Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

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    latho
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    gypsy-tail-wind[…]
    Hadaka no shima (The Naked Island) (JP 1960), dem zweiten Film von Kaneto Shindo in der kleinen Yoshimura-Reihe. Ein Film, der fast komplett ohne Dialog auskommt … es gibt mal etwas Kindergesang oder. Wieder Cinemascope in s/w, dieses Mal aber als DCP. Grandiose Aufnahmen (Kamera: Kiyomi Kuroda) des kargen, repetitiven Lebens einer Familie auf einer felsigen kleinen Insel ohne Süsswasser. Die Musik natürlich auch zentral bei so einem Film, ein klein wenig schwülstige Kino-„Klassik“, aber in ihrer endlosen Repetition brennt sie sich so sehr ein wie die Bilder.

    Großartiger Film, na klar!

    --

    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
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    #12537207  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Unbedingt!

    Der dritte Shindo, der noch ansteht, ist „Kuroneko“.

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #166: First Visit: Live-Dokumente aus dem Archiv von ezz-thetics/Hat Hut Records - 14.10., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #12537951  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Heute Morgen im Kino: In die Sonne schauen (Mascha Schilinski, DE 2025) – sehr beeindruckend!

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    #12538237  | PERMALINK

    pfingstluemmel
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    Dèmoni 6: De Profundis (Regie: Luigi Cozzi – Italien, 1989) 7/10
    Ali (Regie: Michael Mann – USA, 2001) 6/10
    Good Time (Regie: Josh Safdie/Benny Safdie – USA, 2017) 8/10

    Luigi Cozzi, Kollege von Dario Argento, dreht den besseren dritten Teil der 3-Mütter-Trilogie. Bunter, durchgeknallter, humorvoller. Im Original angeblich nach einer Geschichte von Edgar Allan Poe (deren Plot an keiner Stelle auftaucht, abgesehen von wenigen Shots einer schwarzen Katze), später auch als Teil der Dèmoni-Reihe vermarktet. Zuerst Suspiria schauen, danach Inferno, schließlich diesen hier und La terza madre einfach vergessen.

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    #12538283  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Heute Nachmittag im Kino: Sirāt (Óliver Laxe, ES/FR 2025) – schon gestern hin- und herüberlegt, welchen der beiden Filme, die in Cannes den Jury-Preis kriegten, ich gucken gehen sollte … heute ist in Zürich Feiertag, drum gingen auch gleich beide. Ich hab keine Ahnung, was ich mit dem Film anfangen soll … er fuhr extrem ein, gefiel auch irgendwie – aber ich glaube trotzdem nicht, dass ich ihn gut finde.

    Passend dazu hab ich heute Morgen Tickets für ein paar Filme beim Zurich Film Festival (meh, kein so spannendes Programm, und die Preise sind echt krass, 39 nach 18 Uhr bzw. immer am Wochenende) gekauft, darunter für „Nouvelle Vague“ von Linklater, „Seeds“ von Brittany Shyne, zwei aktuelle Filme aus Taiwan, den neuen Film über einen Parlamentarier und Aktivisten, der mit Cerebralparese geboren wurde … dauert noch zwei Wochen bis zu meiner ersten Vorstellung dort, in der Zwischenzeit hoffe ich, noch das eine oder andere von Sarah Maldoror zu sehen.

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    #12538723  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Gestern im Kino drei Kurzfilme von Sarah Maldoror, die als Trilogie rebelle präsentiert wurden:

    Et les chiens se taisaient (Sarah Maldoror, Bernard Favre, Vincent Blanchet, FR 1978, 12′)
    La route de l’esclave: Regards de mémoire (Sarah Maldoror, FR/MQ/HT 2003, 24′)
    Aimé Césaire – Un homme, une terre (Sarah Maldoror, MQ/FR 1976, 57′)

