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catch-23 Was Radio Birdman betrifft ist die „Under The Ashes“ Box ein must have, zudem günstig zu haben. …
@catch-23 Wo?
Danke.Highlights von Rolling-Stone.deWelches Equipment verwenden eigentlich…Pink Floyd?
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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kurganrs
catch-23 Was Radio Birdman betrifft ist die „Under The Ashes“ Box ein must have, zudem günstig zu haben. …
@catch-23 Wo? Danke.
via Geduld und Ebayauktion wird man da günstig fündig.
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@catch-23 Danke Dir.
The Blind Shake – Seriousness (2011)
Gelegentlich stolpert man per Zufall über eine Band, von der einem zuvor nicht einmal der Name geläufig war, und die sich dann als unverhoffter Glücksgriff entpuppt. So erst geschehen mit The Blind Shake, auf die ich kürzlich durch ein Soloprojekt eines Bandmitgliedes aufmerksam wurde. Die aus Minneapolis stammende Gruppe wurde Anfang der 2000er Jahre von den noch jungen Brüdern Jim und Mike Blaha gegründet, die sich in ihrer Jugend insbesondere für den klassischen Rock ’n‘ Roll begeisterten. Dave Roper komplettierte das Trio als Schlagzeuger. In dieser Besetzung verschmelzen The Blind Shake bis heute Garage Punk, Noise und Surfmusik mit einem gelegentlichen Schuss dezenter Psychedelia zu einer eigenen und hochexplosiven Mischung. Einen besonderen Reiz macht dabei die Instrumentierung aus, da die Band seit jeher grundsätzlich unter völligem Verzicht auf einen Bassisten auf eine Bariton-Gitarre zurückgreift und dem Sound dadurch einen sehr mittenbetonten Charakter verleiht.
Seriousness erschien 2011 als drittes The Blind Shake-Album, nachdem die Band im Anschluss an ihre beiden Erstwerke zuvor einige Jahre als Begleitmusiker des Noise-Pioniers Michael Yonkers gespielt und mit diesem auch einige Studioproduktionen aufgenommen hatte. Auf Seriousness fanden sie erstmals ihren typischen Sound, der trotz der eher spärlichen Instrumentierung sehr dicht gestrickt, nahezu immer im (analogen!) roten Bereich gepegelt und nicht zuletzt auch aufgrund Ropers monströsen Drummings mit einem unglaublichen Druck behaftet ist. Der rote Faden des Albums ist ein atemberaubender Minimalismus, den die Band kompromiss- und schnörkellos durchzieht, und im Zuge dessen sowohl textlich als auch musikalisch sämtliches schmückendes Beiwerk über Bord geworfen wird. Als Ergebnis stehen 13 Tracks zu Buche, von denen kein einziger die Drei-Minuten-Marke überschreitet.
Eröffnet wird der Streich durch die Vorab-Single Hurracan, die sich deutlichen Anleihen der Surfmusik bedient. Ab dem dritten Track Sold My Beatle A, der auch als Paradebeispiel für den gelegentlich bewusst zur Schau getragenen lyrischen Nonsens herhalten kann, enwickelt die Platte über die folgenden vier Stücke bis einschließlich No Rags einen perfekten Flow, der in seiner Geschlossenheit alles niederwalzt. Der letztgenannte Titel stellt mit seinen orkanartigen Riffs und einer untypischen, kurzen „Verschnaufpause“ ein Highlight des Albums dar. Ein weiteres folgt mit dem treibenden kleinen Club-Hit I’m Not An Animal. Für die beiden letzten, ebenfalls herausragenden Titel On Me und Hand Me Downs wird durch den Einsatz von cleanen bzw. gar akustischen Gitarren etwas Dampf vom Kessel genommen, ohne dabei jedoch auch nur einen Funken der bedrohlichen, surrealen Intensität preiszugeben. Dann plötzlich, nach gut 28 Minuten Laufzeit, geht das Inferno mit einem letzten aufbäumenden Wimmern unverhofft zu Ende: Unwirkliche Stille. Endlich Zeit, um Luft zu holen…
Mittlerweile habe ich mir fast alle Alben von The Blind Shake zu Gemüte führen dürfen. Und obwohl der Nachfolger Key To A False Door um einiges verspielter daherkommt und die Band auf dem aktuellen Werk Celebrate Your Worth deutlich vielschichtiger zu Werke geht, so ist Seriousness Stand heute dennoch mein klarer Favorit. Bei allem Minimalismus ist das Album ein Aushängeschild für eine knallharte musikalische Stringenz, die dem Hörer zusammen mit dem dichten, brachialen Klanggewand schier den Atem nimmt.
