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AutorBeiträge
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Nicht_vom_ForumFindest Du? Die Unterscheidung in E- und U- Musik ist doch hierzulande genauso lebendig wie sinnfrei.
Du hast Recht. Das liegt vermutlich an der alten aber zumindest hier in Bayern noch währenden „Untertan“ Sozialisierung. Ein virtuoser Geiger ist sauberer als ein virtuoser Metalldrummer, weil der Geiger mehr traditionell nach „Kunst“ riecht und nicht sonderlich auffällt. Ein Empfang im Rathaus wird vermutlich noch lange mit klassischer Kunst gepflegt werden und das empfinde ich gleichsam nicht schlecht, weil ich auch entsprechend sozialisiert wurde. Allerdings komme ich ins grübeln…
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WerbungGut analysiert, Elmo.
Wer versucht Kunst über Wertigkeit oder Können zu definieren, hat schon verloren. Kunst, was immer das auch sein soll, muß bei mir Emotionen auslösen. Das kann z.B. auch ein tolles Autodesign sein. Die IAA z.B. ist für mich auch eine Art von Kunstausstellung. Hänge da eher dem Warhol’schen Kunstbegriff nach.
Auf Musik bezogen bedeutet das für mich, Kunst kann Gänsehaut, Ärger, Gleichgültigkeit oder auch Ablehnung bedeuten.--
KrautathausBeleg deine unhaltbaren Vorwürfe, daß sich User hier in einer „konzertrierten Aktion“ über Choosefruit lustig gemacht hätten. Wer so vom hohen Roß herab andere verurteilt wie Du, wird das ja nachweisen können.
Und red‘ dich bitte nicht mit einem „an den Pranger stellen“ raus, denn das hast du mit denjenigen, die Choosefruit widersprochen haben, ja selbst längst gemacht.
Kommt da jetzt noch ein Beleg für deine bisher unhaltbaren Vorwürfe an diejenigen, die Choosefruit widersprochen haben, Clau?
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“It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike RoykoGut, dann mag ich nun ein paar Zeilen dazu schreiben, was ich unter musikalischer Kunst verstehe. Als Beispiel für meine Argumentation nehme ich die schon angesprochenen „A Day In The Life“ von The Beatles und „I Wanna Be Sedated“ von den Ramones.
„A Day In The Life“ ist eine Art musikalische Achterbahnfahrt und besteht aus 3 Teilen, welche sich durch unterschiedliche Instrumentierung, Melodie und Rhythmik kennzeichnen. „I Wanna Be Sedated“ behält von der ersten bis zur letzten Sekunde eine gleichbleibende Dynamik, trotz Bridge und Outro. Der Aufnahme fehlt es somit im Vergleich an Varianz. Die Ramones verwenden übliche Rock&Roll-Akkorde, welche zudem vereinfacht als Power Chords gespielt werden. Die einzige Abwechslung besteht darin, dass in der zweiten Hälfte des Songs die Tonlage um einen Ton erhöht wird, die Struktur bleibt dennoch die gleiche. Die Beatles hingegen verwenden u.a. Suspended Chords, welche nicht nur komplizierter zu greifen/spielen sind, sondern auch eine völlig andere/neue Klangfarbe erzeugen. Von der Komposition her ist der Beatles-Song raffinierter, sprich künstlerischer. Welcher Song jedoch der besserer ist, entscheidet jeder für sich selbst.
Soll natürlich nicht heißen, dass nur komplizierte Musik das Prädikat Kunst verdient, denn sich einfach und direkt auszudrücken ebenso eine Eigenschaft der Kunst ist. Aber für einen Ramones-Song benötigt es in der Regel weniger musikalisches Know-How, als für „A Day In The Life“, weswegen es selbst für einen Gitarren-Anfänger keine allzu große Übung ist, einen Ramones-Song nachzuspielen. Und manchmal ist es ja eben gerade Kunst, da es nicht jeder sofort nachahmen/kopieren kann.
Natürlich kann ich deinen letzten Abschnitt sehr gut nachvollziehen, Elmo Ziller, aber so wie du des Öfteren ältere Musik als altbacken tituliert hast, darf ich doch ebenso manch neuer Musik Eigenschaften absprechen, welche ich für wichtig halte. Und das hat absolut nichts mit Scheuklappen zu tun, sondern mit selbst gewählten Kriterien, die ich habe und genauso du. Das Scheuklappen-Argument wird wohl immer dann gern verwendet, wenn man anderen Ahnungslosigkeit attestieren möchte.
