Ich höre gerade … Jazz!

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  • #12516603  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    Marian McPartland – Bossa Nova + Soul

    Bossa Nova + Soul, wie können wir das illustrieren? Mit dem Plus erinnert mich an eine Schulaufgabe… Vielleicht mit einer Mauer aus bunter Kreide, weil sich hier ja Kulturen aus aller Welt treffen? Ja, super Idee… die Leute von früher verblüffen einen doch immer wieder… McPartland spielt hier mit dem berühmten Rhythmusduo aus Ben Tucker und Dave Bailey, ergänzt um einen Conga Spieler und einen Tambourinisten („I decided I must have a tambourine on the date too, after hearing Dizzy Gillespie play it one night in Birdland“). Das Repertoire hat tatsächlich weder mit Bossa noch mit Lateinamerika viel zu tun, es gibt Standards (Love for Sale, Green Dolphin Street…) einmal Monk und ein paar eigene Kompositionen… die Percussiongruppe gibt der Musik eine schwere, die man vielleicht für Soulfulness halten mag… da wo die beiden aussetzen gefällt mir die Platte fast noch besser… als zusätzlichen Kniff verwendet McPartland auf einem Teil des Albums ein EPiano, ganz schön modern für 1962… und von den diversen seltsamen Ideen ist das vielleicht die beste… das Album ist jetzt jedenfalls einige Male gelaufen, man hört sich rein… eine Widmung aus dem März 1966 hat meine Platte auch noch „To Lex, hope to see you again soon – wonderful to meet you – Best always, Marian McPartland“

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    #12516631  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    Jeff Reynolds – Maiden Voyage

    die hatte ich neulich schon rausgelegt, komme aber erst jetzt zum hören, hab sie auch die Tage nochmal gewaschen… Reynolds (*1937) war tatsächlich älter als Leute wie Freddie Hubbard und Lee Morgan, wurde aber erst in den späten 70er Jahren zum Jazzmusiker, nachdem er in den 70ern zum Beispiel im Trompetensatz der Band des französischen Rockstars Johnny Halliday gesessen hatte… Er zog nach Amsterdam und wurde dort in relativ kurzer Zeit ein enorm gefragter Musiker, der in den vier, fünf Jahren bis zu seinem plötzlichen Tod ständig mit den verschiedensten Gigs in der Zeitung stand… das Album hier, erschienen 1983 ein paar Monate vor seinem Tod, war tatsächlich das einzige Album, das zu Lebzeiten von ihm herauskam… Wieviele Trompeter fallen einem ein, die sich auf ihrem Debut als Leiter einer topmodernen Big Band präsentieren? Nach den 50ern bestimmt nicht mehr viele… das Vorbild hier ist eindeutig die Thad Jones Mel Lewis Big Band, und was das Album beweisen soll, ist, dass man sowas in Amsterdam auch kann… und, ja, die Band ist wirklich super. Die Stücke sind von Herbie Hancock (zwei, aber nicht Maiden Voyage darunter, beide arrangiert von Bob Mintzer), Phil Woods, Bill Holman und Thad Jones… das ist die Art von Big Band Musik, die damals in unserer Schulbigband so das Mass aller Dinge war… hab ich danach lange mit gefremdelt, aber irgendwie geht es gerade doch ganz gut… vielleicht gefällt mir die Band auch wirklich eine Spur besser, als die WDR Big Band der 90er, mit der ich gross geworden bin… Unter den Musikern sind jetzt keine besonders grossen Namen (Dick de Graaf, Angelo Verploegen und Larry Fishkind könnten die bekanntesten sein), gekauft hab ich die Platte damals vor allem wegen Paul Stocker (as), der auf vier der fünf Stücke soliert, und wirklich super ist… er hat die Band dann auch nach Reynolds Tod noch ein paar Jahrzehnte weitergeführt.