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"Really good music isn't just to be heard, you know. It's almost like a hallucination." (Iggy Pop)
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Treffender hätte Seriousness nicht beschrieben werden können, Chapeau!
Ebenso das Gesamtwerk von The Blind Shake, bei dem ich nochmal die Vielfalt hervorheben möchte.--
The Mystery Lights – 23.09.2019, Hannover (Lux)
Es war irgendwann im Sommer 2016, als ich wie so oft wieder einmal in „Mikkos Album des Monats“ stöberte und über ein Review stolperte, das das Debütalbum einer mir bis dato völlig unbekannten Band so großartig beschrieb, dass mir nichts anderes übrigblieb, als es mir umgehend per Blindkauf zuzulegen. Und was sich da an erstklassigen US Garagen-Reminiszenzen offenbarte, sollte auch mein absolutes Highlight des Musikjahres 2016 werden. Im Februar 2017 führte die Europatour zum Album die Mystery Lights schließlich nach Berlin-Kreuzberg in den P-Club. Gemeinsam mit meiner Schwester, die seinerzeit noch in Neukölln ansässig war, erlebte ich dort eine fantastische, auf höchstem Level energiegeladene Liveband, die auch für eine tolle Anekdote sorgte, indem sie sich mit „Dennis“ kurzerhand einen Organisten aus dem Publikum auslieh. Im Verlaufe des Abends traf ich auch Mikko erstmals persönlich.
Begeistert von diesem Abend verfolgte ich das Treiben der Band fortan näher und stehe seither nach einem längeren Gespräch auch mit Frontmann Mike Brandon in losem Kontakt. Die Mystery Lights tourten und tourten und verschwanden zwischendurch immer mal wieder im House Of Soul von Daptone Records, bei dessen Ableger Wick sie unter Vertrag stehen, um die zweite LP einzuspielen. Doch die Veröffentlichung ließ auf sich warten, während die Band weiter unentwegt durch Nordamerika und Europa tourte. Mitte 2018 erschien dann mit der Single Thick Skin die erste Vorabveröffentlichungen des Zweitlings und Anfang 2019 folgten noch zwei weitere Tracks. Das Gehörte war gut, aber anders. Der Funke wollte zunächst nicht so richtig überspringen. Hatte die Band ihr Pulver verschossen? Oder waren meine Erwartungen nach dem grandiosen Debüt und knapp drei Jahren des langen Wartens einfach zu hochgesteckt? Too Much Tension! erschien schlussendlich im Mai 2019. Und ja, das Album benötigte in der Tat ein paar Runden, bis es bei mir vollends zündete. Es entfaltet seine Wucht nicht so unmittelbar wie das Debüt, sind Stil und Songwriting doch viel differenzierter und vielschichtiger ausgefallen. Auch der Sound und die Arrangements der Stücke sind detaillierter und gleichzeitig transparenter gestaltet: Dabei stechen zunächst insbesondere die tragendere Rolle von Alex Aminis treibendem Bassspiel und die des Synthie- und Orgeleinsatzes hervor, dessen Spektrum mittlerweile deutlich über den klassischen Farfisa-Sound hinausgeht und hier und da auch ein paar bewusst „trashige“ Soundscapes beinhaltet. Langer Rede kurzer Sinn: Nach kurzer anfänglicher Skepsis haben die Mystery Lights mit Too Much Tension! wieder ein persönliches Highlight des bislang sehr guten Musikjahres 2019 geliefert. Und auch für Mikko wurde Too Much Tension! wieder ein Album des Monats.
