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TheMagneticFieldVielleicht ist diese Frage zu theoretisch und vielleicht wurde sie auch schon gestellt, aber mich würde interessieren, wie ihr (also die Album Lobenden) das Spätwerk Walkers beurteilen würdet, wenn es die Alben „Scott“ bis von mir aus „Climate Of Hunter“ nicht geben würde. Oder anders wie viel des Jubels über eine neues Scott Walker Album fußt auf der Begeisterung der oben genannten Albenphase? Ich weiß es ist schwer theoretisch so zu tun als gäbe es diese Kenntnis des Früh-Mittelwerks nicht, aber vielleicht findet ja dennoch jemand einen Ansatz?
wobei viele der hiesigen „Spätwerk-Connaisseure“ vor „Tilt“ den Namen Scott Walker wahrscheinlich überhaupt nicht kannten.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Wenzelwobei viele der hiesigen „Spätwerk-Connaisseure“ vor „Tilt“ den Namen Scott Walker wahrscheinlich überhaupt nicht kannten.
Ich hatte ihn vorher über Jacques Brel kennengelernt. Darum war Tilt für mich damals ja auch so ein Schock.
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TheMagneticFieldVielleicht ist diese Frage zu theoretisch und vielleicht wurde sie auch schon gestellt, aber mich würde interessieren, wie ihr (also die Album Lobenden) das Spätwerk Walkers beurteilen würdet, wenn es die Alben „Scott“ bis von mir aus „Climate Of Hunter“ nicht geben würde. Oder anders wie viel des Jubels über eine neues Scott Walker Album fußt auf der Begeisterung der oben genannten Albenphase? Ich weiß es ist schwer theoretisch so zu tun als gäbe es diese Kenntnis des Früh-Mittelwerks nicht, aber vielleicht findet ja dennoch jemand einen Ansatz?
Ich kann nur für mich sprechen, aber ich bin, Glück der Jugend ;-), erst mit The Drift auf Scott aufmerksam geworden und mit 2006 außerdem in einem Jahr, in dem ich wahrscheinlich so viel neue Musik entdeckt habe, wie nie zuvor.
Hauptsächlich waren es die unverständlichen Kritiken, die mich das Album haben kaufen lassen. Beim ersten Hören war ich auch durchaus ratlos, habe aber nicht aufgehört The Drift zu hören und spätestens da war klar, dass irgendwo eine Magie verborgen liegt, die ich erkunden musste. Das exzessive Hören und die Arbeit und Aufmerksamkeit, die ich in das Album gesteckt habe, sind heute sicherlich auch ein Grund, warum Scott der für mich großartigste Musiker und Sänger ist und ich The Drift als meine #1 im Albumranking führe.
Die frühen Soloaufnahmen und die LPs der Walker Brothers kamen deshalb erst in den folgenden Monaten auf meinen Plattenteller und waren freilich viel zugänglicher, aber dafür erwischte er mich dieses Mal auf Anhieb – obwohl das für mich sicherlich ähnlich schockierend war wie zum Beispiel Tilt für die, die mit Scott aufgewachsen sind.--
Ich gehe ja irgendwie d’accord mit dem User, der den Sound als zerfasert oder so ähnlich beschrieben hat. Finde auch, dass bei Bish Bosh viele verschiedene Soundelemente nebeneinander stehen beziehungsweise ohne großen Zusammenhang aufeinander folgen. Genau dies wird ja von anderen hier als eben das Stilmittel von Walker bezeichnet – für mich geht das dann aber einfach nicht auf. Ich fänd fließende Übergänge kunstvoller. Verschiedene Sound einfach nebeneinander zu stellen (vielleicht auch um zu schockieren, Brüche zu verdeutlichen) ist mir irgendwie zu einfach.
Aber ich bleibe dabei: Geschmackssache – auch wenn ich dafür wieder Prügel einstecken muss. Ich halte Kunst nachwievor nicht automatisch für Anbetungswürdig.
Bei der Beschreibung, wie Walker seine Texte in Musik umsetzt, musste ich übrigens öfter an „Peter und der Wolf“ denken. Aber das hatte mich nie fasziniert – vielleicht liegt es daran. Und Helge Schneider mag ich auch nicht, hehe.
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Do you believe in Rock n Roll?
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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captain kidd
Bei der Beschreibung, wie Walker seine Texte in Musik umsetzt, musste ich übrigens öfter an „Peter und der Wolf“ denken. Aber das hatte mich nie fasziniert – vielleicht liegt es daran.
