Sun Ra

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  • #11276789  | PERMALINK

    friedrich

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    vorgarten(…) wie sich die chants aus dem kollektiven joyful noises erheben, wie die space sounds von synth, gitarre und allens „evi“ sich mit der akustsichen textur verweben, und überhaupt die selbstpräsentation als kollektiv, in dem es keine vorder- und hintergünde zu geben scheint, sind von hohem reiz. (…) dass das arkestra z.t. wie ein leicht verrutschtes schulorchester klingt, das scheinbar seine eigenen harmonien hört, stört nicht weiter, (…)

    Für neue Musik des Arkestras ist aktuell leider weder in meinem Kopf noch in meinem Plattenregal Platz. :-( Aber immerhin erinnert mich das an eine meiner ersten Begegnung mit Sun Ra – auch wenn beim neuen Album des Arkestras der Swing-Anteil offenbar etwas geringer ist. Und dazu ziehe ich heute auch mein Sun Ra-T-Shirt an, das ich bei einem Auftritt des Arkestras erworben habe :-) :

    Sun Ra – Blue Delight (1989)

    Vor gefühlt einem Vierteljahrhundert als LP in einem 2nd hand-Shop für vermutlich DM 10,- erworben. (Gibt es btw aber inzwischen auch als CD.) Eins von Sun Ras wenigen Alben bei einem größeren Label, A&M Records. Damals wusste ich nur wenig von Jazz und noch weniger von Sun Ra. Daher war diese Musik für mich doppelt irritierend. Zum einen Jazz im Allgemeinen, zum anderen die sich stark am Swing orientierende Musik auf diesem Album im Speziellen – wo ich vom Hörensagen von Sun Ra doch viel space-igeres Zeug erwartete. Inzwischen weiß ich das aber ganz anders zu schätzen.

    Dieses „Swing Ding“ bei Sun Ra, auf das er in seinen späten Jahren offenbar immer wieder zurückkam (?), das sind „joyful noises“, und das klingt auf Blue Delight wie eine Mischung aus Swing Party und Gospel-Gottesdienst. Danach müsste ich eigentlich Count Basie und Aretha Franklin auflegen.

    Tolles Coverfoto von Sun Ra!

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    „Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)
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    #11276795  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    @vorgarten Das hatte ich überlesen: „auf der CD gibt es noch 2 zusätzliche Stücke“ – bei einer Laufzeit von ca. 70 Minuten (CD) hätte man doch für die DoLP nicht auch noch kürzern sondern eher – als Ansporn, Vinyl zu kaufen – nochmal 2 Tracks mehr beigeben sollen? Seltsam! Was mich gestern beim ersten Hören total überraschte war, wie schnell mir das Ding vorkam – ich hatte zunächst gedacht: ach, wieder so ein 40-Minuten-Ding, damit die Vinyl-Version nicht gekürzt werden muss … und dann guckte ich nach und sah erst, dass ich gerade 70 Minuten gehört hatte, die wie im Flug vorbei gegangen sind. Zudem gefiel mir übrigens auch, was Tara Middleton macht, die ich im Konzert ja ganz furchtbar fand. Das rein- und rausgleiten der Solisten aus dem Band-Sound, ja, wie Du sagst, das Kollektiv, das Verschmelzen der – durchaus vorhandenen! – Einzelstimmen mit dem Ganzen, die Schichtung der Texturen usw., das alles gefiel mir in der Tat sehr gut. Am Ende fand ich es aber auch überraschend unspektakulär und viel Hard Bop-lastiger, als ich es von den Konzerten erwartet hätte (Marshall Allen selbst stiess ja auch erst zum Arkestra, als dessen Hard Bop-Jahre praktisch durch waren, dafür kamen dann ja die Swing-Revivals, von denen auf dem aktuellen Album nicht viel zu hören ist – in den Konzerten dürfen sie natürlich nicht ganz fehlen).