Als die Band kurz nach dem Erscheinen des Albums die Daten für die zugehörige UK/Europa-Tour veröffentlichte, war die Freude groß, dass auch Hannover im Tourplan auftauchte und ich folglich keine großen Strecken auf mich nehmen musste. Und so traten ein Kumpel und ich am 23. September den Weg ins Lux an, einer kleinen und sehr atmosphärischen Location, in der ich schon einige gute Konzerte gesehen hatte (zuletzt waren das Rhonda im Januar). Als wir ankamen, war die japanische Vorband DYGL (sprich: Dayglow) schon voll im Gange – letztendlich haben wir aber zu wenig gehört, um noch etwas Stichhaltiges dazu schreiben zu können. Als die Mystery Lights, die sich bereits vor ihrem Auftritt unter das Publikum gemischt hatten, um 21 Uhr die Bühne enterten, war der Club leider nur mäßig gefüllt. Schätzungsweise waren lediglich rd. 100 Besucher erschienen, was der Qualität und Stimmung des Gigs jedoch keinerlei Abbruch tun sollte. Die Band eröffnete ihr Set mit dem Opener des neuen Albums I’m So Tired (Of Living In The City) und setzte damit in puncto Energielevel gleich eine ordentliche Wasserstandsmarke. Mit Lily Rogers, die Farfisa und Synthesizer bediente, war auch ein neues Gesicht an Bord, das sich nahtlos in den Sound der Gruppe einfügte. Wirklich beeindruckend war das blinde Verständnis der durch hunderte von Konzerten perfekt eingespielten Musiker untereinander. Die Gitarristen und Bandköpfe Mike Brandon und L.A. Solano, die schon seit gemeinsamen Highschool-Tagen zusammen musizieren, spielten sich immer wieder die Bälle zu und verwoben ihre Instrumente zu einer glänzenden Einheit. Dabei war es faszinierend, welche psychedelischen, teilweise gespenstischen Effekte Solano seiner Vox Phantom regelmäßig entlockte (z.B. bei Someone Else Is In Control, Goin‘ Down, What Happens When You Turn The Devil Down). Die erste Hälfte des Sets war vor allem durch Stücke des selbstbetitelten Debüts geprägt, die allesamt sehr originalgetreu wiedergegeben und perfekt ineinander übergeleitet wurden. Höhepunkt reihte sich an Höhepunkt und spätestens beim punkigen Melt hatte sich das Lux endgültig in ein Piranhabecken verwandelt. Mitten drin regelmäßig Mike Brandon, der seinen immerwährenden Hüpf- und Bewegungsdrang von der für ihn zu kleinen Bühne nicht einschränken ließ und so kurzerhand wieder und wieder ins Publikum sprang und mit dem Hals seiner auf die Brust geschnallten ES-335 durch das Publikum rasierte. Gefährlicher Rock n‘ Roll pur. Doch im weiteren Verlauf kamen auch die ruhigen Momente zum Tragen, und auch die überzeugten voll: Bei Watching The News Gives Me The Blues und It’s Allright ging der Fuß vom Gaspedal, und es wurde live noch mehr als auf Platte ersichtlich, wie sehr Brandon zwischenzeitlich auch als Sänger gereift war und wie viel Konzentration und „Soul“ er insbesondere in diese beiden Stücke legte. Mit Thick Skin folgte dann noch ein Highlight, bei dem es sich der keinen Audienz zum Trotz ein Mädel sogar nicht nehmen ließ, noch ausgiebiges Crowdsurfing zu betreiben. Nach gut 60 Minuten und einem Dead Moon-Cover als Zugabe war dann Schluss. Band und Publikum waren klatschnass und glücklich.