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    #12517175  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    The Awakening – Hear, Sense And Feel

    gerade entdeckt, dass das meiste von Black Jazz auf spotify steht… und nach ein paar Anspielversuchen bin ich hier hängengeblieben, progressiver Hard Bop von 1972 mit E-Piano von Ken Chaney, Ari Brown am Tenor… eine Band aus Chicago also, Chaney war einer der AACM Gründer iirc, wusste gar nicht, dass Black Jazz geografisch so breit aufgestellt war… wer Spass an sowas wie den späten Lee Morgan Alben hat, müsste das hier auch mögen…

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    #12517193  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    Beiträge: 14,635


    Bill Evans / Shelly Manne with Monty Budwig – Empathy

    Trioalben mit zwei Leadern und einem Angestellten sind ja auch ein ganz besonderes Subgenre… wie nennen wir das ganze? Vielleicht Empathy, weil ist ja alles so empathisch hier… das Objekt auf dem Cover mag wer anders erklären… hab heute morgen kurz Bill Evans Blindfoldtests gelesen, er war eigentlich mit niemandem so richtig zufrieden… (***** gab es iirc für einen Track von Empyrean Islands, weil er dachte, das sei Horace Silver, und er Horace gerne ***** geben wollte, wenn auch nicht für diesen Track). Und, naja, das beste Shelly Manne oder Bill Evans Album ist das hier auch nicht, aber gut aufgenommen ist es, man kann Manne hier sehr schön bei der Arbeit zuhören…

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    #12517423  | PERMALINK

    kingberzerk

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    Beiträge: 2,407

    Amina Claudine Myers – Solace of the Mind

    Zwar freut es mich, dass „Solace of the Mind“ vor Pulp bei uns Album des Monats geworden ist, und natürlich habe ich die Gelegenheit genutzt, es mir anzuhören. Aber vielleicht ist diese Nische hier der richtige Ort, um eine kleine Antithese zu formulieren, ohne den Liebhabern in die Suppe zu spucken. Generell mag ich kontemplative, nachdenkliche und schwelgerische Musik, Keith Jarretts Solowerke kenne ich zum Teil und bin mit ihnen aufgewachsen, aber hier scheint es mir, als sei man sich schon vorher einig gewesen, dass es schon toll sein muss, wenn eine so tolle Musikerin ein persönliches Album einspielt, dass so innig, persönlich und alles ist.

    Was mir als Erstes auffiel: Trillerkaskaden als Klangfläche. Funktioniert bei mir null. Auch nicht in romantischen Stücken, auch nicht in Klavierauszügen von Sinfonien, wo flächige Steigerungen mit Trillerwellen illustriert werden. Selbst dann nicht, wenn Gustav Mahler seine Fünfte auf dem Klavier spielt.  Wenn schon Flächigkeit, dann eher so wie Maurice Ravel zur Blütezeit des Impressionismus es in „Miroirs“ vorgemacht hatte, um nur ein Beispiel zu nennen.

    Nun kann man sagen, die Stücke seien vielleicht improvisiert, aber mir scheinen sie ingesamt doch eher harmlos zu sein, sie spüren nach, okay, sie berichten von Zuständen, vielleicht, sie spiegeln Sentimentalität, kann gut sein, aber aus meiner Sicht bleibt die Tonalität merkwürdig naiv. Ich habe es schon häufiger erlebt, dass Pianisten zu Improvisationen Aufnahmen machen. Das kann aussehen wie bei Herbie Hancock, bei Geri Allen, bei Keith Jarrett – aber nur, weil etwas improvisiert ist, muss es nicht gleich heiliggesprochen werden. Das Stück, was John Lee Hooker gewidmet ist, finde ich erschreckend harmlos. Vielleicht kennen sich die beiden seit der Kindheit? Vielleicht verbindet beide eine respektvolle Freundschaft? Vielleicht mehr? Nun muss nicht alles wild und gefährlich sein, aber ich hätte dennoch lieber ein Stück für Howlin‘ Wolf gehört.

    Manches kommt mir sehr unschuldig vor, ohne innere Bereitschaft läuft da gar nichts beim Zuhören, und es kann gut sein, dass mir da wichtige Rezeptoren fehlen. Andocken tut da jedenfalls recht wenig. Myers bleibt in einem temperierten Rahmen, der Zugänglichkeit über Experiment stellt. Noch habe ich nichts weiter gehört als dieses Album, aber Myers‘ Bedeutung sehe ich bislang in der institutionellen Verankerung, nicht in der musikalischen Innovation. Vielleicht hat jemand ja Anspieltipps?

