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nail75
2. Dieser Punkt ist aus meiner Sicht für die Frage, ob es sich um deutschsprachige oder nicht deutschsprachige Musik handelt, vollkommen unwichtig. …Die formale Frage, in welcher Sprache gesungen wird, ist weniger wichtig für die Beurteilung ob die Musik „deutschsprachig“ ist oder nicht. …
Hallo? – Geht’s noch? Die Sprache ist also plötzlich nicht mehr wichtig? – Ja woran erkenne ich dann deutschsprachige Musik? – An einer schwarz-rot-goldenen Schleife in der Ecke des Plattencovers? – Ist bei Downloads etwas schwierig dann.
Sag mal Nail, was willst Du eigentlich?
Eine Sonderbeurteilung für Popmusik von Leuten mit deutscher Erziehung, oder was?--
Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!Highlights von Rolling-Stone.deWerbungnail75
Die formale Frage, in welcher Sprache gesungen wird, ist weniger wichtig für die Beurteilung ob die Musik „deutschsprachig“ ist oder nicht.Das klingt natürlich ein wenig absurd zu behaupten, ein Lied mit deutschem Text sei nicht deutschsprachig.
Ich glaube, es geht hier doch letztlich im Kern um die Frage der Qualität originär deutscher deutschsprachiger Musik – also einer Musik „deutscher Sprache“ + X, was auch immer dieses X genau ausmacht. Warum schaffen es ggf. „die Deutschen“ nicht, in der Breite gute Pop/Rockmusik zu machen? Das ist doch die Frage, die manche hier provoziert. Und da kommt man dann natürlich mit Orbison, den Beatles, Elvis oder den Supremes nicht weiter, selbst wenn sie in Lautschrift irgendwelche deutschen Vokale vom Blatt ablesen.
Man kann sich dann natürlich auch fragen, inwiefern z.B. Mireillie Mathieu, Howard Carpendale, Caterina Valente, Nana Mouskouri oder Roger Whittaker deutsche Musik machen. Da sie ihr Werk aber zumindest zu einem gewichtigen Anteil auf ein deutsches Publikum ausgerichtet haben und hier sozusagen kulturell eingemeindet wurden, würde ich das als „X“ durchgehen lassen.
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I like to move it, move it Ya like to (move it)Mikko@foka
Natürlich wirken kramers Beispiele aus heutiger Sicht nur noch kurios. Damals waren sie jedoch eine durchaus akzeptierte und zum Teil ja auch sehr erfolgreiche Facette von Popmusik in Deutschland.
Wenn es eine grundsätzliche Ablehnung deutschsprachiger Pop-/Rockmusik gibt, dann muss man sich fragen, woran das liegt. Und es nur der Borniertheit oder den Scheuklappen einiger Musikjournalisten oder Miesepeter zuzuschreiben, ist recht einfach aber letztlich auch ignorant.
Ich beschäftige mich seit über 40 Jahren mit Popmusik, und ich habe immer wieder festgestellt, dass es gemessen an der Bevölkerungszahl etwa in Deutschland verdammt wenig wirklich innovative, hörenswerte oder gar international konkurrenzfähige Popmusik gibt. Die Gründe dafür sind mannigfacher Natur. Und es wäre vielleicht mal ganz interessant in diese Richtung weiter zu diskutieren.
Und dass der Anteil deutscher Produktionen am hiesigen Chart Geschehen in den letzten Jahren stark zugenommen hat, ist noch kein Beweis für wachsende Qualität.@nail
Ich will nicht weiter über den Wert von Coverversionen in anderen Sprachen oder über die Leistung von Übersetzern, Nachdichtern etc. mit Dir streiten.
Einigen wir uns darauf, dass natürlich eine komplett eigene künstlerische Leistung auch als solche zu bewerten ist, egal wie eigenständig (innovativ) oder kunstvoll zusammengebastelt sie im Endeffekt tatsächlich ist.Es geht ja hier auch vor allem um die deutsche Sprache. Und da sind wir auch noch nicht wirklich weiter gekommen, außer dass vielfach bemerkt wurde, dass ein deutscher Text nur schwer zu ignorieren, auszublenden ist.