Diese Assoziation hatte ich auch. Mich stressen diese Vertonungen ungemein, ich sehe auch keinen Grund, die auf Vinyl gepressten Alpträume eines anderen Menschen in mein Leben zu lassen.
Der krampfartige Reflex von manchem, sich mit diesem Album beschäftigen zu müssen, wundert mich schon ein wenig.
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Aber das ist doch nun wirklich an der Sache vorbei, Programmmusikalisches wie „Peter und der Wolf“ mit Walkers Klangwelten zu vergleichen. Er illustriert musikalisch nicht (höchstens ganz vereinzelt), sondern findet musikalische Entsprechungen, welche sich auch auf das Instrumentarium beziehen können.
songbird, bitte, was soll ein „krampfartiger Reflex“ sein?
Bemerkenswert allerdings, dass Walkers Album ein solches Aufsehen erregt, und das spricht beileibe nicht gegen selbiges. Gibt es eine ernst zu nehmende Publikation, die sich damit nicht beschäftigt hätte? In ausführlicher Form? Alles krampfartige Reflexe?Und was ich nicht verstehe: Man kann zur Musik keinen Zugang finden, sie bescheuert finden, aber muss man dann gleich die Hörer derselben verunglimpfen?
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FAVOURITEScaptain kiddFinde auch, dass bei Bish Bosh viele verschiedene Soundelemente nebeneinander stehen beziehungsweise ohne großen Zusammenhang aufeinander folgen. Genau dies wird ja von anderen hier als eben das Stilmittel von Walker bezeichnet – für mich geht das dann aber einfach nicht auf. Ich fänd fließende Übergänge kunstvoller. Verschiedene Sound einfach nebeneinander zu stellen (vielleicht auch um zu schockieren, Brüche zu verdeutlichen) ist mir irgendwie zu einfach.
Hallo kidd, eigentlich wollte ich mich hier schon früher mal melden, bloß um zu sagen, dass ich die Verunglimpfung von Mit-Walker-nichts-anfangen-Könnern als denkfaule Ignoranten haargenau gleich strunzblöd finde wie die Verhöhnung von Walker-Verehrern als verblendete Hurz-Anbeter. Ich finde, wenn man seine eigenen Ohren, sein eigenes Herz und sein eigenes Hirn einsetzt, kann man sowohl zum Ergebnis kommen, dass Walkers Spätwerk grandios ist, als auch zur Meinung, dass es verstiegen, unhörbar und von zu monumentalem Kunstwollen geprägt ist (und die von Rossi verlinkte Fantano-Rezension zeigt, dass man auch mit guten Argumenten irgendwo in der Mitte zwischen diesen Extremen landen kann).
Ich persönlich finde Walkers Spätwerk großartig und jede Beschäftigung damit lohnend. Eins ist aber sicher: Man muss hier tatsächlich „Arbeit“ investieren, Vergnügen haben am auch intellektuellen Einsteigen in diesen Kosmos, man muss bereit sein, sich darauf einzulassen, anfängliche Widerstände zu überwinden, sich hineinhören, hineinverbeißen.
Wer darauf keine Lust hat, ist deshalb kein schlechterer Mensch. Aber diejenigen unter den Skeptikern, die ergründen wollen, warum nur so viele das gut finden, werden die Antwort auf die Frage ganz, ganz sicher nicht nach dem ersten und wahrscheinlich auch nicht nach dem dritten Hören finden. Diese Musik sperrt sich nunmal ganz entschlossen gegen das schnelle Gut-Finden-Können. Das fängt schon damit an, dass man das nicht nebenbei hören kann und sich deshalb Zeit frei schaufeln muss zwischen Job, Studium, Bügeln, Lesen oder was auch immer sonst noch.
Dass bei Bish Bosch so viele je für sich scharf konturierte Soundbrocken übergangslos aneinandergereiht werden, erschwert auch mir den Zugang, ich kann Dein Unbehagen über dieses Stilmittel sehr gut nachvollziehen. Im Vergleich dazu ist ja Tilt irre konventionell, da gibt es regelrecht sowas wie Strophen und Refrains. Und „Farmer in the City“ ist, aus der heutigen Perspektive betrachtet, eigentlich bloß einen einzigen Schritt von Scott 4 entfernt.
