Spex

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  • #10622457  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

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    @go1Hast ja recht; sowas braucht kein Mensch. Aber der arme Kerl (also Philipp Rhensius) hat Soziologie studiert – da lernt man es, einfache Dinge verschwurbelt auszudrücken. Das Problem ist eben, dass diese Berufskrankheit nicht anerkannt ist; es gibt die notwendige Reha bisher nicht als Kassenleistung.

    Haha!

    Ich habe eben mal recherchiert, woher der Begriff „Narrativ“ überhaupt stammt: Aus der Soziologie, eingeführt von Jean-François Lyotard. Französische Philosophen, von denen hatte man mindestens eine Merve-Bändchen im Regal stehen, ohne es aber gelesen oder gar verstände zu haben. Ich erinnere mich: Postmoderne, Strukturalismus, Dekonstruktion, das waren 3 der Haubitzen des Popdiskurses der 80er und 90er. Offenbar ist man seitdem aber auch nicht viel weiter gekommen. Btw. könnte ich kaum einen dieser Begriffe erklären. ;-)

    @wahr

    friedrichMir kommt es inzwischen aber etwas affektiert vor, wenn bei einem Review einleitend wie in einem Hochschulseminar über die Rezeption und die Bedeutungszusammenhänge von Popmusik philosophiert wird um dann auf das eigentlich Selbstverständliche zurückzufallen – nämlich dass es darum bei einem DJ-Mix eben gerade nicht geht, sondern um das unmittelbare sinnliche Erleben. Genau das macht ja die Ravekultur aus. Party!

    Dass ein DJ-Set auch mehr sein kann als nur ‚Party!‘ ist aber durchaus ein Anspruch gewesen, den einige Verantwortliche in der Redaktion schon in der Anfangszeit des Mags ganz praktisch umgesetzt haben. Z.B. Dirk Scheuring. Es gab Soul-Allnighter, die sich einzelne Themen innerhalb der Soulmusik herausgriffen und sie dann in ihrem Kontext präsentiert haben. Also nicht einfach nur Soulmusik beliebig nach Partygesichtspunkten zusammengestellt, sondern generell den Club als politischen, lehrreichen und gleichzeitig berauschten Ort zu gestalten versucht haben. Das hatte schon einen erzieherischen Aspekt. Musik weiter zu fassen als die Töne selbst, ist ein Schwerpunkt der Spex gewesen. Es kommt eben nie nur einfach auf die Musik an, selbst beim Tanzen nicht. Auf Zusammenhänge zu bestehen, sich daran auch zu reiben, Kontexte zu beschreiben – manchmal auch sie zu konstruieren um zu schauen was passiert – hat die Spex ausgezeichnet. Es geht nie nur um Musik. Nie. Das habe ich durch die Spex begriffen.

    Ja, stimmt alles. Genau das habe ich selbst durch die SPEX ja auch gelernt, wie ich oben schrieb.

    Ich bin unentschieden, wie ich diesen SPEX-Jargon und dieses fast schon zwanghafte Zerren der behandelten Materie auf die Metaebene bewerten soll. Kurioserweise taucht ausgerechnet das Wort „Metaebene“ im (zu langen und zu komplizierten!) Review des Albums der Ausgabe auf. Da hatte ich sowas wie ein Deja Vu: Genau das kenne ich von der SPEX schon aus den 80er/90ern. Einerseits stimme ich dem ja zu und finde es gut, andererseits muss ich seufzen wenn ich dieses rituelle Jonglieren mit solchen Begriffen lese.

    Übrigens: Mein Neffe studiert Soziologie. Finde ich gut!

    --

    „Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)
    Highlights von Rolling-Stone.de
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    #10622459  | PERMALINK

    august-ramone
    Ich habe fertig!