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    Tout en haut d'une forteresse, offerte aux vents les plus clairs, totalement soumise au soleil, aveuglée par la lumière et jamais dans les coins d'ombre, j'écoute.
    #12517459  | PERMALINK

    thelonica

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    Das neue Album von Amina Claudine Myers habe ich noch nicht ganz gehört, ein bißchen schade finde ich allerdings, dass sie nur noch selten mit Sidemen/-women aufgenommen wird (mit Drums und Bass). Hier am Beispiel vom Bertha Hope Trio (der Track ist schon älter) kann man einen Unterschied merken. „Hymnen“ gab es bei Hope auch zu hören. Billy Higgins klingt mindestens genauso gut wie Tony Williams bei Miles, und Higgins wurde vielleicht sogar noch schöner aufgenommen. Der Track von Bertha Hope steckt immer noch einige Youngster und vielleicht sogar einige Stars/Legenden locker in die Tasche (ich übertreibe hoffentlich nicht damit). Oder „Release Yourself“ von Bertha Hope (gefällt mir eigentlich fast noch mehr). Aber es gibt auch einiges an guter Musik von Amina Claudine Myers. Anspieltipps eventuell später.

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    #12517475  | PERMALINK

    kingberzerk

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    Herzlichen Dank, kannte ich noch gar nicht. Besonders das Timing in ‚Pas de Trois‘ fällt sofort auf.

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    #12517505  | PERMALINK

    vorgarten

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    kingberzerkMyers bleibt in einem temperierten Rahmen, der Zugänglichkeit über Experiment stellt. Noch habe ich nichts weiter gehört als dieses Album, aber Myers‘ Bedeutung sehe ich bislang in der institutionellen Verankerung, nicht in der musikalischen Innovation.

    soweit die antithese bei einem geschmacksurteil bleibt, kann ich dem nicht widersprechen. wenn dir das album zu harmlos ist, dann ist das eben so. ich weiß auch nicht, wer myers in welcher institution verankert haben soll, aber ich wage mal die these, dass es im jazz, den einige hier mögen, ziemlich zentral ist, eine eigene stimme zu entwickeln. und da ist myers ganz sicher ein musterbeispiel. ihr ganzes programm, das sie seit über einem halben jahrhundert entwickelt hat, verbindet so viele vermeintliche gegensätze zwischen ländlichem texas und urbanen metropolen, zwischen gospelausbildung und AACM, dass das wahrscheinlich auch nicht anders denkbar ist. die triller höre ich z.b. aus der orgelpraxis, neben gesang – und myers hat ja gospelchöre geleitet in dallas – die einzige musikalische verankerung, die einer schwarzen frau zur verfügung stand, weshalb hier ravel und mahler vielleicht die falschen referenzen sind, obwohl myers sie kennen dürfte.

    ich selbst habe sie nie als kontemplative spielerin wahrgenommen, ihre trios sind sehr eigen und durchaus frei, ganz toll fand ich sie als organistin in einem lester-bowie-funk-projekt, das ich aber nur mal live gehört habe und von dem es offenbar keine adäquate aufnahme gibt – und das ist ja auch das verdienst ihrer aktuellen produzenten, sie endlich mal adäquat aufzunehmen, myers gehört ja zu den anerkannten jazzmusiker*innen, die zu wenig und oft nicht gut genug aufgenommen wurden.

    ich hatte eh überlegt, irgendwann in diesem jahr sämtliche aufnahmen von ihr durchzuhören, ich kenne da noch längst nicht alles. aber ein anspieltipp, der weit von SOLACE weggeht, wäre z.b. das hier:

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    #12517507  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 14,635

    gypsy hatte das neue Myers Album ja die Tage in die Reihe dieser sehr reduzierten Spätwerke von Pianisten gestellt, später Kikuchi, die Hank Jones / Charlie Haden Alben usw. Das fand ich ziemlich einleuchtend… und klar, mit über 80 macht man andere Musik als vorher, buntere Alben von Myers gibt es jede Menge… ich find das sehr schön wie sie den Raum zwischen Debussy und „down home“ auslotet auf dem neuen Album, aber klar, das kann einem zu schlicht sein… aber, auch klar, Myers andere Musik ist nicht völlig anders… „Salutes Bessie Smith“ zum Beispiel wird ja oft empfohlen, aber auch da kann man sagen, dass man sich den Blues ein bisschen schmutziger gewünscht hätte… Song for Mother E hat eine Spur mehr Coltrane drin, und ausserdem eine Rhythmusgruppe, das könnte so gesehen zugänglicher sein… ich hatte mal das Glück, „Poems For Piano (The Piano Music Of Marion Brown)“ zu finden, das gefällt mir am besten, aber wer das neue Album nicht mag, wird hier vielleicht auch nicht optimal abgeholt.

