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gipetto
Funk 'n' Punk

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Liam Gallagher – 04.06.2022, Knebworth (2nd day)

Es war Anfang Oktober 2021, als mein Studienkumpel Manni, seines Zeichens Hardcore-Oasis-Fan, eines Abends völlig aus dem Häuschen anrief. Liam Gallagher sei nun kompett übergeschnappt und wolle 25 Jahre nach dem großen Triumph seiner alten Band nun solo die große Wiese in Knebworth wieder voll machen. Ob wir über Pfingsten nicht rüberfliegen wollten… Zunächst verspürte ich keine große Lust, aber zehn Minuten nachdem wir aufgelegt hatten, packte es mich dann: a) So jung kommen wir nicht mehr zusammen. b) Coronabedingt lag an der Konzertfront nun über zwei Jahre hinweg alles brach. c) Irgendwann ist man tot und ärgert sich. Also nahm ich postwendend den Hörer in die Hand und rief zurück: „Ordere die Tickets, ich bin dabei! Das wird der Oberhammer!“ Zusammen mit einem weiteren gemeinsamen Freund aus dem Studium machten wir in den kommenden Tagen Tickets, Flug und Hotel klar. Und wie sich später herausstellte, sollten genau an diesem Wochenende auch die Feierlichkeiten zum 70jährigen Dienstjubiläum der Queen in London steigen.

Also brach ich acht Monate später am Donnerstag vor Pfingsten nach Berlin auf, um dort meine Kumpels zu treffen. Am Freitagmorgen flogen somit ein Jurist, ein Sozialwissenschaftler und ein Bauer gemeinsam vom „neuen“ BER (eine flughafengewordene Peinlichkeit) gen Stansted Airport. Nachdem wir uns nach unserer Ankunft in London abends in Kensington noch ein paar Pints zu Fish & Chips einverleibt hatten, ging es am Samstagmorgen um 10 Uhr dann von der O2-Arena aus per Coach zum Knebworth Park. Um meine gegenwärtige Schreibfaulheit nicht torpedieren zu müssen, werde ich im Folgenden einfach ein paar bildliche Impressionen sprechen lassen:

 

Das Programm. Wir sollten dem zweiten Tag beiwohnen. Zwar wurde für Samstag der erste Termin angesetzt, doch nachdem dieser innerhalb kürzester Zeit ausverkauft war, wurde ein zweiter Gig am Vortag anberaumt.

 

Eine gute Stunde Fahrt gen Norden per Shuttle führte uns nach Knebworth.

 

Gegen 11:30 Uhr hatten wir das Gelände im Nieselregen erreicht. Ein langer Tag stand bevor, und die Wetterprognose bereitete zunächst große Sorgen…

 

Der Dreh- und Angelpunkt des Tagesgeschehens.

 

Der Himmel klarte auf, es sollte für den Rest des Tages trocken und sonnig bleiben!

 

Das Gelände füllte sich langsam aber sicher.

 

Wochenend und Sonnenschein…

 

Spätestens als Kasabian die Bühne enterten, waren die Massen aus dem Häuschen…

 

… währenddessen Mr. Gallagher jr. standesgemäß per Heli eingeflogen wurde.

 

Die Stimmung wurde immer ausgelassener…

 

…und es dämmerte.

 

Um 21 Uhr enterte Liam die Bühne. Und er war absolut fantastisch bei Stimme.

 

Champagne Supernova stellte nach knapp zwei Stunden Spielzeit das große Finale dar. Wie bereits 1996 lobte Gallagher völlig überraschend abermals John Squire auf die Bühne, der das Stück mit seinem so typisch malerischen Stil veredelte – und zwar deutlich songdienlicher als vor 25 Jahren. Die Kirsche auf der Sahnetorte!

 

Das Feuerwerk zum Finale durfte natürlich nicht fehlen.

 

Mitstreiter und Initiator Manni hatte sich vor dem Set von Kasabian in Reihe 2 abgesetzt, um das Treiben aus nächster Nähe bewundern zu können.

 

Die großartige Setlist (identisch zum Konzert im Manchester), die nahezu keine Wünsche offen ließ.

 

Wir durften einen grandiosen Tag im Knebworth Park verleben. 100.000 Besucher waren auf dem Gelände, die Stimmung war ausgelassen und absolut friedlich. Über den gesamten Tag erlebten wir keinerlei aggressives Verhalten. Vielmehr konnten wir viele aufgeschlossene Gespräche führen, und die Engländer freuten sich über die „crazy Germans“, die extra für ihren Volkshelden den weiten Weg auf sich genommen hatten. Auch lernten wir Steve, seine bezaubernde Frau und ihre drei Kinder kennen und verbrachten einige Zeit miteinander. Steve hatte Oasis 1996 vor Ort gesehen und war unfassbar stolz, nun mit seinen Kindern an gleicher Stelle stehen und ihnen „national history“ zeigen zu können. Die Bars waren wohl bereits um 20 Uhr leergesoffen. Das hat aber niemanden mehr interessiert, denn ab Kasabian rückte ohnehin die Musik in den Vordergrund und kaum ein Besucher mochte noch seinen Platz verlassen. Und wer bis dahin noch nicht genug hatte, war ohnehin selber schuld. Ich verneige mich vor einer grandiosen Veranstaltung. Und wenn 100.000 Engländer die alten Oasis-Klassiker wie aus einer Kehle singen, sind das Momente, die man so schnell nicht vergessen wird.

Am folgenden Tag ließen wir uns bei unerwartet trockenem Wetter noch durch London von Pub zu Pub treiben, genossen den durch die Festivitäten bedingt autofreien Kern der City und beäugten die Feierlichkeiten zum Queen’s Jubilee, während derer uns die vorbeifahrende Princess Anne aus dem Auto zuwunk. Am Montag ging es dann zurück in die Heimat. Ich bin tief dankbar für ein fantastisches Wochenende mit fantastischen Freunden und fantastischer Musik in einer fantastischen Stadt. Gut, dass wir die richtige Entscheidung getroffen und die Reise auf uns genommen haben…

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"Really good music isn't just to be heard, you know. It's almost like a hallucination." (Iggy Pop)