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    Beiträge: 63,679

    lattenschussEin Opfer der absoluten Vollbeschäftigung. Wann findet man überhaupt die Zeit?
    Ich hatte in den letzten 8,5 Monaten lediglich Karfreitag und Ostermontag frei. Vielleicht noch 3-4 Sonntage. Ab dem 04. August (ein Samstag) eigentlich überhaupt nicht mehr. Ab und an mal Schichten von 5-6 Stunden. Mehr nicht.
    Manchmal liegt der Stapel der ungelesen Musikzeitschriften neben dem Geldstapel. Gebündelt.
    Ganz ehrlich. Ab und an fehlt mir die Zeit.

    Vielleicht solltest du daran etwas ändern.

    --

    http://www.radiostonefm.de/ Wenn es um Menschenleben geht, ist es zweitrangig, dass der Dax einbricht und das Bruttoinlandsprodukt schrumpft.
    #10622465  | PERMALINK

    wahr

    Registriert seit: 18.04.2004

    Beiträge: 15,224

    friedrichJa, stimmt alles. Genau das habe ich selbst durch die SPEX ja auch gelernt, wie ich oben schrieb. Ich bin unentschieden, wie ich diesen SPEX-Jargon und dieses fast schon zwanghafte Zerren der behandelten Materie auf die Metaebene bewerten soll.

    Manchmal geht es natürlich daneben, aber das finde ich nicht schlimm. Eine gewisse verkrampfte Bierernstigkeit hat mich schon eher genervt, besonders in der Spex kurz nach dem Berlinumzug. Davor hatten viele Spex-Autoren ihre Texte mit feinem oder auch grobem Humor gewürzt. Dieser Humor war für mich ganz wichtig. Ich verstehe nicht, wie man den aus vielen Texten – auch Texten vom Chefideologen Diedrich D. – nicht herauslesen kann. Dazu habe ich aber in diesem Thread vor Jahren schon was geschrieben und wollte es jetzt nicht nochmal aufwärmen.

    #10622483  | PERMALINK

    go1
    Gang of One

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    wahr
    Sorry, wenn mir da jetzt spontan mal der Hut hoch geht. Soziologen-Bashing ist einfach billig. Heute werden Soziologen gebraucht, damit sie das wieder einigermaßen geradezubiegen versuchen, was die Gesellschaft durch Wirtschaftsoptimierung, Sozialkürzungen und Identifizierung mit globalem Wettbewerbsgedanken an menschlichem Miteinander verloren hat. Natürlich sollen sie das mit Zeitverträgen, halben Stellen und Niedrigentlohnung tun. Und müssen sich dann auch noch anhören, berufskrank zu sein, weil es vielleicht zu ihrem Job gehört, komplexe Dinge komplex darzustellen und nicht auf Simpelstniveau herunterzulügen.

     
    Klar, man kann keine Witze über Berufsgruppen reißen, ohne dass jemand beleidigt ist. Es war aber nicht böse gemeint. Ich hab doch auch studiert und bin selbst von der erwähnten Krankheit betroffen. Und ich weiß natürlich, dass es Soziologen gibt, die gute Arbeit leisten (am ISF in München, am IAQ in Duisburg, an der Uni Jena usw. usf.). Die erwähnten Reparaturarbeiten am menschlichen Miteinander werden aber wohl in der Regel von Sozialarbeitern erledigt – nicht von Absolventen des Fachs Soziologie, die ihr Geld als Journalisten verdienen, gewiss nicht durch ihre Texte für Zeitschriften wie die Spex. Und die Behauptung, dass der akademische Jargon, das Soziologendeutsch, der „Komplexität der Welt“ geschuldet sei, ist wohl eher eine selbstwertdienliche Einbildung als eine wahre Aussage. Was sich sagen lässt, lässt sich klar sagen, egal um welchen Sachverhalt es geht. Ich habe leider selbst einen Teil meiner Lebenszeit mit soziologischen Theorien vergeudet, die einem gewiss nicht dabei helfen, die Welt zu verändern (eher schon dabei, das Bestehende anzuerkennen). Aber ich habe natürlich auch einiges gelernt von manchen Soziologen und deshalb nicht vor, ein allgemeines „Soziologen-Bashing“ zu betreiben, wenn ich mal was Spöttisches zur unnötig aufgeplusterten Plattenbesprechung eines Akademikers sage.