Anschließend waren die Musiker – mit Ausnahme von Drummer Zach Butler, der auf wundersame Weise bereits kurz nach dem Auftritt nur noch eingeschränkt ansprechbar war – noch lange mit den Gästen im Gespräch. Mike Brandon, enthusiastisch und freundlich wie immer, bedankte sich artig für eine „small but absolutely crazy crowd“. Mit Luiz (L.A.) Solano und seinem Bruder Teddy, der sich für den Merch-Stand verantwortlich zeigte, sprachen wir noch lange über das Leben auf Tour und erfuhren, dass die Jungs sehr gerne vor deutschem Publikum spielen und dieses neben dem französischen von ihnen als das dankbarste wahrgenommen wird, auch wenn in anderen Ländern die Hallen oftmals voller seien. Generell sei die Heimat in den USA viel schwerer zu bespielen. Auch die Ochsentour auf der Straße war dabei ein interessantes Thema, denn immerhin spielt die Band in exakt zwei Kalendermonaten satte 49 Shows in Europa und auf der Insel.
Es war ein absolut begeisternder Abend. Und mein Kumpel, für den dieses Konzert den Erstkontakt mit The Mystery Lights bedeutete, war so angetan, dass er sich kurzerhand mit den Vinylpressungen der beiden Studioalben eindeckte. Wenige Tage später musste ich erfahren, dass Mikko den Kampf gegen den Krebs verloren hatte. Eigentlich wollte ich ihm am Wochenende noch ein paar Eindrücke des Konzertes zukommen lassen. Dazu kam es nicht mehr. Ohne Mikko wäre mir diese wunderbare Band heute mit hoher Wahrscheinlichkeit gänzlich unbekannt. Seine musikalischen Tipps und sein ansteckender Enthusiasmus werden mir fehlen. Das am beschriebenen Abend erworbene signierte Tourplakat befindet sich zurzeit zwecks Rahmung bei meinem Galleristen und wird in meinem Arbeits- und Musikzimmer einen Ehrenplatz erhalten – auch in Gedenken an Mike Korbik. Mach‘s gut, lieber Mike. Du fehlst…
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"Really good music isn't just to be heard, you know. It's almost like a hallucination." (Iggy Pop)Saba Lou – Novum Ovum (2019)
Saba Lou Khan wurde im Jahr 2000 als Tochter der lebenden Garage-R&B-Legende King Khan geboren und wuchs in Berlin-Neukölln auf. Bereits ab einem zarten Alter von sechs Jahren nahm sie zusammen mit ihrem Vater regelmäßig dessen Studio in Beschlag, wobei die Ergebnisse sogar teilweise als Singleveröffentlichungen in die Öffentlichkeit gelangten. Heute ist Saba Lou 19 Jahre alt und veröffentlichte vor wenigen Tagen ihre zweite Langspielplatte. Während das jugendlich-verträumte Debüt Planet Enigma von 2017 noch ein nahezu reines Singer-Songwriter-Album mit psychedelischen Einflüssen im LoFi-Gewand darstellte, suchte Saba Lou für Novum Ovum das Studio hingegen mit einer kompletten Band auf. Das war nicht selbstverständlich, denn ursprünglich sollten auch die neuen Songs nur rudimentär auf der Gitarre begleitet ihren Weg auf die Bänder finden. Diese Idee wurde kurzfristig verworfen und den Stücken ein neues Arrangement verpasst.
Und was da nun final aus den Rillen erklingt, weckte erste Assoziationen mit Holly Golightly und Nick Waterhouse, versehen mit einer Prise Detroit Cobras. Genauer hingehört sind diese Vergleiche jedoch nicht zielführend. In erster Linie liegt hier eine wunderbare Pop-Platte vor, die ihre Kraft aus einer psychedelisch abgeschmeckten Melange aus Garage, Soul und R&B zieht, dabei aber auch nicht vor Reggae- oder Jazzeinschlägen zurückschreckt. Hervorzuheben sind dabei die akzentuierte und facettenreiche Gitarrenarbeit von Oska Wald sowie die tragenden Bassläufe, die jedoch nicht von einem Viersaiter stammen, sondern eher untypisch als Synth-Bass via Keyboard erzeugt wurden. Über allem thront Saba Lous Stimme, die vom glasklaren Soul bis hin zu griffigen Ausbrüchen ein erstaunlich breites Spektrum abdeckt. Sie singt von Liebe, Hoffnung und Romantik, von Selbstzweifeln, kontrastiert Glamour und Dreck oder versetzt sich in die Rolle einer trächtigen Walkuh hinein. Der Titeltrack wurde inspiriert durch einen schmerzhaften Eispung, der die Künsterlerin während eines Konzertes auf der Bühne ereilte.