Und ebenso hat auch Mick67 recht, dass die große Kunst in der Musik darin besteht, dass wir als Hörer davon angetan sind. Aber nur weil mir etwas gefällt, würde ich dies nicht als Kunst beschreiben. Dazu sollte schon mehr gehören.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Mick67Gut analysiert, Elmo.
Wer versucht Kunst über Wertigkeit oder Können zu definieren, hat schon verloren. Kunst, was immer das auch sein soll, muß bei mir Emotionen auslösen. Das kann z.B. auch ein tolles Autodesign sein. Die IAA z.B. ist für mich auch eine Art von Kunstausstellung. Hänge da eher dem Warhol’schen Kunstbegriff nach.
Auf Musik bezogen bedeutet das für mich, Kunst kann Gänsehaut, Ärger, Gleichgültigkeit oder auch Ablehnung bedeuten.Dann musst Du nach Burgsteinfurt kommen. Wir haben hier einen rührigen Veranstalter, der hier im PS-Werk regelmäßig und am 2. Wochende im September unter dem Stichwort PS-Kultur alte und neue automobile Kulturgüter präsentiert.
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choosefruitGut, dann mag ich nun ein paar Zeilen dazu schreiben, was ich unter musikalischer Kunst verstehe. Als Beispiel für meine Argumentation nehme ich die schon angesprochenen „A Day In The Life“ von The Beatles und „I Wanna Be Sedated“ von den Ramones.
Gegen „This Sporting Life“ von Godley & Creme, macht sich „A day in the life“ wie ein Ramonessong aus. Ist „A day in the life“ nun kulturell weniger bedeutend, weil der musikalische Aufbau von „This Sporting Life“ viel komplexer, stilistisch viel wandlungsvoller ist?
Ich könnte jetzt das noch steigern und ein paar Frank Zappa Kompositionen zum Vergleich nehmen.
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“It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike Roykochoosefruit
Und ebenso hat auch Mick67 recht, dass die große Kunst in der Musik darin besteht, dass wir als Hörer davon angetan sind. Aber nur weil mir etwas gefällt, würde ich dies nicht als Kunst beschreiben. Dazu sollte schon mehr gehören.Falsch, ich habe gesagt, dass Kunst Emotionen auslösen muß. Das kann auch Ablehnung sein.
BgigliDann musst Du nach Burgsteinfurt kommen. Wir haben hier einen rührigen Veranstalter, der hier im PS-Werk regelmäßig und am 2. Wochende im September unter dem Stichwort PS-Kultur alte und neue automobile Kulturgüter präsentiert.
Warum muß ich gerade an Schloß Ketteler denken?
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Ich glaube, man muss sich einfach vom Begriff „Kunst“ verabschieden. Denn nach der eigentlich ganz sinnigen Definition von Mick, ist ja wirklich letztlich alles Kunst. Weil alles Emotionen auslöst. Auch kein Auslösen einer Emotion ist ja letztlich eine Emotion.
motörwolfEin Beispiel aus meiner musikalischen Sozialisation: v. Als ich anfing, die Band zu hören, wurde sie allgemein nur als idiotischer Krach wahrgenommen. Heute, nachdem sich einflußreiche Menschen, vor allem Musiker fast aller Stile, positiv über die Band geäußert haben und sie im Feuilleton angekommen ist, erkennt auf einmal jeder die Großartigkeit der Band.
Sorry, aber ich halte Motörhead noch immer für idiotischen Krach. Und mir ist auch schon immer egal gewesen, was einflußreiche Menschen sagen. So kommen wir auf jeden Fall nicht weiter. Kunst wird nicht zur Kunst, nur weil jemand anderes es sagt. Kunst liegt, nun ja, im Auge des Betrachters. Du bist quasi selbst das Kunstwerk.
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Do you believe in Rock n Roll?@Elmo: +1.
choosefruitGut, dann mag ich nun ein paar Zeilen dazu schreiben, was ich unter musikalischer Kunst verstehe. Als Beispiel für meine Argumentation nehme ich die schon angesprochenen „A Day In The Life“ von The Beatles und „I Wanna Be Sedated“ von den Ramones.
