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Ich finde, dass hier teilweise zu viel Aufhebens um die (angebliche) Integrität des Albums und die Historizität der ursprünglichen Veröffentlichung gemacht wird. Als ob man sich Popmusik nur mit dem Gestus devoter Gelehrsamkeit nähern dürfte. Die Allgemeinverständlichkeit bis hin zu einer gewissen Trivialität ist ja gerade das Schöne daran. Ein Ort glückseliger Regression auch für den von bildungsbürgerlichen Sophismen geplagten Akademiker. „It’s only Rock’n’Roll“, wie der Dichter sagt. Und ein anderer fügt hinzu: „Gabba gabba hey!“ Music for the masses.
Abgesehen davon geht es im Pop fast immer um Songs. Also kurze, formal wie inhaltlich eigenständige musikalische Einheiten. Diese sind im Prinzip frei kombinierbar. Wo dies nicht mehr der Fall ist („Konzept-Album“) haben wir es im Zweifel gar nicht mehr mit Pop ieS zu tun, sondern mit zumeist ziemlich krampfigen „Kunst“-Versuchen.
Und weil dem so ist, ist die „Best Of“ ein ganz und gar angemessenes Meduim für Popmusik. Es ist idR sogar ziemlich einfach, eine Compilation zu erstellen, die die Einzelalben eines Musikanten übertrifft. Man nimmt die Killer und lässt die Füller weg. Dann hat man eine sehr kurzweilige Zusammenstellung, bei der nur noch Kracher auf Kracher folgt, die mithin dem Pop-Himmel schon sehr nahe kommt. Im Übrigen glaube ich, dass es nur sehr wenige Pop-Artifexe gibt, deren Essenz sich nicht auf der Länge einer CD darstellen ließe.
Und ob uns das passt oder nicht: Das Prinzip Pop verkörpert jede BRAVO-Hits-Collection besser als irgendein Belle-and-Sebastian-Album.--
There is a crack in everything; that's how the light gets in. (Leonard Cohen)Highlights von Rolling-Stone.deWelches Equipment verwenden eigentlich…Pink Floyd?
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Werbung@Ah Um: Das sehe ich ganz genauso (auch wenn mich die historischen Zusammenhänge und Hintergründe durchaus interessieren).
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@Ah Um
Du sprichst mir mal wieder aus der Seele, besonders, wenn man die Diskussion in diesem Thread wieder verfolgt.--
Schliesse mich Ah Um’s Ausführungen ebenfalls vorbehaltlos an. Und auch wenn’s mir persönlich wirklich nicht passt, der letzte Satz stimmt leider auch…
Wenn’s um die historischen Zusammenhänge und Hintergründe geht, und diese mich interessieren, nun, darüber kann ich mich heutzutage auch jederzeit und fast überall informieren – dafür muß ich kein Plattencover oder CD-Booklet studieren.
Ja, und manchmal ist mir’s persönlich auch viel angenehmer, eine Best of-Compilation ein-/aufzulegen. Kommt natürlich auf die Situation an, ich kann und möchte nicht immer nur in der Laune sein, unbedingt ein komplettes Album hören zu wollen – und mir schon den passenden Rotwein zu diesem Anlass ausgesucht zu haben. Manchmal möchte ich nämlich Musik auch ganz profan beim Wohnungsputzen oder beim Tapezieren hören, ohne ständig zur Fernbedienung greifen zu müssen um zu skippen. Dafür sind schöne Singles-Compilations und Best of’s perfekt. Und dabei breche ich mir keinen Zacken aus der Krone – und schone meine historisch zusammenhängende 7″-Sammlung…Und hoffentlich ist vor lauter Thread-Zerrederei überhaupt noch jemand bereit, bzw. in der Lage, diverse Compilations vorzustellen und ein paar erläuternde Worte dazu zu verlieren. Danke dafür bereits im voraus.
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I mean, being a robot's great - but we don't have emotions and sometimes that makes me very sadMikkoIch hab diese Compilation (genauso wie Vol. 2) wieder verkauft, weil ich bei CCR wirklich immer ein ganzes Album höre, am häufigsten vielleicht „Cosmo’s Factory“; die letzte gemeinsame LP eher selten.
Für mich war sie ein Prima Einstieg, als ich neun oder zehn Jahre alt war. Eine der wenigen brauchbaren Platten im Plattenschrank meiner Eltern.
Aus diesem Grund halte ich sie auch in Ehren (habe sie recht schnell meiner damaligen kleinen Plattensammlung einverleibt. ). Ich würde nie auf die Idee kommen sie zu verkaufen.--
Ah UmUnd weil dem so ist, ist die „Best Of“ ein ganz und gar angemessenes Meduim für Popmusik. Es ist idR sogar ziemlich einfach, eine Compilation zu erstellen, die die Einzelalben eines Musikanten übertrifft. Man nimmt die Killer und lässt die Füller weg. Dann hat man eine sehr kurzweilige Zusammenstellung, bei der nur noch Kracher auf Kracher folgt, die mithin dem Pop-Himmel schon sehr nahe kommt. Im Übrigen glaube ich, dass es nur sehr wenige Pop-Artifexe gibt, deren Essenz sich nicht auf der Länge einer CD darstellen ließe.
