Miles Davis

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  • #9927007  | PERMALINK

    friedrich

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    vorgarten
    danke für den erneuten hinweis auf ELECTRIC MUD und coseys super gitarre darauf (hätten sie bloß diesen pianisten vorher in den urlaub geschickt (…).

    Hatte ich das schon mal erwähnt? Aber noch nicht öfter als drei mal, oder? Und diese Woche noch gar nicht … ;-)

    Worauf es mir eigentlich mehr ankommt, ist die Ähnlichkeit der Musik von Muddy Waters und der von Miles Anfang der 70er. Es wird ja oft und gerne der Einfluss von Sly Stone auf den Elektro-Miles betont. Sicher nicht von der Hand zu weisen, wenngleich die paar mir bekannten Studioaufnahmen von Sly Stone in meinen Ohren doch sehr nach Popsongs klingen, mit einem Groove, aber doch mit Akzent auf Popsong. Life mag das anders gewesen sein, aber diese reduzierten locked grooves bei Miles klingen für mich viel mehr nach James Brown oder eben auch nach solch uralten Sachen wie Muddy Waters mit ihren schweren schwarzen Grooves. Das ist so eine gemeinsame DNA, die Miles in der On The Corner-Phase isoliert und in eine endlos-Schlaufe geschickt hat.

    Sehr einflussreich war bei Sly Stone vermutlich auch die m/w und b/w gemischte Band, die nicht nur dadurch ein enormes Crossover-Potential hatte. Hier ist ein tolles Life-Video mit elektrisch verstärkter Violine (ab 1:30) – die fast so klingt wie Miles‘ Trompete!

    wenn man zum beispiel sich dieses unglaublich 4-minuten-solo von bobby eli anhört, jemandem, der sich immer zugute gehalten hat, auf dem neuesten stand der gitarrentechnologie gewesen zu sein, weiß man, wo 1970 sowas herkommt:
    <iframe width=“500″ height=“375″ src=“https://www.youtube.com/embed/UPoTl1f26U8?feature=oembed“ frameborder=“0″ allowfullscreen=““></iframe>

    Abgefahren!

    --

    „Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)
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    #9927049  | PERMALINK

    vorgarten

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    ich weiß nicht, wo genau hörst du die ähnlichkeiten zwischen waters und miles anfang der 70er? da, wo ich gerade bin (IN CONCERT, der live-auftritt im lincoln center), klingt die miles-band komplett psychedelisch und eher nach krautrock als nach aufgepepptem blues – auch wenn blues natürlich immer ein trance-element hat und bei waters der bass ähnlich im vordergrund steht wie henderson bei miles.

    das mit sly & the family stone höre ich auch eher wie du, als band, die popsongs und eigentlich prä-disco produziert hat, die eigentlich die ganze zeit sehr leicht und easy „kickt“, ohne wirklich in die tiefe der grooves abzusteigen. für miles war sly sicher wichtig, um seine jazz-leute auf das potential von formelhafteren grooves zu bringen, aber das geht dann doch sehr schnell in eine andere richtung.

    und die e-violine klingt doch alles andere als nach miles! aber sowas gab es ja in den 80ern auch bei ihm, michal urbaniak auf TUTU.

    hier noch kurz, was michael henderson vor miles gemacht hat (also mit 18):

    --

    #9927219  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

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    vorgartenich weiß nicht, wo genau hörst du die ähnlichkeiten zwischen waters und miles anfang der 70er? da, wo ich gerade bin (IN CONCERT, der live-auftritt im lincoln center), klingt die miles-band komplett psychedelisch und eher nach krautrock als nach aufgepepptem blues – auch wenn blues natürlich immer ein trance-element hat und bei waters der bass ähnlich im vordergrund steht wie henderson bei miles.(…)

    Hmmm … grübel … vielleicht habe ich mich mit diesem Vergleich etwas weit hinausgelehnt. Ich sags mal so: Für mich ist der harte Groove von On The Corner und Jack Johnson näher an Muddy Waters als an Charlie Parker.

    Der Krautrockvergleich ist aber auch sehr interessant: Tatsächlich klingen wiederum CAN ca. Future Days mehr nach Miles ca. In A Silent Way als nach Pink Floyd bzw. umgekehrt klingt Miles mehr nach Krautrock als nach Charlie Parker oder Muddy Waters. Nur mal so als Gedankenspiel.

