Wiederhören im Forum…

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  • #1024307  | PERMALINK

    friedrich

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    asdfjklöDa der Blues anscheinend wieder etwas beleuchtet wird, passt diese Vorstellung sicher gut:

    V.A. – American Folk Blues Festival ‘69

    Es soll wohl die Idee von Joachim-Ernst Behrendt gewesen sein, und so veranstalteten die Promotor Horst Lippmann und Fritz Rau seit 1962 regelmäßige Europatourneen mit vielen damals namhaften Bluesmusikern aus den Vereinigten Staaten, unter dem Namen “American Folk Blues Festival“.

    Die Stars wurden dem europäischen Publikum in verschiedenen Städten vorgestellt.
    So entwickelte sich jährlich bis 1972 eine kontinuierliche Reihe dieser Tourneen, die auf Tonträgern festgehalten wurden, (außer 1968, da wurde leider nicht veröffentlicht, und 1971 fand wohl nicht statt) und dann ab 1980 bis 1985 (außer 1984).

    (…)

    Vor inzwischen schon einigen Jahren verramschte Zweitausendeins diese 4 CD-Box mit den Aufnahmen von 1965, -66, -67 und -69. Ich habe damals zugegriffen.

    Da ist auch die von Dir hier vorgestellte Platte mit dabei – man beachte jedoch die subtile Variation des Originalcovers! ;-) Ich finde auch, dass das eine wunderbare Sammlung akustischen und elektrischen Blues fast aller Schattierungen ist. Übrigens teils Live-, teils Studioaufnahmen. Ein Blick in das Alte Testament der afro-amerikanischen Popmusik.

    Die beiden von Dir erwähnten Earl Hooker und Magic Sam habe ich jedoch noch nicht bewusst wahrgenommen. Ich denke aber, das ist verzeihlich bei 45 Tracks auf 4 CDs.

    --

    „Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)
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    #1024309  | PERMALINK

    mr-blue

    Registriert seit: 20.10.2013

    Beiträge: 5,208

    FriedrichVor inzwischen schon einigen Jahren verramschte Zweitausendeins diese 4 CD-Box mit den Aufnahmen von 1965, -66, -67 und -69. Ich habe damals zugegriffen.

    Da ist auch die von Dir hier vorgestellte Platte mit dabei – man beachte jedoch die subtile Variation des Originalcovers! ;-) Ich finde auch, dass das eine wunderbare Sammlung akustischen und elektrischen Blues fast aller Schattierungen ist. Übrigens teils Live-, teils Studioaufnahmen. Ein Blick in das Alte Testament der afro-amerikanischen Popmusik.

    Die beiden von Dir erwähnten Earl Hooker und Magic Sam habe ich jedoch noch nicht bewusst wahrgenommen. Ich denke aber, das ist verzeihlich bei 45 Tracks auf 4 CDs.

    Yep, genau diese Box habe ich auch. Wie auch alle anderen AFBF-Konzerte, die von 1962 -1985 veröffentlicht wurden, allerdings mit Lücken (1968 gab’s keins und von 1973 – 1979 wohl auch nicht)
    Ja, ein Blick in das Alte Testament des Blues zu dieser Zeit trifft’s ganz gut.:-)
    Nur eines noch : Die Produktion und der Sound der früheren Aufnahmen und Zusammenstellungen aus den 60igern ist für mich klar besser als der aus den 80igern. Eigentlich hätte man es ja umgekehrt erwarten können.
    Insgesamt aber schöne Boxen, die all denen angeraten sei, die sich nur mal einen Überblick über den schwarzen Blues aus dieser Zeit verschaffen möchten.

    --

    Blue, Blue, Blue over you
    #1024311  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 5,154

    Mr. BlueYep, genau diese Box habe ich auch. Wie auch alle anderen AFBF-Konzerte, die von 1962 -1985 veröffentlicht wurden, allerdings mit Lücken (1968 gab’s keins und von 1973 – 1979 wohl auch nicht)
    Ja, ein Blick in das Alte Testament des Blues zu dieser Zeit trifft’s ganz gut.:-)
    Nur eines noch : Die Produktion und der Sound der früheren Aufnahmen und Zusammenstellungen aus den 60igern ist für mich klar besser als der aus den 80igern. Eigentlich hätte man es ja umgekehrt erwarten können.
    Insgesamt aber schöne Boxen, die all denen angeraten sei, die sich nur mal einen Überblick über den schwarzen Blues aus dieser Zeit verschaffen möchten.