    --

    To Hell with Poverty
    #10622485  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 5,160

    wahrManchmal geht es natürlich daneben, aber das finde ich nicht schlimm. Eine gewisse verkrampfte Bierernstigkeit hat mich schon eher genervt, besonders in der Spex kurz nach dem Berlinumzug. Davor hatten viele Spex-Autoren ihre Texte mit feinem oder auch grobem Humor gewürzt. Dieser Humor war für mich ganz wichtig. Ich verstehe nicht, wie man den aus vielen Texten – auch Texten vom Chefideologen Diedrich D. – nicht herauslesen kann. Dazu habe ich aber in diesem Thread vor Jahren schon was geschrieben und wollte es jetzt nicht nochmal aufwärmen.

    Ich bekenne ja, dass ich die SPEX seit Jahren nicht mehr gelesen hatte. Das, was hier als „klassische Phase“ (plus x) bezeichnet wird, habe ich mitverfolgt.

    DD war damals einer meiner Helden. Auch in der aktuellen Ausgabe ist zumindest ein Text von ihm, in dem er über das Geräusch von Regen in einer Klanginstallation schreibt und dabei nicht unerwähnt lässt, dass am Tage nach seinem Besuch dieser Installation der HSV ausgerechnet gegen Regensburg 0:5 unterlag. Humor im kulturtheoretischen Diskurs. ;-)

    Aber kann man die Begriffe „Metaebene“ oder „Narrativ“ heute überhaupt noch ironiefrei verwenden?

    --

    „Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)
    #10622493  | PERMALINK

    bullitt

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    bullschuetz

    herr-rossi Das kann Dich völlig kalt lassen, vor allem im Vergleich zu den Helden Deiner Jugend, aber warum muss man das Offenkundige immer zwanghaft versuchen, wegzudiskutieren? …

    So isses. Eine Jugendkultur, die mit all ihren Helden, Codes, Moden, Weltanschauungen, Konsumgewohnheiten und Mediennutzungsstrategien in diesem Forum auf unbedingte Zustimmung, überschwängliches Einverständnis und kurzum den Segen der Alten stiesse, hätte alles falsch gemacht bzw den Namen Jugendkultur nicht verdient. Solange die Jugend von heute bei der Jugend von vorgestern „Früher war besser“-Reflexe auslöst, ist alles gut.

    Tja, das ist so die Frage, wenn das einzig polarisierende einer Jugendkultur deren eigene Lahmarschigkeit ist. Ansonsten ist da ja eben gerade nicht viel, was die Vorgängergeneration provozieren könnte. Codes, Moden, Weltanschauungen, Konsumgewohnheiten und Mediennutzungsstrategien unterscheiden sich doch kaum. Auf einem Konzert rumstehen, streamen und sich an den Klickzahlen zu ergötzen machen ja alle, das ist doch kein Privileg der Jugend. Und wenn auf der Bühne jemand steht der, optisch auf Rock/HipHop-Crossover macht und sich dabei in Autotune-Orgien verliert, erzeugt das auch nicht gerade empörte „Die Jugend von heute…“-Reflexe. Ist ja auch schon einigermaßen bezeichnend, Millennials HipHop und Rap als Soundtrack zuzuschreiben, also Genre, die älter sind als sie selbst und mit denen wir schon sozialisiert wurden.

    herr-rossi Ich hatte überhaupt keine Absicht, irgendwen mit Post Malone musikalisch zu beeindrucken. „Better Now“ ist ein eingängiger Track, ansonsten gibt mir seine Musik und sein Rocker-Image überhaupt nichts. Mir ging es nur darum zu zeigen, dass es einen aktuellen „Rockstar“ (so hieß der Track, mit dem er im vergangenen Jahr erstmals die Charts weltweit angeführt hat) der Millenials gibt, da ist eine schlichte Tatsache.