Anspieltipps zu nennen fällt an dieser Stelle schwer, da Novum Ovum einerseits sehr in sich geschlossen und andererseits stilistisch doch so breit gefächert ausfällt. Nahezu alle Tracks wollen gehört werden, sei es der zurückgelehnte Opener Primrose Diner, das dynamisch zwischen Garage und Soul pendelnde Penny Roll, das mit Surfeinflüssen gespickte Violet, das jazzig-bluesige Cherie Sherabou oder das mit Walgesängen ausklingende Humpback In Time. Mein persönliches Highlight wäre jedoch, müsste ich mich festlegen, das psychedelisch-verträumt treibende Silver Pill.
Und so dreht sich gerade eine Platte auf dem Teller, die mir völlig unverhofft per Zufall in die Hände fiel und während der vergangenen Tage daheim auf Dauerrotation gespielt enorm viel Freude bereitete. Ein Album mit tollen Songs und stimmigen Arrangements, eingespielt von guten Musikern und einer jungen passionierten Sängerin. Ziemlich großartiger Stoff, der da so herrlich unprätentiös in Szene gesetzt wurde.
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"Really good music isn't just to be heard, you know. It's almost like a hallucination." (Iggy Pop)Klasse Rezis und wunderbare Tipps. Danke. Mit Sara Lou werde ich mich beschäftigen. Holly Golightly und Detroit Cobras als genannte Referenzen machen schon einmal neugierig.
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you can't win them allFreut mich zu lesen – vielen Dank, @snowball-jackson! Bin gespannt auf Deine Eindrücke zu Novum Ovum.
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"Really good music isn't just to be heard, you know. It's almost like a hallucination." (Iggy Pop)
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Die Referenzen lassen aufhorchen, aber diese und deine Begeisterung für Saba Lou – Novum Ovum wirken auf mich ansprechender als das Album selbst. Da gibt es zwar nichts zu motzen, nur berühren will mich da auch nichts.
King Khan & His Shrines waren Live ein intensives Erlebnis, aber auf Tonträgern wie Three Hairs And You’re Mine blieb davon nicht viel übrig. Mich würde interessieren, ob sich dies im Laufe der Jahre verändert hat, denn seine späteren Platten kenne ich kaum bis garnicht.
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@catch
Es freut mich, dass Du Dich mit dem Album beschäftigt und ihm eine Chance gegeben hast. Gleichzeitig bedauere ich, dass nicht mehr als ein – ich nenne es mal – „netter Eindruck“ hängengeblieben ist. Mich hat Novum Ovum wirklich im positiven Sinne angefasst und ich höre es immer noch regelmäßig mit großer Freude. Ich kann mir aber schon vorstellen, dass der unprätentiöse Charakter des Albums, den ich so überaus sympathisch, stimmig und überzeugend finde, anderswo vielleicht ein Gefühl von Beliebigkeit (?) hervorruft. Generell stelle zuletzt immer häufiger fest, dass Musik, für die ich mich zu begeistern vermag, anderweitig nur ein Achselzucken hervorruft. Einerseits ist das schade, andererseits machen ja gerade die persönlichen Nischen und Schätze den Reiz der Musik aus. Novum Ovum ist jedenfalls völlig unverhofft von jetzt auf gleich zu einem meiner absoluten Jahreshighlights geworden – keine Neuerscheinung des subjektiv als gut empfundenen Musikjahres 2019 lief hier häufiger.