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    „Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)
    #9927289  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

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    Friedrich

    Hmmm … grübel … vielleicht habe ich mich mit diesem Vergleich etwas weit hinausgelehnt. Ich sags mal so: Für mich ist der harte Groove von On The Corner und Jack Johnson näher an Muddy Waters als an Charlie Parker.

    so allgemein kann man das sicher sagen. ich bin allerdings gerade dabei, mir zu erklären, wie es nach JACK JOHNSON zu ON THE CORNER kommen konnte – und warum die sachen von JACK JOHNSON in der live-band (IN CONCERT) plötzlich wieder auftauchen – aber das ist natürlich ein bisschen speziell…

    kennst du IN CONCERT? würde mich interessieren, ob du da nicht auch das krautige hörst. in der gethappy-ausgabe wurde dieses jahrhundertalbum übrigens ignoriert  8-O

    --

    #9927321  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 5,160

    vorgarten
    so allgemein kann man das sicher sagen. ich bin allerdings gerade dabei, mir zu erklären, wie es nach JACK JOHNSON zu ON THE CORNER kommen konnte – und warum die sachen von JACK JOHNSON in der live-band (IN CONCERT) plötzlich wieder auftauchen – aber das ist natürlich ein bisschen speziell… kennst du IN CONCERT? würde mich interessieren, ob du da nicht auch das krautige hörst. in der gethappy-ausgabe wurde dieses jahrhundertalbum übrigens ignoriert

    Ja, das ist sicher sehr allgemein gesagt. Eigentlich wäre man aber eher geneigt eine Linie vom Jazzmusiker Charlie Parker zu Miles Davis zu ziehen als eine Line von Bluesmusiker Muddy Waters (via Jimi Hendrix) zu Miles Davis. Aber gerade das scheint die (oder eine) Verschiebung des Koordinatensystems beim 70er Miles zu sein. Von Jack Johnson zu On The Corner verschieben sich die Bezugspunkte noch einmal.

    IN CONCERT kenne ich nicht. Meine Kenntnisse der Miles-Diskographie sind ja eher exemplarisch und daher lückenhaft. Ich hatte als einzige Live-Aufnahme mal Dark Magus. Ist bei einer Säuberungsaktion aber irgendwie über die Klinge gesprungen.

    Btw, apropos und slightly off topic: Kennst Du wiederum Future Days von CAN? Ich habe mich manchmal gefragt, ob es einen Einfluss des 70er Miles auf den Krautrock gab. Wahrscheinlich. Umgekehrt eher weniger.

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    „Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)
    #9927381  | PERMALINK

    vorgarten

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    FriedrichIN CONCERT kenne ich nicht. Meine Kenntnisse der Miles-Diskographie sind ja eher exemplarisch und daher lückenhaft.

    kann ja noch werden ;-)

    Friedrich
    Btw, apropos und slightly off topic: Kennst Du wiederum Future Days von CAN? Ich habe mich manchmal gefragt, ob es einen Einfluss des 70er Miles auf den Krautrock gab. Wahrscheinlich. Umgekehrt eher weniger.

    ja, die can-sachen kenne ich natürlich ein bisschen. bezügen zu miles sind ja immer wieder gemacht worden (vor allem zu EGE BAMYASI), ohne dass sich jemals einer über den anderen geäußert hätte. einige sagen: von stockhausen zu can sei der weg ja nicht weit gewesen (auch regional), aber zu stockhausen hatte miles ja auch nie direkten kontakt, soweit ich weiß. es scheint mir logischer zu sagen, dass bestimmte dinge 1972 einfach in der luft gelegen haben (was technische entwicklungen bei effektgeräten usw. angeht, ja ohnehin). und da ich gerade genauer hinhöre, wirkt es für mich fast absurd, z.b. die schlagzeugstile von jaki liebezeit und al foster zu vergleichen. bzw. es wäre dann schon die aufgabe, genauer einzukreisen, was genau das vergleichbare wäre.

    ich nehme jetzt die unendlich faszinierende IN CONCERT mal fürs wochenende mit an die ostsee. vielleicht komme ich darauf, was thomas meinecke immer mit den „ozeanischen, fließenden jazz-entwürfen“ von miles meint…

    --

    #9927551  | PERMALINK

    friedrich

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    vorgartenich nehme jetzt die unendlich faszinierende IN CONCERT mal fürs wochenende mit an die ostsee. vielleicht komme ich darauf, was thomas meinecke immer mit den „ozeanischen, fließenden jazz-entwürfen“ von miles meint…

    Ob die Ostsee, die Badewanne der Berliner, dabei hilfreich ist?

