Deutscher (Post) Punk & New Wave (NDW) – 10 Alben

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  • #83451  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 5,160

    Im Musikbücher-Forum gab es anlässlich der Wiederveröffentlichung von Jürgen Teipels grandiosem Buch Verschwende Deine Jugend in einer erweiterten Fassung eine angeregte Diskussion über frühen Punk und New Wave in Deutschland. Gemeint ist damit die ursprüngliche Szene in vor allem Düsseldorf, Berlin und Hamburg von ca. 1976 bis ca. 1982, die von Alfred Hilsberg in einem Artikel der damaligen SOUNDS als Neue Deutsche Welle bezeichnet wurde. Ausdrücklich nicht gemeint ist damit das gleichnamige Derivat, das mit der ursprünglichen Szene eigentlich weder personell noch inhaltlich etwas zu tun hatte, aber unter diesem Etikett für ein paar Jahre enorme kommerzielle Erfolge verbuchen konnte.

    Kurz: gemeint sind Bands wie Fehlfarben, DAF, Plan und Einstürzende Neubauten. Nicht gemeint sind Spliff, Nena, Trio, Extrabreit und schon mal gar nicht Markus, Frl. Menke und die Spider Murphy Gang. usw. Eine eindeutige Grenzziehung ist natürlich schwierig, da auch einige Künstler aus der ersten Kategorie kommerziell erfolgreich waren. Das an sich ist also nicht das Kriterium. Ich würde die Grenze daher etwa da ziehen, wo es auch Jürgen Teipel tut: Ideal nehmen wir noch mit rein, da sich Annette Humpe persönlich am Rande dieser Szene bewegte, Nina Hagen muss leider draußen bleiben, da sie eigentlich aus einer ganz anderen Ecke kam, sich leider mit einer Band alter berliner Deutschrocker abgab, die später dann ja auch Spliff wurden und eigentlich keinen rechten Anschluss an die berliner Szene hatte. Sicher gibt es auch nach dieser Definition ein paar nicht eindeutig zuzuordnende Kandidaten wie z.B. Foyer Des Arts. Da würde ich ein Auge zudrücken . ;-) Man kann das im Einzelfall aber auch diskutieren.

    Die Frage ist: Was bleibt aus dieser Zeit? Daher die Aufforderung, hier 10 Alben des deutschen Punk und New Wave aus der Zeit von Mitte der 70er bis Mitte der 80er zu posten, die in der einen oder anderen Weise noch heute schön, interessant, lustig, aufregend, oder sonst wie beeindruckend sind.

    Hier meine Auswahl in alphabetischer Reihenfolge:

    DEUTSCH AMERIKANISCHE FREUNDSCHAFT – Alles Ist Gut
    ANDREAS DORAU – Blumen und Narzissen *
    EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN – Halber Mensch
    FEHLFARBEN – Monarchie und Alltag
    IDEAL – dto.
    PALAIS SCHAUMBURG – dto. *
    DIE PARTEI – La Freiheit Des Geistes
    DER PLAN – Normalette Surprise
    PYROLATOR – Ausland *
    THE WIRTSCHAFTSWUNDER – dto.

    Das ist alles sehr lange her und es gab in der Zwischenzeit viele Umzüge und die Umstellung von Vinyl auf CD. Ich muss daher gestehen, dass sich die mit * gekennzeichneten Alben nicht mehr in meinem Besitz befinden, aber in meiner Erinnerung haben die viel Spaß gemacht. Als Vorschlag würde ich diese Liste also gerne so stehen lassen. Ich bin gespannt auf weitere Wortmeldungen!

    Kleine Ergänzung: Am wenigsten bekannt dürfte Die Partei sein, ein Projekt von Walter Dahn und Tom Dokoupil. Haben meines Wissens nur ein einziges Album veröffentlicht. Das finde ich aber klasse! Ist leider nie digital wiederveröffentlicht worden, glaube ich …

    Guten Morgen in Köln: http://www.youtube.com/watch?v=Yg1MO9wCo-8&feature=related

    --

    „Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)
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    #8641497  | PERMALINK

    mikko
    Moderator
    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

    Beiträge: 34,399

    Dünnes Eis, Friedrich.

