Talking Heads

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  • #497309  | PERMALINK

    bomberalfi

    Registriert seit: 15.03.2008

    Beiträge: 954

    werner…erinert aber eher an die letzte Eno-Scheibe, in der der Herr ja inzwischen auch singt. Was mir persönlich gefallen hat und zudem beweist, wozu Eno alles fähig ist….

    Brian Eno soll unlängst beim Herumspielen mit einem Synthesizer gesehen worden sein! :lol: Mister Eno singt offensiv wahrnehmbar mindestens seit seiner ersten Veröffentlichung Here Come the Warm Jets von 1973!

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    #497311  | PERMALINK

    barfly

    Registriert seit: 19.12.2006

    Beiträge: 79

    FriedrichWie die anderen „Herren“ dazu stehen, weiß ich nicht. Ich selbst halte MY LIFE IN THE BUSH OF GHOSTS für einen großen Wurf.
    EVERYTHING THAT HAPPENS ist mit MLITBOG nicht zu vergleichen. Völlig anderes Konzept, eher konventionelles Songwriting. Ich finde das ganz gut, es kann mich aber nicht wirklich begeistern.

    MY LIFE IN THE BUSH OF GHOSTS ist großartig und wie vieles, was in dieser Zeit von den Talking Heads kam, stilprägend, revolutonär und – nicht zuletzt -tanzbar!

    Die recht zahlreichen Solo-Projekte der TH-Mitglieder wären aber einen eigenen Thread wert.

    Siehe den vorigen Absatz.
    TomTomClub, Jerry Harrison oder D. Byrne, egal was da auf den Markt kam, es war gut.

    Edit:
    Little Creatures hatte was von einem Kulturschock. Zuerst mal war ich enttäuscht. Im laufe der Jahre hat sich die Platte aber als eine sehr gute Popscheibe gezeigt. Halt nicht Talking Heads wie vorher gewohnt.

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    Ciao BarFly Gute Musik ist gute Musik, egal welche Stilrichtung!
    #497313  | PERMALINK

    werner
    Gesperrt

    Registriert seit: 05.05.2008

    Beiträge: 4,694

    bomberalfiBrian Eno soll unlängst beim Herumspielen mit einem Synthesizer gesehen worden sein! :lol: Mister Eno singt offensiv wahrnehmbar mindestens seit seiner ersten Veröffentlichung Here Come the Warm Jets von 1973!

    Ich bin ja nicht blöd, das weiß ich auch. Aber er hat in allen statements sehr viel Wert gelegt auf die Tatsache, daß er GERADE bei diesem ALbum seine Stimme wiederentdeckt hat. Und zwar in aller Fülle. Daß Eno stumm ist, habe ich keine Sekunde geglaubt, du etwa? Und außerdem ist er auch anderweitig einen Schritt weiter, als du offensichtlich weißt: Er hat sich inzwischen in einen Syntie vewandelt.

    --

    Include me out!
    #497315  | PERMALINK

    alberto

    Registriert seit: 04.12.2007

    Beiträge: 1,974

    Little Creatures vermittelt meiner Ansicht nach rückwirkend gesehen am besten das Feeling der 80er ab dem Ende des Postpunk. Es ist daher für die zweite Hälfte der 80er ebenso wegweisend, wie Remain in Light es seinerzeit für die zukünftige Entwicklung war.

    --

    #497317  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 5,160

    AlbertoLittle Creatures vermittelt meiner Ansicht nach rückwirkend gesehen am besten das Feeling der 80er ab dem Ende des Postpunk. Es ist daher für die zweite Hälfte der 80er ebenso wegweisend, wie Remain in Light es seinerzeit für die zukünftige Entwicklung war.