    ich bin jedenfalls sehr dankbar für die Aufnahmen auf Red Hook und freue mich schon auf das zweite Duoalbum mit Wadada Leo Smith, das scheinbar in Arbeit ist…

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    #12517535  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    Amina Claudine Myers – Song For Mother E

    in diesem Sinne nun, das ist schon ein sehr starkes Album, übrigens nicht wie ich eben dachte ein Trio, sondern ein Duo mit Pheeroan Aklaff (dr)… in Sachen Innovation ist übrigens auch ein bisschen die Frage, wieviel man jetzt erwartet… niemand sagt, dass Myers das Klavierspiel im Jazz so geprägt hat wie Bud Powell oder McCoy Tyner… und auch Bill Evans, Herbie Hancock und Keith Jarrett waren sicher als Pianisten einflussreicher… aber ein Album wie Song for Mother E gibt es von all denen nicht…

    woran mich „Solace of the Mind“ übrigens zwischendurch erinnert hatte, waren die Gurdjieff – de Hartmann Alben von Alain Kremski… (eine Musik, die ja auch Jarrett gelegentlich gespielt hat, iirc) aber ich hab verglichen, es ist dann doch anders.

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    #12517625  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

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    Masabumi Kikuchi – Re-confirmation

    Man kann ja nicht nur Spätwerk hören… Das hier ist eins von Kikuchis ersten Alben von 1970… Das Sextett ist im Grunde ein Quartett as/p/b/dr, das durch Kosuke Mine am Alt diffus an Jackie McLean erinnert, und in dem das Klavier/Epiano und das Schlagzeug gedoppelt sind… Wenn man dann noch weiss, dass sie enorm oft „In a silent way“ gehört haben müssen, weiss man ungefähr wie die Musik ist… An sich ist so ein gedoppeltes Schlagzeug ein super Instrument um auf ganz stille Art hohe Intensität zu erzeugen… Kikuchis spätere Alben in dem Stil fand ich immer noch besser, hab sie ewig nicht gehört, aber das hier ist auf jeden Fall Klasse

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    #12517627  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

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    Mir ist im Geschmacksurteil zumindest ein Raunen zu viel drin – das mit dem im Voraus gefällten Urteil. Es gab ja schon das Duo-Album mit Wadada Leo Smith, das im Hinblick auf ein Solo-Album natürlich Erwartungen weckte … dass ich Myers ansonsten eine so tolle Musikerin finde, könnte ich nicht behaupten, da ich von ihrem (ja doch recht übersichtlichen) Werk noch immer vieles nicht kenne (ich kenne nicht mal die Hälfte ihrer Alben als Leaderin) und manches eher mittelprächtig ansprechend finde. Die zwei jüngsten Alben sind für mich eine Überraschung – und vielleicht kann man das jetzt so drehen, dass man behaupten würde, hier habe eine Veteranin im Alter „zu sich gefunden“ oder so, aber das wären so Feuilleton-Leerfloskeln (und wir sind hier ja nicht …). Das mit dem Alterswerk mache ich wirklich in er Musik selbst fest. Die unglaubliche Kraft des Albums liegt für meine Ohren in der Reduktion auf die Essenz und in den Stimmungen, die Myers hier schafft (dieser Punkt gilt fürs Duo mit Smith geradeso sehr, betrifft dort dann auch nicht nur Myers). Da funktionieren Hancock oder Jarrett für mich als Referenzen echt nicht. Meine Anknüpfungspunkte hatte ich ja neulich genannt und @redbeans erwähnte das gerade nochmal.