Von GO1 gab es zu Beginn des Threads ein paar gute Beiträge zur Anpassung der Sprache an die Musik und umgekehrt. Da sollten wir mal weitermachen.
Ich finde das durchaus nicht ignorant. Ich gestehe im Gegensatz zu manch andrem zu, dass gewisse Ähnlichkeiten von Jahreslisten von Musikkritikern und Forumsmitgliedern durchaus einfach auf einem ähnlichen Musikhorizont beruhen können und nicht einfach auf blindem Herdentrieb, dieses konstant einsetzende Würgereflex wenn die Sprache auf deutschsprachige Musik kommt allerdings kann ich mir so nicht erklären, vor allem nicht, weil ich ihn in dieser absolutistischen Art noch nirgendwo ausserhalb des Forums erlebt habe, selbst in meinem Freundeskreis (und die sind wahrlich keine Verfechter deutscher Musik) nicht.
Ich erwarte ja gar nicht, dass man das Schaffen einer Band wie Klee oder Tele großartig goutiert, aber sowas wie die Flowerpornoes unter den Tisch fallen zu lassen (kein deutsche Album über ***1/2, ich lache) oder Erdmöbel gar als die schlechteste deutsche Band zu bezeichnen (wahrscheinlich weil sie sich erdreistet haben Bacharach und Co. einzudeutschen), ist dann als alles zu bezeichnen, aber nicht als vorurteilsfrei.--
"Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt!Wenn es darum geht welchen Einflüssen, Prägungen etc. ein Popmusiker in Deutschland ausgesetzt ist, der deutschsprachige Musik macht, dann spielt natürlich alles eine Rolle, was hierzulande gehört wird, insbesondere wenn es auf Deutsch erklingt. Vielleicht ist jemand wie Bernd Begemann auch sehr von den Dingen beeinflusst, die auf den „1000 Nadelstiche“ CDs von Bear Family versammelt wurden. Wer weiß?
Aber grundsätzlich muss man natürlich fragen, warum textet jemand auf deutsch, wenn er im Prinzip angloamerikanische oder internationale Musik macht? Und die zweite Frage ist dann, textet er gut? Hat er was zu sagen? Bilden Text und Musik eine Einheit? Passen sie vom Fluss und vom Rhythmus zueinander?
Wenn wir in diese Richtung weiter diskutieren, dann finden wir vielleicht auch heraus, warum es so wenig wirklich gute deutschsprachige Popmusik gibt.
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Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!MF, es hat natürlich auch mit eigenen Hörgewohnheiten und der eigenen musikalischen Sozialisation zu tun. Eigene Wertvorstellungen bilden sich ja über einen längeren Zeitraum aus Erfahrungen, die man macht. Und da gibt es eben Platten und Bands, die erfüllen die eigenen Kriterien nicht. Bei manchem mag sogar die deutsche Sprache selbst ein Kriterium sein, obwohl ich das auch für abwegig hielte. Aber deutschsprachige Bands existieren ja nicht in einem eigenen Kosmos, wo man sie nur mit ihresgleichen in Beziehung setzen darf. Und im Vergleich mit allem, was ich so höre, schneiden Erdmöbel oder Tomte nun mal ziemlich schlecht ab. Das kann man letztlich nicht objektivieren. Wobei ich von Erdmöbel sogar ein paar Sachen kenne, die ich ok finde. Ihr Coveralbum ist in Teilen ganz originell. Aber Cover zählen ja nicht, wie wir von Nail wissen.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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TheMagneticFieldIch erwarte ja gar nicht, dass man das Schaffen einer Band wie Klee oder Tele großartig goutiert, aber sowas wie die Flowerpornoes unter den Tisch fallen zu lassen (kein deutsche Album über ***1/2, ich lache) oder Erdmöbel gar als die schlechteste deutsche Band zu bezeichnen (wahrscheinlich weil sie sich erdreistet haben Bacharach und Co. einzudeutschen), ist dann als alles zu bezeichnen, aber nicht als vorurteilsfrei.