    Ich wünsche Dir dennoch ein Paar heiße Ohren. Aber hol Dir keinen Sonnenbrand!

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    #9931449  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    vorgartenin der gethappy-ausgabe wurde dieses jahrhundertalbum übrigens ignoriert

    Ist ja nicht gerade das beliebteste und wichtigste (letzteres kann man drüber streiten, bei mir wächst es konstant) Album aus der Phase, und wir hatten ja eh zuwenige Seiten zur Verfügung … die Qual der Wahl.

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #9932343  | PERMALINK

    vorgarten

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    29. september 1972. live, lincoln center, new york.
    direkt nach den aufnahmen zu „rated x“ war die band (miles, garnett, lawson, lucas, balakrishna, henderson, mtume, roy, foster) zu einer kleinen us-tour aufgebrochen, viel geübt haben die vorher nicht. merkt man auch hier. die erste 5 minuten sind ein schlag ins gesicht der miles-davis-hochkultur und für fans von KIND OF BLUE. demonstratives einspielen auf einem schnellen beat von foster, alles andere als fein: die leicht geöffnete hi-hat (ein trademark-sound) schmiert dreckig über den quasi-funk hinweg, die bassdrum sorgt für hardrockgeeigneten druck. lawson orgelt ein bisschen, mtume macht irgendwas, henderson spielt im pizzicato einen ton. die wah-wah-funk&reggae-fraktion formiert sich, lucas natürlich, aber auch balakrishna. dessen sitar keine weltmusik-seufzer mehr evozieren mag: verkabelt mit wahwah und wohl auch ringmodulator splittert und fetzt sein gerät in die funkangebote von foster, nur ab und zu verraten ein arpeggio oder ein zurückfahren der effekte, dass man es hier mit einem ganz anders gestimmten instrument zu tun hat (toll, seine haltung dahinter, wie komplett eigensinnig er hier agiert).
    miles spielt im harmoniscch offenen raum, dann, nach 5 minuten, wird hendersons bass deutlicher und 90 sekunden später ist seine rollende dub-figur aus „rated x“ da, sofort von foster aufgegiffen. miles‘ solo ist völlig sicher, obwohl die ursprungsaufnahme gar kein trompetensolo aufwies – unfassbar, wie er die miles-typische verlorenheit und grazie selbst im zugerichtetsten effektfuror produzieren kann. permanent, dabei flüssig, immer in bewegung, sehr schräg aufeinander bezogen, die percussion von roy (immer musikalisch reagierend, dazuerfindend, weit über die tradition seines instruments hinaus) und mtume (oft spröde neben dem beat, wie eine umlaufbahn weiter, im eigenen film, dann wieder punktgenau drin). lawson hat genaue instruktionen oder ein aha-erlebnis bei der „rated-x“-session gehabt und spielt die orgel so wie miles dort: clusterakkorde, über dem hexengebräu aufgespannt, mit ganz lässiger geste reibung erzeugend. man weiß nicht ganz genau, was und wen man da im einzelnen hört, vor allem lucas und balakrishna sind oft ineinander verschmolzen, und macero ist sowieso nicht zu trauen, so, wie er die instrumente im raum wandern lässt.
    carlos garnett darf solieren, mit hand und fuß und schönem aggressiven approach, er ist kein anfänger, hat bei freddie hubbard und den jazz messengers gespielt, bevor er sich ins vollelektrifizierte getümmel stürzte – als erster miles-saxofonist, der sich auch noch an ein wahwah anschließen lässt! man merkt seinen widerwillen, trotzdem ist das super, was er hier macht, im strudel verschwindend, dann wieder als klare sopransax-stimme aufsteigend.

