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Ich finde, dass hier teilweise zu viel Aufhebens um die (angebliche) Integrität des Albums und die Historizität der ursprünglichen Veröffentlichung gemacht wird. Als ob man sich Popmusik nur mit dem Gestus devoter Gelehrsamkeit nähern dürfte. Die Allgemeinverständlichkeit bis hin zu einer gewissen Trivialität ist ja gerade das Schöne daran. Ein Ort glückseliger Regression auch für den von bildungsbürgerlichen Sophismen geplagten Akademiker. „It’s only Rock’n’Roll“, wie der Dichter sagt. Und ein anderer fügt hinzu: „Gabba gabba hey!“ Music for the masses.
Abgesehen davon geht es im Pop fast immer um Songs. Also kurze, formal wie inhaltlich eigenständige musikalische Einheiten. Diese sind im Prinzip frei kombinierbar. Wo dies nicht mehr der Fall ist („Konzept-Album“) haben wir es im Zweifel gar nicht mehr mit Pop ieS zu tun, sondern mit zumeist ziemlich krampfigen „Kunst“-Versuchen.
Und weil dem so ist, ist die „Best Of“ ein ganz und gar angemessenes Meduim für Popmusik. Es ist idR sogar ziemlich einfach, eine Compilation zu erstellen, die die Einzelalben eines Musikanten übertrifft. Man nimmt die Killer und lässt die Füller weg. Dann hat man eine sehr kurzweilige Zusammenstellung, bei der nur noch Kracher auf Kracher folgt, die mithin dem Pop-Himmel schon sehr nahe kommt. Im Übrigen glaube ich, dass es nur sehr wenige Pop-Artifexe gibt, deren Essenz sich nicht auf der Länge einer CD darstellen ließe.
Und ob uns das passt oder nicht: Das Prinzip Pop verkörpert jede BRAVO-Hits-Collection besser als irgendein Belle-and-Sebastian-Album.
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There is a crack in everything; that's how the light gets in. (Leonard Cohen)