Jetzt mal ganz langsam: * * * 1/2 ist nun wirklich keine grottige Wertung, sondern nur ein Zeichen dafür, dass mich die mir bekannten deutschen Alben nicht wirklich berühren. Es gibt durchaus einzelne Tracks, die ich deutlich mehr schätze. „Hi Freaks“ wäre ein Beispiel. Oder „Schwere See“ und „Kein Glück im Osten“. Erdmöbel sind allerdings wirklich eine der schlechtesten deutschen Bands, die ich kenne. Das hat auch nichts mit Vorurteilen zu tun, da ich ihr Werk ja kenne. Da würde ich tatsächlich eher Cindy & Bert hören. Ernsthaft.
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Sonic JuiceDas klingt natürlich ein wenig absurd zu behaupten, ein Lied mit deutschem Text sei nicht deutschsprachig.
Ich glaube, es geht hier doch letztlich im Kern um die Frage der Qualität originär deutscher deutschsprachiger Musik – also einer Musik „deutscher Sprache“ + X, was auch immer dieses X genau ausmacht. Warum schaffen es ggf. „die Deutschen“ nicht, in der Breite gute Pop/Rockmusik zu machen? Das ist doch die Frage, die manche hier provoziert. Und da kommt man dann natürlich mit Orbison, den Beatles, Elvis oder den Supremes nicht weiter, selbst wenn sie in Lautschrift irgendwelche deutschen Vokale vom Blatt ablesen.
Genau.
Mikko@foka
Natürlich wirken kramers Beispiele aus heutiger Sicht nur noch kurios. Damals waren sie jedoch eine durchaus akzeptierte und zum Teil ja auch sehr erfolgreiche Facette von Popmusik in Deutschland.
Wenn es eine grundsätzliche Ablehnung deutschsprachiger Pop-/Rockmusik gibt, dann muss man sich fragen, woran das liegt. Und es nur der Borniertheit oder den Scheuklappen einiger Musikjournalisten oder Miesepeter zuzuschreiben, ist recht einfach aber letztlich auch ignorant.
Ich beschäftige mich seit über 40 Jahren mit Popmusik, und ich habe immer wieder festgestellt, dass es gemessen an der Bevölkerungszahl etwa in Deutschland verdammt wenig wirklich innovative, hörenswerte oder gar international konkurrenzfähige Popmusik gibt. Die Gründe dafür sind mannigfacher Natur. Und es wäre vielleicht mal ganz interessant in diese Richtung weiter zu diskutieren.
Und dass der Anteil deutscher Produktionen am hiesigen Chart Geschehen in den letzten Jahren stark zugenommen hat, ist noch kein Beweis für wachsende Qualität.Soweit sind wir uns wohl einig.
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Is this my life? Or am I just breathing underwater?TheMagneticFieldOb das seine Absicht war kann auch ich nicht beurteilen, als Argumentationsgrundlage und als solche wurde die Liste durchaus im andren Thread gepostet, entbehrt es meiner Meinung nach jedoch auch jeder Grundlage. Viel einfacher wäre es doch einfach einzugestehen, dass man eine tendenzielle Abneigung gegen deutsche popmusik verspürt, auch wenn diese füpr mich nicht nachvollziehbar ist. Mir fällt es ja auch nicht schwer gewisse Zuneigung zu manch einfach gehaltener deutscher Popmusik einzugestehen und schlimmer noch zu verteidigen, obwohl ich mich dadurch auf anderer Ebene (warum auch immer), meiner Glaubwürdigkeit beraube, wenn es um geschätzte Favs hier im Forum geht.
Wir stimmen auf jeden Fall darin überein, dass man viele der Künstler in dieser Liste nicht als Beispiele deutschsprachiger Musik heranführen kann. Dass Du für deutschsprachige Musik eintrittst, schämlert keineswegs meine Wertschätzung für Dich, auch wenn ich Deine Urteile manchmal nicht nachvollziehen kann.
Sonic JuiceDas klingt natürlich ein wenig absurd zu behaupten, ein Lied mit deutschem Text sei nicht deutschsprachig.