    Teipels Definition interessiert mich in diesem Zusammenhang wenig. Er ist genauso befangen und voreingenommen wie fast jeder in diesem Zusammenhang.

    Die erste Extrabreit LP gehört für mich genauso dazu wie die erste Nina Hagen Band Platte, Trio sowieso! Auch Bands wie Interzone haben mehr mit der „Szene“ zu tun als man gemeinhin glaubt.

    Die Grenze ist eben nicht durch Sounds oder Hilsberg oder Teipel definiert.

    Und dann gibt es noch die englischsprachigen Bands deutscher Provenienz, die ebenfalls durch Punk und New Wave aus dem UK und den USA inspiriert wurden, ihr eigenes Ding zu machen. Die gehören natürlich nicht zur ndW, aber sie gehörten zur Szene damals.

    Deine Auswahl ist subjektiv ok, Friedrich (wie auch nicht?). Aber außer den Fehlfarben und Ideal ist da nichts dabei, das für mich eine bleibende Bedeutung hätte. Von Palais Schaumburg, Wirtschaftswunder, Andreas Dorau, Der Plan, D.A.F. und den Neubauten reichen ein oder zwei Singles.
    „DIE PARTEI – La Freiheit Des Geistes“ ist die einzige Scheibe aus Deiner Aufzählung, die mir gar nichts sagt.

    --

    Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!
    #8641499  | PERMALINK

    voyager

    Registriert seit: 11.06.2006

    Beiträge: 7,015

    „was habt Ihr denn immer mit eurer MITTAGSPAUSE???…“

    Nena Kerner desöfteren während der ersten Interviews Ihrer Karriere.

    Eine Liste kommt bald irgendwann.

    --

    #8641501  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 5,160

    MikkoDünnes Eis, Friedrich.

    Das riskiere ich!

    MikkoDie erste Extrabreit LP gehört für mich genauso dazu wie die erste Nina Hagen Band Platte, Trio sowieso! Auch Bands wie Interzone haben mehr mit der „Szene“ zu tun als man gemeinhin glaubt.

    Na ja, aber was haben Hagen (Extrabreit) respektive Großenkneten (Trio) mit der Szene um den Ratinger Hof (Düsseldorf), das SO 36 (Berlin) und meinetwegen der Markthalle (Hamburg) zu tun. Wo sind da die gemeinsamen Wurzeln? Ich finde auch, dass die jeweiligen musikalischen Ergebnisse sich sehr voneinander unterscheiden: Extrabreit waren eine stinknormale, eigentlich altmodische Deutschrockband, Trio waren immerhin noch ganz lustig, kommen aber aus einer viel älteren Szene („Die Stones von der Wesermarsch“, Stefan Remmler ist Jahrgang 1946) und sprangen erst spät – zugegeben sehr geschickt – auf den Zug NDW auf. Ich lese gerade, dass Extrabreit sogar einen gemeinsamen Auftritt mit Markus und Nena im Film Gib Gas – Ich will Spaß hatten. Au weia!

    Ich erinnere mich, dass es damals eine klare Abgrenzung sowohl auf Seiten der Musiker als auch der Hörer zwischen Fehlfarben und DAF einerseits und Trio und Extrabreit andererseits gab. Diese beiden Fraktionen gemeinsam auf ein und derselben Bühne? Niemals! Undenkbar!

    Es war ja tatsächlich so, dass Bands wie Extrabreit oder Trio oder noch schlimmeres wie die Spider Murphy Gang unter dem Label NDW nicht neben den Fehlfarben, DAF und Der Plan kommerziellen Erfolg hatten, sondern dass sie anstatt dieser Bands von den Majors promotet wurden. Es gibt verschiedene Gründe, warum sich die ursprüngliche Szene der NDW ab etwa 1982 totgelaufen hat, aber das ist einer davon. Andreas Dorau erzählt in Verschwende Deine Jugend, wie er frustriert aufgehört hat Musik zu machen, weil seine Plattenfirma lieber irgendwelche Acts puschte, die versuchten ihn zu imitieren, die aber leichter zu handhaben und massenkompatibler waren. Er hat sich geweigert Frl. Menke die Hand zu geben. Wer will ihm das verübeln?