    Ja, sorry, ich weiß, ich konnte mich nur nicht zurückhalten den Link zu kommentieren. Ansonsten genau, das ist ja das Ding, es gibt Superstars für Peergroups, die darüber hinaus nicht mehr wahrgenommen werden und das war früher anders, was alleine schon an der Prosperität der Branche lag. Musikstars waren quasi gesellschaftlicher Hochadel mit entsprechendem Einfluss.

    Mir persönlich geht es auch gar nicht darum, mich auf meine alten Helden zu berufen und die nach oben und unten als das Nonplusultra abzugrenzen. Ich habe immer schon Musik aus allen Epochen verfolgt und lege ganz selbstverständlich Django Reinhardt, Mötley Crüe, Kendrick Lamar und Lana Del Rey im Wechsel auf. Mein Problem ist eher, dass ich gegenwärtig immer weniger Futter finde.

    bullschuetzIch wollte eigentlich bloß zum Ausdruck bringen, dass ich die These, wonach heute alles medial zersplittert ist und in vielfältigste Subsubgenres und Subsubkulturen zerfällt, für falsch halte. … Und auch im musikalischen Segment der Popkultur hat die Digitalisierung dazu geführt, dass sich globale Starphaenomene eher schneller, wuchtiger dynamischer, flächendeckender verbreiten als früher.

    Beim Gaming mag das anders sein, aber bei Musik kann ich nicht erkennen, dass sich das „wuchtiger und flächendeckender“ ausbreiten würde als früher. Wie oben schon gesagt, sind das doch in der Regel zielgruppenspezifische Phänomene.

    --

    #10622497  | PERMALINK

    wahr

    Registriert seit: 18.04.2004

    Beiträge: 15,224

    go1

    wahr
    Sorry, wenn mir da jetzt spontan mal der Hut hoch geht. Soziologen-Bashing ist einfach billig. Heute werden Soziologen gebraucht, damit sie das wieder einigermaßen geradezubiegen versuchen, was die Gesellschaft durch Wirtschaftsoptimierung, Sozialkürzungen und Identifizierung mit globalem Wettbewerbsgedanken an menschlichem Miteinander verloren hat. Natürlich sollen sie das mit Zeitverträgen, halben Stellen und Niedrigentlohnung tun. Und müssen sich dann auch noch anhören, berufskrank zu sein, weil es vielleicht zu ihrem Job gehört, komplexe Dinge komplex darzustellen und nicht auf Simpelstniveau herunterzulügen.

    Klar, man kann keine Witze über Berufsgruppen reißen, ohne dass jemand beleidigt ist. Es war aber nicht böse gemeint. Ich hab doch auch studiert und bin selbst von der erwähnten Krankheit betroffen. Und ich weiß natürlich, dass es Soziologen gibt, die gute Arbeit leisten (am ISF in München, am IAQ in Duisburg, an der Uni Jena usw. usf.). Die erwähnten Reparaturarbeiten am menschlichen Miteinander werden aber wohl in der Regel von Sozialarbeitern erledigt – nicht von Absolventen des Fachs Soziologie, die ihr Geld als Journalisten verdienen, gewiss nicht durch ihre Texte für Zeitschriften wie die Spex. Und die Behauptung, dass der akademische Jargon, das Soziologendeutsch, der „Komplexität der Welt“ geschuldet sei, ist wohl eher eine selbstwertdienliche Einbildung als eine wahre Aussage. Was sich sagen lässt, lässt sich klar sagen, egal um welchen Sachverhalt es geht. Ich habe leider selbst einen Teil meiner Lebenszeit mit soziologischen Theorien vergeudet, die einem gewiss nicht dabei helfen, die Welt zu verändern (eher schon dabei, das Bestehende anzuerkennen). Aber ich habe natürlich auch einiges gelernt von manchen Soziologen und deshalb nicht vor, ein allgemeines „Soziologen-Bashing“ zu betreiben, wenn ich mal was Spöttisches zur unnötig aufgeplusterten Plattenbesprechung eines Akademikers sage.