Ich kann nur sagen, dass ich beim zweiten, dritten Hören mit den unverfugt anmutenden Übergängen auf Bish Bosch schon weniger Probleme hatte. Hier und da fallen dann doch auch Wiederholungen, Wiederanklänge von bereits Eingeführtem auf. Ich beginne mich langsam etwas besser zurechtzufinden in dem Ding. Wie gut ich die Platte wirklich finde, kann ich aber überhaupt noch nicht sagen. Da ich nicht täglich Zeit oder Lust zum intensiv-exklusiven Bish-Bosch-ganz-Durchhören habe/finde, dauert es noch etwas länger. Vorläufiges Stimmungsbild: Phantastische Klanglandschaften, Zweifel an der Notwendigkeit der Furzgeräusche, enervierender Opener, faszinierendes Zercon.
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nail75 Können wir überhaupt erwarten, die Werke anderer Menschen zu verstehen? Ist es nicht vielmehr umgekehrt wichtig, was wir in einem Kunstwerk sehen?
Beides finde ich wichtig und den Versuch wert. Im Falle von Scott Walkers Werken ist es auch keineswegs so, dass der Künstler unverständlich bleibt. Wer will, kann den lyrics folgen, die für Walker – nach eigener Aussage – wichtigster Teil seiner Arbeit am Werk sind (‘the lyric is the king’); des Königs Kleider folgen erst danach. Ob man aus Walkers Welt etwas mitnimmt, hängt dann mit eigener Disposition zusammen und nicht mit Kunst.
Aus meiner Sicht ist Kunst all das, was mit dem Anspruch geschaffen wurde, Kunst zu sein. […] Kunst ist eben Interaktion. Kunst wird eben erst im Diskurs produziert…
Zum einen bist du der Ansicht, dass Kunst das ist, was mit dem Anspruch geschaffen wird Kunst zu sein, zum anderen wird Kunst per Diskurs produziert. Ist das nicht ein Widerspruch? Ich glaube nicht, dass Kunst Interpretation benötigt um Kunst zu sein; wenn sie es ist, ist sie es schon vorher.
Nicht schlecht, aber hier trifft eben die Notwendigkeit, schnell eine Kritik zu produzieren, auf die Unmöglichkeit, sich dieses Werk innerhalb von fünfmal Hören in drei Wochen zu erschließen. Oder zu verstehen. Oder einen Zugang dazu zu finden.
Hier im Forum geht das auch schnell. Bereits vor dem Hören bzw. Stunden nach dem Release scheinen Texte und Musik von BISH BOSCH bereits erschlossen, bewertet und etikettiert (siehe Umfrage und Äußerungen). Für mich scheint dies eher ein Triumph des Willens zu sein.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Ein „Triumph des Willens“ also. Das lässt tief blicken.
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Hehe, „Triumph des Willens“ ist wirklich amüsant. Klar, dass eine reflexhaftes „Das lässt tief blicken“ als Replik folgt. Dieser Begriff „krampfartiger Reflex“ fiel ja obern schon und passte meiner Ansicht nach auch sehr gut. Genau DAS war ja mein Kritikpunkt hier: Eine Veröffentlichung von Walker steht an und sofort gehen alle von dem Album des Jahrhunderts aus. Krass.
Ich meine, ich bin echt großer Dylan-Fan, aber Modern Times und das Ding danach fand ich einfach öde. Eine Anbetung findet nicht statt. Auch mein Lieblingskünstler kann Mist abliefern.
Zur Aussage, Kunst werde erst im Diskurs produziert: Das sehe ich komplett anders. Es gibt überall auf der Welt Künstler, die „im stillen Kämmerlein“ vor sich hin Künstlern… Für mich sind das AUCH Künstler. Wären die Schriften von Kafka nie veröffentlicht worden, wären sie keine Kunst gewesen?
Habe übrigens öfter jetzt mal „Epizootics“ gehört. Das ist eigentlich gar nicht irgendwie sperrig oder ungewöhnlich. Dieses Bläser-Riss ist das Leitmotiv (bei Walker wohl eher Leidmotiv), die Rhythmen haben für mich auch so einen Massive-Attack-Touch und die Stimme ist eben ein erstickter Heldentenor. Der Mix der Elemente ist ein wenig ungewöhnlich, die einzelnen Elemente allein jedoch nicht. Innovativ finde ich das nicht. Aber es hat duchaus Spannungsmomente.
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Do you believe in Rock n Roll?captain kiddHehe, „Triumph des Willens“ ist wirklich amüsant.