    Ich finde die Aufnahmen vom Klang tadellos: Frisch und direkt! Vielleicht hat man in den 80ern versucht, was daran zu verschlimmbessern.

    Hier ist eine aberwitzige Aufnahme von Magic Sam’s Looking Good – nicht die gleiche und in minderer Aufnahmequalität als auf American Blues & Folk ’69, aber sonst durchaus vergleichbar.

    Edit: Für mich ist Magic Sam wirklich eine Entdeckung.

    --

    „Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)
    #1024313  | PERMALINK

    asdfjkloe

    Registriert seit: 07.07.2006

    Beiträge: 6,893

    Friedrich.

    Edit: Für mich ist Magic Sam wirklich eine Entdeckung.

    Ja, seine Musik wird Dir sicher noch Freude bereiten. Leider ist sein Output sehr gering, und gibt es nach den frühen Aufnahmen bis zu jenen auf DELMARK Records einige Lücken, und später wurde vieles veröffentlicht, dass leider oft Bootleg-‚Qualität‘ aufweist….

    hier noch ein interessanter Link:

    http://koti.mbnet.fi/wdd/magicsam.htm

    --

    #1024315  | PERMALINK

    asdfjkloe

    Registriert seit: 07.07.2006

    Beiträge: 6,893

    V.A. – The Blue Horizon Story 1965 – 1970, Vol. 1

    Mitunter gibt es Querverbindungen, die von einem Ufer zum anderen führen.
    Diese Brücke war in diesem Fall der Blueser Samuel „Magic Sam“ Gene Maghett.
    In Verbindung mit dem “American Folk Blues Festival 1969“ hatte ich ihn ins Spiel gebracht.
    Und auf meiner heutigen Vorstellung einer ‘Wiederentdeckung‘ ist auch er mit einem Song vertreten.

    Original erschien diese Kompilation mit der Vorstellung des Plattenlabels Blue Horizon in einer Langbox (1997), später in einem dicken Jewelcase.
    Das Label Blue Horizon steht in einem ganz engen Zusammenhang mit Mike Vernon, denn mit ihm und dem britischen Bluesboom der sechziger Jahre ist das Label verknüpft. So war und wurde es dann auch zum wohl einflussreichsten seiner Art in Großbritannien.

    Begonnen hatte alles, als Vernon mit seiner “Mailorder“-Firma PURDAH einige Singles veröffentlichte, so u.a. mit Aufnahmen von John Mayall. ( die Single “Bernard Jenkins“ b/w “Lonely Years“)
    Im Jahre 1966 gründete Vernon dann BLUE HORIZON.

    Die ersten Aufnahmen waren wiederum Singles und Lizenzveröffentlichungen amerikanischer Bluesmusiker, mit Aufnahmen, die teilweise aus den 50ern stammten, das waren Musiker wie Eddie Boyd, Little Mack, Magic Sam, J.B. Lenoir (hier als J.B. Lenore) etc…
    Der größte Wurf gelang Vernon dann wohl mit der Verpflichtung von Peter Green’s Fleetwood Mac, gleichzeitig schloss sich eine Vertriebspartnerschaft mit der CBS an.

    Auf dieser, von Vernon selbst in die Hand genommenen Zusammenstellung, findet sich neben bekannten Künstlern und Interpretationen auch das eine oder andere rare Stück, das natürlich das Sammlerherz höher schlagen lässt, sowie Aufnahmen relativ unbekannter Leute. (Coyne Clague)

    Auf dieser hervorragenden Kollektion mit drei CDs finden wir einen herrlichen Überblick über das Plattenlabel mit Veröffentlichungen der Jahre 1965-1970, inklusive der Veröffentlichungen auf Purdah.