Ich denke, man wird Kunst nicht gerecht, wenn man nicht auch ihren zeitlichen Kontext mit einbezieht: „Sgt. Pepper“ entstand in einer Phase, als viele Pop-Künstler sich davon lösten, Musik aufzunehmen, die auch live umsetzbar war (unter damaligen technischen Möglichkeiten). Das Studio wurde mehr und mehr zum Instrument, in unendlicher Bastelarbeit entstanden Aufnahmen wie „A Day In The Life“ oder „Good Vibration“. Während sich die Beatles und Beach Boys aber nicht vom Pop-Song verabschiedeten, bereitete das durchaus anderen Bands den Weg, denen es genau darum ging: „Künstlerischer“ zu sein. Artifizieller. Progressiver! Die Ergebnisse sind bekannt – und sie lösten eine erneute Gegenbewegung aus: Die Rückkehr zum Simplen und Rohen, einfache Melodien, einfache Akkorde, „do It yourself“ statt technischer Virtuosität: Auftritt Ramones.
Tracks wie „I Wanna Be Sedated“ sind daher genauso ein künstlerisches Statement in einem bestimmten zeitlichen Kontext wie „A Day In The Life“. Deine Argumentation ist hier übrigens ziemlich erstaunlich, denn abgesehen von den Beatles der Sgt. Pepper-Phase ist das Artifizielle und „künstlerische“, wie Du es zu definieren versuchst, doch gar nicht Deine Welt. Ich verbinde Dich jedenfalls mit Dylan, Garagenrock, Powerpop, klassischem Soul und ein wenig – nicht besonders avantgardistischer – Elektronik.
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captain kiddIch glaube, man muss sich einfach vom Begriff „Kunst“ verabschieden.
Man sollte den Fokus vielmehr auf den Künstler richten: „Kunst“ ist ja nichts, was einfach da ist, sondern weil
a) jemand sie hergestellt hat und
Kunst wird nicht zur Kunst, nur weil jemand anderes es sagt. Kunst liegt, nun ja, im Auge des Betrachters. Du bist quasi selbst das Kunstwerk.
hier widerspreche ich ganz deutlich: b) weil jemand sie wahrnimmt und darauf reagiert.
Ohne künstlerischen Willen keine Kunst, aber auch ohne Reaktion und Wahrnehmung keine Kunst. Erst dadurch entsteht das Kunstwerk. Wenn man Kunst so versteht, dann spart man sich auch die unmögliche Aufgabe zu definieren, welche technisch-handwerklichen Qualitäten Kunst haben muss, um als solche gelten zu können.
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Herr RossiOhne künstlerischen Willen keine Kunst, aber auch ohne Reaktion und Wahrnehmung keine Kunst.
Das ist aber ganz gewiss nicht meine Definition von Kunst. Manchmal erträumt man ja auch Songs. Oder man ist nur ein Gefäß der Kunst. Und: Eine Blume ist für mich mehr Kunst, als die gesamte Sleater-Kinney-Diskografie. Und: Vielleicht gibt es in irgendeinem Schlafzimmer in Schweden einen jungen Kerl, der den geilsten Chamber-Pop aller Zeiten eingespielt hat, aber seine Mini-Disk niemals mit jemandem teilen wird, weil er manisch depressiv ist. Ist das dann auch keine Kunst? Weil es niemand wahrgenommen hat?
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Do you believe in Rock n Roll?Klasse Rossi!
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http://www.radiostonefm.de/ Wenn es um Menschenleben geht, ist es zweitrangig, dass der Dax einbricht und das Bruttoinlandsprodukt schrumpft.edit
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KrautathausGegen „This Sporting Life“ von Godley & Creme, macht sich „A day in the life“ wie ein Ramonessong aus. Ist „A day in the life“ nun kulturell weniger bedeutend, weil der musikalische Aufbau von „This Sporting Life“ viel komplexer, stilistisch viel wandlungsvoller ist?
„This Sporting Life“ ist mir nicht wirklich im Ohr, weswegen ich nun keine Aussagen darüber treffen möchte. Aber Komplexität ist eine künsterische Eigenschaft, die positiv gewertet werden kann, aber nicht muss. Sie sagt zumindest aus, dass etwas nicht einfach sei und genau darum ging es mir bei meiner Gegenüberstellung.