    Im längsten dritten Film erzählt der Poet und Politiker Aimé Césaire über seine Heimat Haiti und seine Beziehung zur Lyrik des Landes, dazwischen gibt es Auszüge aus seinem Stück „La tragédie du roi Christophe“, vermutlich von einer von der Bühne nach draussen geholten Aufführung – es geht natürlich um die Unabhängigkeit, den ersten Schwarzen Staat der Moderne. Der erste, kürzeste Film, ist eine Adaption eines Stückes von Césaire, das im Depot des Musée de l’Homme in Paris inszeniert wird – u.a. mit Maldoror, die sonst in den Gesprächen zwar hie und da zu sehen, zu hören ist oder angesprochen wird, aber am Rand bleibt. Im mittleren Stück spricht Édouard Glissant, spannt einen transatlantischen Bogen von einem Fort im frz. Jura, in dem Toussaint Louverture (der Revolutionär aus Haiti) gefangen war, zum Sklavenhaus auf La Gorée.

    Sehr faszinierend das alles, ohne dass ich im Detail allem folgen konnte, was Césaire anspricht und was Maldoror reinpackt (u.a. auch Bilder vom Staatsbesuch von Senghor, der als erster Präsident eines afrikanischen Landes nach Martinique reiste – davon gab’s 2023 in Bologna schon ein Newsreel, Teil des 17minütigen Dokfilms „Voyage aux Antilles du présidnet Senghor“ von Georges Caristan, SN 1976) … ich hätte gerne ein wenig mehr Infos dazu gekriegt, einen Vortrag, einen Text, was weiss ich, aber die Filme setzen sich allmählich quasi kaleidoskopisch zusammen. Heute Abend gibt es noch drei über Césaire, zu denen ich auch noch gehen will.

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    #12538849  | PERMALINK

    pfingstluemmel
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    California Dreamin‘ [nesfârșit] (Regie: Cristian Nemescu – Rumänien, 2007) 7/10
    Tschernowik (Regie: Sergei Mokrizki – Russland, 2018) 6,5/10

    Während der Post-Produktion von California Dreamin‘ (nesfârșit) starb Regisseur Cristian Nemescu bei einem Autounfall, die vorliegende Fassung des Films erweist sich also als (weit fortgeschrittener) Rohschnitt, inklusive eines vollständigen Finales.
    Besonders gut gefiel mir die kleine Geschichte um eine Fliegerbombe während des Zweiten Weltkriegs, da sie äußerst reizvoll gestaltet und fotografiert wurde – und dank des Humors einen leicht surrealistischen Ton aufweist, der dem realistischen Rest der Produktion abgeht. Der Blindgänger spielt im späteren Verlauf noch eine Rolle, wenn die Posse um einen NATO-Zug, der kriegswichtige Kommunikationstechnik nach Jugoslawien bringen soll, sich an einem starrköpfigen Bahnhofswärter und der geschäftstüchtigen Bevölkerung eines kleinen rumänischen Dorfs entzündet. Humorvoll, manchmal etwas klischeebehaftet, nichtsdestotrotz sehenswert.