    Naja, wer will das beurteilen? Das Ende des Postpunk, wo soll denn das gewesen sein? Man kann den Begriff Postpunk ja fast synonym mit New Wave verwenden. Okay, vielleicht war aus New Wave Mitte/Ende der 80er die Luft etwas raus, wenngleich Bands wie Depeche Mode, New Order, The Cure und andere munter weitermachten und sogar ihre größten kommerziellen Erfolge feierten. Ich wüsste jetzt aber nicht, was die zentrale Entwicklung danach gewesen sein sollte. Ich persönlich habe Ende der 80er Dinosaur Jr. (YOUR LIVING …, 1986), Hüsker Dü (CANDY APPLE GREY, auch ’86), immer noch The Smiths – auch wenn die sich 1987 schon selber überlebt hatten – und auch schon frühen Acid House und vereinzelt Hip Hop gehört. RAISING HELL von Run DMC kam 1986 heraus, ebenso LICENSE TO ILL von den Beastie Boys. Das waren damals die heißen Dinger. Die Pet Shop Boys traten auf den Plan! ;-) Die TH schienen mir da nicht mehr unbedingt die Speerspitze der Bewegung zu sein.

    Aber darüber kann man verschiedener Meinung sein. Es gibt noch zwei TH-Alben abzuarbeiten. Dazu demnächst mehr an dieser Stelle.

    Friedrich

    --

    „Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)
    #497319  | PERMALINK

    alberto

    Registriert seit: 04.12.2007

    Beiträge: 1,974

    FriedrichNaja, wer will das beurteilen? Das Ende des Postpunk, wo soll denn das gewesen sein? Man kann den Begriff Postpunk ja fast synonym mit New Wave verwenden. Okay, vielleicht war aus New Wave Mitte/Ende der 80er die Luft etwas raus, wenngleich Bands wie Depeche Mode, New Order, The Cure und andere munter weitermachten und sogar ihre größten kommerziellen Erfolge feierten. Ich wüsste jetzt aber nicht, was die zentrale Entwicklung danach gewesen sein sollte. Ich persönlich habe Ende der 80er Dinosaur Jr. (YOUR LIVING …, 1986), Hüsker Dü (CANDY APPLE GREY, auch ’86), immer noch The Smiths – auch wenn die sich 1987 schon selber überlebt hatten – und auch schon frühen Acid House und vereinzelt Hip Hop gehört. RAISING HELL von Run DMC kam 1986 heraus, ebenso LICENSE TO ILL von den Beastie Boys. Das waren damals die heißen Dinger. Die Pet Shop Boys traten auf den Plan! ;-) Die TH schienen mir da nicht mehr unbedingt die Speerspitze der Bewegung zu sein.

    Aber darüber kann man verschiedener Meinung sein. Es gibt noch zwei TH-Alben abzuarbeiten. Dazu demnächst mehr an dieser Stelle.

    Friedrich

    Ich habe es so empfunden, als wäre das Ende des Postpunk 1983 gekommen, als z.B. (und das ist jetzt wirklich nur ein Beispiel) Spandau Ballet im Mainstream angekommen sind.

    Die 2. Hälfte der 80er sehe ich als von einer gewissen Dekadenz und grundlosen Selbstzufriedenheit geprägt. Manche haben sogar plötzlich angefangen, Champagner zu trinken und angejazzte Lounge-Musik zu hören.

    Die Talking Heads ihrerseits haben ihre Entwicklung als experimentelle Band mit „Little Creatures“ irgendwo beendet gehabt und ihr gelerntes Handwerkszeug auf einem durch und durch positiv gestimmten Album zelebriert.

    --

    #497321  | PERMALINK

    alberto

    Registriert seit: 04.12.2007

    Beiträge: 1,974

    Am Samstag kam auf arte eine Sendung mit aktuellen Konzertausschnitten, darunter auch zwei Stücke von David Byrne. Neben einem Stück von seinem letzten Album mit Brian Eno spielte er auch „Air“ von der „Fear Of Music“. Nicht nur, daß er es nach wir vor drauf hat, nein, kreativ war auch die Choreographie auf der Bühne zu diesem Stück. Ich fühlte mich ein bißchen an „Stop Making Sense“ erinnert. Was schaue ich mir soviel von dem Zeug an, was man immer so kriegt, wenn es auch und nach wie vor so gute Sachen gibt?