    Jedenfalls ein schönes, hörenswertes Album! Den Aspekt, dass hier auch mal Allens „Vision“ gewürdigt oder abgebildet wird, kann ich irgendwie nicht so ganz beurteilen, weil ich aus den späteren Ra-Dekaden bisher nur Vereinzeltes kenne und die Entwicklungslinien bzw. Differenzen von damals zum neuen Album nicht wirklich greifen und einschätzen kann. Aber klar, verdient hat er es unbedingt!

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #11276829  | PERMALINK

    vorgarten

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    puh, da ist jetzt so viel drin, das ich das gar nicht sortiert kriege. das sun ra arkestra ohne sun ra und ohne seinen meisterschüler gilmore gibt es ja schon seit 1995, natürlich immer mit dem beigeschmack des asche-verwaltens. einen live-eindruck dieser band aus den letzten 25 jahren haben die meisten hier, manche sogar t-shirts ;) diese band – kurz bevor es nicht mehr geht – in ein studio einzuladen und dafür wirklich ein konzept zu überlegen, das nicht nur den mangel verwaltet, einen live-show-act in seiner theatralik nicht abbilden zu können, finde ich erstmal interessant – und nun, nachdem das ding bei mir rauf und runter läuft, auch wirlich gelungen. was ich im wesentlichen marshall allen zuschreibe, dessen arrangements sehr clever sind. die abgehangenen greatest hits, mit den kleinen swing-flirts, vor allem aber mit june tyson als soul-sängerin, haben sich ja eigentlich erst in der philadelphia-zeit verfestigt, eigentlich genau mit den live-shows in europa und ägypten, den impulse-aufnahmen und-neuverpackungen – aber der vergleich, wie die band „the satellites are spinning“ in ägypten performt hat, mit drei schlagzeugern, einem e-bass, und ras irrlichternden synth-eskapaden, hat unter allen eine ganz andere textur bekommen. die geht nicht unbedingt in die tiefe, ist auch weniger far out, ist aber viel kollektiver, viel organischer. und sie hat etwas sehr rührendes, weil da menschen an etwas festgehalten haben, durch phasen des uncoolseins, durch neue hipsterumarmungen hindurch, an crave diggern vorbei, die sich eh nur für seltene saturn-ausgaben interessieren, steht da, wo alle plötzlich den wert von afrofuturismus als utopisches reservoir erkennen, noch das real deal auf der bühne, mit 80jährigen, die rad schlagen. und jetzt gibt es das auf vinyl, und es klingt auch noch gut. ich kann das nicht wirklich unter „unspektakulär“ verbuchen. so als wäre das selbstverständlich, dass es eine solche band gibt und die heute so ein album einspielt. aber wenn man die sounds und das material (obwohl…) mit denen/dem von anderen heutigen big bands vergleicht, ist es wahrscheinlich nicht so anders…

    zu den laufzeitberechnungen: klar wäre platz für zwei stücke mehr gewesen. aber die hat man ja, weil es die digitale ausgabe ja dazu gibt. für mich persönlich funktioniert die doppel-lp super, jede seite ist sinnvoll zusammengestellt, es ist eine ständige einladung, immer wieder 20 minuten aus dem album zwischendurch zu hören. cds mit über 50 minuten finde ich mittlerweile echt anstrengend, höre ich meistens in 2 etappen, schaffe ich nicht bei voller konzentration am stück.

    marshall allen ist kein hardbopper, klar. obwohl es zu beginn der new-york-phase, 1961, noch mal sehr viel hardbop-aufnahmen vom arkestra gegeben hat. aber für mich ist das material auf dem neuen album kein hardbop – woran machst du das fest? die vor allem rhythmisch organisierten modalen stücke mit den festen bassostinati gehen ja auch schon auf THE NUBIANS OF PLUTONIA (chicago 1958/59) zurück, und da war allen schon dabei.