Zum Papa, King Khan: Auch ich kenne ihn kaum im Albenkontext, sondern vornehmlich über eine ziemlich gute, mittlerweile vergriffene Best Of und darüber hinausgehende Einzeltracks. Das jüngere Werk kenne ich gar nicht. King Khan war für mich in erster Linie immer ein Live-Inferno obersten Kalibers. Als ich ihn und die Shrines im Oktober in Hannover sah, war das jedoch recht ernüchternd: Der King schiebt mittlerweile eine ziemlich große Trommel vor sich her und die Show hat nicht mehr er, sondern seine Band geliefert. Kein Vergleich zu früheren Auftritten, auch wenn man „schlecht“ freilich immer noch anders definiert. Aber der alte Zauber und die frühere Energie waren zumindest an jenem Abend weg.
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"Really good music isn't just to be heard, you know. It's almost like a hallucination." (Iggy Pop)
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
gipetto@catch
King Khan war für mich in erster Linie immer ein Live-Inferno obersten Kalibers. Als ich ihn und die Shrines im Oktober in Hannover sah, war das jedoch recht ernüchternd: Der King schiebt mittlerweile eine ziemlich große Trommel vor sich her und die Show hat nicht mehr er, sondern seine Band geliefert. Kein Vergleich zu früheren Auftritten, auch wenn man „schlecht“ freilich immer noch anders definiert. Aber der alte Zauber und die frühere Energie waren zumindest an jenem Abend weg.Hier King Khan feat. Ian Svenonius, another Berserker dessen damalige „Make Up“ Konzerte waren ebenfalls hochenergetisch, auch Svenonius wird sich mittlerweile abgekühlt haben.
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Liam Gallagher – 04.06.2022, Knebworth (2nd day)
Es war Anfang Oktober 2021, als mein Studienkumpel Manni, seines Zeichens Hardcore-Oasis-Fan, eines Abends völlig aus dem Häuschen anrief. Liam Gallagher sei nun kompett übergeschnappt und wolle 25 Jahre nach dem großen Triumph seiner alten Band nun solo die große Wiese in Knebworth wieder voll machen. Ob wir über Pfingsten nicht rüberfliegen wollten… Zunächst verspürte ich keine große Lust, aber zehn Minuten nachdem wir aufgelegt hatten, packte es mich dann: a) So jung kommen wir nicht mehr zusammen. b) Coronabedingt lag an der Konzertfront nun über zwei Jahre hinweg alles brach. c) Irgendwann ist man tot und ärgert sich. Also nahm ich postwendend den Hörer in die Hand und rief zurück: „Ordere die Tickets, ich bin dabei! Das wird der Oberhammer!“ Zusammen mit einem weiteren gemeinsamen Freund aus dem Studium machten wir in den kommenden Tagen Tickets, Flug und Hotel klar. Und wie sich später herausstellte, sollten genau an diesem Wochenende auch die Feierlichkeiten zum 70jährigen Dienstjubiläum der Queen in London steigen.
Also brach ich acht Monate später am Donnerstag vor Pfingsten nach Berlin auf, um dort meine Kumpels zu treffen. Am Freitagmorgen flogen somit ein Jurist, ein Sozialwissenschaftler und ein Bauer gemeinsam vom „neuen“ BER (eine flughafengewordene Peinlichkeit) gen Stansted Airport. Nachdem wir uns nach unserer Ankunft in London abends in Kensington noch ein paar Pints zu Fish & Chips einverleibt hatten, ging es am Samstagmorgen um 10 Uhr dann von der O2-Arena aus per Coach zum Knebworth Park. Um meine gegenwärtige Schreibfaulheit nicht torpedieren zu müssen, werde ich im Folgenden einfach ein paar bildliche Impressionen sprechen lassen:
Das Programm. Wir sollten dem zweiten Tag beiwohnen. Zwar wurde für Samstag der erste Termin angesetzt, doch nachdem dieser innerhalb kürzester Zeit ausverkauft war, wurde ein zweiter Gig am Vortag anberaumt.
Eine gute Stunde Fahrt gen Norden per Shuttle führte uns nach Knebworth.