Ich glaube, es geht hier doch letztlich im Kern um die Frage der Qualität originär deutscher deutschsprachiger Musik – also einer Musik „deutscher Sprache“ + X, was auch immer dieses X genau ausmacht. Warum schaffen es ggf. „die Deutschen“ nicht, in der Breite gute Pop/Rockmusik zu machen? Das ist doch die Frage, die manche hier provoziert. Und da kommt man dann natürlich mit Orbison, den Beatles, Elvis oder den Supremes nicht weiter, selbst wenn sie in Lautschrift irgendwelche deutschen Vokale vom Blatt ablesen.
Man kann sich dann natürlich auch fragen, inwiefern z.B. Mireillie Mathieu, Howard Carpendale, Caterina Valente, Nana Mouskouri oder Roger Whittaker deutsche Musik machen. Da sie ihr Werk aber zumindest zu einem gewichtigen Anteil auf ein deutsches Publikum ausgerichtet haben und hier sozusagen kulturell eingemeindet wurden, würde ich das als „X“ durchgehen lassen.
Würde ich auch so sehen, da die genannten Künstler in unterschiedlicher Weise mit Deutschland eng verbunden sind.
Die Frage der Qualität würde ich bei der Definition des Begriffes „deutschsprachiger Musik“ außen vor lassen. Denn wie gesagt: Nur weil Willie Nelson eine deutschsprachige Single veröffentlich hat, macht er eben trotzdem keine deutschsprachige Musik. Das mag auf den ersten Blick absurd klingen, ist es aber nicht, denn die Gesangssprache ist eben dann unerheblich, wenn das nur ein marketingtechnisches Vorgehen ist, das im Gesamtwerk des Künstlern keinerlei Signifikanz aufweist. Abgesehen davon hat WN wie Marvin Gaye u.a. keine biographische Verbindung zu Deutschland und vor allem der deutschen Sprache.
Mikko
Aber grundsätzlich muss man natürlich fragen, warum textet jemand auf deutsch, wenn er im Prinzip angloamerikanische oder internationale Musik macht? Und die zweite Frage ist dann, textet er gut? Hat er was zu sagen? Bilden Text und Musik eine Einheit? Passen sie vom Fluss und vom Rhythmus zueinander?Wenn wir in diese Richtung weiter diskutieren, dann finden wir vielleicht auch heraus, warum es so wenig wirklich gute deutschsprachige Popmusik gibt.
Ich finde die erste Frage sagt viel über ein meiner Ansicht nach grundsätzliches Problem aus: Wieso ist das überhaupt ein Thema? Glaubst Du Franzosen würden darüber diskutieren, ob man wirklich französisch rappen sollte? In der Kulturgeschichte haben sich fremde Völker immer wieder fremde Kulturtechniken angeeignet. Manchmal war das reine Kopie, aber manchmal ergaben sich auch Transformationen zu etwas Neuem und zu neuen Formen, die dem Ursprungsland unbekannt waren. Das ist ein Geben und Nehmen, keine kulturelle Einbahnstraße.
Das ist eine rein deutsche Diskussion, hinter der – so vermute ich – ein problematisches Verhältnis zur deutschen Sprache und zur deutschen Nationalität steht. Leute, die sich damit schwertun, haben auch mit der bloßen Idee deutschsprachiger Popmusik arge Probleme. Diese Problematik schwingt auch immer bei der Beurteilung der Qualität mit, die dann sehr oft grundsätzlich negativ beurteilt wird oder gar mit Sätzen abgetan wird wie: „Ich kann mich ja nicht um alles kümmern“, obwohl es sich hier um die Muttersprache handelt und nicht um Kantonesisch.
Allerdings würde ich ebenfalls der deutschsprachigen Popmusik ein insgesamt niedrigeres Niveau als der angloamerikanischen zusprechen. Das liegt zum einen an der schieren Masse. Es gibt nun einmal mehr Amerikaner und Engländer als Deutsche. Allerdings hat es vor allem mit unterschiedlichen Musiktraditionen zu tun. Die Popmusik entstand in England und den USA und die dortigen Traditionen sind natürlich sehr stark, während Popmusik in Deutschland lange Zeit einen sehr schlechten Ruf hatte, insbesondere im konservativen Bildungsbürgertum. Die unselige Unterscheidung zwischen U und E-Musik (lies: wertvolle und wertlose Musik) trug ein übriges dazu bei, dass sich eine deutsche Popmusikkultur erst in jüngster Vergangenheit entwickelte.