Herr Rossi
Ich denke, man wird Kunst nicht gerechnet, wenn man nicht auch ihren zeitlichen Kontext mit einbezieht: „Sgt. Pepper“ entstand in einer Phase, als viele Pop-Künstler sich davon lösten, Musik aufzunehmen, die auch live umsetzbar war (unter damaligen technischen Möglichkeiten). Das Studio wurde mehr und mehr zum Instrument, in unendlicher Bastelarbeit entstanden Aufnahmen wie „A Day In The Life“ oder „Good Vibration“. Während sich die Beatles und Beach Boys aber nicht vom Pop-Song verabschiedeten, bereitete das durchaus anderen Bands den Weg, denen es genau darum ging: „Künstlerischer“ zu sein. Artifizieller. Progressiver! Die Ergebnisse sind bekannt – und sie lösten eine erneute Gegenbewegung aus: Die Rückkehr zum Simplen und Rohen, einfache Melodien, einfache Akkorde, „do It yourself“ statt technischer Virtuosität: Auftritt Ramones.Mir ging es bei meinem Beispiel weniger um die Aussage, welcher Song zu seiner Zeit das bessere Statement war, ich habe mich lediglich auf die Komposition bezogen. Natürlich geben beide Aufnahmen die Intentionen der damaligen Zeit wieder, ändert aber nichts an der Tatsache, dass „A Day In The Life“ einen anspruchsvolleren Aufbau hat. Bitte aber nicht damit verwechseln, dass ich deswegen auch der Meinung bin, dass dieser im Vergleich zu dem Ramones-Stück per se der bessere Song sei.
Doch nötigt es mir manchmal Respekt ab, wenn ich mir die Strukturen einer Aufnahme anschaue und dabei merke, wie raffiniert alles zusammengesetzt ist und Lieder trotz komplexem Aufbau derart stimmig daherkommen können.
Diese Erfahrung mache ich oft, wenn ich Lieder auf der Gitarre nachspielen möchte und dadurch erfahre, welche Spuren wie miteinander verknüpft sind. Für den Moment fühlt es sich dann an, als wäre die Musik visualisierbar. Manchmal versteh ich Songs auch anders, wenn mir bewusst wird oder ich sehe, wie diese aufgebaut sind.Herr Rossi
Deine Argumentation ist hier übrigens ziemlich erstaunlich, denn abgesehen von den Beatles der Sgt. Pepper-Phase ist das Artifizielle und „künstlerische“, wie Du es zu definieren versuchst, doch gar nicht Deine Welt. Ich verbinde Dich jedenfalls mit Dylan, Garagenrock, Powerpop, klassischem Soul und ein wenig – nicht besonders avantgardistischer – Elektronik.Also wirfst du mir nun vor, dass ich versuche über den Tellerand zu schauen, welcher bei mir nach deiner Definition aus „Dylan, Garage-Rock, Power Pop, klassischem Soul und ein wenig – nicht besonders avantgardistischer – Elektronik“ besteht?
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captain kiddDas ist aber ganz gewiss nicht meine Definition von Kunst. Manchmal erträumt man ja auch Songs. Oder man ist nur ein Gefäß der Kunst. Und: Eine Blume ist für mich mehr Kunst, als die gesamte Sleater-Kinney-Diskografie. Und: Vielleicht gibt es in irgendeinem Schlafzimmer in Schweden einen jungen Kerl, der den geilsten Chamber-Pop aller Zeiten eingespielt hat, aber seine Mini-Disk niemals mit jemandem teilen wird, weil er manisch depressiv ist. Ist das dann auch keine Kunst? Weil es niemand wahrgenommen hat?
Es ist insofern Kunst, als da jemand den Willen hatte, Kunst zu schaffen. Ohne Rezipienten fehlt da aber etwas entscheidendes. Woher will man denn wissen, dass etwas „der geilste Chamber Pop aller Zeiten“ ist, wenn es niemand gehört hat? Und wenn es Leute zu hören bekommen, werden sie unterschiedlich darauf reagieren, begeistert oder gleichgültig oder ablehnend oder oder …
Das mit dem Künstler als „Gefäß für Kunst“ ist mir zu esoterisch. Die Kunst ist nicht irgendwo da draußen, sie ist Ergebnis menschlichen Denkens und Fühlens. Das, was einem im Schlaf einfällt, hat ja auch das eigene Gehirn ausgebrütet. Im Schlaf verarbeitet unser Gehirn Erlebnisse und Erfahrungen. Natürlich schreibt es auch, komponiert oder malt, wenn es das ist, was sein Besitzer tagsüber macht.
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