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    #11276837  | PERMALINK

    vorgarten

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    ok, ich höre gerade die digitale ausgabe, auf der die trackreihenfolge der der cd entspricht: da kommen die beiden einzigen hardbop-stücke der lp hintereinander („sunology“ und „queer notions“), danach dann noch „space loneliness“, das auf der lp fehlt. das ist natürlich schon ein blockhafter eindruck – auf der lp sind die beiden stücke zwischen die wildesten momente eingeordnet und funktionieren völlig anders (und gehören sowieso eher zu den schwachstellen – „space loneliness“ ist dagegen schon ziemlich hübsch, dauert aber auch 12 minuten).

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    #11276929  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    vorgarten… geht nicht unbedingt in die tiefe, ist auch weniger far out, ist aber viel kollektiver, viel organischer. und sie hat etwas sehr rührendes, weil da menschen an etwas festgehalten haben, durch phasen des uncoolseins, durch neue hipsterumarmungen hindurch, an crave diggern vorbei, die sich eh nur für seltene saturn-ausgaben interessieren, steht da, wo alle plötzlich den wert von afrofuturismus als utopisches reservoir erkennen, noch das real deal auf der bühne, mit 80jährigen, die rad schlagen. und jetzt gibt es das auf vinyl, und es klingt auch noch gut. ich kann das nicht wirklich unter „unspektakulär“ verbuchen. so als wäre das selbstverständlich, dass es eine solche band gibt und die heute so ein album einspielt. aber wenn man die sounds und das material (obwohl…) mit denen/dem von anderen heutigen big bands vergleicht, ist es wahrscheinlich nicht so anders…

    Der Anfang des Zitats bezieht sich zwar auf ein konkretes Stück (den Vergleich zu Ägypten kann ich leider nach wie vor nicht ziehen – nächste Woche hoffentlich dann schon!), aber „viel kollektiver, viel organischer“ deckt sich generell mit meiner Wahrnehmung des neuen Albums – wobei ich dann besser „sehr aufs Kollektiv fokussiert und sehr organisch“ sagen müsste. Auch die restlichen Zeilen, die ich zitiere treffen wohl ziemlich ins Schwarze!

    Unspektakulär bezog sich nicht auf solche Qualitäten sondern einfach auf meine Wahrnehmung beim Hören, weil ich halt schon ein wenig was von den Konzert-Feuerwerken erwartet hatte. Aber vermutlich gewinnt das Album gerade dadurch, dass es diesen mglw. eh zum Scheitern verurteilten Versuch gar nicht erst macht – sehr gut möglich! Ich will das inkriminierte Wörtchen nicht nochmal wiederholen, wenn es dazu beiträgt, dass ich ein negatives Gesamtbild des Albums habe, denn das ist nun wirklich nicht der Fall!

    Was den „Hard Bop“ angeht: ich höre modalen Jazz nicht grundsätzlich als Gegenpol oder anderen Stil sondern als eine der Entwicklungen aus dem (bzw.: im) Hard Bop, bin da ja hier im Forum schon länger on the record, wenn es für eine breite Auslegung von „Hard Bop“ geht. Also „Kind of Blue“ bis „A Love Supreme“ passt da gerade noch rein, „Out to Lunch“ sowieso, bei Coltrane (und Mingus) 1964 findet dann so in etwa der Ausbruch statt … und parallel dazu gibt es natürlich die Soul Jazz-Schiene, die auch die R&B-Wurzeln vieler Hardbopper (aber auch einiger Vertreter der Avantgarde) aufgreift … mancherorts kommt das ja alles Ende der Sechziger und Anfang der Siebziger wieder zusammen, aber ob Sun Ra jetzt zu diesen Fällen zählt, weiss ich nicht, weil meine Kenntnis dieser Phase nicht tief genug geht.

    Ich freue mich jedenfalls darauf, das Album in den kommenden Tagen noch einige Male zu hören!