    Das reiche Erbe des sowjetischen Films kann in den aktuellen Produktionen des russischen Kinos nur noch als leises Echo vernommen werden. In einem der besseren Filme nach einer Vorlage des Autors Sergei Wassiljewitsch Lukjanenko, vor allem bekannt für seine Wächter-Romane (und deren Leinwandadaptionen wie z.B. Wächter der Nacht), erhascht man hin und wieder eine Anspielung auf vergangene Großtaten, muss sich jedoch auch mit antisowjetischen Ressentiments herumschlagen, welche die wenig komplexe Sicht westlicher Propaganda auf die UdSSR verinnerlicht haben.
    Die in Tschernowik gezeichnete, angeblich positive Welt stellt sich als Discount-Abklatsch westlicher Lebensweisen dar. Immer ein wenig off, immer ein wenig naiv. Mögen mitteleuropäische Zuschauer dies als reizvoll empfinden, langweilt sich das russische Publikum höchstwahrscheinlich auf hohem Niveau.
    Besonders deutlich tritt dies auf dem Soundtrack zutage, welcher aufgewärmten Pop-Rap und Pop-Rock in russischer Sprache bietet, wie er im Westen schon in den 90ern ein Graus war.
    Es leuchtete mir nicht ein, warum Drohnen und Raketen einen way of life in Bevölkerungen bomben sollen, der sich durch nichts von seinem westlichen Gegenpart unterscheidet, der allenfalls durch leichte Schäbigkeit auffällt.
    Im Felde mag Russland noch nicht besiegt sein, der Kulturimperialismus des Westens (sprich: der USA, that is: Hollywood) planiert sich jedoch völlig widerstandslos den Weg und zementiert seine Alleinherrschaft. Keine Fliegerbombe wird dieser Populärkultur etwas anhaben können. (Ironischerweise fürchtet man sich im Film dann auch ein wenig vor einem chinesisch grundierten Russland…)
    Abgesehen von diesen Einwänden bietet Tschernowik kompetente und unterhaltende Sci-Fi-Action, aufgewertet durch ein paar wenige hübsch gestaltete Szenen und plumpe, aber wirkungsvolle (Matrjoschka-Kampfroboter) Einfälle.

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    #12538943  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Léon G. Damas (Sarah Maldoror, FR 1994, 26′)
    Aimé Césaire – Le masque des mots (Sarah Maldoror, MQ/USA 1987, 47′)
    Louis Aragon – Un masque à Paris (Sarah Maldoror, FR 1978, 19′)

    Gestern im Kino noch drei Dokumentarfilme von Sarah Maldoror … drei Dichter dieses Mal, wobei Césaire und Senghor auch im Film über Damas zu Wort kommen und Senghor natürlich im längsten über Césaire auch wieder. Zum Abschluss eine kurze Arbeit fürs frz. Fernsehen mit dem alten Surrealisten Aragon, der mit einer orangen Plasticmaske einen Text des Dichters Jean Ristat vorliest (der auch kurz zu sehen ist).

    Ich muss mal was von Damas suchen, das klingt nach sehr faszinierenden Texten (Wolof müsste man können!)

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    #12540893  | PERMALINK

    pfingstluemmel
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    Nella stretta morsa del ragno [Versione cinematografica americana] (Regie: Antonio Margheriti – Italien/Frankreich/BRD, 1971) 7/10
    Drive Thru (Regie: Shane Kuhn/Brendan Cowles – USA, 2007) 5,5/10
    The Monkey (Regie: Osgood Perkins – USA, 2025) 7,5/10
    In Search of Darkness, Part II (Regie: David A. Weiner – USA, 2020) 7/10
    Aengkeo (Regie: Jung Ji-yeon – Südkorea, 2022) 6,5/10
    The Reaping (Regie: Stephen Hopkins – USA, 2007) 5,5/10

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    #12541139  | PERMALINK

    friedrich

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    Sommer vorm Balkon (Andreas Dresen, 2005)

    Ich hatte Sommer vorm Balkon damals nicht im Kino gesehen – obwohl ich nur ein paar 100 Meter vom Schauplatz dieses Films wohne, schon -zig mal an diesem Balkon vorbeigegangen bin und oft schräg gegenüber im Café gesessen habe. Ich hatte immer die Vorstellung, das ist so eine romantische Komödie mit etwas Prenzlauer Berger Lokalkolorit, nett aber auch harmlos. Und der Film hat auch was Komisches und auch Lokalkolorit, aber er hat eben auch noch viel mehr und was ganz anderes.