Ein weiteres Problem ist – so vermute ich weiterhin – dass deutschsprachige Musik durch die Katastrophe, in die Deutschland durch ungezügelten Nationalismus geführt wurde, gerade unter der jungen Menschen in Deiner Generation so diskreditiert war, dass man für die amerikanischen Formen geradezu dankbar war. Auf diese Weise konnte man sich nämlich eine eigene Jugendkultur aufbauen, die dezidiert nicht-deutsch war und die alles deutschsprachige zurückwies. Daraufhin verkümmerten aber auch durchaus fruchtbare deutschsprachige Tendenzen, die Mista oben genannt hatte oder sie führten lange Jahre ein Schattendasein. Ausnahmen gab es natürlich, aber der Entwicklung deutschsprachiger Popmusik hat das sehr geschadet.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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kramerErdmöbel sind allerdings wirklich eine der schlechtesten deutschen Bands, die ich kenne. Das hat auch nichts mit Vorurteilen zu tun, da ich ihr Werk ja kenne. Da würde ich tatsächlich eher Cindy & Bert hören. Ernsthaft.
ich weiß jetzt auch nicht, wieso MF unbedingt Erdmöbel ausgraben muss. Von denen kenn ja noch nicht mal ich ein gutes Lied…
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nail75Wir stimmen auf jeden Fall darin überein, dass man viele der Künstler in dieser Liste nicht als Beispiele deutschsprachiger Musik heranführen kann. Dass Du für deutschsprachige Musik eintrittst, schämlert keineswegs meine Wertschätzung für Dich, auch wenn ich Deine Urteile manchmal nicht nachvollziehen kann.
Würde ich auch so sehen, da die genannten Künstler in unterschiedlicher Weise mit Deutschland eng verbunden sind.
Die Frage der Qualität würde ich bei der Definition des Begriffes „deutschsprachiger Musik“ außen vor lassen. Denn wie gesagt: Nur weil Willie Nelson eine deutschsprachige Single veröffentlich hat, macht er eben trotzdem keine deutschsprachige Musik. Das mag auf den ersten Blick absurd klingen, ist es aber nicht, denn die Gesangssprache ist eben dann unerheblich, wenn das nur ein marketingtechnisches Vorgehen ist, das im Gesamtwerk des Künstlern keinerlei Signifikanz aufweist. Abgesehen davon hat WN wie Marvin Gaye u.a. keine biographische Verbindung zu Deutschland und vor allem der deutschen Sprache.
Ich finde die erste Frage sagt viel über ein meiner Ansicht nach grundsätzliches Problem aus: Wieso ist das überhaupt ein Thema? Glaubst Du Franzosen würden darüber diskutieren, ob man wirklich französisch rappen sollte? In der Kulturgeschichte haben sich fremde Völker immer wieder fremde Kulturtechniken angeeignet. Manchmal war das reine Kopie, aber manchmal ergaben sich auch Transformationen zu etwas Neuem und zu neuen Formen, die dem Ursprungsland unbekannt waren. Das ist ein Geben und Nehmen, keine kulturelle Einbahnstraße.
1) Das ist eine rein deutsche Diskussion, hinter der – so vermute ich – ein problematisches Verhältnis zur deutschen Sprache und zur deutschen Nationalität steht. Leute, die sich damit schwertun, haben auch mit der bloßen Idee deutschsprachiger Popmusik arge Probleme. Diese Problematik schwingt auch immer bei der Beurteilung der Qualität mit, die dann sehr oft grundsätzlich negativ beurteilt wird oder gar mit Sätzen abgetan wird wie: „Ich kann mich ja nicht um alles kümmern“, obwohl es sich hier um die Muttersprache handelt und nicht um Kantonesisch.