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #11276935  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    vorgartenok, ich höre gerade die digitale ausgabe, auf der die trackreihenfolge der der cd entspricht: da kommen die beiden einzigen hardbop-stücke der lp hintereinander („sunology“ und „queer notions“), danach dann noch „space loneliness“, das auf der lp fehlt. das ist natürlich schon ein blockhafter eindruck – auf der lp sind die beiden stücke zwischen die wildesten momente eingeordnet und funktionieren völlig anders (und gehören sowieso eher zu den schwachstellen – „space loneliness“ ist dagegen schon ziemlich hübsch, dauert aber auch 12 minuten).

    Hm, ich bin verwirrt. Meine CD hat 10 Tracks und „Queer Notions“ ist sowenig dabei wie „Space Loneliness“) – sieht so aus:

    Der DL (und die LP) sind also umfangreicher, womit mein Punkt betreffend Laufzeit hinfällig/widerlegt ist – und ich ärgere mich, nicht genauer hingeschaut zu haben und die exorbitanten Versandkosten von Bandcamp (leider sind die Versandkosten für mich auch bei Labeln aus Europa sehr teuer) gespart und jetzt keinen DL zu haben :negative:

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    #11276955  | PERMALINK

    vorgarten

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    gypsy-tail-wind

    vorgartenok, ich höre gerade die digitale ausgabe, auf der die trackreihenfolge der der cd entspricht: da kommen die beiden einzigen hardbop-stücke der lp hintereinander („sunology“ und „queer notions“), danach dann noch „space loneliness“, das auf der lp fehlt. das ist natürlich schon ein blockhafter eindruck – auf der lp sind die beiden stücke zwischen die wildesten momente eingeordnet und funktionieren völlig anders (und gehören sowieso eher zu den schwachstellen – „space loneliness“ ist dagegen schon ziemlich hübsch, dauert aber auch 12 minuten).

    Hm, ich bin verwirrt. Meine CD hat 10 Tracks und „Queer Notions“ ist sowenig dabei wie „Space Loneliness“) – sieht so aus:

    Der DL (und die LP) sind also umfangreicher, womit mein Punkt betreffend Laufzeit hinfällig/widerlegt ist – und ich ärgere mich, nicht genauer hingeschaut zu haben und die exorbitanten Versandkosten von Bandcamp (leider sind die Versandkosten für mich auch bei Labeln aus Europa sehr teuer) gespart und jetzt keinen DL zu haben

    das ist ja wirklich total ärgerlich! dass „queer notions“ fehlt, ist zu verschmerzen, aber es macht überhaupt keinen sinn. ich kann dich gerne mit dem gesamtmaterial versorgen, aber eine erklärung für diese formatspezifischen aufteilungen hätte ich auch gerne.

    zu allem anderen schreib ich noch später was, muss schnell nochmal raus, vor dem „sea of darkness“.

    --

    #11277095  | PERMALINK

    vorgarten

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    gypsy-tail-wind
    Was den „Hard Bop“ angeht: ich höre modalen Jazz nicht grundsätzlich als Gegenpol oder anderen Stil sondern als eine der Entwicklungen aus dem (bzw.: im) Hard Bop, bin da ja hier im Forum schon länger on the record, wenn es für eine breite Auslegung von „Hard Bop“ geht. Also „Kind of Blue“ bis „A Love Supreme“ passt da gerade noch rein, „Out to Lunch“ sowieso, bei Coltrane (und Mingus) 1964 findet dann so in etwa der Ausbruch statt … und parallel dazu gibt es natürlich die Soul Jazz-Schiene, die auch die R&B-Wurzeln vieler Hardbopper (aber auch einiger Vertreter der Avantgarde) aufgreift … mancherorts kommt das ja alles Ende der Sechziger und Anfang der Siebziger wieder zusammen, aber ob Sun Ra jetzt zu diesen Fällen zählt, weiss ich nicht, weil meine Kenntnis dieser Phase nicht tief genug geht.