    MikkoDeine Auswahl ist subjektiv ok, Friedrich (wie auch nicht?). Aber außer den Fehlfarben und Ideal ist da nichts dabei, das für mich eine bleibende Bedeutung hätte. Von Palais Schaumburg, Wirtschaftswunder, Andreas Dorau, Der Plan, D.A.F. und den Neubauten reichen ein oder zwei Singles.
    „DIE PARTEI – La Freiheit Des Geistes“ ist die einzige Scheibe aus Deiner Aufzählung, die mir gar nichts sagt.

    Klar ist das subjektiv. Ich schreibe ja auch ausdrücklich nicht von den besten Platten, sondern von denen, die einen Endruck hinterlassen haben. Und speziell zu DAF: Ich habe Alles Ist Gut in den letzten Tagen oft gehört. Sicher, das ist sehr zeittypisch. Aber hallo: Wie diese beiden Typen 1981 mit dieser äußerst zugespitzten Musik mit dem Kopf durch die Wand gingen und alles was es bisher an Rockmusik oder so gab auf einmal alt und brav aussehen ließen! Höre ich auch heute noch und wieder gerne. Und die Neubauten? Hätten viele damals als Krach von ein paar durchgeknallten Drogenwracks abgetan. Heute würde ich sagen: Große Kunst!

    --

    „Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)
    #8641503  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 87,234

    Deine Unterscheidung kann ich schon nachvollziehen, Friedrich, und prinzipiell stehen mir auch Palais Schaumburg, Andreas Dorau u. a. näher als die NDW-„Trittbrettfahrer“. Aber Trio muss man zugute halten, dass sie wirklich verstanden hatten, worum es ging, und ein schlüssiges, unverwechselbares Konzept boten. Ihr Debüt-Album gehört für mich auf die Habenseite. Und Nenas „Nur geträumt“ ist Girl Pop im Sound der damaligen Zeit.

    (Ich war übrigens so frei, den Titel zu ändern, um die von Dir angesprochenen Missverständnisse zu vermeiden.)

    --

    #8641505  | PERMALINK

    napoleon-dynamite
    Moderator

    Registriert seit: 09.11.2002

    Beiträge: 21,865

    Herr RossiNenas „Nur geträumt“ ist Girl Pop im Sound der damaligen Zeit.

    Und ich würde jederzeit „Monarchie und Alltag“ dafür hergeben.

    --

    A Kiss in the Dreamhouse  
    #8641507  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 5,160

    Herr Rossi Aber Trio muss man zugute halten, dass sie wirklich verstanden hatten, worum es ging, und ein schlüssiges, unverwechselbares Konzept boten. Ihr Debüt-Album gehört für mich auf die Habenseite. Und Nenas „Nur geträumt“ ist Girl Pop im Sound der damaligen Zeit.

    Ja, das muss man Trio zu Gute halten. Die waren schon clever und witzig. Bestreite ich nicht. Aber auch die sind, nachdem sie sich vorher jahrzehntelang als „Die Stones von der Wesermarsch“ oder unter dem Pseudonym „Rex Carter“ mit Schlagern oder als Schlagzeuger der Psychedelic-Band „Silberbart“ (Wikipedia) durchgeschlagen hatten, erst später auf den Zug aufgesprungen.

    Herr Rossi (Ich war übrigens so frei, den Titel zu ändern, um die von Dir angesprochenen Missverständnisse zu vermeiden.)

    Okiedokie!

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    „Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)
    #8641509  | PERMALINK

    mikko
    Moderator
    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

    Beiträge: 34,399

    FriedrichNa ja, aber was haben Hagen (Extrabreit) respektive Großenkneten (Trio) mit der Szene um den Ratinger Hof (Düsseldorf), das SO 36 (Berlin) und meinetwegen der Markthalle (Hamburg) zu tun. Wo sind da die gemeinsamen Wurzeln? Ich finde auch, dass die jeweiligen musikalischen Ergebnisse sich sehr voneinander unterscheiden: Extrabreit waren eine stinknormale eigentlich altmodische Deutschrockband, Trio waren immerhin noch ganz lustig, kommen aber aus einer viel älteren Szene („Die Stones von der Wesermarsch“, Stefan Remmler ist Jahrgang 1946) und sprangen erst spät – zugegeben sehr geschickt – auf den Zug NDW auf. Ich lese gerade, dass Extrabreit sogar einen gemeinsamen Auftritt mit Markus und Nena im Film Gib Gas – Ich will Spaß hatten. Au weia!