    Hier die Einzeltitel:

    CD 1 (The Pre-CBS Years)

    1. Across the Board – Hubert Sumlin
    2. Sumlin Boogie – Hubert Sumlin
    3. Baby You Just Don’t Know – Woodrow Adams
    4. Wine Head Woman – Woodrow Adams
    5. Christmas Time (Part 1) – Jimmy McCracklin
    6. Mojo Boogie – J.B Lenore
    7. I Don’t Care What Nobody Say – J.B Lenore
    8. Mean Old World – Doctor Isiah Ross
    9. Someone To Love Me – T.S McPhee
    10. I Feel So Good – Jo Ann Kelly
    11. Good Morning Baby – Drifting Slim
    12. My Sweet Woman – Drifting Slim
    13. Lonely Years – John Mayall & Eric Clapton
    14. Bernard Jenkins – John Mayall & Eric Clapton
    15. Superintendent Blues – Houston Boines
    16. Monkey Motion – Houston Boines
    17. Can’t Quit You Baby – Savoy Brown Blues Band
    18. Get You Head Happy – Champion Jack Dupree with T.S. McPhee
    19. Talk All In My Sleep – Champion Jack Dupree with T.S. McPhee
    20. Hot Rock – Stone’s Masonry
    21. Christine – Hound Dog Taylor
    22. Come Back – ‘Little’ Mack Simmons
    23. My Walking Blues – ‘Little’ Mack Simmons
    24. It’s So Miserable To Be Alone – Eddie Boyd (with Peter Green and John McVie)
    25. Empty Arms – Eddie Boyd (with Peter Green and John McVie)

    CD 2 (The CBS Years – Part One)

    1. I Believe My Time Ain’t Long – Peter Green’s Fleetwood Mac
    2. Warning – Aynsley Dunbar Retaliation
    3. When My Left Eye Jumps – Chicken Shack (with Christine Perfect)
    4. She Drives Me Out Of My Mind – Arthur K. Adams
    5. The Big Boat – Eddie Boyd (with Peter Green and John McVie)
    6. Black Magic Woman – Fleetwood Mac
    7. Prison Bound Blues – Roosevelt Holts
    8. Need Your Love So Bad – Fleetwood Mac
    9. How Am I Doing It – Champion Jack Dupree with Stan Webb
    10. Can’t Do Me No Good – Otis Spann
    11. The Woman I Love – B.B King
    12. You Don’t Have To Go – Curtis Jones
    13. Albatross – Fleetwood Mac
    14. Since My Baby Hit The Numbers – Guitar Crusher
    15. Next Time You See Me – Garfield Love
    16. Solid Gold – Johnny Shines
    17. Layin In My Cell, Sleepin’ –Sunnyland Slim
    18. It’s Hard But It’s Fair – Bobby Parker
    19. I Couldn’t Quit My Baby – Bobby Parker
    20. Stumbling Block – Champion Jack Dupree
    21. I’d Rather Go Blind – Chicken Shack (with Christine Perfect)
    22. Temperature Is Rising – Otis Spann with Fleetwood Mac
    23. All Your Love (I Miss Loving) (I Miss Loving) –Otis Rush

    CD 3 (The CBS Years – Part Two)

    1. Everything Gonna be Alright – Magic Sam
    2. Hideaway – Chicken Shack
    3. My Baby’s Gone – David ‘Honeyboy’ Edwards (with Peter Green and Mick Fleetwood)
    4. Mandy Lee – Coyne Clague
    5. Too Long – Gordon Smith
    6. You Don’t Know My Mind – Mississippi JoeCallicott
    7. Judge Harsh Blues – Furry Lewis
    8. Drifting Blues – Bukka White
    9. Southern Train – Larry Johnson
    10. Tears In The Wind – Chicken Shack
    11. I’m Gonna Wind Up Ending Up Or I’m Gonna End Up Winding Up With You – Duster Bennett
    12. She Wants To Rock ‘N’ Roll – Harmonica Slim
    13. Moaning And Groaning – Johnny Young
    14. Someday You’re Gonna Learn (To Treat Me Right)– George Smith
    15. Ridin’ The Blinds – Top Topham
    16. Boom Boom (Out Goes The Light) (Out Goes The Light) – Bacon Fat
    17. Rockin’ Pneumonia And The Boogie Woogie Flu– Jellybread
    18. Crazy ‘Bout You Baby – Christine Perfect
    19. Voodoo Rhythm – Key Largo
    20. I Want You To Love Me – Duster Bennett
    21. I’m Gonna Leave You – Martha Velez
    22. Blues Feeling – Bacon Fat

    In dieser brillanten Mischung, in der farbige und weiße Musiker Hand in Hand gehen, finden sich weitreichende Facetten des Blues, angefangen von einfachen Klängen des Countryblues eines Mississippi Joe Callicott, Beispiele aus Chicago von Hubert Sumlin oder Magic Sam, und natürlich jener Spielart des bleichgesichtigen Blues jener Tage, der sich als British Blues Boom etablierte, mit Bands wie Peter Green’s Fleetwood Mac oder Chicken Shack, sowie diversen Einzelkünstlern.