    Heute ist übrigens Bandcamp Friday – unterstützt ein paar Leute und Label, die ihr gut findet :-)

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #165: 9.9., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #12517651  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

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    Sehr guter Punkt, dass die Erwartungen an das Myers Album eigentlich ausschließlich wegen dem Album von letztem Jahr so hoch waren …

    Masabumi Kikuchi – East Wind

    Wahrscheinlich ist Kikuchi einer meiner Lieblingskünstler, weil seine besseren Alben schon extrem stark sind … zB dieses hier auch, das erste Album auf dem gleichnamigen Label, das b/dr Team ist McCoy Tyner geliehen (Booth/Gravatt), der Rest, Terumasa Hino und Kosuke Mine (jetzt am Tenor) kommt aus Japan…

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    #12517655  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 13,142

    gypsy-tail-wind dass ich Myers ansonsten eine so tolle Musikerin finde, könnte ich nicht behaupten, da ich von ihrem (ja doch recht übersichtlichen) Werk noch immer vieles nicht kenne (ich kenne nicht mal die Hälfte ihrer Alben als Leaderin) und manches eher mittelprächtig ansprechend finde. Die zwei jüngsten Alben sind für mich eine Überraschung – und vielleicht kann man das jetzt so drehen, dass man behaupten würde, hier habe eine Veteranin im Alter „zu sich gefunden“ oder so, aber das wären so Feuilleton-Leerfloskeln (und wir sind hier ja nicht …). Das mit dem Alterswerk mache ich wirklich in er Musik selbst fest.

    interessant. ich finde das soloalbum schon sehr gut produziert, mit den beiden einfachen folkloristischen sachen am anfang, bevor es in die tiefe geht – da ist dann vielleicht schon manch anderer ausgestiegen? auch dass sie nicht singt, ist eine starke setzung, das gehört ja eigentlich zu ihrem spiel dazu. dass @thelonica den bandkontext vermisst, kann ich auch gut verstehen, da spielt sie ja wirklich sehr anders. eigenartigerweise ist myers in meinem jazzhören fast eine konstante. sie war auf meinem ersten greg-osby-album drauf (auch als sängerin), dann habe ich sie merhfach im radio hören können (livemitschnitte mit dem trio und mit der funkband von lester bowie), dann tauchte sie in den laswell-projekten mit james blood ulmer auf, später mit shepp. so richtig gut ist das alles nicht dokumentiert, stefan meyner hat da früh einen guten job gemacht (wie auch bei geri allen und bertha hope), aber das müsste ich auch nochmal genauer hören. nie aus dem kopf ging mir ihr interview mit christian broecking in einem seiner bücher zur positionsbestimmung des schwarzen jazz zwischen avantgarde und lincoln center. da wurde ja auch sehr deutlich, wie prekär sie lebt. insofern freut mich das neue interesse an ihr sehr. (und ich könnte es auch einfach am neuen album begründen, das ich durchaus vielschichtig finde.)

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    #12517699  | PERMALINK

    kingberzerk

    Registriert seit: 10.03.2008

    Beiträge: 2,407

    vorgarten ich weiß auch nicht, wer myers in welcher institution verankert haben soll, aber ich wage mal die these, dass es im jazz, den einige hier mögen, ziemlich zentral ist, eine eigene stimme zu entwickeln.

    Danke für „Sugar Bowl“ – da höre ich mehr rhythmische Ideen, melodisch bleibt es aber für mich so eher ganz okay. Und natürlich kann ich nur ein Geschmacksurteil formulieren, also ein ästhetischen Urteil, was soll es sonst sein? Schließlich: Eine „eigene Stimme“ zu haben rechtfertigt noch keine ästhetische Bewertung, auch banale Stimmen sind eigen (womit nicht Myers gemeint ist!). Die Herkunft erklärt vielleicht die Triller, aber sie bleiben Triller. Mahler (bei dem das auch nicht klappt am Klavier, wie sollte es auch?) und Ravel sind musikalische Referenzen, nicht soziale.

    Mit institutioneller Ehrfurcht vor der „eigenen Stimme“ und dem „halben Jahrhundert“ sind wir bei Kanonisierung statt Kritik. Ah, wow, AACM. Ja stimmt, voll bedeutend.

    @vorgarten und @gypsy-tail-wind Mich würde noch interessieren, wer hier noch mehr anzubieten hat, was über ein Geschmacksurteil (mit Raunen!) hinausgeht. Kant vielleicht?
    Zum Thema Einfachheit und Reduktion haben mich diese letzten Arpeggien absolut überzeugt:

    https://www.youtube.com/watch?v=YJjg3kP39YQ

    @redbeansandrice: guter Tipp, „The Real Side“ und „I’m Not Afraid – Refrain“ auf dem Album gefallen mir schon besser.

    zuletzt geändert von kingberzerk

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