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FriedrichNa ja, aber was haben Hagen (Extrabreit) respektive Großenkneten (Trio) mit der Szene um den Ratinger Hof (Düsseldorf), das SO 36 (Berlin) und meinetwegen der Markthalle (Hamburg) zu tun. Wo sind da die gemeinsamen Wurzeln? Ich finde auch, dass die jeweiligen musikalischen Ergebnisse sich sehr voneinander unterscheiden: Extrabreit waren eine stinknormale eigentlich altmodische Deutschrockband, Trio waren immerhin noch ganz lustig, kommen aber aus einer viel älteren Szene („Die Stones von der Wesermarsch“, Stefan Remmler ist Jahrgang 1946) und sprangen erst spät – zugegeben sehr geschickt – auf den Zug NDW auf. Ich lese gerade, dass Extrabreit sogar einen gemeinsamen Auftritt mit Markus und Nena im Film Gib Gas – Ich will Spaß hatten. Au weia!
Ein Missverständnis. Natürlich haben Extrabreit und Trio nichts mit den genannten Szenen zu tun. Sie gehören m.E. trotzdem zur ndW im engeren Sinn. Klar waren Trio rein altersmäßig und aufgrund ihrer Vorgeschichte nicht mit den jungen Wilden vergleichbar. Trotzdem sind sie m.E. eine der besten und konsequentesten ndW Bands. Extrabreit waren zumindest für einen Moment mit Tracks wie „Hart wie Marmelade“ absolut auf der Höhe der Zeit.
FriedrichIch erinnere mich, dass es damals eine klare Abgrenzung sowohl auf Seiten der Musiker als auch der Hörer zwischen Fehlfarben und DAF einerseits und Trio und Extrabreit andererseits gab. Diese beiden Fraktionen gemeinsam auf ein und derselben Bühne? Niemals! Undenkbar!
Klar gab es diese Abgrenzung. Aber ich fand die damals schon lächerlich!
FriedrichEs war ja tatsächlich so, dass Bands wie Extrabreit oder Trio oder noch schlimmeres wie die Spider Murphy Gang unter dem Label NDW nicht neben den Fehlfarben, DAF und der Plan kommerziellen Erfolg hatten, sondern, dass sie anstatt dieser Bands von den Majors promotet wurden. Es gibt verschiedene Gründe, warum sich die ursprüngliche Szene der NDW ab etwa 1982 totgelaufen hat, aber das ist einer davon. Andreas Dorau erzählt in Verschwende Deine Jugend, wie er frustriert aufgehört hat Musik zu machen, weil seine Plattenfirma lieber irgendwelche Acts puschte, die versuchten ihn zu imitieren, die aber leichter zu handhaben und massenkompatibler waren. Er hat sich geweigert Frl. Menke die Hand zu geben. Wer will ihm das verübeln?
Ich nicht. Verstehe ich alles. Mich hat es damals auch geärgert, dass vor allem die Trittbrettfahrer und Altrocker den Erfolg einfuhren.
FriedrichKlar ist das subjektiv. Ich schreibe ja auch ausdrücklich nicht von den besten Platten, sondern von denen, die einen Endruck hinterlassen haben. Und speziell zu DAF: Ich habe Alles Ist Gut in den letzten Tagen oft gehört. Sicher, das ist sehr zeittypisch. Aber hallo: Wie diese beiden Typen 1981 mit dieser äußerst zugespitzten Musik mit dem Kopf durch die Wand gingen und alles was es bisher an Rockmusik oder so gab auf einmal alt und brav aussehen ließen! Höre ich auch heute noch und wieder gerne. Und die Neubauten? Hätten viele damals als Krach von ein paar durchgeknallten Drogenwracks abgetan. Heute würde ich sagen: Große Kunst!
Bei DAF und den Neubauten bin ich vorbelastet durch zu große Nähe, wenn Du so willst. Ihre möglicherweise musikalische Bedeutung wird für mich überschattet durch den sagen wir zwiespältigen persönlichen Charakter der Protagonisten, die ich – leider – zu gut kannte.
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