    Aus der Perspektive zweier Single-Frauen Mitte/Ende 30 im unteren Drittel des sozialen Spektrums erzählt, die sich mehr schlecht als recht durchs Leben schlagen und auf der Suche nach dem kleinen Glück sind – oder auch nur nach festem Boden unter den Füßen. Ganz nah an den Menschen dran, immer mit Empathie, manchmal fast schon intim. Das ist berührend, manchmal komisch und manchmal auch fast zum Fremdschämen. Wenn eine der beiden sich nach einer versuchten Vergewaltigung aus Verzweiflung bis zur Besinnungslosigkeit betrinkt und in die Psychiatrie eingeliefert wird, auch schmerzhaft. Teils mit Laiendarstellern besetzt (die Ärztin in der Notaufnahme ist sicher auch im wirklichen Leben Ärztin), an Originalschauplätzen gedreht (ich erkenne auch eine Plattenbausiedlung hier um die Ecke), dadurch wirkt das alles sehr authentisch, fast dokumentarisch.

    Man leidet mit den beiden absolut glaubwürdig gespielten Protagonistinnen, und selbst der eigentlich unsympathische LKW-Fahrer Ronald, mit dem sie was anfangen wollen, kommt einem am Ende wie ein armes Schwein vor, das unfähig zu einer Beziehung ist.

    Aber Sommer vorm Balkon ist auch komisch, nicht durch irgendwelche Gags, sondern durch die Situationskomik, wie sie im Alltag tatsächlich vorkommt. Berliner Schnauze inklusive. Toller Film!

    Nachtgestalten (Andreas Dresen, 1999)

    Nachtgestalten hatte ich damals sogar im Kino gesehen. Nachdem ich Sommer vorm Balkon geströmt hatte, habe ich mir gestern Nachtgestalten nochmal angesehen.

    Eine Nacht in Berlin, 3 ungleiche Paare, die irgendwie diese Nacht überstehen wollen oder müssen. Michael Gwisdek als kleiner Angestellter „Peschke“ („Assistent der Geschäftsführung“ oder so was), der einen verlorengegangen afrikanischen Jungen aufgabelt, ein Bauer aus Brandenburg, der in der großen Stadt was erleben will und ausgerechnet an eine drogenabhängige jugendliche Stricherin gerät und ein Obdachlosenpäärchen, dem ein 100 Mark-Schein in die Hände fällt und das eine Nacht im Hotel verbringen will – was gar nicht so einfach ist. Kleine Leute und noch kleinere Leute, die sich irgendwie mit Ach und Krach durchs Leben hangeln, zugespitz und verdichtet in einer einzigen Nacht. Pleiten, Pech und Pannen, aber am Ende geht es doch immer wieder irgendwie weiter.

    Auch hier sitzen Andreas Dresen und sein großartiger Kameramann Andreas Höfer den Figuren förmlich unterm Hemd. Man mag Peschke für einen biederen Spießer halten, den Bauern Jochen für ein naives Landei und die Obdachlose Hanna für eine unerträgliche hysterische Nervensäge. Aber irgendwie kann man sich in alle diese Figuren hineinfühlen und respektiert sie als Menschen mit all ihren Macken, die sie eben so haben. Großartiges Schauspielerensemble, das sich hier fast nackt macht – teils sogar buchstäblich. Ähnlich wie Sommer vorm Balkon tragisch und komisch zugleich, manchmal auch schwer zu ertragen und vor allem sehr menschlich. Auch ein toller Film!

    --

    “There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.”                                                                                                                                          (From the movie Sinners by Ryan Coogler)
    #12541451  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Montagabend war ich noch bei der letzten Vorstellung mit Filmen von Sarah Maldoror (hab nur die Karneval-Trilogie ausgelassen, die ich letztes Jahr schon sah):

    L’hôpital de Leningrad (FR 1982)
    Vlady – Peintre (FR/MX 1989)