    Besonders hervorheben möchte ich aus rein subjektiven Erwägungen folgende Künstler, stellen sie doch die mir liebsten Songs unter allen dar:

    J.B. Lenoir(Lenore) mit seinem herrlichen “Mojo Boogie“, einst nur auf einer der Doppel-LPs “Story of the Blues“(Paul Oliver) zu finden, die Purdah– Aufnahmen Mayall’s mit einem ganz jungen Clapton, “Christine“ von Hound Dog Taylor, dessen späterer rauer Sound sich bereits andeutete, es ist schön, dass Vernon ihn auch hier gewürdigt hat mit dieser frühen Aufnahme, die Aufnahmen Bobby Parker’s mit einem entfesselten Jimmy Spruill an der Gitarre, Magic Sam natürlich. Aber letztlich sind es alle Aufnahmen, die mit ihren jeweiligen individuellen Vorgaben die Vielfalt der damaligen Blueslandschaft gut dokumentierten und begeistern können.

    Leider, und darauf warte ich noch immer, ist eine “Vol.2“ noch immer nicht erschienen.

    --

    #1024317  | PERMALINK

    asdfjkloe

    Registriert seit: 07.07.2006

    Beiträge: 6,893

    weiter im Blues Boom, aber USA:

    The Butterfield Blues Band – The Resurrection Of Pigboy Crabshaw

    Diese Platte war, als sie 1967 erschien, mein Einstieg in die Welt des Paul Vaughn Butterfield.
    Nach dem gleichnamigen Erstlingswerk aus 1965 und dem Nachfolger aus 1966, “East West“ ist dieses Album also das dritte in Folge.
    Vorher vermochten es jedoch weder der Erstling noch “East West“, mein Augenmerk auf Paul Butterfield und seine Bluesband zu richten, aber nach dem ich diese Platte kennen und lieben lernte, wurden auch die Vorgänger selbstredend Pflicht.

    Doch bei allem “rohen Charme“ der ersten beiden Produktionen und auch bei dem Umstand, dass nun Michael Bloomfield nicht mehr dabei war (er hatte seinerzeit Electric Flag gegründet), gefiel mir die Musik auf dieser Platte doch besser.

    Butterfield hatte etwas erneuert, “satt Bläser“ waren hinzugekommen, und das muss wohl mein (damals mir noch unbekanntes) Jazzherz erfreut haben, unterbewusst eben, so dass bis heute diese Platte meine liebste Butterfield’s geblieben ist.

    Doch was war denn nun anders?

    Waren die Vorgänger noch etwas “rauer und ruppiger“ und mit Einflüssen von Rock ‘n’ Roll und Psychedelic versehen, erschallten nun “subtilere“ Klänge, die Musik schien arrangierter, feingliedriger, gleichwohl auch mit einer dicken Prise Soulfeeling versetzt worden zu sein.
    Die Bläser taten insofern ein übriges, und der damals noch unbekannte David Sanborn, heute ja einer DER Wegbereiter der Jazz-Fusion, war dabei und diese Zutaten brachten sehr viel Gefühl, einen mehr sanften “Druck“ und eine besondere Art der Abrundung des Butterfield-Sounds, der hier eigentlich erst so recht seine Geburtsstunde erlebt haben könnte.

    Doch die Musikauswahl basierte weitestgehend noch auf Fremdkompositionen, und diese Platte sollte dann auch einen Wendepunkt in der Musik des Harpspielers sein, orientierten sich nachfolgende Produktionen doch sehr an diesem Konzept, wenngleich für mich auch nicht so perfekt wie auf dieser Produktion. Dafür waren auf dem Nachfolger, “In My Own Dream“, bereits die Eigenkompositionen in der Überzahl.

    Elvin Bishop als nun alleiniger Sologitarrist konnte mich mit seinen Solobeiträgen durchaus begeistern und war ein wichtiger Fixpunkt der Musik.

