholischen Stimmung entgegen kam. Heute spielen die Procol Harum-Alben bei mir überhaupt keine Rolle mehr. Wenn ich sie höre (was äußerst selten ist) kann ich zwar noch verstehen, dass ich diese Musik damals „gebraucht“ habe, aber sie bedeutet heute nichts mehr für mich. Und so ist das mit vielen anderen Bands dieser Zeit. Interessant war für mich immer wieder neue, aufregende Musik von Bands, die in der Lage waren, den momentanen Zustand der Welt in ihrer Musik umzusetzen. (Zugegebenermaßen war das auch eine Art Sucht, immer wieder als erste Neues zu entdecken, und es hat bestimmt zu meinem Beruf in der Musikbranche geführt) Und gleichzeitig fand ich es immer spannend, weiter zurückzugehen – eine Art „graben in zwei Richtungen“. Eine Zeitlang habe ich mich sehr intensiv mit Doo Wop beschäftigt, dann wieder mit George Gershwin, dem Brill Building Pop etc. – also Musik, die ich nicht direkt miterlebt habe.
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When I hear music, I fear no danger. I am invulnerable. I see no foe. I am related to the earliest time, and to the latest. Henry David Thoreau, Journals (1857)Meine frühesten Musikerfahrungen Anfang der 70er waren der dt. Schlager und die Hitparade (Samstag um 19.30 Uhr frisch gebadet im Frottee-Schlafanzug vorm Fernseher :-)). Der Kontakt zu internationaler Musik lief dann über Ilja Richters Disco.
Einige (Olympia ’72) Sampler, Udo Jürgens, Les Humphries Singers und T.Rex im elterlichen Plattenschrank taten ein übriges. Aufgrund dieser Erfahrungen fällt mir es heute eigentlich leichter bestimmte Musikstile für mich auszuschließen als aufzuzählen, was mir gefällt.--
MistadobalinaIn einem Roots-Thread kam dieses Thema auf, nachdem WD Mikko fragte:
Mikko bejahte dies, weitete aber „Jugend“ auf die Zeit bis Mitte Zwanzig aus. Ich erinnere mich, irgendwo mal etwas Ähnliches gelesen zu haben, finde es aber gerade nicht. Der Tenor war, dass sich der Musikgeschmack bis dahin geprägt hat und sich auch dann nicht mehr weltbewegend ändert. Interessanterweise erlebe ich das genau bei vielen meiner gleichaltrigen Freunde. Bei mir selbst trifft es aber überhaupt nicht zu.
Wie ist das bei euch?
Ich hänge nicht „am meisten“ daran, aber ich hänge daran.
Musik, die ich in meiner Jugend gebraucht (klingt fast schon nach Sucht) habe, bedeutet mir auch heute noch was.
Wäre dem nicht so, würde ich schlicht Teile meiner Jugend fast schon verleugnen.
Ich höre diese Musik -vielfach jedenfalls- auch heute immer noch mit Genuss, auch wenn sie von so etlichen anderen Leuten belächelt oder gar gescholten wird.
Daß ich mich im Laufe der Jahre (eigentlich schon Jahrzehnte) auch in anderen musikalischen Gefilden rumgetrieben habe und auch sehr fündig wurde, ändert daran nicht das geringste.
Vielleicht hat es auch etwas damit zu tun, daß ich (auch für mich verblüffend) in meinem gesetzten Alter aus manchmal unerfindlichen Gründen im Kopf zu einem 18-Jährigen mutiere.
Passiert nicht oft, aber es passiert.--
[kicks sagt:] ( schon alleine dass da keine Nüsse drin sind zeigt dass es ein allgemeiner check is )An anderer Stelle gibt es einen Thread von mir namens “Eure musikalische Bandbreite?“. Im Eingangspost schrieb ich bereits einiges zum Thema hier. Ich glaube, in jungen Jahren ist man unbedingter, totaler in seinem Vorgehen. Daher saugt man auch bestimmte Dinge viel intensiver auf, vgl. die Begriffe „Prägung“ und „Sozialisation“.
Mir standen mit 13/14/15 ungefähr 20 Platten und etwas später um die 5 CDs zur Verfügung. Keine davon würde ich heute verschmähen, und wenig später kennen gelerntes geht gefühlsmäßig darüber. Noch dazu die Bindung an die damals essentiellen Erfahrungen. Da sind auch ein paar schmerzliche dabei – 2 Platten will ich aus diesen Gründen z.B. gar nicht mehr hören.
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