2) Allerdings würde ich ebenfalls der deutschsprachigen Popmusik ein insgesamt niedrigeres Niveau als der angloamerikanischen zusprechen. Das liegt zum einen an der schieren Masse. Es gibt nun einmal mehr Amerikaner und Engländer als Deutsche. Allerdings hat es vor allem mit unterschiedlichen Musiktraditionen zu tun. Die Popmusik entstand in England und den USA und die dortigen Traditionen sind natürlich sehr stark, während Popmusik in Deutschland lange Zeit einen sehr schlechten Ruf hatte, insbesondere im konservativen Bildungsbürgertum. Die unselige Unterscheidung zwischen U und E-Musik (lies: wertvolle und wertlose Musik) trug ein übriges dazu bei, dass sich eine deutsche Popmusikkultur erst in jüngster Vergangenheit entwickelte.
Ein weiteres Problem ist – so vermute ich weiterhin – dass deutschsprachige Musik durch die Katastrophe, in die Deutschland durch ungezügelten Nationalismus geführt wurde, gerade unter der jungen Menschen in Deiner Generation so diskreditiert war, dass man für die amerikanischen Formen geradezu dankbar war. Auf diese Weise konnte man sich nämlich eine eigene Jugendkultur aufbauen, die dezidiert nicht-deutsch war und die alles deutschsprachige zurückwies. Daraufhin verkümmerten aber auch durchaus fruchtbare deutschsprachige Tendenzen, die Mista oben genannt hatte oder sie führten lange Jahre ein Schattendasein. Ausnahmen gab es natürlich, aber der Entwicklung deutschsprachiger Popmusik hat das sehr geschadet.
zu 1) genau dort sehe ich den Knackpunkt und da ist Musik ja nur ein Kriterium. Wenn ich in einem andren Thread einen Kommentar von Wolfgang zu einem Billy Bragg-Interview, das etwas „entgleist“ ist, sehe, bestätigt das den Eindruck nur.
zu 2) in der Breite würde ich euch da natürlich vollkommen zustimmen, natürlich habe auch ich viel mehr „internationale“ von mir geschätzte Alben (ja wirklich
), als deutsche, aber in der Spitze tummelt sich dann doch manch deutschsprachiges.
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"Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt!
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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nail75Das ist eine rein deutsche Diskussion, hinter der – so vermute ich – ein problematisches Verhältnis zur deutschen Sprache und zur deutschen Nationalität steht. Leute, die sich damit schwertun, haben auch mit der bloßen Idee deutschsprachiger Popmusik arge Probleme. Diese Problematik schwingt auch immer bei der Beurteilung der Qualität mit, die dann sehr oft grundsätzlich negativ beurteilt wird oder gar mit Sätzen abgetan wird wie: „Ich kann mich ja nicht um alles kümmern“, obwohl es sich hier um die Muttersprache handelt und nicht um Kantonesisch.
Unsinn.
nail75Allerdings würde ich ebenfalls der deutschsprachigen Popmusik ein insgesamt niedrigeres Niveau als der angloamerikanischen zusprechen. Das liegt zum einen an der schieren Masse. Es gibt nun einmal mehr Amerikaner und Engländer als Deutsche.
Ist klar. Die beste und erfolgreichste Popmusik müsste dann also aus Indien oder China kommen. Hast Du ein paar Tipps für mich?
nail75Ein weiteres Problem ist – so vermute ich weiterhin – dass deutschsprachige Musik durch die Katastrophe, in die Deutschland durch ungezügelten Nationalismus geführt wurde, gerade unter der jungen Menschen in Deiner Generation so diskreditiert war, dass man für die amerikanischen Formen geradezu dankbar war. Auf diese Weise konnte man sich nämlich eine eigene Jugendkultur aufbauen, die dezidiert nicht-deutsch war und die alles deutschsprachige zurückwies.
Das halte ich ebenfalls für kaum haltbaren Schwachsinn. Meine Eltern haben in den 50er und 60er Jahren fast ausschließlich deutschsprachige Popmusik und Schlager gehört und in ihrem Freundeskreis sah es ähnlich aus. Dabei von Nischen o.ä. zu sprechen ist Humbug.