    Besetzung:

    Paul Butterfield (harmonica, vocals),
    Elvin Bishop (guitar, vocals),
    Bugsy Maugh (bass, vocals),
    Mark Naftalin (keyboards),
    Phillip Wilson (drums),
    David Sanborn (saxophone),
    Brother Gene Dinwiddie (saxophone),
    Keith Johnson (trumpet),

    Die Songs:

    01:One More Heartache (Smokey Robinson/The Miracles) – 3:20
    02:Driftin‘ And Driftin‘ (Oscar Brown/Moore) – 9:09
    03:I Pity The Fool (Deadric Malone) – 6:00
    04:Born Under A Bad Sign (William Bell/Booker T. Jones) – 4:10
    05:Run Out Of Time (Paul Butterfield/Brother Gene Dinwiddie/Peterson) – 2:59
    06:Double Trouble (Otis Rush) – 5:38
    07:Drivin‘ Wheel (Roosevelt Sykes) – 5:34
    08:Droppin‘ Out (Butterfield/Zimmerman) – 2:16
    09:Tollin‘ Bells (Butterfield Blues Band) – 5:23

    Ach ja, mein absolutes Lieblingsstück ist noch heute diese “federnde” und kochend-heiß vibrierende Version von “I pity the fool”, da fließt das überbordende Gefühl nur so aus den Boxen.
    Die Titelauswahl zeigt dann auch, dass sich der Schwerpunkt vom reinen Blues dann doch schon eher am R’n’B orientierte.

    --

    #1024319  | PERMALINK

    asdfjkloe

    Registriert seit: 07.07.2006

    Beiträge: 6,893

    …und im Frühling gibt es nun WINTER:

    The Edgar Winter Group – Shock Treatment

    Edgar, das ist der jüngere Bruder des eher bekannten Johnny.
    Anfangs ihrer Karriere spielten die Beiden oft gemeinsam, und auch später sollten sie sich musikalisch immer wieder über den Weg laufen.
    Doch nun begeben wir uns ins Jahr 1974.

    Nach dem jazzig-bluesigen Einstieg mit dem Album “Entrance“(1970) und der nachfolgenden druckvollen Brassrock-Formation White Trash mit dem kraftvollen Sänger Jerry LaCroix, sowie einem dicken Hit für Edgar mit dem Song “Frankenstein“, das war 1973, schien Edgar nunmehr recht etabliert.

    Und mit diesem Album, “Shock Treatment“, schien sich ein Hauch von Glamour Rock durch die Musik zu ziehen, allein das Cover weckt bereits Erwartungen. Die Songs stammen von Winter und Dan Hartman und waren stilistisch auch entsprechend ihrer Komponisten aufgeteilt.

    Winter selbst offenbarte seinen Hang zu soulinspirierter Musik á la Sly Stone oder Stevie Wonder(“Do like me“), brillierte als Saxophonist und Sänger (“Easy street“).
    Der später im Disko-Milieu verankerte Bassist und Sänger Hartman (“Relight my fire“) mimte hier vielmehr noch den Heavy-Rocker mit Stücken wie “Some kinda animal“ oder “Queen of my dreams“ Und dann war da noch Rick Derringer, einst Kopf der McCoys und später auch Mitspieler bei Johnny Winter And. Rick trug zwar keine Songs bei, sorgte für das solide Gitarren-Rockfundament, und produzierte darüber hinaus.

    So entstand schließlich eine Mischung aus Heavy Rock mit kräftigem Pop-Einschlag sowie aus Soulelementen.
    Bereits der Opener, “Some Kinda Animal“, setzt Zeichen mit kreischenden Gitarren, hektischem Tempo und reichlich Energie.
    Ganz cool dagegen kommt “Easy Street“ mit diesem jazzigem Flair, übrigens ist dieser Song einer der ausgekoppelten Singles, und erreichte #83 der Pop Singles in jenem Jahr, erfolgreicher war die andere Single, “River’s Risin“ mit Platz 33, diese wies auch stärkere Pop-Elemente auf. Auch “Sundown“ und “Miracle Of Love“ hätten sich durchaus als Hit angeboten.
    Schwer reißend und voller Funk-Elemente groovet “Do Like Me“ und mit “Someone Take My Heart Away” und “Maybe Some Day You’ll Call My Name” finden wir auch zwei wunderschön schmachtende Balladen. Die beiden Songs “Rock and Roll Woman“ und “Queen Of My Dreams“ sind mit dem Opener im stilistischen Verbund zu sehen und rocken kräftig, und bei “Animal“ habe ich das Gefühl, hier wollte man ein wenig auf den “Frankenstein“-Zug aufspringen.