    --

    #497323  | PERMALINK

    dominick-birdsey
    Birdcore

    Registriert seit: 23.12.2002

    Beiträge: 14,848

    AlbertoAm Samstag kam auf arte eine Sendung mit aktuellen Konzertausschnitten, darunter auch zwei Stücke von David Byrne.

    Das waren keine Konzertausschnitte, sondern zwei Stücke, die im Rahmen der Sendung „One Shot Not“ aufgenommen worden sind.

    --

    #497325  | PERMALINK

    alberto

    Registriert seit: 04.12.2007

    Beiträge: 1,974

    Dominick BirdseyDas waren keine Konzertausschnitte, sondern zwei Stücke, die im Rahmen der Sendung „One Shot Not“ aufgenommen worden sind.

    Wie dem auch sei, er hat live vor Publikum gespielt.

    Hier kann man zumindest zur Zeit noch die Sendung sehen:

     

    David Byrne kommt gleich am Anfang.

    zuletzt geändert von alberto

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    #497327  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 5,160

    Hier ist noch was liegen geblieben, das abgearbeitet werden sollte.

    LITTLE CREATURES war die letzte Talking Heads-Platte, die ich in den 80ern gekauft hatte. Da ich von LC eher enttäuscht war, verlor ich etwas das Interesse an den TH. Ich habe in die nachfolgenden Alben zwar gelegentlich noch mal reingehört, aber so richtig gezündet hat das damals nicht mehr.

    Erst vor ein paar Jahren habe ich mir dann aus sentimentalen Fantum die Remaster-CD von TRUE STORIES (1986) auf CD besorgt. Aus der Distanz betrachtet hat die Platte durchaus etwas zu bieten.

    David Byrne verwirklichte 1986 endlich seinen Film TRUE STORIES. Ein Mockumentary (also ein Spielfilm, der so tut als sei er eine Dokumentarfilm) über die fiktive Stadt Virgil, Texas. DB tritt als naiv-neugieriger Besucher und Kommentator auf und stellt deren teils etwas kauzige Einwohner vor: Ein einsamer Junggeselle auf der Suche nach einer Frau, der dazu unter anderem die Hilfe eines Voodoo Priesters in Anspruch nimmt; das Bürgermeisterehepaar, das seit Jahren nicht mehr miteinander spricht; eine Frau die aus Reichtum und Faulheit niemals ihr Bett verlässt; eine notorische Lügnerin, die behauptet die Hits von Elvis geschrieben zu haben und sich für ihr Schweigen bezahlen lässt; ein Mann, der behauptet telepathische Fähigkeiten zu besitzen und einiges an Kuriosem mehr. DB philosophiert nebenher über Highways, Wellblecharchitektur und Shoppingcenter. Man sieht außerdem, das Texas landschaftlich etwa so reizvoll ist wie Brandenburg oder Friesland. Ein amüsantes distanziert-ironisches Panoptikum der Normalität und Exzentrizität Amerikas. (Irgendwie erinnert er mich ein wenig an Fellinis ROMA). Der Film war leider kein kommerzieller Erfolg. Ich weiß nicht, ob er damals in Deutschland überhaupt in die Kinos kam. Er ist aber auf DVD erhältlich und durchaus empfehlenswert.