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kramerJetzt mal ganz langsam: * * * 1/2 ist nun wirklich keine grottige Wertung, sondern nur ein Zeichen dafür, dass mich die mir bekannten deutschen Alben nicht wirklich berühren. Es gibt durchaus einzelne Tracks, die ich deutlich mehr schätze. „Hi Freaks“ wäre ein Beispiel. Oder „Schwere See“ und „Kein Glück im Osten“. Erdmöbel sind allerdings wirklich eine der schlechtesten deutschen Bands, die ich kenne. Das hat auch nichts mit Vorurteilen zu tun, da ich ihr Werk ja kenne. Da würde ich tatsächlich eher Cindy & Bert hören. Ernsthaft.
Selbstredend sind ***1/2 nicht grottig, das vollkommene Fehlen auch nur einer höheren Wertung, verwundert mich indes schon, oder anders dieses völlige Fehlen des Berührtwerdens durch deutschsprachige Musik, ist mir völlig unnachvollziehbar. Für mich ist die Sprache mit der ich aufgewachsen bin weiterhin die, die mich textlich und emotional dann auch am unmittelbarsten trifft.
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"Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt!Dick Laurentich weiß jetzt auch nicht, wieso MF unbedingt Erdmöbel ausgraben muss. Von denen kenn ja noch nicht mal ich ein gutes Lied…
MF muß Erdmöbel ausgraben, weil die im Gegensatz zu vielen andren von MFs schlimmen deutschen Band, auf der Ebene des deutschen Musikjournalismus durchaus gut bis sehr gut wegkommen. Und natürlich sind Songs wie „Wette unter Models“, „Das Beste von Osten“ „Busfahrt“ etcpp grandios. Und natürlich ist die Tatsache dass noch nicht mal DL ein gutes Lied von denen kennt, auch kein Kriterium per se, so sehr sich dass DL auch wünscht.
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"Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt!Nail, in Deinem letzten Beitrag sind einige durchaus richtige Überlegungen angesprochen. Manches ist vielleicht wirklich typisch deutsch. Und die deutsche Geschichte hat natürlich auch Auswirkungen auf die Rezeption und den Umgang mit Popmusik hierzulande.
Aber einen weiteren wichtigen Punkt hast Du vergessen. Popmusik hat in Deutchland noch immer nicht den gleichen Stellenwert in der gesellschaftlichen und kulturellen Wahrnehmung wie in Großbritannien, USA oder sogar in Frankreich. Das hat viele direkte aber auch indirekte Auswirkungen.
M.E. ist auch die vergleichsweise geringe Zahl international konkurrenzfähiger Bands (nicht in technischer, sondern vor allem auch in künstlerischer Hinsicht) eine indirekte Folge davon. Wenn es als Jugendsünde gilt oder als nicht ernst zu nehmende jugendliche Schwärmerei, in einer Band zu spielen, dann wendet sich die Mehrzahl der jungen Musiker natürlich bald einem ernsten Beruf zu. Und die, die aus Überzeugung dabei bleiben, haben es dennoch ungleich schwerer als in Finnland, Schweden oder eben Großbritannien, anerkannt zu werden und gesellschaftlich akzeptiert zu sein. Das ist nur nicht so, wenn ein Musiker schnell kommerziellen Erfolg hat (wie etwa Tokyo Hotel). Dann gilt er als clever und geschäftstüchtig, aber seine künstlerische Leistung interessiert schon wieder kaum noch.
Es gibt hier einfach nicht genug Leute, wie die hier im Forum aktiven Musikliebhaber, die sich ernsthaft mit Pop- und Rockmusik beschäftigen und sie auch in der Weise, wie wir das gerade tun, diskutieren. Und ohne eine solches Publikum, ohne entsprechende Anerkennung, aber auch Kritik, kann sich eine lebendige hochwertige Szene gar nicht entwickeln.
Die verschiedenen deutschsprachigen Szenen, die es gibt, schmoren m.E. meist immer noch zu sehr im eigenen Saft. Wen interessiert denn, was in der Spex steht oder in der Visions? Mal abgesehen davon, dass da oft auch noch großer Unsinn steht.--
Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!Herr RossiNa, Deine „so einen Sch*** kenn ich nicht und hör ich mir auch nicht an“-Posts klangen schon anders, aber belassen wir es dabei.
Ich hab das aber etwas zurückhaltender formuliert.:-)
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Schlagwörter: Deutschsprachig
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