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captain kiddDas ist aber ganz gewiss nicht meine Definition von Kunst. Manchmal erträumt man ja auch Songs. Oder man ist nur ein Gefäß der Kunst. Und: Eine Blume ist für mich mehr Kunst, als die gesamte Sleater-Kinney-Diskografie. Und: Vielleicht gibt es in irgendeinem Schlafzimmer in Schweden einen jungen Kerl, der den geilsten Chamber-Pop aller Zeiten eingespielt hat, aber seine Mini-Disk niemals mit jemandem teilen wird, weil er manisch depressiv ist. Ist das dann auch keine Kunst? Weil es niemand wahrgenommen hat?
Es ist insofern Kunst, als da jemand den Willen hatte, Kunst zu schaffen. Ohne Rezipienten fehlt da aber etwas entscheidendes. Woher will man denn wissen, dass etwas „der geilste Chamber Pop aller Zeiten“ ist, wenn es niemand gehört hat? Und wenn es Leute zu hören bekommen, werden sie unterschiedlich darauf reagieren, begeistert oder gleichgültig oder ablehnend oder oder …
Das mit dem Künstler als „Gefäß für Kunst“ ist mir zu esoterisch. Die Kunst ist nicht irgendwo da draußen, sie ist Ergebnis menschlichen Denkens und Fühlens. Das, was einem im Schlaf einfällt, hat ja auch das eigene Gehirn ausgebrütet. Im Schlaf verarbeitet unser Gehirn Erlebnisse und Erfahrungen. Natürlich schreibt es auch, komponiert oder malt, wenn es das ist, was sein Besitzer tagsüber macht.
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