    Ok, bin da wohl etwas übers Ziel hinausgeschossen. Ich bin übrigens kein Soziologe. Und der Soziologe, der das Review geschrieben hat, verdient seinen Lebensunterhalt gewiss nicht mit Spex, dort wird er eher eine kleine Aufwandsentschädigung bekommen haben. Der Herr muss noch woanders Gehalt beziehen. Vielleicht ja tatsächlich zum Wohle der Gesellschaft. :)

    #10622505  | PERMALINK

    marbeck
    Keine Lust, mir etwas auszudenken

    Registriert seit: 27.07.2004

    Beiträge: 24,191

    herr-rossi
    Der einzige wirkliche Rockstar der Millenials ist – natürlich – ein Rapper. Ich weiß, die meisten lesen den Namen jetzt zum ersten Mal, aber fragt mal morgen den ersten 14-jährigen, der Euch begegnet … Sein aktuelles Album ist im April innerhalb der ersten 24 Stunden weltweit fast 80 Mio. Mal gestreamt worden und im Mai brach er den Beatles-Rekord von 1964: „On May 12, 2018, the album broke the record for the most simultaneous top 20 entries on the Billboard Hot 100 songs chart with nine songs in the top 20 of the Hot 100“. Phänotypisch ist er ein Rockstar wie aus dem Bilderbuch, nur seine Musik hat absolut nichts mit Rock zu tun: Post Malone.

    Ich dachte Drake hätte den Beatles-Rekord gebrochen, aber der hatte 7 Songs in den Top 10.

    Ich habe mir das Video angeschaut, aber das ist doch kein Rap, oder? Außerdem habe ich micht naiver weise gefragt, wer denn singt, wenn Post Malone das Mikro meilenweit weg hält oder gar keine Mundbewegungen macht?

    --

    "I spent a lot of money on booze, birds and fast cars. The rest I just squandered." - George Best --- Dienstags und donnerstags, ab 20 Uhr, samstags ab 20.30 Uhr: Radio StoneFM
    #10622543  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

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    elmo-zillerihr wart offensichtlich alle auf ziemlich komischen Schulen…

    Stimmt. Um noch mal die Posts von @mikko, @klausk und anderen aufzugreifen:

    Bei uns wurde auf dem Schulhof (1973 – 1977) in der Pause schon gruppenübergreifend und auch mit Mitschülern, die man sonst eher nicht so mochte oder zu denen man sonst keine Bezugspunkte hatte, eifrig über die musikalischen Neuerscheinungen diskutiert. Wir hatten allerdings auch einen Auskenner (dachten wir damals zumindest) in der Klasse, der von Sweet über Ufo und Kingdom Come gleich zu Alex Harvey weiter zu Krautrock sprang. Die Diskussionen auf dem Schulhof und der Typ haben mich schon musikalisch beeinflusst.

    Im Kunstunterricht stand im Klassenraum eine kleine Anlage mit Plattenspieler und immer lief also während der Gestaltungsphase irgendeine Scheibe. Auch darüber wurde immer ausführlich diskutiert.

    In der Oberstufe setzte sich das, wenn auch etwas eingeschränkt, fort. Dem Anteil meiner musikalischen Sozialisation durch meine Mitschüler würde ich also einen durchaus wichtigen Stellenwert einräumen.

    Nachtrag:

    @alberto: Dass die Genreaffinität zensurenbedingt war, kann ich nicht bestätigen.

    @herr-rossi: Dass der reine (Gitarren)Rock ausgerockt hat, war ja auch schon im Jahresrückblick des ME 01/2018 nachzulesen. Mal sehen, ich glaube nicht daran :-)

    --

    #10622577  | PERMALINK

    cycleandale
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    Every thing dies baby that’s a fact, but maybe everything that dies someday comes back….