    die band geht zu „honky tonk“ über, nachdem sie miles‘ wink der ersten töne von „black satin“ komplett überhört hat. JACK JOHNSON also wieder, wahrscheinlich, weil das henderson-repertoire ist, und der muss wissen, wohin der hase läuft. reggie lucas versucht eine blues-gitarre, wird von henderson und foster aber komplett in der luft hängen gelassen. sobald miles anfängt, sind beide aber sofort in einem langsamen blues-groove und miles spielt ein wunderschönes solo (garnett auch). dann „right off“, superschnell, mit großartigen effekten. toll, wie die tonmeister badal roy abgemischt haben, mit leichtem hall, wie auf einer eigenen kleinen wolke. die foster-trance setzt ein, miles geht noch ein stück über sich hinaus, henderson schiebt grooves vor sich her. dann endlich die kinderliedmelodie von „black satin“, wieder ein proto-dub, und dann gibt es kein halten mehr. was für ein unfassbarer lärm, dreck, krawall. wie foster immer diese trance herstellt und doch nie langweilig wird dabei. miles ist irgendwo in den sternen. als es zuende geht, spielen roy und mtume ein duett, in das sich die sitar einmischt, eine coda eigentlich, aber wie auf kommando geht die komplette band nochmal in das stück zurück, verschläft miles‘ „sanctuary“-abgang, endet in einer irren dissonanz. ende teil 1.

    die „ife“-version, fast eine halbe stunde lang, ist ein juwel für sich. im ersten teil schlagen foster und henderson eine minimalistische trance vor, die lawson mit ambivalenten akkorden verrätselt. balaksrishna spielt das bassriff mit, lucas wechselt zu verzerrten akkorden oder zu schwebenden kommentaren. miles bringt irgendwann das bläsermotiv ein, dass auch kinderliedhaft ist und immer wieder eingesetzt wird, ohne dass die phasen dazwischen „soli“ sind, sondern umspielungen. ein bisschen denkt man an „guinnevere“ zurück oder die „nefertiti“-experimente mit shorter, in denen quasi das setting improvisiert und die solisten im thema stagnieren. irgendwann, kaum spürbar, steigt die intensität. alle arbeiten daran mit, nichts davon steht im drehbuch. es gibt momente, wo mtumes teppich-percussion plötzlich in den beat findet, roy genau den richtigen akzent findet, balakrishna eine oktave höher wechselt und foster einen break spielt. danach geht es nicht mehr runter. miles soliert durchgehend fantastisch, wie ein bohrer, der sich die ganze zeit durch das brett der sounds bohrt (und phasenweise auch nur mitvibriert). wenn diese musik überhaupt lücken zulässt, hört man das angesteckte publikum hindurch. das thema bekommt was flehendes. dann, nach 14 minuten, teil 2 – henderson wechselt zum originalen bassriff, das ungefähr vier mal so schnell ist, reduziert es aber sofort auf rock-funktionalität, mit foster wieder auf der halb geöffneten hi-hat. lucas‘ und balakrishnas rhythmus-begleitung deuten wirklich ständig reggae an. zwischendurch gibt es kakophonische momente, in denen alle an ihren effektgeräten frei drehen, aber nach 5 minuten schon deuten merkwürdige orgelakkorde (von miles?) den dritten teil an, der auf dem nur halb so schnell gespielten bassriff aufgebaut wird (fängt wie hiphop an). und das wird dann nochmal ganz toll, als henderson noch einen gang herunterschaltet – gespenstische sounds, miles‘ flehende trompeter, splitternde elektrosounds, warm wabernde orgel, schließlich ein zartes umspielen des basses. das ist dann nicht mehr ganz von dieser welt.

    der rausschmeißer dann wieder „right on“, ein rock-vamp, mclaughlin fehlt aber, um sich darauf auszubreiten, das übernhehmen hier quäkorgel, verzerrte sitar und der bemühte reggie lucas, der vielleicht als einziger noch nicht so recht in den sound dieser band gefunden hat. pubikumsdienliche letzte soli von miles und carlos, letzte funken aus elektrogeräten, kurzschluss der spielkonsolen. ich weiß nicht, was man live davon überhaupt hören konnte. aber dieses kraut-labor ist wohl meine lieblingslivemilesband. kein souljazz mehr, kein groove mit klangfarben – es ist ein trip, an den alle angeschlossen sind.

