Antwort auf: Spex

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latho
No pretty face

Registriert seit: 04.05.2003

Beiträge: 37,712

friedrich[…]
Teils sehr interessant, teils weiß ich nach der Lektüre eines Textes aber schon nicht mehr, was ich da gerade gelesen habe. Und vor allem: Wann soll man eigentlich die Zeit dafür finden, das alles zu lesen?
Das Review des Albums der Ausgabe (Farai – Rebirth) füllt eine ganze Seite, mittendrin Sätze wie „Sicher, das mag alles aus heutigem Blickwinkel überambitioniert wirken. Kunstepochenmäßig haben wir die Postmoderne lange hinter uns gelassen, Ironie und Verklausulierung sind so integral geworden, dass sie in vielen Fällen längst zum Standardprozess der Kunstwerdung gehören.“ Oder Begriffe wie „Meta- und Spiegelebenen.“ Im Review eine DJ-Kicks Mix CD: „Wir hören Musik heute so, wie wir Bücher lesen: Wir verknüpfen das Gehörte zu einer kausalen Kette und basteln einen Narrativ daraus.“
Unabhängig davon, ob ich dem zustimme oder nicht, denke ich: Da ist er wieder, der gute alte SPEX-Jargon! Aber ich weiß nicht, ob ich dabei anerkennend die Augenbrauen in die Höhe ziehen oder mir lieber schmunzelnd an die Stirn tippen soll.
Die SPEX war früher stark prägend für mich und hat vieles dafür getan, Pop überhaupt ernst zu nehmen. Ich kann aber auch gut nachvollziehen, dass dieses Format heute nicht mehr zeitgemäß ist.

Ich finde die Beispiele jetzt nicht so schlimm, schlimmer ist es, wenn das alles als bekannt gesetzt wird und noch Dinge aus dem Gender-Diskus wie Intersektionalismus etc dazu kommen und der Text so offensichtlich nur für die Kumpels geschrieben wurde. Ansonsten ist es richtig: Nachdem der Poststruktualismus und das „Narrativ“ inzwischen schon bei SPON und RS angekommen sind, kann man sie eigentlich beerdigen…

go1
Hast ja recht; sowas braucht kein Mensch. Aber der arme Kerl (also Philipp Rhensius) hat Soziologie studiert – da lernt man es, einfache Dinge verschwurbelt auszudrücken. Das Problem ist eben, dass diese Berufskrankheit nicht anerkannt ist; es gibt die notwendige Reha bisher nicht als Kassenleistung.

Haha! Von einem Materialisten zum anderen: Mit dem „der Text prägt die Realität“ wird solange nicht Schluss sein, wie die Mittelschicht genau diesen Diskus der Konfliktvermeidung prägt. Beweis genug, dass wir beiden recht haben…
Angesichts solcher Sätze hätte ich eigentlich auch bei Spex schrieben können. Naja, vielleicht hole ich mir ja die letzte Ausgabe. Ein bisschen Wehmut muss sein, auch wenn ich das Blatt nie regelmäßig gelesen habe.

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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.