    Letztlich entstand ein unterhaltsames Album, dass zwar ein wenig in die Jahre gekommen ist, aber auch noch heute durchaus Hörgenuss verbreiten kann.

    01:Some Kinda Animal- [Dan Hartman] (3:07)
    02:Easy Street- [Dan Hartman] (4:13)
    03:Sundown- [Dan Hartman] (3:25)
    04:Miracle of Love- [Dan Hartman, Edgar Winter] (3:38)
    05:Do Like Me- [Dan Hartman, Edgar Winter] (4:49)
    06:Rock and Roll Woman- [Dan Hartman] (2:51)
    07:Someone Take My Heart Away- [Edgar Winter] (4:08)
    08:Queen of My Dreams-[Dan Hartman] (2:15)
    09:Maybe Some Day You’ll Call My Name- [Dan Hartman] (3:52)
    10:River’s Risin‘- [Dan Hartman] (3:19)
    11:Animal- [Edgar Winter] (4:53)

    Edgar Winter (vocals, clavinet, Mellotron, organ, piano, synthesizer, vibraphone, saxophone, bass)
    Rick Derringer (vocals, guitars, electric sitar, bass, producer)
    Dan Hartman (vocals, guitar, bass, percussion, autoharp)
    Chuck Ruff (drums)

    --

    #9980591  | PERMALINK

    gipetto
    Funk 'n' Punk

    Registriert seit: 04.02.2015

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    Gang Of Four – Solid Gold (1981)

    Ende der 1970er Jahre hatte sich die wirtschaftliche Situation und damit einhergehend die soziale Lage der britischen Bevölkerung im Zuge einer Aneinanderreihung mehrerer politischer Krisen, die 1978/1979 im „Winter of Content“ gipfelten, dramatisch verschlechtert. Inflation, drohender Staatsbankrott und hohe Arbeitslosigkeit beutelten das vereinte Königreich, der allgemeine Lebensstandard zeigte erstmals seit Kriegsende sinkende Tendenzen.

    In dieser Zeit wurden Gang Of Four geboren. Bereits auf dem später zu Recht hoch gelobten Debüt Entertainment! von 1979 gelang es der Band, die vorherrschende negative Stimmung mit intelligenten Texten, die soziale und politische Aspekte geschickt mit ökonomischen Komponenten verknüpften, perfekt einzufangen. Das Album gilt heute als ein Aushängeschild der britischen Post-Punk-Ära.

    1981 erschien mit Solid Gold der heute fast vergessene Nachfolger. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Labourpartei ihre Mehrheit im Unterhaus bereits an die Tories verloren und die Ära von Margret Thatcher hatte begonnen. Der damit verbundene radikale politische Umbruch brachte trotz aller Notwendigkeit weitere Einschnitte und Verunsicherung mit sich. Und genau hier setzt Solid Gold den Hebel an. Schon der Opener Paralysed bringt den thematischen Inhalt des Albums, den neben Sänger Jon King auch die übrigen Mitglieder vortragen, auf den Punkt: Resignation, Ratlosigkeit, Verzweiflung, Ohnmacht, fehlende Perspektive.

    „My ambitions come to nothing
    What I wanted now seems just a waste of time
    I can´t make out was has gone wrong
    I was good at what I did“

    Musikalisch setzt Solid Gold den Weg von Entertainment! fort, wurde dabei aber weniger transparent arrangiert und deutlich schwerer produziert. Die beim Debüt noch strikt verweigerte Nutzung von Overdubs findet nun sparsame Anwendung. Andy Gills phänomenale Gitarrenarbeit ist nach wie vor stark perkussiv ausgerichtet und von einer völlig eigenwilligen Auffassung von Funk geprägt. Erschaffen wird ein düsteres, metallisches Klanggewitter, das oftmals jeglichen Groove verweigert und statt dessen im arrhythmischen Stakkato durch die Songs walzt, diese oftmals stolpern und beinahe fallen lässt. Doch genau das verhindert die unvirtuose, aber technisch hochsolide  Arbeit der Rhythmussektion um Dave Allen (Bass) und Hugo Burnham (Drums), die die Stücke mit einem Fundament aus funk- und discotypischen Kadenzen und prägnanten Drumpattern unnachgiebig vorantreiben und immer wieder auffangen.