    danke, das kann ich alles nachvollziehen. frage mich aber dennoch, was NUBIANS OF PLUTONIA mit seinen exotica und der percussionlastigkeit von JAZZ IN SILHOUETTE (für mich: klar hardbop) unterscheidet, und wie man das beschreibt – auch bei wilbur harden/coltrane auf savoy fiel mir das auf, dass da zwei klassische hardbop-alben neben einem stehen, das irgendwie was anderes will (JAZZ WAY OUT). aber klar, da war ja viel integration am werk, von vorgestellten „afrikanischen“ und „latin“-einflüssen, von echten latin-einflüssen, von europäischer klassik usw. aber beim ra-material kommt halt noch der trance-effekt dazu, die unendlichen ostinati, die chants, exotica, beschwörungsformeln, schreiende saxofone und synth-wirbel. ich glaube, ich bin affektiv mehr mit speziell diesem material verbunden als du, aber die band selbst hat sich darauf ja nie festgelegt, da ging es und geht es ja immer noch um mehr als nur musik.

    --

    #11294789  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Schon mitgekriegt @vorgarten?

    Sun Ra’s Chicago
    AFROFUTURISM AND THE CITY
    WILLIAM SITES

    328 pages | 25 halftones | 6 x 9 | © 2020
    Historical Studies of Urban Americ
    a

    Sun Ra (1914–93) was one of the most wildly prolific and unfailingly eccentric figures in the history of music. Renowned for extravagant performances in which his Arkestra appeared in neo-Egyptian garb, the keyboardist and bandleader also espoused an interstellar cosmology that claimed the planet Saturn as his true home. In Sun Ra’s Chicago, William Sites brings this visionary musician back to earth—specifically to the city’s South Side, where from 1946 to 1961 he lived and relaunched his career. The postwar South Side was a hotbed of unorthodox religious and cultural activism: Afrocentric philosophies flourished, storefront prophets sold “dream-book bibles,” and Elijah Muhammad was building the Nation of Islam. It was also an unruly musical crossroads where the man then known as Sonny Blount drew from an array of intellectual and musical sources—from radical nationalism, revisionist Christianity, and science fiction to jazz, blues, Latin dance music, and pop exotica—to construct a philosophy and performance style that imagined a new identity and future for African Americans. Sun Ra’s Chicago shows that late twentieth-century Afrofuturism emerged from a deep, utopian engagement with the city—and that by excavating the postwar black experience of Sun Ra’s South Side milieu, we can come to see the possibilities of urban life in new ways.

    Inhalt:

    Urban Routes, Utopian Pathways

    Part I: Birmingham

    1 Downtown Sounds
    2 Industrial School to Territory Band
    3 Leadership Dreams

    Part II: Chicago

    4 South Side Music Scene
    5 “Sound So Loud It Will Wake Up the Dead”
    6 Utopian Chicago
    7 African Space
    8 Wonder Inn, 1960
    Lineages/Legacies

    Acknowledgments
    Notes
    Index

    Auszüge aus Rezensionen:

    The Wire
    “An important contribution. . . Sites draws on an impressive number of disciplines to ground Ra’s spacebound theatrics in material history. . . . He cites work from urban studies, African American studies, theology, and literary theory. . . It’s difficult to imagine anyone other than Sites writing a work that demands mastery of these specific disciplines.”

    Library Journal
    „Not the launching point for an introduction to the life of Sun Ra, but rather a deeper dive into the city life and utopian vision informing his work and philosophy, emphasizing that (Urban) Space Is the Place.“
    Erik S. Gellman, author of Troublemakers: Chicago Freedom Struggles through the Lens of Art Shay
    “Sun Ra’s Chicago is a masterful account of the musician’s formative years. Sites deftly applies a wider lens to his biography, analyzing the urban spaces and networks that shaped Sonny Blount’s transformation from an itinerant musician into the otherworldly philosophical leader of the Arkestra. This book is essential reading not only for Sun Ra listeners but for readers interested in the crosscurrents of Black intellectual thought and the utopian possibilities, past and present, of America’s cities.”