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    #9932743  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

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    meine ziemlich enthusiastische rezension von IN CONCERT hat auch damit zu tun, dass es von dieser band live keine anderen offiziellen aufnahmen gibt. es gab auftritte in ann arbor (10. september), boston (14.-17. september), philadelphia (23. september), nach dem ney-york-auftritt noch palo alto (1. oktober) und san diego (8. oktober). zumindest aus ann arbor, boston und palo alto gibt es mitschnitte, die im umlauf sind. vielleicht nützt es was, auf eine bootleg-ausgabe zu hoffen, die chancen sind aber eher gering.

    am 19. oktober fuhr miles seinen grünen lamborghini zu schrott und brach sich beide beine. live trat er erst im januar 1973 wieder auf (gleiche band, bis auf liebman statt garnett), ins studio ging er mit der workingband (inkl. garnett) bereits wieder am 29. november.

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    #9932763  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 5,160

    vorgartenmeine ziemlich enthusiastische rezension von IN CONCERT hat auch damit zu tun, dass es von dieser band live keine anderen offiziellen aufnahmen gibt. es gab auftritte in ann arbor (10. september), boston (14.-17. september), philadelphia (23. september), nach dem ney-york-auftritt noch palo alto (1. oktober) und san diego (8. oktober). zumindest aus ann arbor, boston und palo alto gibt es mitschnitte, die im umlauf sind. vielleicht nützt es was, auf eine bootleg-ausgabe zu hoffen, die chancen sind aber eher gering.
    am 19. oktober fuhr miles seinen grünen lamborghini zu schrott und brach sich beide beine. live trat er erst im januar 1973 wieder auf (gleiche band, bis auf liebman statt garnett), ins studio ging er mit der workingband (inkl. garnett) bereits wieder am 29. november.

    Ein Lamborghini Miura (350 PS, 274 km/h Spitze, da kann er von Glück sagen, dass er sich nur die Beine brach…), einer der Höhepunkte der Auto-Quartettspiel, die ich damals besaß. Meine Interessen haben sich seitdem aber ziemlich gewandelt, so dass ich bis heute kein Auto, aber mehrere Miles Davis-Platten besitze. Mit seinen elegant geschwungenen Formen erscheint mir der Miura aber immer noch als ein sehr schönes Auto. Da bewies Miles Geschmack!

    Die Live In Concert klingt schon verlockend. Mit Miles Davis Live-Alben bin ich ja noch etwas unterversorgt.

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    „Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)
    #9932777  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

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    FriedrichEin Lamborghini Miura (350 PS, 274 km/h Spitze, da kann er von Glück sagen, dass er sich nur die Beine brach…), einer der Höhepunkte der Auto-Quartettspiel, die ich damals besaß. Meine Interessen haben sich seitdem aber ziemlich gewandelt, so dass ich bis heute kein Auto, aber mehrere Miles Davis-Platten besitze. .

    8-)

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    #9932793  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    1969 hatte er einen roten (Miura, nein, anscheinend) Ferrari … Sinatra hatte wohl einen Miura in Orange.

    Hier gibt es die Story dazu (keine Ahnung, ob das im Detail stimmt, aber ich las sie schon anderswo ähnlich):

    http://www.roadandtrack.com/car-culture/entertainment/a24896/when-miles-davis-crashed-his-lamborghini-i-was-there/

    zuletzt geändert von gypsy-tail-wind

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    #9932825  | PERMALINK

    vorgarten

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    (gerne löschen)

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    #9932829  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,716

    gypsy tail windHier gibt es die Story dazu (keine Ahnung, ob das im Detail stimmt, aber ich las sie schon anderswo ähnlich):
    http://www.roadandtrack.com/car-culture/entertainment/a24896/when-miles-davis-crashed-his-lamborghini-i-was-there/

    ja, der „augenzeuge“ mit dem gespür für saftige details, hat privat auch nicht wenige dieser fuhrwerke bei sich stehen, lässt sich gerne so abbilden und kann in seiner produzentenfilmografie beispielsweise den klassiker FRANKENHOOKER verzeichnen.

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