    Im Ergebnis ist Solid Gold lyrisch wie musikalisch ein sperriger, schwer verdaulicher Brocken geworden, auf dem man lange herumkaut, um ihn am Ende doch wieder auszuspucken. Und je weiter das Album voranschreitet, desto schwerer wird die Kost. Die ersten beiden Songs (Paralysed und What We All Want) gehören dennoch mit zum Besten, was Gang Of Four jemals veröffentlicht haben. Aber auch Why Theorie?, Outside The Trains Don´t Run On Time, A Hole In The Wallet und He´d Send In The Army sind absolute Klassiker. Für das Bandgefüge und deren Ausrichtung sollte das Album einen Wendepunkt darstellen: Kurz nach den Aufnahmen quittierte Dave Allen seinen Dienst am Bass und Gang Of Four sollten bald darauf die musikalischen Pfade verlassen, die sie mit den ersten beiden fantastischen Alben selber bereitet hatten – leider.

    --

    "Really good music isn't just to be heard, you know. It's almost like a hallucination." (Iggy Pop)
    #9980655  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

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    Beiträge: 31,430

    Ich kenne keinen einzigen Track von Gang of Four, aber Dein Text macht wirklich Lust auf die ersten Werke dieser Band. Sehr schöne Ausarbeitung :-)

    --

    Hold on Magnolia to that great highway moon
    #9980681  | PERMALINK

    gipetto
    Funk 'n' Punk

    Registriert seit: 04.02.2015

    Beiträge: 13,663

    IrrlichtIch kenne keinen einzigen Track von Gang of Four, aber Dein Text macht wirklich Lust auf die ersten Werke dieser Band. Sehr schöne Ausarbeitung

    Fein und vielen Dank für die Blumen!

    Dann möchte ich Dir gerne empfehlen, zunächst mit dem zugänglicheren Entertainment! zu beginnen. Solid Gold will dann anschließend mit etwas Mühe erarbeitet werden…

    Viel Spaß beim Entdecken einer wirklich tollen Band!

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    "Really good music isn't just to be heard, you know. It's almost like a hallucination." (Iggy Pop)
    #9980787  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,430

    Dann werde ich mal sehen, wann mit „Entertainment!“ mal in die Finger gerät :-)

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    Hold on Magnolia to that great highway moon
    #9980865  | PERMALINK

    ragged-glory

    Registriert seit: 22.03.2007

    Beiträge: 11,762

    Vor einigen Jahren stand „Solid Gold“ mal hier im 2nd-hand-Laden. Ich kann mich beim besten Willen nicht erinnern, warum ich sie nicht gekauft habe. Entweder hatte ich ’nen Blackout oder an dem Tag gab’s etliche andere, dringendere Platten im Angebot. Davon ab ist „Entertainment!“ ’ne Wucht! „Song Of The Free“ ist eher für Komplettisten.

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    #10126663  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