Und ob uns das passt oder nicht: Das Prinzip Pop verkörpert jede BRAVO-Hits-Collection besser als irgendein Belle-and-Sebastian-Album.Was Du da formulierst ist ein wunderbares Plädoyer für die Single, das ultimative Medium für Popmusik! „Best of“ Compilations sind was für unterwegs, für den Strand – oder für Leute, die zu faul sind , vor’m Plattenspieler zu stehen und alle drei Minuten eine neue Single aufzulegen.
Und Dein letzter Satz stimmt auch nur zum Teil. Wenn man Pop nur als „populär“ versteht, als Massenphänomen, dann hast Du Recht. Für viele Leute ( mich eingeschlossen) ist Pop aber mehr.--
Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!Mick67Klar,sehe ich ja auch so. Ich meinte das auch anders. Ich kenne einige, die von diesem Sampler begeistert sind, aber trotzdem kein Verlangen verspüren weiter in die CCR Materie einzutauchen bzw. nach dem Hören von 2/3 CCR Alben keinen Mehrweht für sich erkannt haben.
Das ist schon klar. Und wenn man nicht gerade nikodemus heisst, sicherlich ein guter Einstieg.
MikkoIch hab diese Compilation (genauso wie Vol. 2) wieder verkauft, weil ich bei CCR wirklich immer ein ganzes Album höre, am häufigsten vielleicht „Cosmo’s Factory“; die letzte gemeinsame LP eher selten.
In der Regel höre ich auch die Original-Alben.
Aber gerade diese Compilation ist schon auch für mich was besonderes.
Was auch daran liegt, dass ich CCR wirklich immer, zu jeder Tages und Nachtzeit, egal was los ist, hören kann. Und manchmal verspüre ich einfach die Lust, mir „nur“ die geballte Ladung der Hits zu geben. Und bin dann wieder völlig fassungslos, was die in drei Jahren rausgehaut haben.
„Cosmo’s Factory“ ist ja, auch wenn’s ein Original-Album ist, auch schon fast eine Compilation, wenn man an den Anteil der Hit-Singles und großartigen B-Seiten denkt.
Die Chronicles 2 finde ich eher verzichtbar.--
„Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.“ (Goethe) "Allerhand Durcheinand #100, 04.06.2024, 22:00 Uhr https://www.radiostonefm.de/naechste-sendungen/8993-240606-allerhand-durcheinand-102MikkoWas Du da formulierst ist ein wunderbares Plädoyer für die Single, das ultimative Medium für Popmusik! „Best of“ Compilations sind was für unterwegs, für den Strand – oder für Leute, die zu faul sind , vor’m Plattenspieler zu stehen und alle drei Minuten eine neue Single aufzulegen.
Ach lieber Mikko, wie daneben du doch liegst. Was Ah Um da formuliert, ist ein wunderbares Plädoyer für die Compilation UND für die Single als ultimatives Medium für Popmusik. Wer wie und warum seine Musik hört, ob er seiner Single beim Drehen zusieht oder nebenbei Udo Lindenberg-Puzzles puzzlet ist doch mal völlig nebensächlich. Hm? Oder? Ich muss z.B. meinem CD-Player beim Abspielen zusehen. Ich kann nicht anders, ich leide an einer Vinyl-Allergie. Somit kaufe ich mir Compilations und keine Singles. Aber ich bin doch nicht gleich faul. Also wirklich, jetzt.
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MikkoWenn man Pop nur als „populär“ versteht, als Massenphänomen, dann hast Du Recht. Für viele Leute ( mich eingeschlossen) ist Pop aber mehr.
Das gilt sicher für uns alle, die wir hier diskutieren. Popmusik lebt allerdings auch vom inneren Zwiespalt, dass man als Hörer und Musiker einerseits durchaus (hohe) Ansprüche an sie stellt, aber sie von ihrem Ursprung her doch eine sehr zugängliche, nicht-elitäre Musikform ist, eine Musik für’s Radio, für die Freizeit, zum Tanzen usw. Dass das Banale, Alltägliche, Brauchbare eben auch sinnstiftend für Popmusik ist, da sollte man sich bei allen intellektuellen Annäherungen an das Thema doch immer mal wieder dran erinnern.
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Warum kommen wir eigentlich bei jeder Diskussion, die Hörgewohnheiten ansprechen immer wieder auf die Formate? Herrschaftszeiten, hier sollten gute Compis gelistet werden! Ich sehe nicht, wo da 7″ große Plastikscheiben reinpassen.
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Mikko „Best of“ Compilations sind was für unterwegs, für den Strand – oder für Leute, die zu faul sind , vor’m Plattenspieler zu stehen und alle drei Minuten eine neue Single aufzulegen.