    Ein Missverständnis. Natürlich haben Extrabreit und Trio nichts mit den genannten Szenen zu tun. Sie gehören m.E. trotzdem zur ndW im engeren Sinn. Klar waren Trio rein altersmäßig und aufgrund ihrer Vorgeschichte nicht mit den jungen Wilden vergleichbar. Trotzdem sind sie m.E. eine der besten und konsequentesten ndW Bands. Extrabreit waren zumindest für einen Moment mit Tracks wie „Hart wie Marmelade“ absolut auf der Höhe der Zeit.

    FriedrichIch erinnere mich, dass es damals eine klare Abgrenzung sowohl auf Seiten der Musiker als auch der Hörer zwischen Fehlfarben und DAF einerseits und Trio und Extrabreit andererseits gab. Diese beiden Fraktionen gemeinsam auf ein und derselben Bühne? Niemals! Undenkbar!

    Klar gab es diese Abgrenzung. Aber ich fand die damals schon lächerlich!

    FriedrichEs war ja tatsächlich so, dass Bands wie Extrabreit oder Trio oder noch schlimmeres wie die Spider Murphy Gang unter dem Label NDW nicht neben den Fehlfarben, DAF und der Plan kommerziellen Erfolg hatten, sondern, dass sie anstatt dieser Bands von den Majors promotet wurden. Es gibt verschiedene Gründe, warum sich die ursprüngliche Szene der NDW ab etwa 1982 totgelaufen hat, aber das ist einer davon. Andreas Dorau erzählt in Verschwende Deine Jugend, wie er frustriert aufgehört hat Musik zu machen, weil seine Plattenfirma lieber irgendwelche Acts puschte, die versuchten ihn zu imitieren, die aber leichter zu handhaben und massenkompatibler waren. Er hat sich geweigert Frl. Menke die Hand zu geben. Wer will ihm das verübeln?

    Ich nicht. Verstehe ich alles. Mich hat es damals auch geärgert, dass vor allem die Trittbrettfahrer und Altrocker den Erfolg einfuhren.

    FriedrichKlar ist das subjektiv. Ich schreibe ja auch ausdrücklich nicht von den besten Platten, sondern von denen, die einen Endruck hinterlassen haben. Und speziell zu DAF: Ich habe Alles Ist Gut in den letzten Tagen oft gehört. Sicher, das ist sehr zeittypisch. Aber hallo: Wie diese beiden Typen 1981 mit dieser äußerst zugespitzten Musik mit dem Kopf durch die Wand gingen und alles was es bisher an Rockmusik oder so gab auf einmal alt und brav aussehen ließen! Höre ich auch heute noch und wieder gerne. Und die Neubauten? Hätten viele damals als Krach von ein paar durchgeknallten Drogenwracks abgetan. Heute würde ich sagen: Große Kunst!

    Bei DAF und den Neubauten bin ich vorbelastet durch zu große Nähe, wenn Du so willst. Ihre möglicherweise musikalische Bedeutung wird für mich überschattet durch den sagen wir zwiespältigen persönlichen Charakter der Protagonisten, die ich – leider – zu gut kannte.

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    #8641511  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 5,160

    MikkoKlar gab es diese Abgrenzung. Aber ich fand die damals schon lächerlich!

    Diese Abgrenzung konnte ich damals verstehen und kann ich heute immer noch verstehen. Diese “jungen Wilden” waren eine sehr innovative musikalischen Szene, die die Grenzen auslotete, sich mal demonstrativ martialisch, mal demonstrativ naiv gaben und damit in ihre Musik einen doppelten Boden einzogen. Wenn sich diese Szene von “Trittbrettfahrern”, die nicht nur musikalisch wieder einen Schritt dahinter zurückgehen, sondern die auch dieses Spiel mit Ironie und Provokation überhaupt nicht verstehen, strikt abgrenzt, ist das für mich auch nicht lächerlich. Ansonsten kann man ja gleich das Handtuch werfen.