Nein, im Gegenteil, eine genauso bescheuerte und widerliche Analogie (und unnötig dazu; was tolo ausdrücken will, kann sie auch anders sagen) wie Dein H*tler-Post, aber auf sowas stehst Du ja offensichtlich.
captain kiddKlar, dass eine reflexhaftes „Das lässt tief blicken“ als Replik folgt.
Nein, klar, dass sich darüber beschwert wird.
Ist es wirklich nötig, bei Kritik auf Drittes Reich-Vergleiche und -Wortspielchen zurückzugreifen? Ihr habt sie doch nicht mehr alle.
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God told me to do it.
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Scott Walker macht was er will, das ist von der Einstellung her Punk, und musikalisch Post Pop. Denn Walker geht mindestens einen Schritt weiter, schert sich nicht um musikalische Grenzen, wildert in den unterschiedlichsten Genres, kreiert radikal eine Mixtur, welches mich in der Art und Weise an Post Punk Bands zB This Heat oder The Pop Group erinnert.
Kunst? Keine Ahnung, aber sehr kreativ, wie ich finde. Bish Bosch hab ich erst 1 x gehört, und das nebenbei, aber es macht mich immerhin neugierig. The Drift war mir zu experimentell und in meinen Ohren weird, dafür mag Songs wie Farmer in the City, oder das komplette Climate of Hunter um so lieber.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
tolomoquinkolom Für mich scheint dies eher ein Triumph des Willens zu sein.
.Noch ne Schippe drauflegen, mir scheint, du hast Spaß am „streiten“.:-) Find ich gut, denn pure Rechthaberei ist neurotisch.
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Schlecht ist, wer schlecht denkt!
Die Formulierung „Triumph des Willens“ gleich in den Dritte-Reich-Kontext zu stellen ist m.E völlig überzogen. Ich persönlich hatte bevor ich eben mal danach gegoogelt habe nie von der Existenz dieses Propagandafilms gelesen.
Den Triumph des Willens von tolomoquinkolom interpretiere ich dementsprechend als das was es ist, einfach völlig kontextfrei der Vorwurf, dass es völlig egal ist, was Scott Walker veröffentlicht, einige Leute werden es abfeieren, noch bevor sie es wirklich richtig gehört haben, eben weil sie wollen, dass es großartig ist.
Und natürlich weil man nach der Entwicklung Walkers davon ausgehen kann, dass man mit dem „Das ist Kunst“-Argument alle Spötter abbürsten kann. Da kann man sich selbst als „(Kunst)-Verständiger“ im Glanz des Besonderen sonnen, während all die Kritiker einfach nur dumme Bauern sind.
Ich bin einfach gespannt, wie das in einem halben Jahr reflektiert wird.
Nach meiner Erinnerung hat sich bevor David Bowie irgendwann in den Neunzigern („Black Tie, White Noise“-Zeit) äußerte, dass er Scott Walker bewundere, kaum jemand für „The Climate of Hunter“ interessiert. Und Leute wie Bowie können nicht irren (hat man ja hier auch schon irgendwo angedeutet gelesen), also muss Walker gut sein.
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Was nutzt es denn, einem alten Ochsen, der nur ein einziges Sprüchlein draufhat, in's Horn zu kneifen?!DE64625Schlecht ist, wer schlecht denkt!
Die Formulierung „Triumph des Willens“ gleich in den Dritte-Reich-Kontext zu stellen ist m.E völlig überzogen. Ich persönlich hatte bevor ich eben mal danach gegoogelt habe nichts von der Existenz dieses Propagandafilms.
Den Triumph des Willens von tolomoquinkolom interpretiere ich dementsprechend als das was es ist, einfach völlig kontextfrei der Vorwurf, dass es völlig egal ist, was Scott Walker veröffentlicht, einige Leute werden es abfeieren, noch bevor sie es wirklich richtig gehört haben, eben weil sie wollen, dass es großartig ist.
Leider irrst du darin. Es mag sein, dass DU von diesem Film nichts wusstest, aber tolo mit Sicherheit und 3/4 des Forums dazu. Dir fehlt leider die (Forums-)Erfahrung, das einschätzen zu können, aber das war eine für tolo absolut typische Provokation, die sie in voller Kenntnis der Hintergründe gepostet hat.
Das würde sie sicherlich auch nicht bestreiten.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum. -
Schlagwörter: Scott Walker
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