Da gehöre ich dann wohl zu Letzteren.:-)
Ich höre Musik sehr gern im Dunkeln. Das Hantieren mit Singles würde da meine Muße empfindlich stören.Und Dein letzter Satz stimmt auch nur zum Teil. Wenn man Pop nur als „populär“ versteht, als Massenphänomen, dann hast Du Recht. Für viele Leute ( mich eingeschlossen) ist Pop aber mehr.
Eine nähere Erwiderung würde eine genaue Klärung des vielschichtigen Begriffs „Pop“ voraussetzen, die aber diesen Thread sprengen würde. Für mich jedenfalls ist „Pop“ keineswegs durchgängig positiv belegt, und ich finde ergiebige musikalische Freuden auch außerhalb der Pop-Musik (ich rede von Jazz, you guessed it). Im Übrigen stimme ich Rossi zu.
Um den Thread nicht weiter zu zerlabern, hier noch eine on-topic Empfehlung von mir:
Buddy Holly – Gold
Nicht originell, aber essentiell. Aus einer durchaus mit Vorsicht zu genießenden Reihe, ist dieses Exemplar ganz hervorragend gelungen. Fünfzig Tracks (also mehr als „nur“ die Hits) in chronologischer Reihenfolge und in geradezu atemberaubend guter Klangqualität. Und mit einem informativen Booklet (Ich interessiere mich natürlich für die historischen Fakten, sehr sogar. Die enorme Ernsthaftigkeit, die hier teilweise eingefordert wird, scheint mir jedoch dem Thema unangemessen und lässt eher eine Überhöhung befürchten.)
Ein Rundum-sorglos-Paket für jeden Nicht-Komplettisten und notwendig für jeden Haushalt.--
There is a crack in everything; that's how the light gets in. (Leonard Cohen)Ich weiss was Mikko meint, obwohl ich diesen Enthuiasmus bei weitem nicht aufbringe. Jedenfalls ist es mit der historischen Wahrnehmung sowieso sehr indivuell. Wenn zwei Leute sämtliche Singles einer Band zum gleichen Zeitpunkt bei der VÖ gekauft haben, haben beide trotzdem eine unterschiedliche Wahrnehmung.
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?grandandtDu hast recht!
Darum ging es mir gar nicht! Aber schön, wenn auch andere solche Erlebnisse hatten.
MistadobalinaDas sind doch aber Menschen, die sich nicht besonders für (Pop)-Musik interessieren. Die gibt es nun mal und ich finde es völlig okay.
Na klar ist das okay, Mista. Verstehen wir uns nicht falsch. Man macht ja keine „Aufnahmeprüfung“ für die Welt der Musik. Ich will aus der Ablehnung einer Best-of auch keine snobistische Kriegserklärung machen. Deswegen erkenne ich die „Einstiegsmöglichkeit“ einer Compilation auch als legitim an. Nur: so ein „Karriereüberblick“ birgt halt auch die Nebenwirkung einer zu voreiligen Vereinfachung des Künstlerkatalogs. Und das ist ewig schade. Weil der Musikkonsum einem Kosten-Nutzen-Faktor unterworfen wird.
Mikko Compilations machen Musik tendenziell geschichtslos. Compilations verschleiern tendenziell historische Entwicklungen.
Schön gesagt, Mikko!
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SENOL PIRGONNur: so ein „Karriereüberblick“ birgt halt auch die Nebenwirkung einer zu voreiligen Vereinfachung des Künstlerkatalogs. Und das ist ewig schade. Weil der Musikkonsum einem Kosten-Nutzen-Faktor unterworfen wird.
Als ob es den nicht zwangsläufig gibt. Jeder hat nur begrenzte Zeit und begrenztes Geld für Musik. Damit ist es notwendig vorgegeben, dass man nicht jeden Künstler, der es (möglicherweise) wert wäre, umfassend studieren kann. Und Schnellurteile erlauben wir uns jeden Tag – von xy mal einen Song gehört und für schlecht oder langweilig befunden, da braucht es schon eines besonderen Anstoßes, um es doch noch zu versuchen. Und auch wer ein Album oder eine Single kauft, ist damit nicht im Besitz des umfassenden Werküberblicks.
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Auch da durchaus Zustimmung, Mr. Rossi.
Ich bin ja auch nicht der Liquideste, wie Du weißt. Aber wenn einsteigen und sich Urteile bilden, dann doch konsequent. Da geht es nichtmal darum, die Studioalben komplett zu haben, sondern einen Song in dem Rahmen zu hören, für den er ehedem gedacht war – als Single und/oder Albumtrack.
Ich besitze von RANDY NEWMAN beispielsweise (bisher) nur „Sail Away“: und daher sehe ich mich durchaus berechtigt, zu diesem Album etwas über den Künstler aussagen zu können.
Möchte ich mehr über ihn sagen wollen, wäre es doch unumgänglich, das Bild zu vervollständigen. Indem ich seine restlichen Alben (wann immer Zeit, Raum und Geld dafür sprechen) erwerbe.
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Schlagwörter: Best Of, Compilation, Kopplung, Sampler
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