    Die Songs auf TRUE STORIES stammen sämtlich aus dem gleichnamigen Film. Anders als im Film, wo sie von Schauspielern in verschiedenen Szenen gesungen werden, ist auf der Platte aber David Byrne der Sänger. Es ist also offensichtlich, dass er als Sänger in verschiedene Rollen schlüpft. Mal ist er ein Voodoo-Priester (PAPA LEGBA), mal ein einsamer Junggeselle (PEOPLE LIKE US), mal ein paranoider Prediger, der Verschwörungstheorien entwickelt (PUZZLIN’ EVIDENCE), mal ist er auch ein Karaoke-Sänger (WILD, WILD LIFE). Musikalisch stellt sich das entsprechend als eine Mischung verschiedener Spielarten von Americana dar. R’n’R (WILD), Country (PEOPLE und DREAM OPERATOR), Zydeco (RADIOHEAD) und bei PAPA LEGBA klingen die Talking Heads fast wie die Neville Brothers. Im Gegensatz zur Vorgängerplatte LITTLE CREATURES gibt es auf TS keine polierte Mainstream-Produktion. Vielmehr klingt das alles etwas ungehobelt, fast wie live im Studio aufgenommen, was ich eigentlich sehr reizvoll finde. Das erste Stück, der Rocker LOVE FOR SALE reißt einen auch sofort mit, danach geht es mit PUZZLIN’ mit seinem Gospelchor kaum weniger rasant weiter. TRUE STORIES bietet zwar keine großartigen innovativen musikalischen Ideen, etwas, was man meint von den TH erwarten zu dürfen. Vielmehr bedienen sie sich ausschließlich traditioneller Formen us-amerikanischer Musik. Ich denke, das traf bei Fans (oder ehemaligen Fans wie mir) 1986 nicht so recht ins Schwarze. Im Nachhinein, muss ich aber feststellen, dass TS einige Songs enthält, die große Klasse sind. So simpel und traditionell einiges davon ist, so viel Spaß kann man mit LOVE FOR SALE, PUZZLIN’, WILD LIFE, DREAM OPERATOR oder PEOPLE LIKE US haben.

    Meine beiden Lieblingslieder waren immer die beiden Countrystücke der Platte. DREAM OPERATOR ist eine melancholisch-sehnsüchtiges Stück mit wunderbarer Melodie und den Zeilen „When you were little / You dreamed you were big / You must have been something / A real tiny kid / (…) / And you dreamed it all / And this is your story / Do you know who you are? / You’re the dream operator“

    PEOPLE LIKE US spricht eine ganz einfache Sache aus, die vermutlich jeder kennt und so erlebt hat (aber nicht zugeben würde, denn das ist nicht politisch korrekt): „We don’t want freedom / We don’t want justice / We just want someone to love / (…) / What good is freedom?“

    Für mich zwei Stücke, die ich bedenkenlos neben solch Klassiker wie DON’T WORRY ABOUT THE GOVERNMENT, THE BIG COUNTRY, HEAVEN oder THIS MUST BE THE PLACE stellen würde.

    Vielleicht gibt es etwas, was gleichzeitig ein Vorteil und ein Nachteil von TRUE STORIES ist. Einerseits klingt die unterproduzierte Aufnahme sehr frisch. Andererseits wünsche ich mir manchmal, dass jemand TS noch den letzten Schliff gegeben hätte. Nur ein Gedankenspiel: Ich habe LITTLE CREATURES mit LET’S DANCE von Bowie verglichen. Ich würde es wagen, TRUE STORIES mit OH MERCY von Bob Dylan zu vergleichen (die zugegebenermaßen ein paar Jahre später erschien). Daniel Lanois hat Dylan auf dieser Platte einen Sound gezimmert, der traditionell-amerikanischer klingt als Americana je geklungen hat. Ich würde mir beinahe wünschen Lanois wäre auch der Produzent von TRUE STORIES gewesen. Dann würden die TH auf PAPA LEGBA nicht nur ungefähr so wie die Neville Brothers klingen. Umgekehrt könnte ich mir sogar David Byrne gut als Sänger der Dylan-Songs EVERYTHING IS BROKEN und WHAT WAS IT YOU WANTED? vorstellen. Der Gedanke ist gar nicht mal so abwegig, ist Lanois doch ein alter Kumpel von Brian Eno, mit dem die TH einige ihrer besten Platten aufgenommen haben. Aber Lanois war Mitte der 80er eher damit beschäftigt die völlig ironiefreien und frommen Stadionrocker U2 zu produzieren. Schrecklich! Ob der genug Humor aufgebracht hätte? Wer weiß. Nur ein Gedankenspiel …

    Insgesamt ist TRUE STORIES sicher keine Platte, die an die Meisterwerke der TH heranreicht. Dennoch halte ich sie für weit unterbewertet (insbesondere in Bezug auf das Vorgängeralbum) und für nicht nur hörenswert, sondern auch für eine Platte die durchaus geistreich ist und mit der man viel Spaß haben kann.