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    l'enfer c'est les autres...
    #10622603  | PERMALINK

    Anonym
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    Ich fand den hier sogenannten Soziologenjargon in Spex oft sehr anregend. Ich hab aber auch grundsätzlich nichts gegen Soziologenjargon. Manchmal ist es erkenntnisstiftend, wenn jemand komplexe Gedanken komplex ausdrückt, und bisweilen eröffnet es sogar neue Perspektiven, wenn jemand einfache Dinge komplex ausdrückt. Wenn jemand Komplexes einfach ausdrücken kann, ohne zu vereinfachen, ist das natürlich auch schön. Aber hallo, Philosophie, Soziologie, avancierte ästhetische Theorie, Schwerverstaendliches von Derrida bis Adorno und Marx (um nur mal drei Autoren zu nennen, bei denen ich manche Sätze dreimal lesen muss) – wie arm wäre die geistige Welt ohne sie! Die Spexleute haben intellektuell immer hoch gegriffen, das hat mir gefallen. Und dass sie sich gerne mal dabei verhoben haben: geschenkt. Die intellektuelle Ambition und manchmal Anmaßung von Spex wird mir fehlen. So verschwurbelt, verkopft, theorieverliebt über Pop zu schreiben und damit immer auch gegen den Banalitätsverdacht, der Pop umgibt, anzuschreiben: Das hatte was.

    --

    #10622635  | PERMALINK

    friedrich

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    Danke für das anregende Gespräch @go1 und @wahr!

    Wie gesagt, meine Meinung Erfahrungen mit der SPEX liegen größtenteils weit zurück und meine Bewertung ist ambivalent – aber es war gut, dass es die SPEX gab. „Meta- und Spiegelebenen“, „Narrative“, „Idiosynkrasie“ etc. ff., das sind Kriterien, die ich durch die SPEX-Lektüre seitdem beim Hören von und Sprechen über Musik anlege. Manchmal frage ich mich halt, ob man solche Begriffe demonstrativ vor sich her tragen muss. Dienen sie dann der Verständigung und dem Herstellen von Gemeinschaft, oder dienen sie dann nicht eher der eigenen Eitelkeit und der Abgrenzung?

    bullschuetzIch fand den hier sogenannten Soziologenjargon in Spex oft sehr anregend. Ich hab aber auch grundsätzlich nichts gegen Soziologenjargon. Manchmal ist es erkenntnisstiftend, wenn jemand komplexe Gedanken komplex ausdrückt, und bisweilen eröffnet es sogar neue Perspektiven, wenn jemand einfache Dinge komplex ausdrückt. Wenn jemand Komplexes einfach ausdrücken kann, ohne zu vereinfachen, ist das natürlich auch schön. Aber hallo, Philosophie, Soziologie, avancierte ästhetische Theorie, Schwerverstaendliches von Derrida bis Adorno und Marx (um nur mal drei Autoren zu nennen, bei denen ich manche Sätze dreimal lesen muss) – wie arm wäre die geistige Welt ohne sie! Die Spexleute haben intellektuell immer hoch gegriffen, das hat mir gefallen. Und dass sie sich gerne mal dabei verhoben haben: geschenkt. Die intellektuelle Ambition und manchmal Anmaßung von Spex wird mir fehlen. So verschwurbelt, verkopft, theorieverliebt über Pop zu schreiben und damit immer auch gegen den Banalitätsverdacht, der Pop umgibt, anzuschreiben: Das hatte was.

    Sehr schön zusammengefasst, @bullschuetz!

    Ja, die SPEX hat das Verständnis von Pop verändert und das Sprechen darüber auf eine andere Ebene gehoben. Und ja, manchmal verhob sich die SPEX dabei auch. Und manchmal hatte und habe ich auch den Eindruck, dass es eher darum ging, was ganz besonders Schlaues zu schreiben und dabei die gängigen Zauberwörter in den Text einzustreuen – während das Beschriebene darüber fast in den Hintergrund gerät. Bei dem von mir zitierten Review des Albums der Ausgabe (Farai – Rebirth), in das ich daraufhin sogar mal reinhörte, dachte ich am Ende: Mannomann, da hat es das Album aber ganz schön schwer, mit dem Review mitzuhalten.