    Den kurzen Film über den Maler Vladimir Victorovich Kibalchich „Vlady“ Rusakov (1920-2005), einen mexikanischen Maler, der in einer in eine Bibliothek umgewandelte Kirche 2000 Quadratmeter Fresken gemalt hat, gab es als Vorfilm (ein paar Fotos hier). Launige Diskussionen über Stalinisten, Trotzkisten usw. – und über seinen Vater, den Schriftsteller Victor Serge (1890-1947), dessen letzte Jahre und Tod im Exil in Mexiko. Von Serge stammte dann die Vorlage für den knapp einstündigen (es gibt zu beiden Filmen divergierende Zeitangaben, 17 vs. 24 Minuten bzw. 52 vs. 58 vs. 59 Minuten – so lang, wie die Vorstellung dauerte, stimmen eher die längeren, angekündigt waren jedoch in beiden Fällen die kürzeren) folgenden TV-Film. Heute würde man hier vielleicht von „Autofiktion“ sprechen: ein Autor (Rüdiger Vogler als Viktor Lvovich Kibalchich, wie Serge eigentlich hiess) besucht eine psychiatrische Klinik, in der politische Gefangene des stalinistischen Regimes gefangen gehalten werden, trifft dort einen Kollegen (Roger Blin), der die Angst besiegt hat und in der Befreiung von der Angst eine Art mögliche (natürlich nicht, haha) gemeinsame Utopie der Herrscher und Beherrschten zu meinen findet … in die Klinik geht er auch, weil seine Frau (Anne Wiazemsky, die den Namen von Serges Frau trägt) zuhause allmählich irre wird – wie die historische Liuba Russakova, über die der gemeinsame Sohn Vlady im Vorfilm auch gesprochen hat. Serge/Lvovich geht dann nach Hause, wird dabei von einem Gefangenentransporter umkreist, trifft seine verängstigte Frau, geht wieder raus und wird – wie man es davor im Film mit anderen Menschen schon sieht – von Uniformierten entführt und weggebracht. Beklemmend aber toll – und die Kombination beider Filme fand ich sehr gelungen (auch die Reihenfolge passte glaub ich so besser).

    Insgesamt gesehen habe ich damit:

    Monangambééé (Algerien 1967)
    Sambizanga (Angola/Frankreich 1972)
    Aimé Césaire – Un homme, une terre (Martinique/Frankreich 1976)
    Et les chiens se taisaient (Sarah Maldoror, Bernard Favre, Vincent Blanchet; Frankreich 1978)
    Louis Aragon – Un masque à Paris (Frankreich 1978)
    Fogo, île de feu (Frankreich/Kap Verde 1979)
    Carnaval dans le Sahel (Frankreich/Kap Verde 1979)
    À Bissau, le carnaval (Guinea-Bissau 1980)
    Un dessert pour Constance (Frankreich 1980)
    L’hôpital de Leningrad (Frankreich 1982)
    Aimé Césaire – Le masque des mots (Martinique/USA 1987)
    Vlady – Peintre (Frankreich/Mexiko 1989)
    Léon G. Damas (Frankreich 1994)
    La route de l’esclave: Regards de mémoire (Frankreich/Martinique/Haiti 2003)
    Scala Milan AC (Frankreich/Italien 2003)

    Immerhin 15 ihrer Filme … auf der Website gibt es 41, anderswo las ich von 46 … einiges scheint auch verloren zu sein, so wohl auch ihr erste Langfilm („Guns for Banta“, 1971)

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    #12541541  | PERMALINK

    pfingstluemmel
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    Außerdem gesehen:

    The Prestige (Regie: Christopher Nolan – USA/Großbritannien, 2006) 7/10
    The Impaler (Regie: Derek Hockenbrough – USA, 2013) 2/10
    Schlafes Bruder (Regie: Joseph Vilsmaier – Deutschland/Österreich/Tschechien, 1995) 8,5/10

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    #12541701  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Opération «Béton» (CH 1954)
    Film annonce du film qui n’existera jamais: «Drôles de guerres» (FR/CH 2023)
    Scénarios (FR/JP 2024)
    Exposé du film annonce du film «Scénario» (FR/JP, 2024)

    The Match Factory Girl (Tulitikkutehtaan tyttö) (FI 1990)

    Gestern im Kino – drei postume, von engen Mitarbeitenden (Fabrice Aragno, Jean-Paul Battaggia, Nicole Brenez) fertiggestellte Kurzfilme von Jean-Luc Godard nebst seinem Erstling (eindrücklich – endlich mal gesehen!) sowie danach noch ein Kaurismäki … zum chillen – uff ;-) . Erst mein dritter Kaurismäki, da müsste ich auch mal mehr sehen … aber ich glaub, das geht für mich nur im Kino, also ist Geduld angesagt.