Gegen 11:30 Uhr hatten wir das Gelände im Nieselregen erreicht. Ein langer Tag stand bevor, und die Wetterprognose bereitete zunächst große Sorgen…
Der Dreh- und Angelpunkt des Tagesgeschehens.
Der Himmel klarte auf, es sollte für den Rest des Tages trocken und sonnig bleiben!
Das Gelände füllte sich langsam aber sicher.
Wochenend und Sonnenschein…
Spätestens als Kasabian die Bühne enterten, waren die Massen aus dem Häuschen…
… währenddessen Mr. Gallagher jr. standesgemäß per Heli eingeflogen wurde.
Die Stimmung wurde immer ausgelassener…
…und es dämmerte.
Um 21 Uhr enterte Liam die Bühne. Und er war absolut fantastisch bei Stimme.
Champagne Supernova stellte nach knapp zwei Stunden Spielzeit das große Finale dar. Wie bereits 1996 lobte Gallagher völlig überraschend abermals John Squire auf die Bühne, der das Stück mit seinem so typisch malerischen Stil veredelte – und zwar deutlich songdienlicher als vor 25 Jahren. Die Kirsche auf der Sahnetorte!
Das Feuerwerk zum Finale durfte natürlich nicht fehlen.
Mitstreiter und Initiator Manni hatte sich vor dem Set von Kasabian in Reihe 2 abgesetzt, um das Treiben aus nächster Nähe bewundern zu können.
Die großartige Setlist (identisch zum Konzert im Manchester), die nahezu keine Wünsche offen ließ.
Wir durften einen grandiosen Tag im Knebworth Park verleben. 100.000 Besucher waren auf dem Gelände, die Stimmung war ausgelassen und absolut friedlich. Über den gesamten Tag erlebten wir keinerlei aggressives Verhalten. Vielmehr konnten wir viele aufgeschlossene Gespräche führen, und die Engländer freuten sich über die „crazy Germans“, die extra für ihren Volkshelden den weiten Weg auf sich genommen hatten. Auch lernten wir Steve, seine bezaubernde Frau und ihre drei Kinder kennen und verbrachten einige Zeit miteinander. Steve hatte Oasis 1996 vor Ort gesehen und war unfassbar stolz, nun mit seinen Kindern an gleicher Stelle stehen und ihnen „national history“ zeigen zu können. Die Bars waren wohl bereits um 20 Uhr leergesoffen. Das hat aber niemanden mehr interessiert, denn ab Kasabian rückte ohnehin die Musik in den Vordergrund und kaum ein Besucher mochte noch seinen Platz verlassen. Und wer bis dahin noch nicht genug hatte, war ohnehin selber schuld. Ich verneige mich vor einer grandiosen Veranstaltung. Und wenn 100.000 Engländer die alten Oasis-Klassiker wie aus einer Kehle singen, sind das Momente, die man so schnell nicht vergessen wird.
Am folgenden Tag ließen wir uns bei unerwartet trockenem Wetter noch durch London von Pub zu Pub treiben, genossen den durch die Festivitäten bedingt autofreien Kern der City und beäugten die Feierlichkeiten zum Queen’s Jubilee, während derer uns die vorbeifahrende Princess Anne aus dem Auto zuwunk. Am Montag ging es dann zurück in die Heimat. Ich bin tief dankbar für ein fantastisches Wochenende mit fantastischen Freunden und fantastischer Musik in einer fantastischen Stadt. Gut, dass wir die richtige Entscheidung getroffen und die Reise auf uns genommen haben…
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"Really good music isn't just to be heard, you know. It's almost like a hallucination." (Iggy Pop)Wow, klingt mega. Toller Bericht! Hatte ich gar nichts von mitbekommen. Ist ja irre, dass er das solo nochmal hinbekommen hat. 😲
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Danke für den sehr schönen Bericht, gipetto!
Großer Respekt mit welcher Vehemenz und Unbeirrbarkeit Liam seit Jahren seine Karriere bestreitet.--
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