    Larry Bennett, author of The Third City: Chicago and American Urbanism
    „Like its subject, Sun Ra’s Chicago is a category buster—social history, musicology, urban studies, hermeneutics, cultural reclamation—and as such, a revelation. Sites tells a story of countercultural ferment in 1950s south side Chicago that is detailed and provocative. Sun Ra, Alton Abraham, and the members and friends of the Arkestra were truly a ‚creative class‘ long before that term, as we know it, was coined.“

    alles von hier:
    https://press.uchicago.edu/ucp/books/book/chicago/S/bo59259312.html

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    #11294859  | PERMALINK

    vorgarten

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    gypsy-tail-windSchon mitgekriegt vorgarten?

    nein, danke für den hinweis. habe ich bestellt, obwohl szwed speziell dieses thema ziemlich ausführlich bearbeitet. gespannt bin ich aber auf das kapitel zum wonder inn, was ein früher queerer ort in south chicago gewesen sein muss, über den man im netz wenig findet.

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    #11305115  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    @vorgarten Danke auch nochmal für Deinen schönen Review zu „Swirling“! Auf der CD fehlen übrigens drei Stücke: „Unmask the Batman“ (kein grosser Verlust), „Queer Notions“ (finde ich schon ganz hübsch, aber ja, auch nicht unbedingt) und „Space Loneliness“. Das sind immerhin 22 Minuten von 1:33 Stunden, fast eine LP- Seite. Die LP enthält alles ausser „Space Loneliness“? Letzteres finde ich gerade ziemlich super … seltsam!

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    #11306215  | PERMALINK

    vorgarten

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    gypsy-tail-windAuf der CD fehlen übrigens drei Stücke: „Unmask the Batman“ (kein grosser Verlust), „Queer Notions“ (finde ich schon ganz hübsch, aber ja, auch nicht unbedingt) und „Space Loneliness“. Das sind immerhin 22 Minuten von 1:33 Stunden, fast eine LP- Seite. Die LP enthält alles ausser „Space Loneliness“? Letzteres finde ich gerade ziemlich super … seltsam!

    der unmaskierte batman fehlt auch auf der lp. für mich alles kein großer verlust (und ich hab die sachen ja digital), die lp-zusammenstellung funktioniert für mich sehr gut. warum aber die cd-ausgabe lücken hat, die nicht durch eine download-option zu schließen sind, verstehe ich allerdings nach wie vor nicht.

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    #11351181  | PERMALINK

    friedrich

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    Ist das hier schon bekannt? Auf Pitchfork:

    A Guide to Sun Ra on Film

    Take a trip through the Afrofuturist jazz icon’s most visually immersive performances

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    „Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)
    #11351233  | PERMALINK

    vorgarten

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    sehr schön, vielen dank!

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    #11393093  | PERMALINK

    vorgarten

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    eins der tollsten und zum einstieg sehr geeigneten arkestra-alben kommt via strut in einer neuen edition heraus, doppel-cd oder 4-lp (45 rpm), mit den originaltracks und alternativen abmischungen des damaligen ingenieurs bob blank (auch schon historisch, von 1978).

    alles preislich moderat, digital gab es bisher nur files und eine hdcd von evidence, was suboptimal war.

    gilles peterson lässt sich auf discogs bereits so zitieren:

    They’ve done it… Yes @strutrecords and @art_yard_records have teamed up again to give us the extra sides all cut at 45 of the magnificent ‘Lanquidity’ album by @sunraarkestraofficial . This is, at the end of the day, my most played record by the Arkestra, and the one recorded by Bob Blank…. now as a 4 vinyl set … alternative versions 😁… and the one to check is super stripped down ‘twin stars of thence’…. essential reissue of the year so far!

    https://sunrastrut.bandcamp.com/album/lanquidity-definitive-edition

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