    “Hurra, Hurra, die Schule brennt”? Da gähnt ja selbst der Hausmeister. Da tanze ich doch lieber den Adolf Hitler!

    MikkoMich hat es damals auch geärgert, dass vor allem die Trittbrettfahrer und Altrocker den Erfolg einfuhren.

    Eben! Und zwar mit Altrock und Schlagern! Aber genau das wollte man doch auf den Müllhaufen der Geschichte werfen!

    MikkoBei DAF und den Neubauten bin ich vorbelastet durch zu große Nähe, wenn Du so willst. Ihre möglicherweise musikalische Bedeutung wird für mich überschattet durch den sagen wir zwiespältigen persönlichen Charakter der Protagonisten, die ich – leider – zu gut kannte.

    Ich weiß nicht, ob ich Dich jetzt bedauern oder beneiden soll. ;-) Erzähl doch mal! Aber die persönlichen Charaktere von Künstlern (und nicht nur denen), insbesondere von solchen, die ihr eigenes Bild in der Öffentlichkeit zu Markte tragen, ist ja nicht selten von Narzissmus, Egomanie und Größenwahn geprägt. Das sind Themen die auch Jürgen Teipel in seinem Buch nicht auslässt. (Irgendwer sagt da, Gabi Delgado sei “hart im Kopf” und Blixa Bargeld sieht man seinen Narzissmus ja heute noch auf den ersten Blick an. Ich sag nur: ”Ich bin 12 Meter groß!”) Gerade auch das macht es ja so spannend. Aber wenn wir anfangen die Musik anhand der Künstler, die sie machen, zu beurteilen, muss ich die Hälfte meiner Plattensammlung wegwerfen. Und ins Kino gehen darf ich auch nicht mehr.

    Also her mit den Favoriten! Ich gehe davon aus, dass es auch da noch viele Kontroversen und Diskussionen gibt. Und das ist auch gut so!

    --

    „Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)
    #8641513  | PERMALINK

    prince-kajuku

    Registriert seit: 10.07.2002

    Beiträge: 2,186

    Ich kriege keine von den 10 geforderten Alben zusammen und kann mit der ganzen Herkunfts- und Attitude-Diskussion ohnehin relativ wenig anfangen. Mir kam und kommt es beim Plattensauf immer drauf an was ich gerne höre, nicht welcher Name, Produzent oder was auch immer dahinter steckt.

    Sicher, Friedrich schliesst in seinem Eröffnugspost vieles aus, aber trotzdem; ich habe die NDW mit all ihren verrückten Nebenerscheinungen ganz gern gehabt…bin schliesslich in meiner Jugend voll reingeknallt. Grad letzte Woche habe ich z.B. Hubert Kah’s „Meine Höhepunkte“ in der Grabbelkiste eines 2nd Hand Händlers in Münster wiederentdeckt und neben Cats TV und Cosa Rosa sehr gerne mitgenommen. Und noch lieber gehört…

    Aber zurück zum Wesentlichen:

    Hängen blieben, weil in meinem Plattenschrank (gewesen):

    Zerstörte Jugend – Spastic Nightmare (EP), allerdings erst 1983 VÖ
    Nichts – Made In Eile
    Fee – Notaufnahme
    PVC – Mystery Gang (Single, würde ich gerne mal wieder hören)
    Interzone – dito

    Nichts und Fee stehen sicher stark auf der Schwelle zur NDW, kamen aber glaube ich aus dem Punk. Interzone war wohl eher Bluesrock-lastig…und zuguterletzt sollte man Slime vielleicht nicht vergessen.

    --

    So mister D. J. ...play just one for me. You know the one...with the crashin' and the screams.[/FONT][/FONT]
    #8641515  | PERMALINK

    mikko
    Moderator
    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

    Beiträge: 34,399

    FriedrichDiese Abgrenzung konnte ich damals verstehen und kann ich heute immer noch verstehen. Diese “jungen Wilden” waren eine sehr innovative musikalischen Szene, die die Grenzen auslotete, sich mal demonstrativ martialisch, mal demonstrativ naiv gaben und damit in ihre Musik einen doppelten Boden einzogen. Wenn sich diese Szene von “Trittbrettfahrern”, die nicht nur musikalisch wieder einen Schritt dahinter zurückgehen, sondern die auch dieses Spiel mit Ironie und Provokation überhaupt nicht verstehen, strikt abgrenzt, ist das für mich auch nicht lächerlich. Ansonsten kann man ja gleich das Handtuch werfen.