    Die Gruppe Radiohead hat sich nach dem Song RADIO HEAD von TRUE STORIES benannt. Ich finde, das spricht sowohl für Radiohead als auch für TRUE STORIES. ;-)

    Gute Nacht,

    Friedrich

    --

    „Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)
    #497329  | PERMALINK

    mc-weissbier
    Elwetritschesammler

    Registriert seit: 29.06.2005

    Beiträge: 8,707

    Ja TS hat was!
    Ich hab‘ den Film damals tatsächlich im Kino gesehen, wenn ich mich recht erinnere. Allerdings war das doch ziemlich „strange“!
    Jetzt mehr als 20 Jahre später wirkt der Film und auch die Musik immer noch nach, insbesondere, dass die Songs eben nicht identisch klingen hat seinen Reiz.
    Gibt’s den eigentlich auf DVD?

    --

    It's only Rock'n Roll but I like it ---------------------------------------- Wenn die Sonne der Diskussions-Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge einen langen Schatten. ---------------------------------------- Mein Konzertarchiv @ SONGKICK
    #497331  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 5,160

    MC WeissbierJa TS hat was!
    Ich hab‘ den Film damals tatsächlich im Kino gesehen, wenn ich mich recht erinnere. Allerdings war das doch ziemlich „strange“!

    Gibt’s den eigentlich auf DVD?

    Es gibt ihn als DVD. Bei mir steht er jedenfalls im Regal und wurde gestern Abend sogar noch einmal angesehen. Hat Spaß gemacht. Allerdings ist er wohl nie in Deutschland veröffentlicht worden und man muss ihn daher aus den USA oder GB kommen lassen. Kostet aber nicht viel und lohnt sich daher. Stöber doch einfach mal mit den Stichworten „TRUE STORIES + BYRNE + DVD“ bei den einschlägigen Internet-Anbietern und Auktionhäusern.

    Na klar, ist das schräg! Bezeichnenderweise beruhen aber meines Wissens all die Charaktere in TRUE STORIES tatsächlich auf wahren Geschichten, die DB in Zeitungen gesammelt hat.

    Truth is stranger than fiction.

    Friedrich

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    „Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)
    #497333  | PERMALINK

    carrot-flower
    Moderator

    Registriert seit: 26.09.2007

    Beiträge: 3,122

    Wie schön, dass der Thread wiederbelebt wurde; wie es der Zufall will, habe ich gestern einen kleinen Text zu „Psycho Killer“ geschrieben:

    Play that funky music, nerd boy

    Eigentlich hat Garry Mulholland in „This Is Uncool“ zu diesem Song schon so viel Treffendes gesagt, dass ich politely schweigen müsste – „Why say it again?“. Aber da „Psycho Killer“ mir neulich die Galle wieder eingerenkt hat (erzähl ich hier nicht, keine Sorge) und die sängerbezogene Höflichkeit auch mal schweigt, muss ich dem signature song der Talking Heads doch einige liebevolle Zeilen widmen.

