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go1
wahr
Sorry, wenn mir da jetzt spontan mal der Hut hoch geht. Soziologen-Bashing ist einfach billig. Heute werden Soziologen gebraucht, damit sie das wieder einigermaßen geradezubiegen versuchen, was die Gesellschaft durch Wirtschaftsoptimierung, Sozialkürzungen und Identifizierung mit globalem Wettbewerbsgedanken an menschlichem Miteinander verloren hat. Natürlich sollen sie das mit Zeitverträgen, halben Stellen und Niedrigentlohnung tun. Und müssen sich dann auch noch anhören, berufskrank zu sein, weil es vielleicht zu ihrem Job gehört, komplexe Dinge komplex darzustellen und nicht auf Simpelstniveau herunterzulügen.Klar, man kann keine Witze über Berufsgruppen reißen, ohne dass jemand beleidigt ist. Es war aber nicht böse gemeint. Ich hab doch auch studiert und bin selbst von der erwähnten Krankheit betroffen. Und ich weiß natürlich, dass es Soziologen gibt, die gute Arbeit leisten (am ISF in München, am IAQ in Duisburg, an der Uni Jena usw. usf.). Die erwähnten Reparaturarbeiten am menschlichen Miteinander werden aber wohl in der Regel von Sozialarbeitern erledigt – nicht von Absolventen des Fachs Soziologie, die ihr Geld als Journalisten verdienen, gewiss nicht durch ihre Texte für Zeitschriften wie die Spex. Und die Behauptung, dass der akademische Jargon, das Soziologendeutsch, der „Komplexität der Welt“ geschuldet sei, ist wohl eher eine selbstwertdienliche Einbildung als eine wahre Aussage. Was sich sagen lässt, lässt sich klar sagen, egal um welchen Sachverhalt es geht. Ich habe leider selbst einen Teil meiner Lebenszeit mit soziologischen Theorien vergeudet, die einem gewiss nicht dabei helfen, die Welt zu verändern (eher schon dabei, das Bestehende anzuerkennen). Aber ich habe natürlich auch einiges gelernt von manchen Soziologen und deshalb nicht vor, ein allgemeines „Soziologen-Bashing“ zu betreiben, wenn ich mal was Spöttisches zur unnötig aufgeplusterten Plattenbesprechung eines Akademikers sage.
Ok, bin da wohl etwas übers Ziel hinausgeschossen. Ich bin übrigens kein Soziologe. Und der Soziologe, der das Review geschrieben hat, verdient seinen Lebensunterhalt gewiss nicht mit Spex, dort wird er eher eine kleine Aufwandsentschädigung bekommen haben. Der Herr muss noch woanders Gehalt beziehen. Vielleicht ja tatsächlich zum Wohle der Gesellschaft. :)