    Natürlich werde ich das letzte Heft kaufen!

    --

    „Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)
    #10622649  | PERMALINK

    latho
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    friedrich[…]
    Teils sehr interessant, teils weiß ich nach der Lektüre eines Textes aber schon nicht mehr, was ich da gerade gelesen habe. Und vor allem: Wann soll man eigentlich die Zeit dafür finden, das alles zu lesen?
    Das Review des Albums der Ausgabe (Farai – Rebirth) füllt eine ganze Seite, mittendrin Sätze wie „Sicher, das mag alles aus heutigem Blickwinkel überambitioniert wirken. Kunstepochenmäßig haben wir die Postmoderne lange hinter uns gelassen, Ironie und Verklausulierung sind so integral geworden, dass sie in vielen Fällen längst zum Standardprozess der Kunstwerdung gehören.“ Oder Begriffe wie „Meta- und Spiegelebenen.“ Im Review eine DJ-Kicks Mix CD: „Wir hören Musik heute so, wie wir Bücher lesen: Wir verknüpfen das Gehörte zu einer kausalen Kette und basteln einen Narrativ daraus.“
    Unabhängig davon, ob ich dem zustimme oder nicht, denke ich: Da ist er wieder, der gute alte SPEX-Jargon! Aber ich weiß nicht, ob ich dabei anerkennend die Augenbrauen in die Höhe ziehen oder mir lieber schmunzelnd an die Stirn tippen soll.
    Die SPEX war früher stark prägend für mich und hat vieles dafür getan, Pop überhaupt ernst zu nehmen. Ich kann aber auch gut nachvollziehen, dass dieses Format heute nicht mehr zeitgemäß ist.

    Ich finde die Beispiele jetzt nicht so schlimm, schlimmer ist es, wenn das alles als bekannt gesetzt wird und noch Dinge aus dem Gender-Diskus wie Intersektionalismus etc dazu kommen und der Text so offensichtlich nur für die Kumpels geschrieben wurde. Ansonsten ist es richtig: Nachdem der Poststruktualismus und das „Narrativ“ inzwischen schon bei SPON und RS angekommen sind, kann man sie eigentlich beerdigen…

    go1
    Hast ja recht; sowas braucht kein Mensch. Aber der arme Kerl (also Philipp Rhensius) hat Soziologie studiert – da lernt man es, einfache Dinge verschwurbelt auszudrücken. Das Problem ist eben, dass diese Berufskrankheit nicht anerkannt ist; es gibt die notwendige Reha bisher nicht als Kassenleistung.

    Haha! Von einem Materialisten zum anderen: Mit dem „der Text prägt die Realität“ wird solange nicht Schluss sein, wie die Mittelschicht genau diesen Diskus der Konfliktvermeidung prägt. Beweis genug, dass wir beiden recht haben…
    Angesichts solcher Sätze hätte ich eigentlich auch bei Spex schrieben können. Naja, vielleicht hole ich mir ja die letzte Ausgabe. Ein bisschen Wehmut muss sein, auch wenn ich das Blatt nie regelmäßig gelesen habe.

    --

    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
    #10622657  | PERMALINK

    stormy-monday
    Natural Sinner

    Registriert seit: 26.12.2007

    Beiträge: 21,495

    dengel

    stormy-monday ich erinnere mich aber an ziemlich aktuelle „progressive“ Musik damals.

    Klar, Manfred Mann mit „Ha Ha said the clown“. Wahnsinnig progressiv dieser Faschingsschlager.

