Re: Deutscher (Post) Punk & New Wave (NDW) – 10 Alben

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friedrich

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MikkoKlar gab es diese Abgrenzung. Aber ich fand die damals schon lächerlich!

Diese Abgrenzung konnte ich damals verstehen und kann ich heute immer noch verstehen. Diese “jungen Wilden” waren eine sehr innovative musikalischen Szene, die die Grenzen auslotete, sich mal demonstrativ martialisch, mal demonstrativ naiv gaben und damit in ihre Musik einen doppelten Boden einzogen. Wenn sich diese Szene von “Trittbrettfahrern”, die nicht nur musikalisch wieder einen Schritt dahinter zurückgehen, sondern die auch dieses Spiel mit Ironie und Provokation überhaupt nicht verstehen, strikt abgrenzt, ist das für mich auch nicht lächerlich. Ansonsten kann man ja gleich das Handtuch werfen.

“Hurra, Hurra, die Schule brennt”? Da gähnt ja selbst der Hausmeister. Da tanze ich doch lieber den Adolf Hitler!

MikkoMich hat es damals auch geärgert, dass vor allem die Trittbrettfahrer und Altrocker den Erfolg einfuhren.

Eben! Und zwar mit Altrock und Schlagern! Aber genau das wollte man doch auf den Müllhaufen der Geschichte werfen!

MikkoBei DAF und den Neubauten bin ich vorbelastet durch zu große Nähe, wenn Du so willst. Ihre möglicherweise musikalische Bedeutung wird für mich überschattet durch den sagen wir zwiespältigen persönlichen Charakter der Protagonisten, die ich – leider – zu gut kannte.

Ich weiß nicht, ob ich Dich jetzt bedauern oder beneiden soll. ;-) Erzähl doch mal! Aber die persönlichen Charaktere von Künstlern (und nicht nur denen), insbesondere von solchen, die ihr eigenes Bild in der Öffentlichkeit zu Markte tragen, ist ja nicht selten von Narzissmus, Egomanie und Größenwahn geprägt. Das sind Themen die auch Jürgen Teipel in seinem Buch nicht auslässt. (Irgendwer sagt da, Gabi Delgado sei “hart im Kopf” und Blixa Bargeld sieht man seinen Narzissmus ja heute noch auf den ersten Blick an. Ich sag nur: ”Ich bin 12 Meter groß!”) Gerade auch das macht es ja so spannend. Aber wenn wir anfangen die Musik anhand der Künstler, die sie machen, zu beurteilen, muss ich die Hälfte meiner Plattensammlung wegwerfen. Und ins Kino gehen darf ich auch nicht mehr.

Also her mit den Favoriten! Ich gehe davon aus, dass es auch da noch viele Kontroversen und Diskussionen gibt. Und das ist auch gut so!

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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)