    Verstehen konnte und kann ich die Abgrenzung auch. Allerdings wurden dadurch dann eben zum Teil auch wieder völlig falsche Barrieren errichtet. Und was das Spiel mit Ironie und Provokation betrifft waren Trio den Düsseldorfern weit voraus. „Der Mussolini“ ist sicher eine gelungene Post-Punk-Disco Nummer. Die Provokation dabei ist aber so platt wie erwartungsgemäß. Ich hab das damals aber auch verteidigt gegen die falsch verstandene political correctness einiger Linker und Grüner.

    FriedrichIch weiß nicht, ob ich Dich jetzt bedauern oder beneiden soll. ;-) Erzähl doch mal! Aber die persönlichen Charaktere von Künstlern (und nicht nur denen), insbesondere von solchen, die ihr eigenes Bild in der Öffentlichkeit zu Markte tragen, ist ja nicht selten von Narzissmus, Egomanie und Größenwahn geprägt. Das sind Themen die auch Jürgen Teipel in seinem Buch nicht auslässt. (Irgendwer sagt da, Gabi Delgado sei “hart im Kopf” und Blixa Bargeld sieht man seinen Narzissmus ja heute noch auf den ersten Blick an. Ich sag nur: ”Ich bin 12 Meter groß!”) Gerade auch das macht es ja so spannend. Aber wenn wir anfangen die Musik anhand der Künstler, die sie machen, zu beurteilen, muss ich die Hälfte meiner Plattensammlung wegwerfen. Und ins Kino gehen darf ich auch nicht mehr.

    Exakt, Blixa und Gabi sie diejenigen, deren Sozialverhalten schwer gestört ist. Aber ich kannte die halt, weil ich damals viel in der Szene unterwegs war. Wir waren weder befreundet noch wirklich näher miteinander bekannt. Die heutige Ehefrau von Gabi kannte ich allerdings ziemlich gut. Aber das ist eine andere Geschichte und gehört nicht hierher.

    FriedrichAlso her mit den Favoriten! Ich gehe davon aus, dass es auch da noch viele Kontroversen und Diskussionen. Und das ist auch gut so!

    Ja, Diskussion ist immer gut. Passiert hier leider zu wenig.

    Ich denke mal über meine Top 10 nach.

    --

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    #8641517  | PERMALINK

    mikko
    Moderator
    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

    Beiträge: 34,399

    Prince KajukuHängen blieben, weil in meinem Plattenschrank (gewesen):

    Zerstörte Jugend – Spastic Nightmare (EP), allerdings erst 1983 VÖ
    Nichts – Made In Eile
    Fee – Notaufnahme
    PVC – Mystery Gang (Single, würde ich gerne mal wieder hören)
    Interzone – dito

    Nichts und Fee stehen sicher stark auf der Schwelle zur NDW, kamen aber glaube ich aus dem Punk. Interzone war wohl eher Bluesrock-lastig…und zuguterletzt sollte man Slime vielleicht nicht vergessen.

    Nichts stammen eindeutig aus der Düsseldorfer Punkszene, gehörten aber wohl eher zu den Nachzüglern.
    Interzone entstanden zwar aus der 70er Jahre Band Curly Curve, passten aber zumindest textlich weit mehr zu den Fehlfarben u.ä. als zu NDW der Marke Hubert Kah etc.
    PVC bestand zum Teil auch aus Musikern, die schon in den Sixties mitgemischt hatten. Allerdings bezog sich die Band ausschließlich auf britische und US Vorbilder von den Vibrators über The Modern Lovers bis zu Patti Smith. Mit irgendeiner ndW hatte PVC ganz sicher nichts zu tun. Ihr damaliger Gitarrist Gerrit Meier zerbrach denn auch Platten von Mittagspause und anderen Düsseldorfern demonstrativ auf der Bühne.