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    friedrichBrian Eno + David Byrne – MY LIFE IN THE BUSH OF GHOSTS (1981) Als MY LIFE IN THE BUSH OF GHOSTS 1981 erschien, war dies für mich eine eigenartige Erfahrung: Das Album hörte sich so anders an, als alles, was ich bis dahin gehört hatte. Das war wie eine exotische Speise mit fremden Gewürzen, die meine Geschmacksknospen auf noch nie erlebte Art stimulierten und deren Geschmack ich nicht beschreiben und einordnen konnte. MY LIFE IN THE BUSH OF GHOSTS klang unheimlich, verwirrend, wild und gefährlich, war ebenso faszinierend wie schwer verdaulich. Brian Eno und David Byrne hatten schon auf dem Stück I ZIMBRA vom Talking Heads Album FEAR OF MUSIC (1979) mit afrikanischen Polyrhythmen experimentiert und einen Text verwendet, der weder von ihnen selbst geschrieben worden war, noch einen erkennbaren Sinn ergab. Auf MY LIFE trieben sie diese Vorgehensweise auf die Spitze: Die vocals werden hier nicht einmal mehr von einem der beteiligten Musiker vorgetragen, sondern stammen von obskuren Schallplatten oder aus dem Radio. Da hört man einen „inflamed caller and smooth politician replying“, eine Libanesische Sängerin oder einen Prediger, der die Frohe Botschaft über den Äther verbreitet, und sogar einen Exorzisten. Die Gesangspuren sind meist aber so verfremdet, dass der ursprüngliche Sinn der Botschaft nicht mehr erkennbar ist. Was bleibt, sind rätselhafte Stimmen. All dies haben Eno und Byrne mit unzähligen polyrhythmischen Instrumentalspuren verwoben, die wie ein wundersamer und geheimnisvoller Urwald zu wuchern scheinen, durch den Nebelschwaden ziehen. Vielleicht ist das alles aber auch der fiebrige Traum eines Großstadtneurotikers, aus dem er nicht erwachen kann oder die Phantasie eines Besessenen, der Stimmen hört. Eno und Byrne verarbeiten auf MY LIFE Einflüsse aus den verschiedensten Quellen: Funk, Afro-Beat, Dub, Ambient und dazu kommen diese vokalen objets trouvées. Man könnte sich dabei sogar an die elektrischen Fusion-Alben von Miles Davis aus den späten 60ern und frühen 70ern erinnert fühlen, die der Produzent Teo Maceo am Mixboard zusammengeschnitten hat. Auch haben Eno und Byrne das hier verwendete Collage-Prinzip nicht selbst erfunden. Holger Czukay von Can hatte ähnliches schon vorher gemacht und der wiederum hatte die Idee wahrscheinlich von seinem Lehrer Stockhausen übernommen. MY LIFE ist in brisantes musikalisches Gebräu, das alles andere als authentisch ist, denn eigentlich passt das alles überhaupt nicht zusammen und es bleibt offen, was es für einen Sinn ergibt. Eine absichtlich herbeigeführte babylonische Sprachverwirrung, zu der das globale Dorf aber wunderbar tanzen kann. Es gibt eine Anektdote zu dem auf der CD-Re-Issue nicht mehr enthaltenen Stück QU’RAN, auf dem Eno und Byrne die Rezitation von Koran-Versen mit Popmusik kombinierten. Beides für sich ist kein Problem, aber die Verbindung von beidem stieß bei einigen Muslimen auf Ablehnung, so dass man das Stück vorsichtshalber ganz beiläufig durch ein anderes ersetzte. Aus künstlerischer Sicht ist es natürlich triumphal, wenn man durch die bloße Kombination zweier Dinge so einen Bedeutungswandel herbeiführen kann. Wie andere darauf reagieren, ist ein andere Frage. Welchen Einfluss hat MY LIFE IN THE BUSH OF GHOSTS ausgeübt? In den 80ern wurde world music zu einem Begriff und Ausläufer davon schafften es bis in die Hitparade. Sampling wurde zur gängigen Technik der Popmusik, Hip Hop-Künstler wie DJ Dilla oder Madlib haben viel später ganze Alben ausschließlich aus Samples zusammengeschnitten. Flying Lotus‘ Musik könnte man vielleicht als ein Fortsetzung von MY LIFE mit elektronischen Mitteln verstehen. Sicher kann man MY LIFE nicht als unmittelbaren und schon gar nicht als alleinigen Impuls für diese Entwicklungen betrachten. Wahrscheinlich war MY LIFE auch nur eins von vielen Mosaiksteinchen in der Entwicklungsgeschichte dieser Musik, aber vielleicht eins von etwas größerer Bedeutung – und ein besonders schönes. Im Jahr 2006 erschien – wohl anlässlich der 25. Jubiläums der Erstveröffentlichung – eine erweiterte Re-Issue von MY LIFE IN THE BUSH OF GHOSTS. Selbst wenn vieles, was auf MY LIFE 1981 erstmals anklang heute teilweise in den Kanon der Popmusik Einzug gefunden hat – oder vielleicht genau deshalb – , hat diese Musik für mich auch im Jahr 2013 nichts an Faszination eingebüßt.

     

    sehr schön, Friedrich.
    Bei mir läuft grad die Version mit den Bonus Tracks, daher mein Interesse an deinen Ausführungen. Der LP Titel My Life In The Bush Of Ghosts ist wohl inspiriert von African Head Charge ‎– My Life In A Hole In The Ground, und wer für Remain In Light etwas übrig hat, wird auch hier nicht enttäuscht.

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    #10127211  | PERMALINK

    stormy-monday
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    Bist Du das, Catch 22?

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    Bis eine(r) heult..............                                           Contre la guerre    
    #10127219  | PERMALINK

    Anonym
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    stormy-mondayBist Du das, Catch 22?

     

    Ja, hello again.

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