    Das war noch vor der Erfindung des Farbfernsehens, oder? Denn dann kamen Sabbath, Purple, Edgar Broughton, Man, Tull, Zappa, Santana, Soft Machine, Hardin & York, Hendrix, The Who, Curved Air, Frumpy, The Nice und, und, und. Nicht zu vergleichen mit der ersten Phase, mit den Lords und Gerry& the Pacemakers…. Wobei, nix gegen die…

     

    --

    The highway is for gamblers, better use yurr sense                                  Contre la guerre    
    #10622665  | PERMALINK

    go1
    Gang of One

    Registriert seit: 03.11.2004

    Beiträge: 5,644

    bullschuetzIch fand den hier sogenannten Soziologenjargon in Spex oft sehr anregend. Ich hab aber auch grundsätzlich nichts gegen Soziologenjargon.

    Jargon ist immer ein Problem, wenn man mit Leuten redet (oder für sie schreibt), die nicht Kollegen oder „Eingeweihte“ sind – natürlich nur, wenn man verstanden werden will. Will man sich bloß selbst als „Auskenner“ darstellen, ist der Jargon ein geeignetes Mittel; will man nur für „Eingeweihte“ schreiben, auch.

    bullschuetzManchmal ist es erkenntnisstiftend, wenn jemand komplexe Gedanken komplex ausdrückt, und bisweilen eröffnet es sogar neue Perspektiven, wenn jemand einfache Dinge komplex ausdrückt.

    Die erste Phrase („Komplexes komplex ausdrücken“) hat vielleicht bei Theorien einen Sinn (die müssen ihrem Gegenstand entsprechen), ich habe oben aber von einzelnen Sätzen oder Aussagen gesprochen. „Einfaches komplex auszudrücken“ ist nie sinnvoll. Man sollte jeden einzelnen Gedanken so klar und einfach wie möglich fassen, weil man dann am ehesten merkt, ob der Gedanke richtig und sinnvoll ist (der Zusammenhang dieser Gedanken mag so „komplex“ sein wie er will). Hinter einer schwer verständlichen Schreibe steckt oft nicht Tiefsinn, sondern Unsinn und Schlechtausgedachtes. Mit Jargon, schlauen Phrasen und komplizierten Sätzen lässt sich verbergen (auch vor sich selbst), dass man nur Banales oder Halbdurchdachtes zu sagen weiß. Eine Unart, vor der Spex-Autoren gewiss nicht gefeit waren.

    bullschuetzDie Spexleute haben intellektuell immer hoch gegriffen, das hat mir gefallen. Und dass sie sich gerne mal dabei verhoben haben: geschenkt. Die intellektuelle Ambition und manchmal Anmaßung von Spex wird mir fehlen. So verschwurbelt, verkopft, theorieverliebt über Pop zu schreiben und damit immer auch gegen den Banalitätsverdacht, der Pop umgibt, anzuschreiben: Das hatte was.

    „Intellektuelle Ambition“, schön und gut, aber man muss auch können, was man versucht, sonst verkommt die Ambition zur Prätention. Nicht jeder ist ein Diedrich Diederichsen. Und gegen den Banalitätsverdacht sollte man lieber mit klugen Gedanken anschreiben als mit verschwurbelten, verkopften Texten voller Theoriejargon. Schon gar nicht sollte ein Autor mit halb verdauten, wieder herausgewürgten Lesefrüchten spielen.

    Ich habe die Spex, als ich sie gelesen habe, dafür geschätzt, dass ihre Autoren sich getraut haben, Gedanken und Thesen zu Papier zu bringen, die mich zum Nachdenken, oft auch zum Widerspruch angeregt haben (vor allem in den ersten Jahren der Berliner Redaktion). Solche Texte werde ich vermissen, wenn ich sie nicht anderswo finden kann. Nicht vermissen werde ich das Jonglieren mit Uni-Jargon oder Rezensenten, die ihre Besprechungen mit schiefen Sätzen füllen wie denen, die Friedrich oben zitiert hat.

    Die letzte Ausgabe der Spex werde ich natürlich kaufen, klar.

    --

    To Hell with Poverty
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