    Slime und Zerstörte Jugend gehörten dann schon zur zweiten Generation des Punk in den 80ern. Da war die ursprüngliche Szene längst tot.

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    #8641519  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Friedrich… Eine eindeutige Grenzziehung ist natürlich schwierig, da auch einige Künstler aus der ersten Kategorie kommerziell erfolgreich waren. Das an sich ist also nicht das Kriterium. Ich würde die Grenze daher etwa da ziehen, wo es auch Jürgen Teipel tut: Ideal nehmen wir noch mit rein, da sich Annette Humpe persönlich am Rande dieser Szene bewegte, Nina Hagen muss leider draußen bleiben …

    Diese Grenzziehung entbehrt nicht einer gewissen „Gutsherren- bzw. Türstehermentalität“ … wer hier reinkommt bestimme ich ;-)

    Zum Backround von Ideal, die ich sehr schätze, können wir in Bezug auf die Threadüberschrift ja gerne noch mal diskutieren.

    Und so neu ist das ganze Thema ja nun wahrlich auch nicht. Xao Seffcheque hat es bereits 1982 in dem Buch „Rock Session 6“ von rororo in dem Artikel „Watergate Düsseldorf – Business Fick & Neue Musik“ dargestellt.

    Mich verwundert, dass viele „wirkliche“ Punkbands hier bisher überhaupt nicht erwähnt wurden.

    Werde mich mal an eine Liste machen.

    @ Prinz Kajuku

    Nichts wird auf jeden Fall dabei sein ;-)

    --

    #8641521  | PERMALINK

    hello_skinny

    Registriert seit: 11.12.2010

    Beiträge: 2,305

    Also eine Top 10 von mir sähe folgendermaßen aus:

    1. Einstürzende Neubauten – Zeichnungen des Patienten O.T.
    2. Fehlfarben – Monarchie und Alltag
    3. DAF – Alles ist Gut
    4. Foyer Des Arts – Ein Kuss in der Irrtumstaverne
    5. Einstürzende Neubauten – 1/2 Mensch
    6. Foyer Des Arts – Die Unfaehigkeit zu Fruehstuecken
    7. Die Tödliche Doris – “ “
    8. Der Plan – Geri Reig
    9. Palais Schaumburg – Palais Schaumburg
    10. Foyer Des Arts- Von Bullerbü nach Babylon

    weiterhin empfehlenswert wären ausgewählte Alben von den Radierern, Liaisons Dangereuses, Die Krupps, EA80, Marionetz, Male, SYPH, Xmal Deutschland, Dorau…Beim KFC gehen ehrlich gesagt nur einzelne Songs.

    Auch wenn sich vllt. Einige der genannten Bands nicht in die „Szenen“ einordnen lassen, oder schon gar nicht in die „Metropolen“ Hamburg, Berlin und Düsseldorf. Wichtig ist die Zeit in der die Alben gemacht wurden und die dazu gehörige Attitüde. Ob man bei der ganzen „Verschwende deine Jugend“- und „Richtige NDW“ Diskussion überhaupt von einer Szene reden kann bleibt meiner Ansicht nach jedoch an zu zweifeln, da im Buch auch sehr gut von diversen Grabenkämpfen zu lesen ist.

    Bei NDW halte ich es wie mit Kraut Rock: Kein Begriff für ein direktes Musikgenre, sondern für Musik, die zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort entstanden ist.

    #8641523  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    2 Alben, die ich damals sehr gerne gehört habe (und noch nicht genannt wurden):
    Tempo- Roomside/Streetside
    Rotzkotz- Lebensfroh & farbenfroh

    Mit Zickzack und co konnte ich damals nicht viel anfangen, war mir zu verkopft (einige Songs gefallen mir heute recht gut).

    Ansonsten war es bei mir damals ein ziemliches Kraut-und-Rüben-Hören. NDW, Punk, New Wave, Deutschrock… DAF, Fee, Nichts, United Balls, Zeltinger, Schroeder Roadshow, Gebrüder Engel, Prima Klima, Extrabreit, Strassenjungs, Ideal, Interzone, Slime, Bärchen & die Milchbubies, Der Moderne Man, Cats TV, Fehlfarben..

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