    „Psycho Killer“ ist ein vollendeter und spannungsgeladener Song, der musikalisch genau das heraufbeschwört, was auch der Text vermittelt, obgleich man beim ersten Hören vielleicht irritiert sein mag: Ein funky Song über einen heftig gestörten, schwer unter psychischem Druck stehenden Menschen? Befreiter horizontal schwingender Arsch versus eingezwängter Hirnstamm? Warum das nicht nur irgendwie hinhaut, sondern furchtbar fruchtet, ist, weil all die flirrende, nervöse Energie eben nicht grooven darf, nicht herausgelassen wird, sondern quasi hinter Gittern bleibt. Eingepflockt werden die Stäbe von der inspirierten Rhythmus-Patrouille: Chris Frantz und Tina Weymouth spielen abwechselnd sehr gerade, manchmal fast marschartig, was den zwanghaften Charakter des Lyrischen Ichs trefflich illustriert. Eine meiner Lieblingsstellen in diesem an solchen reichen Song ist diejenige mit dem französischen Text, an der Frantz und Weymouth zusammen mit Byrne in den dunklen dunklen Keller stapfen. Die absteigende Bassmelodie ruft bei mir dieses Bild hervor, und der Text gibt’s eh her: Sprachlich verfremdet, also als ein Anderer (?), berichtet das Lyrische Ich von einer Situation mit einer Frau, die (angeblich) seine Hoffnungen wahr werden ließ, die etwas gesagt hat, und er hat etwas getan. Was genau, erfährt man nicht, aber da es in der Einschätzung eines menschlichen Böllers für Glanz und Gloria ausreicht, wird es wohl etwas Einschneidendes gewesen sein. Zu tief ins psychologische Mustöpfchen muss ich nicht greifen, aber diese Zeilen fangen schon eine ganze Menge dessen gut ein, was ich von einem ordentlichen Psycho erwarte: „Die Welt wird von mir hören“, „Am 3.11. um 15.46 Uhr hast du aber das und das gesagt, das durfte ich doch wohl so und so interpretieren.“

    In wie vielen Zungen Byrne in diesem Song singt und spricht, ist mir nicht klar, ob neumodisch multipel oder traditionell zwiespältig, aber egal, mit wie vielen Seelen sein Erzähler in einem Körper wohnen muss, Byrne verkörpert sie fantastisch! Er lässt all die unangenehmen Facetten seines Nerds auf der Bühne erscheinen, unter anderem den reflektierenden Getriebenen, den belehrenden Größenwahnsinnigen, den zwanghaft Kontrollierenden, den, der die Sprache beherrscht und den, dem die Sprache zur Lautfolge entgleitet. Wie viel man dabei falsch machen könnte, wie leicht der Psycho zum Brachialdeppen werden kann, zeigen diverse Coverversionen von „Psycho Killer“. Ich will keine Cover von diesem Song hören, nein, nein, nein sonst krieg ich wieder dieses Ayayayayayayayayayayaya! Wo war ich? Byrnes Sängerqualitäten. Ist es nicht großartig, wie das „Fa Fa Fa…“, das er sich bei Otis Redding gemaust hat, bei ihm zum „Fee fie foe fum“ wird? Der Bläsersatz wird zur Parole des Witternden, Soul goes Psyché. Auch die Ausbrüche beim Refrain oder am Ende des französischen Parts sind beunruhigend, denn was sich da wortlos Bahn bricht, ist mal sicher keine Lebensfreude („Yeah“).

    Macht mich ganz brägenklöterig!

    Ergänzungen und Widerspruch sind sehr erwünscht!

    --

    the pulse of the snow was the pulse of diamonds and you wear it in your hair like a constellation
    #497335  | PERMALINK

    go1
    Gang of One

    Registriert seit: 03.11.2004

    Beiträge: 5,644

    Wunderbar beschrieben, Carrot Flower! Ich kann das nur unterstreichen: Byrnes aufgedrehte Performance, die nervöse Energie der Musik, das Neurotische der Figur – das passt einfach alles. Und die Single ist noch mitreißend und catchy as hell. Um es in der Forumssprache zu sagen: * * * * *

    Obwohl ich den Song oft gehört habe, habe ich mir seltsamerweise die französischen Zeilen nie übersetzt.

    --

    To Hell with Poverty
    #497337  | PERMALINK

    foe

    Registriert seit: 16.11.2007

    Beiträge: 4,794

    Carrot FlowerMacht mich ganz brägenklöterig!

    Was macht dich das?

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