    Anlass für den Godard-Abend war eine Buchpräsentation: Zwischen dem Erstlingswerk, das in der nun publizierten Dissertation von Jacqueline Maurer neben „Deux ou trois choses que je sais d’elle“ und „Livre d’image“ die Hauptrolle spielt, gab es einen Vortrag, in dem Maurer ihre Arbeit präsentierte. Das Buch ist bei der Edition Metzel erschienen, scheint sehr schön geworden zu sein … digital kann man es kostenlos kriegen, es trägt den Titel „INFRASTRUCTURE(S) / GRAND(S) ENSEMBLE(S) / DÉ/MONTAGE(S)“, wobei sich die drei Teile auf die drei genannten Filme beziehen.

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    gypsy-tail-wind
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    Wer von euch kommt eigentlich im Oktober nach Zürich? Es gibt im Filmpodium eine Dario Argento-Reihe:
    https://www.filmpodium.ch/reihen-uebersicht/58207/

    Am Samstag 4. Oktober ist der Meister zum Gespräch zu Besuch, am Samstag 1. November gibt es eine Horror-Nacht („Phantom of the Paradise“, „Deliria (Stagefright)“ und „Dèmoni“, Nacht ist übertrieben, das ist wohl so um 1:30 Uhr zu Ende, der erste Film beginnt um 20 Uhr, der letzte um Mitternacht).

    Und das andere Programmkino der Stadt, das Xenix, schliesst sich mit einer grossen Stephen King-Reihe an:
    https://www.xenix.ch/programm/oktober-2025

    Ich bin u.a. fast zwei Wochen in den Ferien während der sechs Wochen des Filmpodium-Programmes – 1.10. bis 15.11. – und kann vermutlich nicht zu Argentos Besuch und definitiv nicht zur Horror-Nacht. Aus der Argento-Reihe habe ich nur „La sindrome di Stendahl“, „L’uccello dalle piume di cristallo“ und „Le cinque giornate“ ins Auge gefasst.

    Nebenbei gibt es im Filmpodium eine grosse Taylor/Burton-Reihe, aus der ich ausgerechnet „Identikit“ von Giuseppe Patroni Griffi mit Taylor wegen meiner Ferien und anderer Termine verpasse) … aber da möchte ich auch ein paar Filme sehen, die ich noch nicht kenne: „A Place in the Sun“ von George Stevens, „Boom!“ von Joseph Losey, „The V.I.P.s“ von Anthony Asquith, „Equus“ von Sidney Lumet, Zefirellis „The Taming of the Shrew“ und vielleicht „The Spy Who Came in from the Cold“ von Martin Ritt. Mal schauen, was gehen wird.

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    #12541817  | PERMALINK

    pfingstluemmel
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    Die Horrornacht würde ich mir nicht entgehen lassen. Wann kann man schon mal Filme von Michele Soavi und Lamberto Bava im Kino sehen? Noch dazu zwei richtig gute, die sehr viel Spaß machen. Phantom of the Paradise ist der De Palma-Film, oder? Den kann man dann auch gleich mitnehmen. Schönes Programm.

    Deine Argento-Auswahl ist etwas seltsam. Le cinque giornate verstehe ich noch, das ist der obskurste. Wenn du jedoch Opera, Tenebre und Inferno noch nicht gesehen hast, wüsste ich nicht, warum du La sindrome di Stendhal vorziehen solltest. Immer noch einer der besseren Argentos, aber mit merklichen Schwächen. Inferno hat außerdem einen direkten Bezug zu Suspiria.

    --

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